Vorboten

Die nächsten Tage gab ich mich der Vorstellung alles sei gut, vollkommen hin. Ich war der glücklichste Mensch auf Erden. Nichts konnte mein Glück trüben, ich verschwendete keinen überflüssigen Gedanken, wenn es nicht unbedingt sein musste.
Alles andere war mir schlicht und einfach egal.

Mit Merlin an meiner Seite fühlte ich mich stark, begehrt und sicher. Hatte ich mir zuvor unendliche Sorgen wegen dem Beobachter gemacht, hatte ich Angst gehabt, jemand würde mein Geheimnis kennen, so war ich jetzt völlig im Glück versunken.
Nur ein Kuss genügte und die um mich herum Welt veränderte sich. Sie war nicht mehr düster und kalt. Sie war auf einmal warm und einladend und voller neuer Überraschungen.
Eine zärtliche Berührung oder sanft ins Ohr gemurmelte Worte brachten mich zum kichern.
Ich würde sogar wagen zu behaupten, dass diese Tage die besten meines Lebens waren. Alles war auf einmal einfach, ja es machte mir sogar richtig Spaß in Camelot zu leben.
Ich hatte den ganzen lieben langen Tag ein Lächeln im Gesicht, ertappte mich wie ich summend putzte und immer wieder aus Tagträumen aufschreckte, wenn mich jemand ansprach.
Ich schwebte durch die Welt. Auch wenn ich mich nicht mehr verwandeln konnte, waren mir doch Flügel gewachsen. Angst gab es für mich nicht mehr.
Ich hatte alle Sorgen vergessen, hatte die Welt selbst vergessen, so heillos hatte ich mich verliebt.

Aber was bedeutete das für mich?
Liebe ist das größte Geschenk welches man im Leben bekommen kann, dachte ich mir immer wieder wenn ich mit Merlin zusammen war.
Und ein Leben ohne sie ist einsam, sinnlos, nicht zuletzt verflucht.
Nie zuvor hatte ich geglaubt so fühlen zu können, dazu überhaupt nach allem was passiert war im Stande zu sein, oder mich ihr voll und ganz hinzugeben.
Ich hatte sie gefunden, hatte mich unsterblich in Merlin verliebt.
Hals über Kopf war ich in etwas hineingeraten, unfähig mich wieder zu lösen.
Ich hätte alles getan. Es gab nichts wozu ich nicht bereit gewesen wäre. Denn so ist Liebe.
Sie fragt nicht nach warum oder wieso.
Sie fragt für wen. Und jedes Mal wenn ich in diese wundervollen dunklen Augen blickte, wusste ich warum ich damals zurückgekommen war, wusste ich warum ich damals nicht mit meiner Schwester gegangen war.
Ich hätte es nicht übers Herz gebracht ihn zurückzulassen.
Mein Herz hatte entschieden, nicht mein Verstand.

Das ich alles teuer würde bezahlen müssen, davon ahnte ich nichts. Genauso wenig wie von dem Tod und den Schmerzen, welche bald das Gesicht des Königreiches prägen sollten. Tod und Schmerzen für die ich allein verantwortlich sein würde.

Seufzend schloss ich die Tür der Schlossküche nachdem ich das letzte noch brennende Licht gelöscht hatte. Ein anstrengender Arbeitstag war eben für mich zuende gegangen.
Auch wenn ich die letzte noch Arbeitende im ganzen Schloss war, ließ ich mir Zeit.
Die Ruhe tat mir gut.
Ich mochte meine Arbeit, nicht zuletzt weil ich den ganzen Tag mit Gwen zusammen war und mit ihr ausgelassen über dies und das reden konnte.
Sie wollte alles über mich und Merlin wissen, war ganz begierig darauf jedes Detail über ihre Freunde zu erfahren.
Gwen war die erste der ich von unserem Kuss gleich am nächsten Tag erzählt hatte.
Ich dagegen durchbohrte meine Freundin liebend gern mit Fragen über sie und Arthur.
Gwen winkte zwar immer errötend ab, doch ich wurde das Gefühl nicht los das ich etwas an dem hübschen, blonden Prinzen lag.
Allerdings nicht nur deswegen liebte ich meine Pflichten in der Burg.
Nein, es lenkte mich vom sinnlosen Grübeln ab, gab mir eine Aufgabe.
Man denkt nunmal nicht allzu viel nach wenn man den ganzen Tag Wäsche umherträgt, den reichen Herrschaften ihr Essen bringt und ihre Gemächer in Ordnung hält. Das ich mich auch glänzend mit allen von den Rittern verstand milderte meine Freude natürlich nicht. Besonders Gwaine war immer wieder froh darüber mich zu sehen. Ständig fragte er mich über Merlins Gesang aus.
Ich grinste nur verlegen, wenn das Gespräch auf dieses Thema fiel und überließ es dem großmauligen aber auch charmanten Ritter sich seinen Teil selbst zusammen zu reimen.
Arthur war natürlich auch nicht entgangen, dass Merlin und ich uns näher standen als es bei Dienern üblich war.
Dauernd zog er mich damit auf, fragte ziemlich intime Sachen und riss seine kleinen spöttischen Witze.
Ich verdrehte dann immer nur die Augen und ging einfach aus seinem Gemach.
Merlin hingegen musste sich den lieben langen Tag Arthurs Beziehungstipps und gut gemeinte Ratschläge anhören.
Als ob er Stroh im Hirn hätte und nicht selber drauf kommen würde, dass Mädchen Blumen mögen...
Trotz allem sah ich ihm deutlich an, dass er sich für seinen Freund freute.
Ja, auch wenn der eitle Prinz es nicht zugeben wollte, ihm lag etwas an Merlin. Und doch kannte er ihn nicht wirklich, obwohl er all die Jahre sein Diener gewesen war.
Was wenn er über seine Zauberkräfte herausfinden würde?
Würde er ihn immer noch so akzeptieren?
Könnte er ihn überhaupt noch akzeptieren?
Merlin glaubte das Arthur eines Tages ein großer König sein würde. Ich sah das genauso.
Aber ich machte mir auch Sorgen wegen Uthers Einstellung zur Magie und seinem damit verbundenen Einfluss auf seinen Sohn.
Würde des Prinzen Herz letztendlich auch zu Stein erstarren?

Ich war völlig in Gedanken versunken, als ich mir meinen Weg durch die Festung an all den Kammern und Gemächern vorbei suchte.
Es war dunkel in den Gängen, die meisten der Bewohner hatten sich schon vor Stunden schlafen gelegt. Nur das Echo meiner eigenen Schritte folgte mir durch die langen Flure, die meisten der Fackeln waren heruntergebrannt und spendeten nur noch spärliches Licht.
Nicht einmal traf ich auf eine Wache.
Es war merkwürdig, doch ich dachte immer noch über Merlin und Arthur nach, nahm es nicht war.
Andererseits wäre mir aufgefallen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmen konnte.
Bei all den zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen die Uther einberufen hatte, hätte ich längst auf einen Nachtwächter treffen müssen.
Vielleicht passten solche Gedanken an Sicherheit im Moment aber auch nicht in meine ach so heile Welt.
Ich achtete nicht mal darauf wo ich überhaupt hinging.
Es war als zöge mich eine unsichtbare Kraft in eine bestimmte Richtung und ich war unfähig mich dagegen zu wehren. Erst als ich schon fast vor den Kerkern stand, fiel mir auf wo ich eigentlich war.
Ich stand am Anfang einer hinabführenden Treppe im Ostflügel des Schlosses.
Die Verliese lagen rechts von mir den Gang herunter.
Erst einmal war ich je hier unten gewesen, und doch wusste ich was am Fuß der Treppe im Dunkeln lag.
Die Gewölben unter dem Schloss. Und dann sah ich sie.

Isley lehnte gegen eine Wand, blaue Flammen brannten in ihrer offenen Hand und beleuchteten flackernd ihr Gesicht in einem unheimlichen Ton.
Sie starrte mir erwartend entgegen.
Ihre blassen Lippen verzogen sich zu einem flüchtigen Lächeln, als sie mein geschocktes Gesicht sah.
"Hallo Schwester, ich wusste du würdest kommen.", ihre Stimme klang anders, wehmütiger als ich sie das letzte Mal sah.
Als ich meinen ersten Schreck überwunden hatte, musterte ich sie eingehender.
Auch ihr Gesicht wirkte ausgemerkelt, die Wangenknochen stachen im blassen Licht spitz hervor und ihre sonst so schönen braunen Locken hingen kraftlos herab.

Wie erstarrt war ich an der Treppe stehen geblieben. Meine Hände klammerten sich fest um das kalte Geländer.
Wie war sie hier reingekommen? Was machte sie hier?
Hastig sah ich mich um.
Doch niemand war mir gefolgt, ich war allein mit meiner Schwester. Das Schloss schlief friedlich weiter. Schnell stieg ich die letzten Stufen hinab, überwand die wenigen Meter und schloss sie in die Arme. Das Licht in ihrer Hand erlosch und hüllte uns in tiefe Schwärze.
Fest drückte ich meine kleine Schwester.
So lange hatten wir uns nicht gesehen, so viel war geschehen und ich hatte sie wirklich fast vergessen.
Sie war zwar immer in meinen Gedanken gewesen, doch nie war ich auf die Idee gekommen nach Isley zu suchen.
Ich war zu beschäftigt damit gewesen mit meinem eigenen Leben einigermaßen klarzukommen, mich mit meinen Gefühlen und meinen Ängsten auseinanderzusetzten und nun auch noch restlos glücklich zu sein.
Nie hatte mir nicht den Kopf über meine Schwester zerbrochen.
Und nun stand sie hier.
An einem viel zu gefährlichen Ort.

"Isley, was machst du hier? Was ist wenn dich jemand sieht?", ich freute mich nicht sie zu sehen. Nein, ich bekam nackte Panik.
Isley schob mich sanft weg, griff nach meiner Hand und zog mich stumm hinter ihr her in die Schatten hinein, weg von der Treppe.
Wir liefen mehrere Minuten schweigend durch die totenstillen Katakomben.
Mir fiel auf des Isley einen mittelgroßen Bogen geschultert trug, sowie einen Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken.
Ein Bogen wie wir ihn in unserer Kindheit oft benutzt hatten.

"Wie geht es dir Skye?", fragte sie schließlich argwöhnisch, als wir endlich stehen blieben. Die Luft hier war kühl, ja sogar etwas feucht.
Wir mussten weit unter dem Schloss sein.
"Gut... sehr gut... aber verdammt nochmal Isley was machst du hier?", fragte ich aufgebracht.
Ich hatte Angst um sie.
Natürlich.
Sie war in diesen Mauern in Lebensgefahr.
Meine Schwester stieß langsam die Luft aus, ohne Licht konnte ich nur gerade so ihre ungefähren Konturen erkennen.
"Ich muss dich warnen.", murmelte sie sanft.
"Warnen?", fragte ich ungläubig, "Vor was denn?"
"Nicht vor was. Vor wem.", Isley klang plötzlich vom einem auf den anderen Moment gehetzt. Eine nie gekannte Angst schimmerte dunkel in ihren Augen.
"Es ist Cole. Er hat dich gesehen. Er... er hat dich als Drache gesehen.", sagte sie atemlos.
Da fiel der Groschen endlich auch bei mir.
Ich hatte Cole in jener Nacht im Wald gesehen.
Er hatte mich beobachtet, er kannte mein Geheimnis.
Es war kein Fremder gewesen, es war mein Bruder.
Aber er war mein immerhin Bruder, unser Bruder, doch Isley schien das in blanke Panik zu versetzen.
"Und er hat es Morgana gesagt. Sie... sie war äußerst... sehr begeistert.", fuhr sie unaufhaltsam fort.
Mir wurde eiskalt.
Die Angst der letzten Wochen, die ich durch Merlin verloren hatte, war nun wieder mit einem Schlag da.
Morgana kannte meine Gabe.
Ich hatte die Hexe nie getroffen, aber ich hatte mehr als einmal schreckliche Geschichten über das ehemalige Mündel Uther Pendragons gehört.
"Was will Morgana von mir?",fragte ich direkt. Isley wäre nicht hier wenn Morgana sie nicht geschickt hätte oder nichts von mir wöllte. Nun klang selbst ich unsicher.
Warum sollte die Hexe mich auf einmal interessant finden.
Es sei denn Isley hatte ihr Versprechen gehalten und weder Cole noch Morgana etwas erzählt.
Und erst Cole hatte ihr die Neuigkeiten über seine eine Schwester überbracht.
"Du wärst die perfekte Waffe für sie.", sagte Isley leise und bestätigte was ich dachte.
Ich schluckte hart. Nein, niemals. Sie würde mich nicht mit in diesen Krieg hineinziehen.
Ich würde ihr niemals helfen, so viel war mir klar.
"So lange schon führt sie diesen Krieg, diesen endlosen Kampf gegen Camelot.
So viel hat sie schon verloren, aber mit dir", Isley tippte mit ihrem Finger kurz auf meine Brust, "mit dir kann sie diesen Kampf gewinnen."
Ihre Stimme jagte mir kalte Schauer über den Rücken.
"Wie kann sie glauben ich würde mich ihr jemals freiwillig anschließen, nach allem was sie getan hat, nach all den Menschen die sie auf dem Gewissen hat?!"
Ich wurde wütend.
Für nichts in der Welt würde ich mich gegen meine Freunde stellen. Würde ich mich gegen Merlin stellen.
Und Morgana würde mich auch nicht dazu bewegen können, egal wie mächtig sie doch war.
"Verdammt nochmal Skye. Morgana ist nicht dumm. Sie will dich, und früher oder später kriegt sie immer was sie will."
Isley hatte Angst.
Wahrscheinlich mehr Angst als ich.
Ich sah es in ihren Augen, die wild umher huschten und die Umgebung im Blick behielten.
Sie machte den Eindruck eines gejagten Tieres.
"Warum bleibst du dann bei dieser Hexe?", warf ich ihr lauthals vor. Ich konnte einfach nicht anders, immerhin hatte sie sich selbst für ihre Seite entschieden.
Meine Schwester fuhr sich mit der Hand über die Augen, ich sah eine Träne in der Dunkelheit ihre Wange schwach schimmernd herabrinnen.
Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut, doch das war mir egal.
"Ich... ich... ich hab doch keine Wahl Skye. Bitte du musst mir glauben, hätte ich damals... oh Gott...ich will das nicht mehr machen. Ich kann das nicht mehr", schluchzte sie.
Erst da wurde mir klar, dass sie immer noch meine kleine Schwester war.
Dass sie drei Jahre jünger war als ich.
"Warum läufst du dann nicht weg?", versuchte ich sie einigermaßen sanft zu fragen.
Doch ich wusste selbst das das unmöglich war.
Laut allem war Morgana nicht der Typ der Gefolgsleute einfach so gehen ließ.
"Wohin denn? Was ist mir denn noch geblieben? Glaubst du die Hexe würde mich einfach so gehen lassen?", fragte sie ausdrucklos.
Ich schüttelte den Kopf.
Sie hatte Recht. Es gab keinen Ausweg für sie.
Isley hatte gewählt.
Und ihre Wahl kam ihr teuer zu stehen.
"Warum bist du dann hier?"
Es war eigentlich eine simple Frage, aber ich brauchte eine Antwort darauf.
Warum hatte sie sich mitten in der Nacht nach Camelot geschlichen, an einen Ort wo sie unter Todesstrafe gesucht wurde.
"Ich konnte dich doch nicht damit allein lassen. Ich konnte dich doch nicht zum Spielball Morganas werden lassen. Du musst auf dich aufpassen Skye. Sie findet immer einen Weg. Du musst mir versprechen auf dich aufzupassen. Bitte versprich es mir!", flehte sie mich an, dabei umklammerte sie meine Handgelenke mit aller Kraft.
"Isley, ich werde niemals gemeinsame Sache mit Morgana machen. Sie wird mich nie überzeugen können.", stellte ich ruhig klar, auch wenn mir im Inneren nicht ganz so gelassen zu mute war.
"Du musst dich auch vor Cole in Acht nehmen. Er ist nicht mehr unser Bruder. Er hat sich verändert. Bitte Skye du musst auf dich aufpassen!", fuhr Isley rasend fort.
"Ich bezweifle das Cole jemals einem von uns beiden irgendetwas antun würde. Isley er ist mein Bruder. Deiner auch. Er kennt uns seit unserer Geburt."
"Er hat sich verändert Skye! Bitte, du darfst ihm nicht trauen! Er ist gefährlich!", sie schrie mich nun fast an.
"Wenn du wüsstest was er alles getan hat. Bitte Skye, du musst auf dich aufpassen.", flüsterte sie tonlos. Es klang als ob ihre Stimme gebrochen war.
Isley hatte hinter einer Fassade gelebt, die ganze Zeit hatte sie sich als mutig ausgegeben, doch nun begann ihre äußere Hülle zu bröckeln und offenbarte wie es wirklich um ihr Herz stand.
Sie war ein verängstigtes kleines Mädchen, welches verzweifelt einen Ausweg suchte.
Tränen standen in meinen Augen.
Ich wollte das nicht glauben.
Cole war doch mein Bruder.
Er würde mir doch nie etwas antun.
Nein, Isley musste sich irren. das durfte nicht war sein.
Die beiden waren doch alles was noch von meiner Vergangenheit übrig war.
"Isley, mir geht es hier gut. Niemand weiß von mir, zumindest kennt niemand mein Geheimnis. Ich mache mir eher Sorgen um dich. Was wirst du tun?", ich bemühte mich so viel Vertrauen wie ich konnte in diesen Satz zu legen und ignorierte die Tatsache sie gerade angelogen zu haben. Denn natürlich wusste Merlin über mich Bescheid.
"Was kann ich tun?", fragte Isley ausdrucklos, "Mein Leben ist so gut wie verwirkt."
"Nein, das glaube ich dir nicht. Man hat immer eine Wahl."
Doch ich klang selbst nicht überzeugt. Zu viel hatte sie mir erzählt.
Ich hatte die Angst in ihren Augen gesehen.
Todesangst.
Isley schüttelte traurig den Kopf.
"Das sagt sich immer so leicht. Das man im Leben eine Wahl hat, oder nicht", setzte sie an, "Doch das ist gelogen. Ich habe die einzige Familie die ich noch hatte verloren. Es gibt nur noch einwas was ich tun kann."
Sie legte mir ihre Hände auf die Schultern.
Nie zuvor hatte ich so viel Zuneigung zu meiner kleinen Schwester empfunden, nie zuvor war sie mir so erwachsen vorgekommen wie in diesem kurzen Moment als ich den Druck ihrer Hände auf mir spürte..
"Ich werde zurück zu Morgana gehen und herausfinden was sie mit dir vorhat. Das schulde ich dir."
"Wenn Morgana dich durchschaut bist du tot.", sagte ich ernst.
"Wenn ich nichts tue sind wir alle tot.", entgegnete sie kopfschüttelnd.
"Aber...", setzte ich an. Ich wollte meine Schwester nicht auf ein Himmelfahrtskommando schicken. Nicht wegen mir. Aber sie hatte Recht, es schien auch mir der einzige Weg. Denn in Camelot konnte sie nicht bleiben und irgendwo anders würde Morgana sie eh finden.
"Mach dir um mich keine Sorgen...", sie lächelte mich gequält an, "ich bin nicht mehr deine kleine hilflose Schwester. Ich weiß mich zu verteidigen.", sie deutete nickend auf den Bogen.
"Nein du bist der mutigste Mensch den ich kenne.", gab ich ehrlich zu.
"Skye?", sagte sie leise.
"Ja?"
"Ich hab Angst, Skye"
"Ich auch Schwesterherz, ich auch."
Es brachte nichts sie anzulügen. Und ich wurde das bedrückende Gefühl nicht los, dass sie nur der Vorbote eines gewaltigen Sturms war, der dieses Land bald erschüttern würde.
Sie war still geworden, starrte in die Dunkelheit vor sich.
"Woher wusstest du eigentlich das ich dich finden würde?", versuchte ich sie aus den trüben Gedanken zu reißen.
"Oh, naja... das war kein Zufall Skye. Ich... nun ja.... ich hab mir erlaubt kurzzeitig Kontrolle über deinen Verstand zu übernehmen. Tut mir leid, aber ich musste doch unbedingt mit dir reden.", gab sie zerknirscht zu.
Ich lächelte sie an. Zum ersten Mal an diesem Abend.
"Das ist bestimmt ab und zu ganz praktisch, nicht war Isley?"
Sie grinste.
"Das kann man schon so sagen.", dann wurde sie wieder ernst, "Hast du denjenigen gefunden wegen dem du zurück gekommen bist?"
"Ja", sagte ich knapp angebunden. "Und", hakte meine Schwester nach, "war er es wert?"
Ich nickte. "Ja, er war es absolut wert."
"Nun, das freut mich für dich Schwesterherz. Dann hat wenigstens eine von uns das Glück gefunden."
Ich lächelte gequält.
Gerade wollte ich zu einer Antwort ansetzten, als ich Schritte hinter uns hörte.

Schnell wandte ich mich an Isley. Wir waren nicht allein.
Jemand war hier.
In den Gewölben.
Und er kam direkt auf uns zu.
Man durfte sie nicht entdecken. "Geh", zischte ich ihr panisch zu. Isley sah mich angsterfüllt an, auch sie hatte die Geräusche gehört. "Bitte Isley. du musst verschwinden. Die töten dich wenn sie dich hier noch einmal sehen."
Sie drehte sich um, war schon ein paar Meter gelaufen.
Da stoppte sie mitten in der Bewegung und rannte zu mir zurück.
"Was ist denn noch?", flüsterte ich erregt. Wer auch immer da war, er würde uns jeden Moment sehen. "Hör zu Skye. Geh nicht mehr allein aus dem Schloss, vertraue niemandem mehr. Versprich es mir Skye", raunte sie mir hastig zu. Die Schritte kamen näher.
Laut dem Klang war es nur eine einzelne Person, aber ich konnte mich auch täuschen.
Isley musste verschwinden.
Sofort.
"Ja Isley ich verspeche es dir. Mir passiert nichts. Und jetzt geh." Doch sie rührte sich nicht.
"Geh!", keifte ich erneut.
Mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren.
Man würde sie fangen und töten wenn sie nicht sofort abhauen würde.
"Was ist mit dir Skye? Was wird dir passieren wenn man dich hier unten spät in der Nacht aufgreift?" Ihre Frage verwirrte mich.
Aber sie hatte Recht.
Was würde man mit mir machen? Ich schüttelte den Kopf.
Dafür war jetzt keine Zeit.
"Ich komm schon klar. Bitte Isley, jetzt geh endlich."
Sie sah mich an. Dann schulterte sie ihren Bogen ab, gab ihn mir zusammen mit dem Köcher. "Hier.", sagte sie knapp als sich meine Hände um das polierte Holz schlossen, "der wird dir mehr helfen als mir."
Ich schluckte.
Ihre Hand ruhte auf meiner Schulter für einen kurzen Moment. Die Schritte waren jetzt ganz laut zu hören.
Ihr Echo prallte von den Wänden ab und tönte durch den Kerker. "Geh", zischte ich. "Halt dich an deine Freunde Skye.", murmelte Isley, während sie mehrere Schritte zurück trat.
"Pass auf dich auf", dann drehte sie sich um und verschwand in den Schatten.
Im selben Moment hörte ich wie die Person hinter mir um eine Ecke trat.
Er hatte mir meinen Weg zurück abgeschnitten.
Es gab nur eins was ich tun konnte.
Ich umklammerte den Bogen, angelte einen langen, glatten Pfeil aus dem Köcher und legte ihn in die Sehne ein.
Der Fremde hatte offenbar eine Fackel dabei, denn langsam begann Licht über die Wände zu tanzen und beleuchtete meine zitternden Hände die sich um den Bogen krallten.
Die Schritte verstummten.
Er war stehen geblieben.
Dann hörte ich das scharfe Klirren, als er sein Schwert aus der Scheide zog.
Mein Zeigefinger und mein Mittelfinger legten sich um den Pfeil in der Sehne, flüchtig kitzelten die Federn meine Haut. Konnte ich einen Menschen einfach so töten?
Ich war keine schlechte Schützin. Aber ich hatte bisher nur auf Tiere geschossen.
"Gebt Euch zu erkennen", forderte eine tiefe, entschlossene Stimme hinter mir.
Es war ein Mann.
Ich atmete tief aus, dann drehte ich mich langsam um, hob den Bogen und zog die Sehne bis hinter mein Ohr.
Ich zielte auf sein Herz.
Dort stand er, wenige Meter von mir entfernt, das Gesicht im Schatten verborgen.
Sein Schwert blitzte silbern in der einen, die Fackel loderte grell in der anderen Hand.
Zöger nicht, ermahnte ich mich, spannte meine Muskeln an und kniff mein Auge zusammen.
Er würde nichts spüren.
Es würde ganz schnell gehen.
Gleich war es vorbei...

"Skye?!", fragte er auf einmal ungläubig.
Ich riss erschrocken die Augen auf. Der Pfeil schnappte von der Sehne und trudelte wenige Meter durch die Luft, bevor er auf den Boden sank.
Klappernd fiel mir der Bogen aus den Händen.
Ich kannte ihn.
Vor mir in dem düsteren Gang stand Arthur.


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