Traue niemandem

Ich habe keine Ahnung wie ich dieses Lied gefunden habe, aber es passt einfach finde ich auf das Nachfolgende.
Home- Gabrielle Aplin

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Arthur starrte mich geschockt an. Die Fackel glitt ihm aus der Hand und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden auf.
Er blickte mit großen Augen auf den Pfeil der wenige Meter vor ihm auf dem Fußboden lag.
Der Pfeil der ihn fast getötet hätte.
Es war als hätte jemand meine Innereien in Eis getaucht.
Ich atmete kurz und stoßweise.
Oh Gott. Ich hätte fast Arthur erschossen.
Ich hatte auf ihn gezielt, war bereit gewesen loszulassen.
Ich hätte Arthur Pendragon getötet. Einfach so.
Ich war so nahe dran gewesen meinen Freund zu töten.
Ich begriff es immer noch nicht. Mein Verstand wollte es nicht begreifen.

Meine Augen weiteten sich. Meine Kehle fühlte sich staubtrocken an, ich versuchte zu schlucken, doch eine nie gekannte Enge schnürte meine Brust zu, drückte mir die Luft ab.
Ich hatte soeben fast meinen Freund erschossen. Den Kronprinz von Camelot. Uther Pendragons Sohn. Den zukünftigen König von Camelot. Meine Hände begannen zu zittern, meine Beine wurden schwach.
Was würde Arthur nun mit mir machen?

Der blonde Prinz sah mich unentwegt bestürzt an. Seine Fassung hatte er völlig verloren. Mehrmals versuchte er den Mund aufzumachten, schloss ihn wieder, hob sein Schwert in meine Richtung und senkte es schließlich wieder. Ich mied eisern seinen Blick, konzentrierte mich auf die Fackel auf dem Boden, die langsam erlosch. Bald würde es dunkel werden. Sollte ich die Chance nutzen und rennen? Ich könnte entkommen, dessen war ich mir sicher. Aber wohin sollte ich fliehen. Vor den Mauern wartete Morgana auf mich. Und ich würde ihn unweigerlich auf Isleys Fährte bringen. Ich durfte mich nicht rühren. Um ihretwillen.

"Skye?!", ich fragte mich ob sein Ausruf nur als Echo in meinem pochenden Schädel nachklang oder ob er mich wirklich angesprochen hatte. Noch immer starrte ich die Fackel nieder. Das Licht nahm ab. Da packte Arthur mich am Arm. Ich zuckte erschrocken zurück, wand mich in seinem Griff, schrie. Was würde er mit mir machen? Ich versuchte mich mit aller Kraft loszureißen. Doch sein Griff war eisern. Ich hatte keine Chance. Ungeheure Angst ergriff mich, während Arthur mich umklammert hielt. Ich trat noch ihm, traf aber nur Luft. Der Druck auf meiner Lunge wurde größer, ich keuchte, Schweiß brach auf meiner Stirn aus. "Jetzt beruhige dich Skye.", zischte er mir laut ins Ohr. Augenblicklich erschlafften meine Glieder und Arthur ließ mich los. Sofort sprang ich von ihm weg und blockierte den Weg den Isley genommen hatte. Ob er sie gesehen hatte? Wenn ja würde er sie verfolgen. Das durfte ich nicht zulassen. Niemals.

"Skye was machst du hier? Mit wem hast du gesprochen? Warum zur Hölle wolltest du mich erschießen?", fragte Arthur wütend. Sein Gesicht war blass,doch seine Augen blitzen gefährlich. Entschlossen versperrte ich weiter den Weg. Ich hatte Angst vor ihm. Ich hatte ihn fast getötet.
Was würde er mir jetzt antun?
"Antworte mir!", polterte Arthur.
Endlich fand ich meine Stimme wieder.
Sie klang ganz hoch vor Angst.
"Ich hab mit niemandem gesprochen", sagte ich zitternd. Unmerklich wich ich zurück als Arthur näher trat.
"Lüg mich nicht an", sagte er drohend, "Ich hab genau gehört wie du mit jemadem gesprochen hast. Und ich habe jemanden wegrennen sehen, den Weg entlang den du da so eisern bewachst. Also was treibst du hier unten?", verlangte er zu erfahren. "Ich... ich...", stotterte ich.
Was sollte ich sagen? Konnte ich ihm die Wahrheit sagen?
Würde er mich verstehen? "Warum hast du fast auf mich geschossen?", fuhr er unaufhaltsam fort. Ich brach in Tränen aus.
"Arthur...bitte... ich wusste doch nicht... ich hätte doch nie... Oh Gott Arthur es tut mir so leid.", ich brach auf dem grauen Flur zusammen.
Das alles war zu viel für mich. Weinend lag ich auf dem kalten Steinboden und blickte zu dem Prinzen empor. Was würde er mit mir machen?
Mein Blick fiel auf das Schwert, welches er wieder in seinen Gürtel gesteckt hatte.
Seine Hand lag um den Griff. Würde er mich töten?
Arthur bemerkte meinen Blick, schnell nahm er die Hand von dem Heft, und kniete sich neben mich. "Willst du mir vielleicht etwas sagen, Skye?", fragte er viel sanfter als zuvor.
Ich hob den Kopf und blickte durch einen Tränenschleier hindurch in seine hellblauen Augen.
In dem Moment kam er mir wieder wie der große Bruder vor, den ich in ihm gesehen hatte. Was hatte ich denn für eine Wahl?
Er könnte mich gleich in den Kerker werfen lassen, oder er gab mir wenigstens den Hauch einer Chance auf eine Erklärung.
Ich nickte.

Die Tür ging auf und Arthur kam zusammen mit Merlin zurück in seine Gemächer.
Sofort sprang ich von dem Stuhl auf, auf dem ich mich niedergelassen hatte.
Arthur hatte gesagt er wäre gleich zurück und das es eh keinen Sinn hätte zu fliehen.
Unruhig war ich durch die prinzlichen Kammern getigert. Hatte in das prasselnde Feuer ihm Kamin gestarrt, während immer neue Ängste durch mein Bewusstsein drangen.
Die warmen Flammen hatten mir zumindest geholfen meine Fassung wieder zu finden, aber beruhigen konnten sie mich keineswegs.
Alle Gedanken an Morgana hatte ich kurzzeitig verdrängen können.
Doch auch sie ließen mich nicht los.
Was hatte Arthur vor? Ich hätte ihn fast getötet, würde er mich in den Kerker schmeißen lassen? Holte er womöglich gerade die Wachen?
Würde der König selbst mich verurteilen?
Mein Kopf war voller Fragen gewesen, als die beiden schließlich hereintraten.

Merlin machte einen ziemlich verschlafenen Eindruck, es war ja auch spät in der Nacht, doch als er mich sah weiteten sich seine Augen überrascht.
Seiner Kleidung nach zu urteilen hatte Arthur ihn eben aus dem Bett gezerrt.
Mit wenigen Schritten hatte er den Raum durchquert und mich flüchtig in die Arme geschlossen. "Arthur hat gesagt er müsse dringend mit mir reden, was machst du hier? Wo warst du die ganze Zeit? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Was hat das hier alles zu bedeuten?", seine Stimme klang aufrichtig besorgt, jede Spur der Schläfrigkeit war verschwunden.
Er blickte erst mich und dann Arthur fragend an. Ich schüttelte stumm den Kopf. Ich brachte keinen Ton heraus.
"Deine kleine Freundin trifft sich nachts innerhalb unserer Mauern mit ihrer Schwester. Denn es war doch deine Schwester, nicht wahr Skye?", Arthur hatte sich hinter sein Schreibpult gesetzt und die Hände gefaltet an die Lippen gelegt.
Aus zusammengekniffenen Augen musterte er mich wachsam. Schatten waren unter seinen Augen aufgetaucht, Schatten die selbst das flackernde Licht nicht vertreiben konnte und die ihm ein gefährliches Aussehen verliehen.
Merlin sah erst ihn und dann mich schockiert an.
"Ist das wahr Skye? Du hast dich mit Isley getroffen? Warum?", ein Hauch Verunsicherung schwang in seiner Stimme mit.
Es schien als wollte er es Arthur nicht so recht glauben, als sträubte sich sein Innerstes dagegen das was er eben gesagt hatte zu akzeptieren.
Ich hatte es ihm ja nie erzählt.
Ich hatte ihm nie die Wahrheit gesagt.
Ich hatte ihm nie wirklich von dem Treffen mit Isley im Wald erzählt. Wie sollte er es jetzt verstehen.
Ich wandte den Blick ab.
Es tat zu weh ihn anzusehen, jetzt wo der Verrat offen auf seinem Gesicht prangte.
Er hatte meine Gesten gedeutet.
Merlin trat zurück und ließ mich los.
Ich traute mich nicht aufzuschauen, doch ich konnte spüren wie hintergangen er sich doch fühlen musste.
Ich hatte ihn hintergangen.
Das tat mir mehr weh als alles andere. Hätte ich es ihm doch bloß erzählt.
"Was hast du getan Skye?", fragte er fassungslos.
"Ich bin keine Verräterin!", platzte es endlich aus mir heraus.
Merlin wich noch weiter zurück.
Das war ich schließlich wirklich nicht.
Ich konnte meine Freunde doch nicht in diesem Glauben lassen. Das hatten sie nicht verdient.
Ich hätte sie doch nie verraten. "Merlin... bitte... du kannst doch nicht wirklich glauben, dass...", meine Stimme brach.
Merlin sah mich ausdruckslos an, doch er schwieg, seine Finger zuckten unruhig.
Panisch wandte ich mich an Arthur der noch kein Wort dazu gesagt hatte.
"Arthur bitte... ich bin keine Verräterin, das weißt du doch... bitte."
Arthur sah mich traurig an.
Er fuhr sich über die Stirn, machte dabei einen sehr müden Eindruck und außerdem sah er erschöpft aus.
"Es tut mir leid Skye. Im Moment spricht alles gegen dich."
Ich schüttelte den Kopf. Sie konnten doch nicht glauben, dass... Nein.
Ich hatte sie nicht verraten. Ich hatte Merlin vielleicht nicht alles erzählt, doch ich hatte sie definitiv nicht verraten.
"Ja ", setzte ich zu meiner Erklärung an, ich hatte schließlich keine andere Wahl mehr außer ihnen die Wahrheit zu sagen.
Ich musste es einfach klarstellen. Eine andere Alternative gab es nicht.
"Ja ich habe mich mit Isley getroffen. Aber ich habe niemanden verraten. Wirklich nicht. Ich könnte doch nie einen von euch beiden verraten. Bitte ihr müsst mir glauben.", verzweifelt blickte ich von einem zum anderen.
"Was hast du dann mit Isley besprochen?", verlangte Arthur zu stur wissen.
Er knackte mit den Knöcheln.
Ich schluckte und versuchte mich zu konzentrieren, sowas durfte mich nicht aus der Fassung bringen.
"Sie hatte Angst. Sie hat verdammt nochmal Angst vor Morgana. Sie wollte mich warnen!", platzte es aus mir heraus. Als Morganas Name fiel änderte sich Arthurs Miene schlagartig.
Seine Unterlippe begann zu beben und sein Gesicht wurde weiß.
"Sie arbeitet für Morgana?", fragte er streng und betonte dabei jedes einzelne Wort.
Seine Schultern hatten sich angespannt und der Ausdruck auf seinem Gesicht war feindselig.
Ich nickte.
Seine plötzliche Wandlung jagte mir Angst ein.
"Warum sollte sie dich vor Morgana warnen?", wollte Merlin sachlich wissen. Auch er war bei dem Klang ihres Namen zusammengezuckt.
Seine Stimme klang jedoch neutral, er hatte sich die Hände an die Schläfen gelegt, als ob er stark nachdenken würde.
"Das spielt doch hier keine Rolle!", rief Arthur zornentbrannt. "Ihre Schwester dient Morgana! Sie hat uns verraten Merlin! Überleg doch mal." Es schien ihn gar nicht mehr zu interessieren was ich überhaupt sagte.
"Nein bitte Arthur, lasst mich es erklären... es ist nicht wie....", doch er schnitt mit unbeirrt das Wort ab, "Ja und dann hat sie auch noch auf mich geschossen!"
"Arthur bitte..."
"DU HAST AUF IHN GESCHOSSEN?!", fragte Merlin ungläubig.
Er sah mich mit riesigen Augen an, seine Wangen waren kreideweiß und an seinem Hals pochte eine Ader.
"Ja das hat sie verdammt nochmal."
"DU HAST AUF IHN GESCHOSSEN?!"
"Haltet die Klappe. Alle beide! Jetzt lasst mich doch mal ausreden.", schrie ich verzweifelt.
Das Verhalten der beiden machte mir Angst.
Meine Wangen waren nass von den vielen Tränen und ich raufte mir schluchzend meine schwarzen Haare. Aber immerhin waren die beiden jetzt still.
"Ich hab euch nicht verraten. Ehrlich nicht. Isley kam ins Schloss um mich zu warnen. Morgana plant irgendwas, irgendwas großes. Meine Schwester hat Angst. Sie ist jünger als ich verdammt nochmal. Sie weiß doch nicht was sie tun soll! Bitte glaubt mir doch!", meine Stimme versagte und ich lehnte mich gegen Arthurs Bettpfosten um nicht umzufallen. Ich umklammerte das Holz mit aller Kraft um wenigstens etwas Halt zu finden.
Es rauschte und dröhnte in meinen Ohren und glühender Schmerz stach mir durch die Schläfen.
Sie mussten mir doch glauben, dachte ich geschlagen.
Sie konnten mich doch nicht einfach so aufgeben.
Merlin war auf einmal wieder neben mir und fühlte meine Stirn. Mir war glühend heiß. Ich spürte wie der Drache in mir sich in meinem Herzen reckte, jederzeit bereit hervorzubrechen.
Merlins kühle Hand fühlte sich angenehm auf meinem pochenden Schädel an.
Mein Blick traf seine dunkelblauen Augen.
Flehentlich sah ich ihn an. Wenn er mir nicht glaubte, würde es niemand tun.
Ich wollte nicht, dass er dachte ich sei eine Verräterin. Nicht er. Das tat mehr weh als alles andere. "Bitte", flüsterte ich und legte alle meine Gefühle in dieses eine Wort. Ich durfte ihn nicht verlieren. Nicht jetzt, nicht jetzt wo ich ihn so sehr brauchte.
Er war im Moment meine einzige Hoffnung. Lange sah er mir einfach nur in die Augen. Keine Spur irgendeines Gefühls zeichnete sein Gesicht.
Ich biss mir auf die Lippe. Er konnte mich doch nicht einfach so fallen lassen.
Bitte, bitte, bitte, flehte ich in Gedanken.
Und dann ganz langsam entspannten sich seine Züge. Noch immer schaute er eigenartig drein, aber die Härte war verschwunden. Ich seufzte auf und schloss die Augen.
Hunderte kleine Schauer durchfuhren meinen Körper als er seine Stirn an meine legte.
Sein Atem strich über mein Gesicht und die kleinen Häärchen auf meinen Armen stellten sich auf, als er sanft Händen über meine Schultern fuhr.
"Ich würde dir immer glauben", wisperte er leicht, doch er konnte den rauen Unterton nicht verbergen.
Wir waren in unserer kleinen Ewigkeit befangen, nie zuvor hatte ich mich so erleichtert gefühlt wie jetzt. Der Druck auf meine Lunge war verschwunden und ich fühlte mich wieder sicher. Zumindest für den winzigen Augenblick.

Arthur räusperte sich und ich öffnete meine Augen wieder. Merlin trat ein paar Schritte zurück, hielt aber weiterhin meine Hand.
Der Blonde beobachtete uns mit scharfen Blick, seine Augen verharrten kurz auf unseren verschränkten Händen. "Und so soll das also gewesen sein Skye?", fragte er schließlich.
Mit zitternder Hand strich ich mir eine schwarze Locke hinters Ohr. "Ja", sagte ich, "so war es."
"Und warum in aller Welt hast du auf mich geschossen? Wo hattest du überhaupt den Bogen her?", verlangte er zu wissen, seine stahlblauen Augen durchbohrten mich.
"Isley hat mir den Bogen gegeben, bevor sie geflohen ist. Sie meinte mir würde er mehr nützen. Es tut mir leid. Ehrlich. Hätte ich gewusst, dass du es bist, ich hätte dir doch nie weh getan. Du bist wie ein Bruder für mich.", versuchte ich ihn mit aller Macht zu überzeugen. "Das habe ich schon mal gehört.", flüsterte Arthur leise. "Sie ist nicht wie Morgana Arthur. Sie hat selber Angst.", erwiderte Merlin auf einmal.
Überrascht sah ich ihn an.
Er lächelte mir flüchtig zu. Dankbarkeit erfüllte mein Herz. "Ist das so. Hast du Angst vor Morgana?", fragte Arthur mit undurchdringlicher Stimme.
Ich nickte.
Das hatte ich wirklich.
Ich hatte Angst vor dem was sie mit mir plante.
Ich stellte mich gerade hin und sah ihm direkt in die Augen.
"Ich habe euch nicht verraten.", sagte ich.
"Ich glaube ihr, Arthur", sprang Merlin mir bei.
Er drückte leicht meine Hand, doch seine Kiefer mahlten aufeinander und seine Mundwinkel zuckten entschlossen. Arthur musterte jede unserer Regungen, dann sah er seinen Diener an.
Er seufzte und vergrub den Kopf in seinen Händen.
"Na schön, Skye", meinte er nach einer langen Pause. "Ich glaube dir auch. Fürs erste. Aber du hast einen schweren Fehler gemacht. Und ich bin nicht sicher ob ich dir je wieder richtig vertrauen kann." Ich senkte die Lider und verarbeitete das gerade eben gesagte.
Arthur würde mir nicht mehr vertrauen.
Auch wenn ich sowas erwartet hatte, es schmerzte dennoch wie ein Messerstich.
Diese Nacht hatte unser Verhältnis zerstört.
Nichts würde sein wie zuvor.
Ich spürte Merlins Hand auf meiner Schulter, während seine andere immer noch meine umklammerte.
Langam sickerte die Erschöpfung durch meinen Körper. Wie spät es wohl inzwischen war? Ich hörte wie Arthur sich erhob und durch den Raum auf mich zugeschritten kam.
Ich wollte ihn nicht ansehen. Ich wollte meinem einstigen Freund nicht in die Augen sehen.
Doch ich musste. Er würde mich sonst nie gehen lassen. Ich öffnete die Augen und sah ihn mir und Merlin direkt gegenüber stehen. "Ihr könnt gehen. Beide. Was in diesem Raum heute besprochen, wird keiner von euch beiden je wieder ansprechen.", sagte er mit rauer Stimme.
Merlin nickte grimmig und zog mich zur Tür.
Noch nie hatte ich mir gewünscht einen Raum so schnell verlassen zu können.
Meine Hand hielt er eisern umklammert.
Ein kühler Luftzug traf auf meine Haut, als Merlin die Tür einen Spalt breit öffnete.
"Skye", beim Klang von Arthurs Stimme drehte ich mich um.
Noch immer stand er am selben Fleck. Eine ungekannte Härte schimmerte auf seinen Zügen.
Die altbekannte Wärme war aus seinen Augen verschwunden. "Mein Vater hätte dir keine Gnade erwiesen. Er hätte dich töten lassen."

"Skye, was hast du dir nur dabei gedacht?", fragte Merlin mich aufgebracht als wir bei seinem Zimmer angekommen waren und kaum die Tür geschlossen hatten um Gaius nicht zu wecken.
Ich war so müde und so elendig erschöpft.
Ich hatte einfach keine Nerven mehr.
Noch einen Streit konnte ich nicht vertragen.
Nicht auch noch mit ihm.
"Merlin verdammt noch mal ich hab mir gar nichts dabei gedacht! Ich hatte einfach nur Angst um Isley!", fuhr ich ihn viel härter als es beabsichtigt hatte.
Der Tag war einfach zu viel für mich gewesen.
Ich wollte nur noch schlafen.
Mich irgendwo verstecken und schlafen. Am besten nie wieder aufstehen.
Morgana war an mir interessiert und wusste was ich war, Arthur hasste mich und Merlin musste jetzt auch noch auf mir herumhacken.
"Du hättest ihn fast getötet!", warf er mir lauthals vor.
Noch immer konnte ich den Schock deutlich hören.
"Hab ich aber nicht, oder?", erwiderte ich stur.
"Das spielt keine Rolle.", sagte Merlin wütend, "Du warst bereit ihn zu töten. Er ist der zukünftige König! Ich soll ihn beschützen, er ist mein Schicksal. Und du hast versucht ihn zu töten!"
Seine Worte waren wie ein Faustschlag ins Gesicht.
Höllische Kopfschmerzen jagten durch meine Schläfen, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren.
Siedend heiße Stiche jagten durch meinen Kopf.
Es war zu viel. Einfach zu viel.
"Hast du vielleicht auch mal an mich gedacht?", schrie ich nun.
Ich fühlte mich ungerecht behandelt, er hatte kein Recht mich so anzuschreien.
Sah er den nicht wie mies es mir ohnehin schon ging?
"Mir droht hier genauso der Tod wie dir! Wüsste Arthur was wir wären, hätte er uns schon lange umgebracht!", es war nicht in Ordnung, ja, aber es floss einfach so aus mir heraus.
"Hörst du dir eigentlich selbst zu?! Arthur ist dein Freund und du redest über ihn wie Uther!", seine blauen Augen funkelten.
"Freunde bezichtigen einander nicht des Verrats!", fauchte ich zurück.
Ich war wütend. Sehr wütend.
Und unheimlich enttäuscht. Warum wusste ich selbst nicht so genau, aber ich musste diesen ganzen Frust an irgendjemandem auslassen.
Mir wurde kochend heiß.
Warum konnte mein Leben nicht einmal normal sein?
Warum ließ es mir keine Ruhe?
"Selbst du wolltest mir nicht glauben! Du der es doch am besten wissen müsste, dass ich dich niemals verraten könnte!"
"Wie soll ich dir glauben wenn du Dinge vor mir verheimlichst?", fragte er leise.
Aber ich konnte hören wie hintergangen er sich doch fühlen musste.
"Erzählst du mir denn alles?! Machen wir einander den wirklich reinen Tisch?!", ich sah nicht ein warum es immer nur an mir liegen sollte.
"Was meinst du?", fragte Merlin verwirrt. Ich hob den Kopf und reckte das Kinn.
"Du hast mir auch nicht gesagt, dass du immer noch von Freya träumst!"
Sprachlos machte Merlin den Mund auf. Kein Ton kam heraus. Es tat mir nicht leid, es gesagt zu haben. Nein ich fühlte mich auf einmal freier. Meine Finger ballten sich zu Fäusten.
"Ich hab dich gehört!", fuhr ich unaufhaltsam fort, "Du hast ihren Namen im Schlaf geflüstert. Liebst du mich überhaupt wirklich?", Tränen standen mir in den Augen. Es stach in meinem Herzen, in meinem Kopf, einfach überall schmerzte es. Aber es war die Wahrheit.
Ich brauchte Antworten. Sonst würde mein Herz zerbrechen.
Ich hatte es die ganze Zeit für mich behalten, hatte die Wahrheit wie bittere Galle geschluckt.
Doch ich konnte nicht mehr länger so tun als ob nichts wäre.
Als ob alles gut wäre.
Nichts war gut.
"Skye bitte... hör mir zu. Ja ich hab Freya geliebt. Und sie wird immer in meinem Herzen sein. Aber ich liebe dich. Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben!", er versuchte meine Hände zu umklammern doch ich stieß ihn weg.
Verzweifelt sah er mich an, ich konnte die tiefen Gefühle in seinen Augen sehen, doch es war mir in diesem Moment egal.
"Dann warum zum Teufel vertraust du mir nicht?! Wie kann ich dir glauben wenn du mir nicht vertraust?", ich wollte nicht mit Merlin streiten, doch immer weiter geriet ich in einen Wutrausch.
Es war unmöglich damit aufzuhören ihn anzufauchen.
"Was glaubst du eigentlich wie das für mich ist?! Mitten in der Nacht ruft mich der Kronprinz in seine Gemächer und erzählt mir das meine Freundin sich heimlich mit ihrer Schwester trifft und das sie beinahe auf ihn geschossen hätte? Was glaubst du denkt man in diesem Moment?!", brüllte er mich an.
Der Schmerz in seiner Stimme war unüberhörbar.
Wie waren wir nur hierhin gekommen?
An irgendeinem Punkt hatten wir eine Grenze überschritten.
Es ging nicht mehr darum Dinge zu klären, sie ins richtige Lot zu bringen.
Es hatte nur noch das Ziel dem anderen weh zu tun.
"Du hättest wissen müssen, dass ich Arthur nie etwas antun würde.", murmelte ich.
Ich schwankte, meine Beine fühlten sich schwach an, als wäre ich meilenweit gerannt.
Ich stütze mich an der Wand ab.
"Ja aber du hättest jemanden erschossen. Du hättest geschossen, wenn es nicht Arthur gewesen wäre, oder?!"
Merlin war sauer.
Seine Haare standen in alle Richtungen ab und seine Pupillen waren geweitet.
Ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen. Aber er hatte recht, wurde mir mit üblem Gefühl im Magen bewusst.
Ich hätte jeden anderen getötet.
Nur weil es Arthur gewesen war hatte ich gezögert.
Ansonsten wäre die Person jetzt tot.
"Was ist nur passiert Skye. Ich erkenne dich nicht wieder?", fragte er leiser.
Ich presste die Augen zusammen. Der Schmerz puckerte in meinem Kopf und wurde von Sekunde zu Sekunde stärker.
"Weißt du was ich alles durchgemacht habe? Weißt du das?! Und jetzt wollt ihr mir verbieten mich mit meiner Schwester zu treffen, der einzigen Familie die ich noch hab? Jetzt wendet ihr euch von mir ab?! Jetzt, wo Morgana keine Ruhe mehr geben wird bis sie mich hat?!", kreischte ich verzweifelt.
Die ganze Welt schien um mich herum zusammen brechen. Ich wollte nie jemandem weh tun, doch immer traf es genau die Menschen, die ich am meisten liebte.
Ich hatte heute schon genug verloren.
Merlin schüttelte den Kopf. Sein Blick war traurig als er mich so nahe am Zerbrechen sah.
Ich holte zitternd Luft und ließ mich gegen die Wand sinken.
Ich konnte nicht mehr stehen.
Der Drache brüllte in mir, sein Grollen echote in meinen Ohren.
Ich presste mir die Hände gegen die Schläfen, ich musste ihn aussperren.
Ich öffnete den Mund zu einem stummen Schrei, sank vornüber.
"Skye", raunte Merlin leise und legte mir die Hände auf die Schultern, versuchte mich an seine Brust zu ziehen.
"Skye es tut mir leid"
Seine Stimme war wieder sanft.
Er strich mir über die Wange.
Ich schluchzte und wimmerte als mein Schädel zu dröhnen begann.
"Geh", zischte ich, "geh einfach."

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