Übung macht den Meister

Ich bin übrigens gerade dabei ein paar One Shots über Merlin in Englisch zu schreiben.
Schaut doch mal vorbei :D

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Nach Gaius ausführlichen Erklärungen rauchte mir erst einmal gehörig der Schädel.
Wer konnte es mir auch verübeln?
Jeden Tag erfuhr ich mehr über mich, erkannte das mein altes Leben eine einzige Lüge war.
Meine geliebten Eltern, meine Geschwister, die ich mein ganzes Leben kannte, niemand war so wie ich es all die Jahre geglaubt hatte.
Und dann kamen noch all die Enthüllungen die mich betrafen dazu.
Die Legende hatte mich nachdenklich gestimmt.
Steckte wirklich ein Teil eines Drachens in mir?
Besaß ich ein Stück Drachenherz?
Was, wenn der Drache in mir stärker war als gedacht?
Außerdem sah ich den Übungsstunden mit Merlin mit gemischten Gefühlen entgegen.
Was wenn ich wieder so ungeheuere Schmerzen haben würde?
Wenn es ihm nicht gelang den Drachen in mir zu bändigen und ich wieder jemanden angriff?
Wenn ich nicht stark und nicht standhaft genug war um gegen ihn zu bestehen?
All diese Fragen kreisten mir unaufhörlich durch den Kopf.
Zudem machte ich mir noch über Merlin und seine Zauberkraft Gedanken.
Ich hatte so viele Fragen an ihn.
Meine Gefühle für ihn natürlich rausgenommen, diese Frage konnte ich mir nicht einmal selbst beantworten.
Bisher war ich nur Isley begegnet, dem einzigen magischen Menschen bis jetzt, da warfen sich natürlich ganz neue Fragen in mir auf.
Isley hatte sie damals nicht beantworteten können, sie war ja selbst noch verängstigt und überrascht über ihre Fähigkeiten gewesen.
Doch Merlin würde mir bestimmt einiges erklären können da er doch mit Gaius zusammenlebte, der ja wirklich von allem eine Ahnung zu haben schien.
Aber auch Merlin würde mit mir einiges zu klären zu haben.
Dessen war ich mir sicher.
Wäre mir doch bloß nicht Isleys Name aus dem Mund gerutscht.
Ich wollte die Geheimnisse meiner Schwester und Familie nicht preisgeben.
Es fühlte sich irgendwie falsch an.
Fast wie Verrat.
Doch ich machte mir zumindest für diesen Tag umsonst Sorgen.
Merlin kam in einem nicht mehr ansprechbaren Zustand wieder.
Sein Haar war voller Pferdedung und eine dicke Beule prangte in seinem Gesicht.
Auf meine Nachfrage murmelte er nur etwas was wie "Arthur" klang.
Nachdem ich mit Gaius Hilfe Merlin gewaschen hatte, trug ich ihn wirklich fast ins Bett.
Eigentlich wollte ich ihn ja nur stützen, da er doch recht unsicher auf den Beinen wirkte, doch letztendlich lehnte er sich mit seinem vollen Gewicht auf mich, da hätte ich ihn auch gleich tragen können.
"Ich komm nie wieder zu spät", murmelte er als ich ihn zudeckte und das Licht löschte.

Am nächsten Abend holte Merlin mich wie abgesprochen ab.
Ich musste mich zusammenreißen ihn nicht auszulachen, denn was gestern noch eine Beule gewesen war, war über Nacht zu einem riesigen violetten Etwas herangeschwollen und prangte direkt in der Mitte seiner Stirn.
Merlin weigerte sich stricktweg mir zu sagen was passiert war.
Arthur raunte mir hinter vorgehaltener Hand zu er sei gegen eine Tür gelaufen.
An jenem Abend brachen wir also auf.
Wir schlichen uns vorsichtig aus dem Schloss, denn noch immer wurde alles scharf überwacht und die Ausgangssperre würde noch eine ganze Weile bestehen.
Zügig führte Merlin mich durch den Wald, den Kopf gesenkt und immer auf Geräusche achtend.
Ich fröstelte.
Meine Kleidung bestand aus einem einzigen schweren Umhang und Stiefeln.
Sonst trug ich nichts.
Sie würde bei der Verwandlung sowieso zerreißen und den Umhang konnte ich ablegen, die Stiefel ausziehen.
Wenn uns jetzt jemand erwischen würde, dann war die unangenehme Überraschung vorprogrammiert, dann würde ich uns nicht mit Sing-Stunden herausreden können.
Wir erreichten eine kleine von Birken umsäumte Lichtung.
Der Mond schien hell und tauchte die Umgebung in silberhelles Licht, ließ nur hier und da die schwarzen Schatten der Nacht zu.
Hunderte weiße Blumen wuchsen zu Füßen der Birken und hohe Tannen schottenten den Platz perfekt ab.
Da waren wir nun.
"Du weißt was du zu tun hast?", fragte Merlin mich ein letztes Mal.
Ich nickte, sprechen konnte ich nicht.
Noch immer hatte ich Angst auch wenn Gaius mir versichert hatte, dass sie unbegründet sei.
Er hatte meine Schmerzen aber immerhin auch nicht gefühlt.
Merlin schritt zu mir herüber, sein Blick fest auf meine Augen gerichtet.
"Hey Skye", sagte er sanft aber bestimmt, "du schaffst das. Glaub an dich."
Eine Weile lag seine Hand auf meiner Schulter, dann drehte er sich um und ging hinüber zu den Birken.
Ich legte den Umhang ab.
Raschelnd fiel er zu Boden.
Noch immer hatte mir Merlin den Rücken taktvoll zugewandt.
Die kalte Nachtluft strich kühl über meine nackte Haut und die feinen Häärchen auf meinen Armen stellten sich auf.
Ich hob den Kopf und sah die kalten Sterne über mir gleißend scheinen.
Glaub an dich. Glaub ganz fest daran.
Du kannst es schaffen.
Ich schloss die Augen.
Tief sog ich die Luft ein.
Rief den Drakir in mir herbei.
Ruhig atmete ich weiter.
Doch die Luft war nicht mehr kalt in meinen Lungen.
Ich lächelte als ich die Hitze in mir willkommen hieß.
Erst war sie so schwach wie sanft glimmende Glut, dann brauste sie mit aller Kraft über mich herein wie ein wild entfesselter Feuersturm.
Ein Schauer durchlief meinen Körper und meine Haut verschwand ziepend.
Schuppen überzogen meinen Körper, ließen keinen Zentimeter aus.
Mein Kiefer spannte sich und verschob sich.
Mit der Zunge spürte ich die scharfen Reißzähne in meinem Rachen wachsen.
Wie zuvor brachen meine Flügel aus meinen Schultern hervor und breiteten sich knisternd hinter mir zu ihrer ganzen Pracht aus.
Es war nicht mehr so schmerzhaft, aber nach wie vor zog es in meinen Gliedern als meine Knochen sich zu verschieben begannen.
Der Wind fuhr durch die dünnen Membranen, umspielte meinen Körper.
Ich öffnete die Augen.
Ich sah jedes einzelne Blatt, jeden Grashalm sich in der Brise wiegen, hörte selbst Tiere in riesiger Entfernung.
Ich blickte an mir hinab.
Ich sah aus wie die Frau in dem Buch.
Nur meine Flügel waren nicht so groß, dafür mein Brustkorb geweitet und mit brennenden Schuppen überzogen.
Ich öffnete den Mund und atmete sanft aus.
Ich hatte nicht gemerkt das ich die Luft angehalten hatte.
Nichts passierte.
Ich schloss die Augen stellte mir in Gedanken die Hitze vor und atmete erneut aus.
Funken stoben in die Nacht, erglühten hell und erloschen.
Ich verzog den Mund zu einem Lächeln.
"Ich wusste du schaffst es", sagte Merlins Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um, mein langer Schwanz schlängelte sich über den Waldboden, meine Flügel plusterten sich auf.
Keine Angst war in seinem Gesicht zu lesen.
Er trat zu mir und berühte meine schuppige Wange, sah mir in die geschlitzen Pupillen, dann betrachte er den Rest meines feurigen Körpers.
Merlin schob mir andächtig eine Strähne meines kohlrabenschwarzen Haars hinters Ohr.
"Und du denkst, du bist ein Monster", sagte er ehrfürchtig.

Jeden Abend trafen wir uns auf der Lichtung.
Wir konnten stundenlang über Magie und Zauberwesen reden.
Merlin erzählte mir alles.
Von seinem Schicksal, von Albion, von seiner außergewöhnlichen Gabe und all seinen Abenteuern.
Wir kamen uns immer näher.
Mein Herz begann in seiner Nähe schneller zu schlagen und ich fühlte mich geborgen.
Er erzählte mir auch von Freya. Seiner einstigen Geliebten.
Er vertraute mir sein ganzes Leben an.
Mit ihm konnte ich über all meine Ängste reden, Fragen aller Art stellen und mich einfach unbeschwert amüsieren.
Nicht selten fragte ich mich ob ich nicht doch mehr empfand als nur gute Freundschaft.
Doch wie ich mir vorgenommen hatte, erzählte ich selbst ihm nichts von Isley.
Ich gab zwar zu sie im Wald getroffen zu haben, aber erfahren würde Merlin nichts von mir.
Auch mit Arthur verstand ich mich blendend. Er wurde wie ein großer Bruder für mich.
Wann immer ich traurig war schaffte er es mich aufzuheitern.
Gwen wurde mir über die Zeit zur besten Freundin die ich je hatte, wir tratschten viel über dies und das.
Selbst Merlin ließen wir nicht aus.

Hatte die Verwandlung anfangs noch ewig gedauert und geziept und an meinen Knochen gezogen, so ging sie jetzt reibunglos und in sekundenschnelle von statten.
Ich gewöhnte mich an meine Drakir Gestalt erstaunlich schnell.
Bald fühlte ich mich mit meinem Schuppenkleid wohler als mit meinen sonstigen Sachen.
Ich vermisste das Gefühl meiner Flügel auf dem Rücken wann immer ich normal war.
Mehrmals ertappte ich mich dabei wie ich mit den Fingern über meine Schultern strich und verzweifelt irgendetwas suchte.
Wir hatten etwa eine Woche geübt, als Merlin mir offenbarte es sei an der Zeit für einen kleinen Rundflug.
In dieser Nacht war ich dem Himmel nicht nur nahe, ich war der Himmel.
Ich war ein Teil von ihm geworden.
Der Wind umspielte meine kräftigen Flügel, suchte sich pfeifend den Weg an mir vorbei, ließ mich über die dunklen Lande gleiten.
Nie zuvor waren mir die Sterne so nahe erschienen, es war als könnte ich sie berühren wenn ich nur immer höher flog.
Sie funkelten herab, bildeten ein fröhliches Farbenspiel auf meinen roten Schuppen und ließen mich träumen.
Ich überwandt alles. Jegliche Grenzen existierten für mich nicht mehr. Immer höher stieg ich zum Himmelszelt auf, immer kleiner wurden die Punkte unter mir.
Alles konnte ich in der Luft zurücklassen, alles und jeden.
Ich sah Wälder, Flüsse, Dörfer und Burgen unter mir vorbeiziehen.
Die rhytmischen Schläge meiner Schwingen brannten sich in mein Gedächtnis, es war als hätte ich erneut laufen gelernt.
Ich legte mich in den Sturzflug, zischte pfeilschnell auf die Erde zu, sah die Konturen in meinen Augenwinkeln verschwimmen, der Boden kam näher, dann schraubte mich erst in letzter Sekunde wieder in den Himmel.
Ich stürzte mich kopfüber in schimmernd schwarze Seen, tauchte unter Wasser und brach schillernd wieder hervor.
Niemals in meinem Leben hatte ich mich so frei gefühlt, so ungebunden und lebendig.
Es war als hätte ich mich selbst gefunden.
Alles war in Ordnung zumindest für den Moment.

Als ich heute von meinem Ausflug zurückkehrte sah ich Merlin frierend und schlafend am Stamm einer Birke sitzen.
Natürlich, der Sommer war fast zu Ende, die Blätter begannen sich bereits gelb zu färben und die Nächte wurden kühler.
Es war nun mehrere Monate her, dass sie mich im Wald gefunden hatten, dass meine Eltern getötet wurden.
Doch ich hatte endlich meine Lebensgeister wiedergefunden.
Schnell hob ich den Umhang mit meinen Klauen auf und verwandelte mich zurück.
Ich schlüpfte in den Mantel und meine Stiefel und ging hinüber zu Merlin der immer noch schlafend da saß.
Ich war fast bei ihm als es im Wald hinter mir knisterte.
Erschrocken drehte ich mich herum und spähte in die Schatten.
Ich sah kurz ein Gesicht aufblitzen, dann zogen Wolken vor den Mond und die Person verschwand in der Dunkelheit der Nacht.
Als der Mond wieder klar wurde war keine Spur mehr von dem Fremden zu sehen.
Beunruhigt drehte ich mich um.
Wie lange hatte er da schon gestanden?
Was hatte er gesehen?
Schnell ging ich zu Merlin und weckte ihn, erzählte ihm leise von dem heimlichen Beobachter.
Er fluchte und griff nach meiner Hand.
Gemeinsam rannten wir zurück nach Camelot.
Wir rannten als wäre der Teufel hinter uns her.

Die Unruhe wollte auch in den nächsten Tagen nicht weichen.
Immer wieder kehrten meine Gedanken zu dem Fremden im Wald zurück.
War er der für den ich ihn hielt?
Was hatte er gesehen?
Die Angst nagte an mir.
Jemand kannte mein Geheimnis.
Ich war in Gefahr.
Und nicht nur ich.
Ich hatte Merlin mit in etwas großes reingezogen und ich wurde das Gefühl nicht los dass diese Sache noch gewaltige Ausmaße annehmen würde.
Ich schlief nicht mehr.
Der Appetit war mir inzwischen vollkommen vergangen.
Ständig sah ich mir über die Schulter, versuchte so oft wie möglich in Merlins Nähe zu sein.
Es ging auch an ihm nicht spurlos vorbei.
Dauernd fragte er ob ich die Person aus dem Wald kenne.
Doch ich konnte immer nur stumm den Kopf schütteln.
Vor der Wahrheit graute es mir selbst.
Trotz allem war er immer für mich da.
Auch wenn ich schwieg saß er abends mit an meinem Bett, streichelte meine Hand und versuchte mich aufzuheitern.
Das Training hatten wir seit dem Vorfall komplett aufgegeben.
Ich vermisste das Fliegen so sehr.
Es war als wäre mir ein Teil von mir abhanden gekommen, ein Teil den ich nicht mehr zu finden vermochte.
Nicht nur Merlin fiel auf wie seltsam ich mich benahm.
Abwechselnd versuchten Arthur, Gwen und auch viele der Ritter mich aufzuheitern.
Gwaine machte irgendwelche armseligen Flirtansätze, die mich sogar etwas zum Kichern brachten.
Arthur las mir eines abends sogar vor.
Doch mir entging nicht wie abgespannt er doch wirkte.
Das Schloss hatte den Atem angehalten, es schien als würde bald etwas passieren.

An diesem Abend saß Merlin wieder bei mir.
Ich mochte seine Gesellschaft in diesen Tagen.
Er war der Einzige den ich noch zu mir durchdringen ließ, der mich aufheitern konnte.
Die Angst hatte sich wieder in meinem Herzen eingenistet, auch wenn ich versuchte stark zu bleiben.
Die Kerzen flackerten im Raum, es war spät. Und doch wollte ich keine Ruhe finden, wollte einfach nicht einschlafen.
Merkwürdig wie ein paar Sekunden ein Leben verändern können, dachte ich mir immer wieder.
Ich starrte gedankenverloren in die Kerzenflamme.
Wie sehr ich das Feuer doch vermisste.
Merlin hielt meine Hand. Er hatte lange Zeit kein Wort gesagt.
Auch er machte sich Sorgen.
Da fing er auf einmal an zu grinsen.
"Was?", fragte ich nachdenklich, immer noch auf die Kerze starrend.
"Nichts. Es ist nur", setzte er verlegen an, "es ist nur so. Ich habe gerade wieder an die Nacht im Wald gedacht. Du weißt schon wo Gwaine uns zusammen gesehen hat."
Ich nickte. Natürlich erinnerte ich mich an diesen witzigen Moment.
"Du hast gesagt dass ich nicht singen könnte."
Er brachte mich unwillkürlich zum grinsen.
Wie ich damals ausgerechnet auf die Idee kam ist mir immer noch schleierhaft.
"Und?", fragte ich nun.
"Naja eigentlich bin ich ein ziemlich guter Sänger", gestand Merlin mit gesenktem Kopf.
"Oh", sagte ich verwirrt. Was wollte er mir damit sagen?
"Tut mir leid, Merlin. Vielleicht hätte ich wirklich Gedichte lernen nehmen sollen.", murmelte ich spöttisch.
Er sah auf.
"Glaubst du?", ich konnte seinen Blick nicht ganz deuten.
Verwundert blickte ich ihn einfach nur an.
Dann nahm eine merkwürdige Idee Gestalt in meinem Kopf an.
Was wenn er wollte, dass...?
"Willst du mir etwas vorsingen?", fragte ich vorsichtig.
Merlin lächelte. Es war ein schönes breites Lächeln, ehrlich.
"Ich hab nur gewartet das du fragst", raunte er mir leise zu.
Seine blauen Augen schimmerten im Kerzenlicht in den wunderschönsten dunkelblau Tönen.
Ich spürte wie mein Magen sich verkrampfte.
Dieser Blick, er ließ mich nicht los.
Er drang in jede meiner Poren ein und ließ meine Haut kribbeln, es kam mir vor, als ob mein Herz mehrere Takte überprang.
Und dann begann Merlin zu singen.

"Alas my love you do me wrong
To cast me off discourteously;
And I have loved you oh so long
Delighting in your company."

Er hatte Recht er konnte wirklich wunderschön singen.
Die Worte schwebten im Raum, suchten sich samten den Weg in meine Ohren und verdichten sich zu einer wohlig klingenden, traurigen Melodie.

"Greensleeves was my delight,
Greensleeves my heart of gold
Greensleeves was my heart of joy
And who but my Lady Greensleeves."

Ehe ich es richtig bemerkte waren meine Augen feucht. War mir schon die erste Träne über die Wange geronnen.
Ich liebte dieses Lied. Meine Mutter hatte es mir früher so oft vorgesungen.
Ich sah mich selbst wieder als kleines Mädchen.
Ich spürte den Wind in meinen Haaren als ich mit Isley und Cole um die Wette lief.
Die Freude als mein Vater mich auf seinem Rücken im Kreis herumwirbelte.
Ich schmeckte die Süße der Beeren als ich mit meiner Mutter Kuchen backte.
Ich sah die roten Mohnblumen und die azuren Kornblumen inmitten goldenen Korns blühen, roch den Duft.
Der Geruch der mich an zu Hause erinnerte, den ich mit meiner Familie verband.
Der nach Wald, Feld, Geborgenheit und Blumen roch.

"I have been ready at your hand
To grant whatever thou would'st crave;
I have waged both life and land
Your love and goodwill for to have."

Die Welt ist doch ein merkwürdiger Ort oder nicht?
Als Kinder waren wir so traurig wenn wir ins Bett mussten und strotzen nur so vor Energie, als wir am nächsten Tag mit dem ersten Sonnenlicht aus dem Bett sprangen.
Wo sind diese Tage nur geblieben?
Wann haben wir aufgehört unbeschwert zu leben, das Leben zu genießen?
Wann haben wir aufgehört beim Anblick eines bunten Schmetterlings zu lächeln?
All das verband ich mit diesem einen Lied.
Alles was ich verloren hatte.
Alles was passiert war.
Alle schönen Erinnerungen die ich besaß, genauso wie die Angst vor der Zukunft.
Zitternd wischte ich die Tränen beiseite.
Sah Merlin direkt in die Augen.
Und dann hob ich meine zitternde Stimme.

"Greensleeves was my delight,
Greensleeves was my heart of gold
Greensleeves was my heart of joy
And who but my Lady Greensleeves."

Hatte ich auch am Anfang Schwierigkeiten die richtigen Töne zu treffen gehabt, so vereinigten sich unsere beiden Stimmen nun umso stärker, heller und intensiver.

"Thy petticoat of sendle white
With gold embroidered gorgeously;
Thy petticoat of silk and white
And these I bought thee gladly."

Während ich mit Merlin sang, fühlte ich wie die Angst anfing von mir abzufallen.
Ich konnte wieder richtig atmen, konnte wieder richtig lachen.
Ich fühlte mich wenigstens für den Moment frei, unbeschwert und dem Fliegen so nah.

"Greensleeves was my delight,
Greensleeves my heart of gold
Greensleeves was my heart of joy
And who but my Lady Greensleeves."

Als der letzte Ton verklungen war herrschte sanfte Stille.
Die Kerzen waren herunter gebrannt, der Rauch schwebte schwer in der Luft, wann immer eine zischend erlosch.
Merlin und ich starrten uns einfach nur in die Augen.
Niemand dachte auch nur über das schwindende Licht nach.
Ich konnte den Blick nicht lösen, wollte es nicht, sonst würde meine Welt auseinander brechen, so viel wusste ich.
Ich hatte mich aufgesetzt, unsere Gesichter waren sich ganz nah.
Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren, fühlte die Hitze die von seinem Körper ausging.
Er hob die Hand strich vorsichtig meine Wange entlang, folgte den Konturen meiner Nase, verharrte schließlich über meinen Lippen.
Mein Herz pochte schmerzhaft, mein Magen drehte sich um.
Dann ganz langsam, als würden wir an unsichtbaren Seilen gezogen, neigten wir beide die Köpfe im selben Moment zu Seite.
Merlin überwandt den Abstand zwischen uns zuerst.
Die einzige Kluft die unsere gequälten Seelen noch trennte.
Sanft berührten seine Lippen meine.
Es war eine flüchtige, beinahe kaum spürbare Berührung.
Kurz wie ein Wimpernschlag, leicht wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
Trotzdem ließ sie mein Herz so schnell schlagen, dass es in meinen Ohren dröhnte.
Er löste sich, doch ich spürte, dass sein Kopf kurz vor meinem verharrte.
Ich hatte die Augen geschlossen, Merlins Atem strich über meine Wimpern.
Ich konnte die aufwallende Hitze nicht verbergen.
Ich wusste worauf er wartete.
Auch was ich tun wollte.
Dann bewegte ich den Kopf wie von selbst, meine Lippen trafen flüchtig auf seine.
Es war als hätte jemand das Feuer in mir erneut entfacht.
In uns beiden.
Jemand ließ die Hitze ungehemmt aus mir heraus fließen, sie verschlang mich gierig zischend.
Unsere Lippen vereinigten sich, hinterließen brennende Spuren, schürten das unglaublichste Verlangen welches ich je empfunden hatte.
Wann immer seine Lippen meine verließen fühlte ich mich leer, verlassen.
Merlin schlang die Arme um meine Taille, hob mich auf seinen Schoß und fuhr meinen Rücken mit den Händen auf und ab.
Ich stieß Geräusche aus, von denen ich nie gedacht hätte dazu fähig zu sein.
Ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken, strich durch sein seidenweiches schwarzes Haar, zog ihn noch näher zu mir heran.
Ich dachte nichts mehr, war blind, fühlte nichts mehr als Merlins Lippen auf meinen.
Alles andere war egal.
Ich lebte für diesen Moment.
Wir beide taten das.

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Das Lied verlinkt ich nochmal auf meinem Profil, weil das hier sonst nur in grässlicher Qualität zu hören ist.
Hoffe euch hat diese Art von Kapitel gefallen.

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