Schicksalstag

Sooooooooooooo ;D Ich hatte ja eigentlich vor ein Endkapitel zu schreiben, nur umfasst dieses allein schon über 8000 Wörter. Ups. Naja, es ist noch nicht mal die Hälfte drin was passieren wird. Da ihr am Ende wahrscheinlich nicht mehr in der Lage sein werdet, irgendetwas zu lesen, sag ich es im Vorweg.

Es gibt so viele unglaublich nette und süße Menschen, die meine Geschichte in jüngster Zeit für sich entdeckt haben. Ich danke euch von ganzem Herzen.
Für alles <3 Nie hat ein Autor ein besseres Publikum und ein besseres Fandom gehabt als euch. Danke von ganzem Herzen.

Ich bin im Laufe der Zeit auf ein paar unglaubliche geschichten gestoßen, zwei davon sogar über Merlin ;) da sie im Moment noch nicht die Leserzahl haben, die sie verdienen, würde ich euch bitten ihnen etwas unter die Arme zu greifen und ihnen für die Zukunft genauso zu helfen wie mir

.

1. "Damit sie frei sind" von louve-lou. Ist in meiner Must read Liste verlinkt. Wahnsinnig gut. Im wahrsten Sinne des Wortes.

2."Merlin und das Druidenmädchen" von freaky_anna. Ein gelungener Debut oneshot.

3. "Place in heaven- MERLIN FF" von storysummerlove. Vor wenigen Tagen erst von einem der größten Merlin Fans die ich kenne begonnen. Mir liegt sehr viel an dieser Geschichte, also schaut unbedingt rein.

So, das wars jetzt. Ich wünsche euch Spaß, Tränen, Herzklopfen, Spannung und Furcht vor meinem Finale.

für eure Treue <3 und für die Liebe zu Camelot

..........................................................................................................................................................................

Es war früh. Sehr früh. Die Sonne hatte den Horizont noch nicht überschritten, die Welt hielt ihren eisigen Atem in sanften Zügen weiter an und schlief selig dahin.

Nur ab und zu huschte hier und dort ein vereinzelter Hase über die gefrorenenen Lichtungen, streckte ein einsames Reh witternd die Nase in den Wind.
Selbst die leisesten Geräusche waren verstummt.
Es waren die Stunden vor Sonnenaufgang.
Die Stunden wo die Sterne leise verblassten, der Mond sich zu Bett legte und sich für die Ankunft der grellen Sonne zurückzog.
Diese heiligen Stunden, wo nichts die Stille störte, wo man frei und unbeschwert atmen kann. Sich In sich gekehrt für das Kommende wappnen konnte.
Die graue Dämmerung, das silberne Licht welches den neuen Tag in leisen Klängen ankündigte, war die Vorbotin für das neue, noch unschuldige Wesen der Entwicklungen eben jenes besagten Tages.
Unberührt lag der Schnee wie ein Seidenteppich über der verlassenen friedlichen Welt.
Es war perfekt.
Es war der perfekte Tag zum Sterben.

Kein Licht leuchtete.
Stumm huschten schwarze Schatten durch den Wald umrundeten elegant und schnell die Bäume. Nur ab und zu ertönte ein heiseres Husten, knirschten die Blätter unter schweren Stiefeln oder zerstörte das Knacken eines spröden, leblosen Zweiges die drückende, erwartungsvolle Stille.
Eisige weiße Wolken blieben von ihrem Atem. Sie waren das einzige Zeugnis was sie hinterließen. Sie waren nichts als Schatten. Unsichtbar, unnahbar, im wahrsten Sinne des Wortes nicht vorhanden und doch so tödlich.
Ich grinste in mich hinein.
Mein gewaltiger Rachen verzerrte sich bei der Bewegung, meine Nüstern blähten sich und meine scharfen Zähne wetzten aneinander.
Es war soweit.
Innerlich freute ich mich auf die Schlacht, auf das strahlende Blut welches sich bald über das Schloss als wunderschöner Vorhang legen würde und all den Abschaum und das Elend mit seiner Farbe vom Antlitz dieser Welt tilgen würde.
Es war zu perfekt.
Was hatten sie uns schon entgegen zu setzten?
Was wollten sie gegen den Feuersturm unternehmen, der bald über sie hinein brechen würde?
Sie hatten keine Chance.
Zu Scharen würden sie fallen, würden der wahren Königen und den wahren Herrschern dieses Landes den Weg mit ihren verstümmelten Leichen ebnen. Ihr Tod würde ein neues Zeitalter ankündigen, die Furcht würde wieder in dieses Land einziehen.
Was für ein Triumph das wäre, die Menschen mit angstverzerrten Gesichtern vor uns knien zu sehen, zu hören wie sie der alten Religion huldigten, ihre alten Traditionen ohne den geringsten Zweifel fallen ließen und nur noch für uns zu kämpften.
Natürlich hatten sie keine Wahl.
Niemandem ist das Privileg freier Entscheidungen vergönnt, manche Menschen müssen zu ihrem wahren Glück nun mal gezwungen werden.
Das hatte ich nun endlich begriffen.
Morgana hatte es begriffen.
Und es war gut so.
Wer mit dem Feuer spielt, wird sich verbrennen.
Wer sich für die Liebe entscheidet, wird den Tod und die Vergänglichkeit des menschlichen Wesens kennen lernen.
Es gibt keine Wahl.
Nicht für den Menschen.
Nur den Tod.

Wir näherten uns dem Schloss.
Meine Krallen gruben sich in den an der Oberfläche gefrorenen Schnee und sanken tief ein.
Ich bemerkte die Kälte an meinen
Beinen nicht einmal.
Zu groß war die Hitze in meinem Herzen, zu groß war die Freude über das was ich gleich tun würde.
Meine Schuppen glänzten edel und reflektierten das wenige Licht in den schillernsten und funkelnsten Farben.
Gold in einer Welt aus schwarz und weiß. Bald würde alles rot sein.
Hinter mir hörte ich das unterdrückte Schnaufen hunderter Soldaten, als sie sich vorsichtig den Weg durchs Unterholz bahnten.
Ich führte ein Heer von 500 Mann.
Mein Trupp kam von Osten, Morgana mit 500 weiteren von Süden und Cole mit seinen Leuten von Westen.
Das Schloss wurde umstellt, wie eine Maus eingekreist, von allen Seiten angegriffen. Sie saßen in der Falle.
Das wir zahlenmäßig unterlegen waren kümmerte Morgana nicht.
Und mich auch nicht.
Mehr würde es nicht brauchen um die Festung in die Knie zu zwingen.
Camelot war schon verloren, bevor der Angriff überhaupt begonnen hatte. Ihre hochgesicherte Festung würde sich schon bald in eine Todesfalle verwandeln. Und niemand würde ihr entkommen.
Denn ich konnte nicht sterben, aber ich würde abertausende in den schwarzen Tod reißen.
Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln beim erneuten Gedanken an den blutüberströmten Hof.
Die Soldaten waren nur eine zusätzliche Absicherung.
Sie kümmerten mich nicht. Sie konnten fallen, kämpfen, desertieren, wie auch immer.
Ich konnte Camelot im Alleingang bezwingen wenn ich wollte.
Die Bäume begannen sich zu lichten, wir erreichten den Waldrand.
Ich konnte den Schauer fühlen, der durch die Soldaten hinter mir ging als sie sahen wie das spärliche Morgenlicht meinen Körper berührte und sie mich zum ersten Mal seit unserem Aufbruch im Hellen sahen.
Sie hatten Angst.
Ich hob die klauenbesetzte Hand.
Sofort verharrte jeder in seiner Bewegung.
Wir hatten die letzten Bäume erreicht.
Vor uns erstreckte sich eine Wiese.
Und dahinter lag Camelot.
Die Zitadelle war hell erleuchtet, eine Lichtinsel in einem schwarzen Meer.
Ich sah die Wachen mit Fackeln und Bögen bewaffnet auf den Mauern stehen, ich roch das Metall und die Angst die aus der Festung strömte.
Uther Pendragon hatte sich hinter den dicken Mauern verschanzt, wiegte sich in Sicherheit und befahl seinen Leuten und sogar seinem eigenen Sohn für ihn zu sterben, den Kopf hin zuhalten.
Doch es würde nichts nützen.
Wie sehr sie doch kämpfen würden, wie sinnlos all ihre Tode wären.
Alles wäre umsonst.
Sie hatten nicht die geringste Chance.
Wie wunderschön diese grausame Welt doch war.

Reglos verharrte ich am Rande der Wiese, hunderte Männer scharrten aufgeregt mit den Füßen.
Ab und zu hörte man ein leises Flüstern.
Sie zitterten in der Kälte, fieberten dem nahenden Kampf und dem Spiel der tausend Muskeln entgegen, das ihre frierenden Körper durchwärmen würde.
Sie wollten das das heiße Blut ihre Klingen hinab rann, in der kühlen Luft dampfende wunderschöne Schlieren hinterließ.
Einer trat vor und fragte mich wie lange es wohl noch dauern würde.
Ich verzog keine Miene, verhaarte regungslos wie eine Statue und konzentrierte all meine Sinne auf Camelot.
Der Mann stand eine Weile lang unschlüssig da, dann neigte er den Kopf und trat vorsichtig zurück.
Danach war alles wieder still.
Die Spannung lag greifbar in der Luft, sie stach wie kleine Nadelspitzen jeden in den Nacken.
Hier endet es.
Hier wird es entschieden.

Es wurde langsam heller, die Festung erhob sich weiß gegen ihre Umgebung und die einzelnen, vollkommenen Schneekristalle begannen sich grau gegen den dämmrigen Himmel abzuzeichnen und formten eine wunderschöne glitzernde Landschaft.
Da spürte ich eine Berührung meines Geistes. Sie kam vom einem auf den anderen Moment.
Es war als wäre da noch jemand außer ich in meinem Kopf, jemand der wie zähflüssiger Honig durch meine Gedanken geisterte und sich schließlich zu einer klaren Stimme verdichtete.
"Es ist soweit", sagte Morgana in meinem Kopf.
Ich spürte ihren Elan meilenweit und ihr Tonfall schwang vor Erregung. Auch sie fieberte dem Kampf entgegen, sie freute sich auf das baldige Erreichen ihres jahrelangen Ziels.
Dann zog sie sich so schnell zurück wie sie gekommen war.
Ich lächelte. Ich hatte verstanden. Es hatte begonnen. Ein letztes Mal.
Keine Gnade, keine Überlebenden.
Jeder musste sterben.
Dann stieß ich mich vom gefrorenen Boden ab, wirbelte dem Schnee mit mir auf und faltete die Flügel auseinander bis eisige Luft über die feinen Membranen floss und mich geschwind in den Himmel trug.
Ich flog auf das Schloss zu.
Ein einsamer Krieger in der Dämmerung.
Ich konnte den kleinen gelben Streifen am kahlen Horizont erkennen, er verkündete das Nahen des baldigen Tages.
Des Schicksalstages.

Merlins POV:

"Arthur bitte passt auf euch auf", sagte ich zum bestimmt hundertsten Mal besorgt.
Und doch linderte es nicht die immer weiter in mir wachsende Unruhe.
Ich hatte Angst.
Ja ich hatte Angst.
Angst davor, wie dieser Tag wohl enden mochte.
"Merlin das sagst du mir bestimmt zum zehnten Mal in dieser Minute. Langsam glaube ich du stehst auf mich", versuchte er sich krampfhaft seinen alten Humor aufrecht zu erhalten.
Doch ich sah die selbe Furcht in seinen Augen stehen, die auch mein Herz befallen hatte.
Er hatte eine silberne Rüstung an, doch die würde ihn nicht vor Zauberei schützen.
"Ach bildet Euch bloß nichts ein. Im Gegensatz zu Gwen weiß ich nämlich was Ihr in Wirklichkeit seid.", meinte ich um die Ernsthaftigkeit loszuwerden, doch es klappte nicht so recht.
Sagte ich als ich näher an den Tisch herantrat.
"Und das wäre?", fragte er wenig interessiert während er Excalibur im Kerzenlicht betrachte.
Die Klinge lag auf dem Tisch in seinen hell erleuchteten Gemächern und schimmerte verheißungsvoll im goldenen Licht. Draußen war es immer noch zu dunkel um wirklich etwas zu erkennen. Doch Morgana musste jeden Moment hier sein. Es war nur noch eine Frage von Minuten.
Arthur sah mich kurz mit hochgezogen Augenbrauen über die Platte hinweg an.
Er hatte nicht geschlafen, doch noch nie zuvor hatte ich ihn so wach wie jetzt gesehen.
Sein ganzer Körper vibrierte vor nervöser Anspannung, vor der Ekstase sich bald in den Kampf stürzen zu können. Er sah dem Kommenden offen entgegen, wenngleich sein Blick auch von Furcht getrübt war.
So hatte ich ihn noch nie erlebt.
Ich wollte grinsen, doch das Lächeln sah wohl selbst auf meinen Lippen seltsam gezwungen aus.
"Das Ihr ein eingebildeter Trottel seid."
"Danke", sagte Arthur und musterte mich mit verschränkten Armen. Er dachte einen Moment nach.
"Und du bist der faulste, feigste, nichtsnutzigste Diener auf der ganzen Welt."
Ich spürte wie meinen Herz einen Satz machte.
Für einen kleinen Moment schien es ein Tag wie jeder andere zu sein.
Alles war normal. Aber es würde nie wieder alles normal werden.
"Feige?", fragte ich gespielt beleidigt.
Arthur lachte auf. Seine Augen blitzten schelmisch auf.
Dann trat wurde er wieder ernst.
"Nein eigentlich hab ich nie gedacht, dass du feige wärst."
Ich blinzelte verwirrt. Das hatte ich jetzt nicht erwartet.
"Und warum sagt Ihr dann so etwas?"
Arthur zuckte die Schultern.
"Vielleicht weil ich nicht zugeben wollte, dass ich mehr Angst als du habe. Du warst für mich immer der mutigste Mensch der Welt."
Ich legte die Hände auf den Tisch.
Meine Finger streiften das kühle Metall des Schwerts. Die Berührung sandte wohlige Schauer durch meinen Körper, füllte mich mit neuer Zuversicht.
Fest sah ich Arthur in die Augen.
"Hört sofort auf so zu reden", flüsterte ich ernst.
Meine Tonfall klang belegt.
Arthurs Stirn legte sich nachdenklich in Falten.
"Was meinst du damit?"
Ich seufzte.
"So reden Menschen wenn sie sicher sind das sie sterben."
Arthur senkte die Lider. Er dachte genau das. Ich hatte es auf den Punkt gebracht. Aber so durfte es nicht enden.
Ich fuhr eindringlich fort.
"Aber wir werden nicht sterben. Morgana wird nicht gewinnen. Skye auch nicht. Wir haben Excalibur. Wir können sie töten.
Ihr könnt sie töten. Könnt dieses Unheil abwenden, aber Ihr müsst an euch glauben Arthur Pendragon. Es ist euer Schicksal Albions größter König zu werden. Ein König der von Camelot aus regiert. Wir werden nicht fallen. Glaubt daran!", sagte ich mit so viel Überzeugung wie nur möglich.
Arthur musterte mich als sähe er mich gerade zum ersten Mal.
Seine Augen waren geweitet, die pure Überraschung glänzte darin und Dankbarkeit. Mehrmals setzte er an etwas zu sagen, schloss den Mund wieder. Eine Weile blieb er still.
"Weißt du, du magst ein riesiger Trottel sein, aber dann überrascht du mich immer wieder neu. Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll.", sagte er zögernd.
Ich winkte lächelnd ab.
"Ach ich bin ein Niemand."
Sagte ich schnell. Denn das war ich immerhin auch für ihn. Im Moment.
Wann würde ich ihm endlich die Wahrheit sagen, wann würde ich mich selbst trauen, es auszusprechen.
Ich habe Zauberkräfte.
Ich bin bereit sie einzusetzen.
Immer nur für Euch Arthur.
All die Jahre.
Arthur neigte nachdenklich den Kopf.
"Allerdings.", meinte er nur. Ich konnte die Enttäuschung nicht ganz verbergen. Meine Züge entglitten mir für einen winzigen Moment.
Was würde er tun wenn er die Wahrheit über mich wüsste?
Uther hatte Skye auf den Scheiterhaufen gebracht.
Würde Arthur dasselbe mit mir machen, könnte er mir je vergeben?
"Danke.", murmelte ich schnell bevor er mich schief ansehen konnte weil ich solange nicht antwortete.
Es schien fast undenkbar, das er mich nach diesem Tag immer noch als den alten Merlin kennen würde.
Alles war im Begriff sich zu verändern. Es lag förmlich greifbar im Raum. Schon jetzt war mir als atmete ich blutgeschwängerte Luft ein. Ich konnte schon jetzt all die Toten nicht mehr zählen.
"Merlin?"
Ich hob den Kopf. Ich wappnete mich innerlich für einen dummen Kommentar.
Er sah mich eigenartig an, so als fühlte er sich nicht ganz wohl in seiner eigenen Haut.
Meine Nerven waren schon lange restlos überspannt.
"Ja?", fragte ich neugierig und etwas scheinheilig.
"Du solltest dich von dem Schlachtfeld fernhalten. Gegen Morgana hast du keine Chance und gegen Skye erst Recht nicht. Du solltest verschwinden solange du noch kannst. Hilf Gaius im Lazarett.", flüsterte Arthur. Er mied meinen Blick.
Ich seufzte.
Wann würde das endlich aufhören?
Wann würden die Menschen erkennen wir mächtig ich doch in Wirklichkeit war?
Es gab keine Wahl. Nicht für mich.
Zusammen stehen wir, getrennt fallen wir.
"Und wer beschützt euch dann? Oh nein, ich bleibe an Eurer Seite, so wie ich es immer getan habe und immer tun werde. Ich bin Euer Freund Arthur.", erwiderte ich trotzig.
Nun musterte er mich lange. "Was ist mit Gaius?" Ich zuckte lässig mit den Schultern. "Der hat mir gesagt ich soll auf euren königlichen Arsch Acht geben."
Unglauben stand in seinem Gesicht geschrieben zusammen mit unverhohlener Bewunderung.
Auch wenn es Arthur selbst nicht zugegeben hätte, ich sah es genau.
Es war still.
Sekundenlang sah er mich einfach nur über den Tisch hinweg an, das flackernde Kerzenlicht ließ seine blauen Augen leuchten.
"Du bist der loyalste und mutigste Freund den man sich wünschen kann.", meinte er schließlich.
Ich fühlte mich geschmeichelt.
Arthur konnte so vieles sein.
Launisch, schlecht gelaunt, überheblich, unausstehlich und ein absoluter Arsch.
Doch manchmal genoss ich es richtig ihm damals das Leben gerettet zu haben.
Der junge Prinz war zu einem unschätzbaren Freund herangewachsen.
Zu einer Aufgabe geboren und ich fühlte mich geehrt ihm auf diesem schwierigen Weg beizustehen.
"War das etwa ein Kompliment?", fragte ich scheinheilig.
Arthur winkte ab.
"Du glaubst auch echt alles."
Ich zuckte die Schultern.
"Mag sein. Aber ich glaube an Euch. Und daran das wir eine Möglichkeit haben Morgana zu besiegen, ein für alle Mal."
Er nickte zustimmend.
Auch er wusste was zu tun war.
Es gab keine Wahl mehr, keine Alternative die wir noch einschlagen konnten, keinen unerwarteten Schwenk des Schicksals.
"Was ist mit Skye. Wirst du mir böse sein, wenn ich sie töte? Das wird sich nicht vermeiden lassen.", murmelte Arthur.
Ich senkte die Lider.
Er hatte Recht.
Es war unvermeidbar, unumgänglich.
Wie gesagt, die Zeit der freien Entscheidungen war schon lange vorbei.
Und immer noch tat es so weh.
"Ich weiß."
Es tat weh es sich einzugestehen.
Es schmerzte tief in meiner Seele.
Doch ich sagte die nächsten Worte ohne Zögern, ohne Zittern in meiner Stimme.
Ich war entschlossen.
"Aber das ist nicht mehr Skye. Ihr tötet ein Monster, nicht Skye. Ich kann sie nicht töten, das würde ich einfach nicht schaffen, aber Ihr könnt es. Ich bitte euch nur um eins.", ich verharrte kurz, " Macht schnell.", sagte ich leise.
Trotz allem wollte ich sie nicht leiden sehen.
Meiner Meinung war Skye noch irgendwo da drin, schrie uns verzweifelt an sie endlich zu töten.
Sie hatte das alles nie gewollt. Sie wollte immer ein Mensch sein.
"Das werde ich. Skye war auch meine Freundin.", Arthur sah mich fest an, seine Stimme klang aufrichtig.
"Danke für alles."
Er lächelte.
"Ich danke dir."
Stille.
"Sollte ich im nächsten Leben einen Diener brauchen..."
"Dann nehmt nicht mich!"
Arthur lachte.
Es wärmte mir das Herz. Ich versank in Schweigen, dachte an all die Schlachten die wir zusammen durch gestanden hatten, an all die witzigen Momente.
Daran was für ein Trottel und arroganter Sack Arthur sein konnte.
Wie ich mit Gwen gelacht hatte, mit Gaius zusammen nachgeforscht hatte und mit Gwaine getrunken hatte.
Ich dachte an Morgana, an die alte, nette und gütige Morgana, an meine Schuld an ihrem Schicksal, daran, dass sie mir einst eine wahre Freundin gewesen war.
Ich dachte an Skye.
An meine Skye.
Daran wie ich sie geküsst hatte, wie wir zusammen gesungen haben, wie sie mich im Wald vor Gwaine und all den anderen Rittern lächerlich gemacht hat.
Wie wunderschön sie doch war.
Ich schloss die Augen.
Bewahrte mir all diese kleinen Momente im Kreise meiner Freunde, den Menschen die ich liebte.
Sie würden mir beistehen. Was auch kommen mochte, sie sind bei mir, Für jetzt und alle Zeit.
Ich bemerkte das er draußen heller geworden war.
Ich konnte die Schemen des Waldes zum ersten Mal erkennen.
In diesem Moment läutete die Glocke.
Ihr Klang durchbrach die leise Stille, fuhr mir durch Mark und Bein.
Nur zu gut wussten wir beide was das bedeutete.
Wir wurden angegriffen.
Arthur sah mich ernst an. Dann schlossen sich seine Finger um das Heft von Excalibur.
Er hob das Schwert an, sah mir aufgeregt in die Augen.
"Es ist soweit", sagte er ernst. Er umklammerte den Griff so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Ich nickte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Ich schluckte. Was auch immer passierte, es gab kein Zurück mehr.
"Euer Schicksal erwartet euch."
Das 'Unser' fügte ich in Gedanken hinzu.
Arthur grinste gezwungen.
Sein ganzer Körper zeugte von kämpferischer Anspannung.
"Dann wollen wir es doch nicht warten lassen!"
Ich lächelte.
Er würde immer Arthur bleiben.
Er würde immer mein wahrer König und meine Hoffnung auf ein besseres Leben sein.
Genau wie Skye immer meine Liebe sein würde.
Wie all die Freunde, Geliebten und geschätzten Menschen, würden sie nie weichen. Skye hatten in ihren Worten ja so recht gehabt. "Helden mit Herzen von gleichem Schlag. Geschwächt von der Zeit und von dem Schicksal. Doch stark im Willen zu ringen, zu suchen, zu finden. Und nie zu weichen." Zusammen stehen wir. Getrennt fallen wir.
Wie auch immer es enden würde.
Das Warten war vorbei.
Alles oder nichts.
Hier würde es enden.
Heute.
Nichts kann dich auf das Ende vorbereiten.
Ein letztes Mal.
Dann stürmten wir Seite an Seite aus Arthurs Gemächern.

Skyes POV:

Die Wachen schrien erschrocken auf als ich mich vom hohen Himmel auf sie nieder stürzte.
Ein feuriger Pfeil in einer ergrauten Welt sich nur spärlich erhellenden Welt.
Ruhelos hatten sie am Boden patrouilliert, die Augen nach dem Feind offen gehalten.
Dabei kam der wahre Feind nicht aus den Reihen der Menschen.
Der Feind war der Himmel selbst.
Mein Zuhause, meine Freiheit. Meine Stärke. Meine Macht. Meine Waffe.
Sie stoben verzweifelt auseinander, doch es war zu spät.
In sekundenschnelle standen sie lichterloh in grellen Flammen, ihre Haut, ihre Haare, all ihre Zellen verglühten sie zu einem Häufchen Asche, nicht blieb von ihnen zurück als ihre erschrockenen Schatten an den Zinnen.
Das Metall schmolz auf ihrem brennenden Körper, floss in dicken grauen Schlieren unter ihre Kleidung, verstärkte den Schmerz ins Unermessliche.
Sie wanden sich in dem Inferno das um sie herum tobte, versuchten die Flammen zu löschen.
Manche warfen sich vor Schmerzen schreiend über die Mauer, schlugen kreischend und knirschend im Innenhof auf.
Ihre Armbrüste lagen brennend am Boden. Kein Pfeil würde mehr einen unserer Männer treffen. Dafür war nun gesorgt. Die Schützen waren tot.
Zerschmettert unter meinem gewaltigen Zorn.
Nichts konnte mich aufhalten. Ich war unbesiegbar.
Ich erhob mich wieder.
Steuerte mit angelegten Flügeln auf das Tor zu.
Man hatte die Schreie gehört, die zerschmetterten Menschen lagen zu ihren Füßen im Hof.
Und noch immer leutete keine Glocke.
Noch immer waren sie zu langsam um Alarm zu schlagen. Dann ging alles ganz schnell.
Die Wachen rissen ihre Schwerter und Bögen hoch.
Ich hörte die Sehnen zurückschnellen, die Pfeile durch die trockene Morgenluft sausen.
Ich hätte ausweichen können, doch ich wollte nicht. Warum sollte ich auch?
Sie erreichten mich, prallten an meiner Brust ab, zerbarsten an meinen stählernen Schuppen in tausend Splitter.
Ich ließ einen freudigen Schrei ertönen, landete auf den Wachen, begrub die ersten unter mir.
Sie winselten als meine Krallen sich durch ihre lächerlichen Rüstungen tief in ihr Fleisch gruben.
Ich riss sie auseinander, zerfetzte ihre Glieder, brach ihnen mit einem einzigen Schlag meines peitschenden Schwanzes die Knochen wie alte, spröde Zweige.
Meine Zähne rissen ihnen die Kehlen auf, menschliches Blut rann warm meinen Rachen hinunter, befleckte meine Schuppen in kleinen roten Sprenkeln.
Ich saugte es auf wie Wasser. Genüsslich schluckte ich den klebrigen, eisenhaltigen Saft hinunter.
Dafür lebte ich. Nur dafür. Um Tod und Zerstörung über die Menschen zu bringen.
Einer schwang verzweifelt das Schwert nach mir.
Sein Gesicht war vor Angst und Schmerzen verzerrt, das Blut seiner Freunde klebte an seinen Händen, in seinem Gesicht, seiner Kleidung, einfach überall.
Mit einem hässlichen Ratschen krachte die Klinge auf meinen Hals nieder.
Ein kurzer Schauer durchzuckte mich, als sie über meine Schuppen kratzte. Dann bog sich das Metall und gab schlussendlich mit einem harten Klingen nach.
Ungläubig starrte der verletzte Soldat mich an, betrachte das zerbrochene Schwert in seiner Hand.
Ich bleckte meine blutigen Zähne.
Seine Augen wurden riesengroß.
Ich schnappte nach seiner Kehle und riss ihm genüsslich den Kopf ab. Er war der letzte gewesen.
Ich blickte mich um.
Überall um mich herum lagen Tote, Blut lief in großen Rinnsalen zwischen den Pflastersteinen wie ein roter Fluss hinab auf die Unterstadt zu.
Von überall hörte ich Schreie, als die Menschen sich versuchten in Sicherheit zu bringen. Ich lächelte. Sie waren da. Sie warteten auf der anderen Seite des Tors. Wie einfach es doch war. Eigentlich schon ein bisschen langweilig.
Ich wandte mich der Winde zu, die das mächtige Torgitter hochzog.
Normalerweise waren um sie zu bedienen drei von diesen schwachen menschlichen Wesen nötig.
Doch ich war kein Mensch mehr. War nie eins von diesen erbärmlichen Kreaturen gewesen.
Ich war ein Monster.
Ratternd hob sich das Tor und rastete in seine Halterungen ein.
Auf der anderen Seite sah ich, wie sich die Söldner mit grinsendem Blick aus dem Schatten der Mauer lösten. Sie hatten schon unzähligen Bewohnern der Unterstadt im Schlaf die Kehlen aufgeschlitzt, die aufgestellten Wachen gründlich beseitigt. Alles aufgrund eines kleinen Tricks.
Sie schimmerten immer noch durchscheinend, waren mehr transparent als richtig vorhanden.
Schattenkrieger, so hatte Morgana sie genannt.
Man konnte sie nicht richtig wahrnehmen, wenn dieser Zauber auf ihnen lag.
Er verbarg ihr wahres Wesen, man erkannte sie erst auf einen zweiten sehr genauen Blick.
Die ersten Kämpfer waren ins Schloss gekommen und würden den Kampf ankurbeln.
Den Rest würden Morgana und Cole erledigen.
Meine Aufgabe war getan.
Es gab nur noch ein was was ich tun konnte.
So viele wie möglich in den Tod zu reißen, diese Schlacht zu unseren Gunsten zu schlagen.
Ohne mir einen weiteren Blick zu zu werfen, stürmten sie in den immer noch menschenleeren Hof und hinterließen blutige Fußabdrücke als sie durch die rubinen Pfützen traten.
Sie erreichten das große Portal. Ein paar blieben offen auf dem Hof stehen. Mit ihnen hatte ich einen ganz anderen Plan.
In diesem Moment läutete die Glocke.
Ihr Klang zerriss die Stille.
Wie lange sie doch gebraucht hatten.
Erbärmlich.
Sie hatten gewusst, dass wir kamen, doch waren zu naiv gewesen. Hätten sie mal besser auch den Himmel abgesucht. Aber es hätte ihnen auch nichts gebracht. Zauberei war dem menschlichen Wesen nun mal um Längen überlegen.
Sie hatten nicht geglaubt, das wir wirklich noch vor dem Morgen angreifen würden.
Niemand hatte uns kommen sehen.
Bis jetzt.
Jetzt wo es schon unzählige Tote zu befeiern gab.
Wie traurig das menschliche Schicksal doch wahr.
Es würde nicht mehr lange bestehen.
Zum Glück.

Ich war Feuer und Flamme. Tod und Verderben. Rache und Liebe. Hingabe und Verzweiflung. Ich war Zorn, Blut und Rauch. Ich war Skye. Die Kraft die von nun an den Himmel und die Erde bewegte. ich war was ich bin. Der Verfall der alten Konventionen. Die Retterin der Menschheit.

Nun erklangen von überall her aufgeregte Schritte, Rufe waren zu hören.
Genau das was ich wollte. All die edlen Ritter und die gut ausgebildeten Wachen würden sich nur so auf die wenigen noch auf dem Platz gebliebenen Gegner stürzen.
Sie würden nur so hierher stürmen.
In ihren Tod.
Ich stieß mich vom Boden ab.
Erhob mich in die todbringenden Lüfte.
Die Ritter und Wachen eilten auf den Hof hinaus, ihre Schwerter gezogen, ihre Mienen grimmig verzerrt als sie sich auf die Söldner wie Hunde warfen.
Metall traf auf Metall.
Leib auf Leib.
Schild auf Schild.
Noch war eine klare Linie zwischen den Kämpfenden auszumachen.
Sie waren noch nicht untereinander vermischt. Die Frontlinie war sehr gut erkennbar. Genau wie geplant.
Ich stürzte mich hinab, öffnete meinen Rachen und ließ dem sich nun entfaltenden Sturm freien Lauf.
Die Ritter schrien auf als ich durch sie hinweg fegte, sie in lebendige Fackeln verwandelte.
Ihre roten Umhängen brannten wie Zunder in einem wunderschön rot glühenden Farbton.
Ich roch das verbrannte Fleisch, die Angst, die Blindheit, der um sich Schlagenden.
Ihre Schmerzenschreie waren Musik in meinen Ohren, sie bildeten ein wahrhaft atemberaubendes Konzert. ich konnte das Blut in ihren Adern zischen hören, als es anfing zu kochen, sah wie ihnen das Fleisch von den Knochen schmolz und ihre wohlgeformten Körper nach und nach, Schicht für Schicht zerfielen, sich auf dem Boden in ihre kleinsten Bestandteile aufspalteten. Asche.
Ich erhob mich immer wieder, stieß immer wieder aus der Luft her zu, flog zu verschiedenen Orten des Schlosses.
Überall wo ich war, herrschte Tod und Zerstörung. Die Ritter kämpften verbissen gegen die zahlenmäßig weit unterlegenen Söldner. Doch das Blatt konnte sich schnell wenden.
Nun waren auch Coles und Morganas Männer unter den Angreifern.
Alle waren im Schloss versammelt. Viele kämpften im offenen Gelände, gut erreichbar für mich. Doch unsere besten Krieger hatten wir mit einem ganz anderen Vorhaben ins Schloss geschickt.
Unser Plan ging auf.
Ich stiftete Chaos, setzte die ganze Außenanlage der Festung in Brand.
Der wenige Schnee schmolz, vereinigte sich mit den großen rubinroten Blutströmen zu gewaltigen nassen Lachen auf dem steinernen Pflaster, in denen sich das Feuer spiegelte.
Rauch stieg dunkel gegen den Himmel von den Türmen auf.
Die Sonne hatte inzwischen den Horizont überschritten, beleuchtete das wunderschöne Schauspiel welches sich auf dem Angesicht der doch am Morgen noch so friedlich gewesenen Erde zu trug.
Endlich konnte jeder die Angst klar und deutlich sehen.
Konnte das Ende sehen, den Beginn eines neuen Zeitalters.
Immer wieder fegte ich durch die Kämpfenden, stürzte mich im kopfüber mitten ins Getümmel.
Brachte Hunderten in wenigen Minuten den Tod, ließ den geballten Hass der Wesen mit Zauberkraft auf meine Gegner niedergehen.
Viele versuchten zu fliehen, mir zu entkommen, sich in der Burg zu verstecken.
Doch ich würde sie alle aufspüren.
Niemand sollte entkommen. Ihr Schicksal war schon lange unterschrieben und besiegelt.
Wie feige sie doch waren, einige nahmen sofort Reiß aus als sie mich erblicken.
Als ob es ihnen etwas genützt hätte.
Sie sollten leiden, sollten bestraft werden für alles was sie uns angetan hatten.
Wie viele waren in diesen Mauern auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden, wie viele hatten sich an ihren verzweifelten Schreien ergötzt.
Nun war es Zeit für sie zu brennen.
Ich betrat das Schloss durch das große Portal, genau wie Morgana es mir befohlen hatte.
Niemand konnte mich daran hindern.
Ich war im östlichen Flügel.
Manchmal braucht die Menschheit keinen Helden, keinen Menschen.
Manchmal braucht sie ein Monster.

Merlins POV:

"Sie ist im östlichen Flügel Arthur!!!", rief Gwaine atemlos Arthur zu als er vor uns zum Stehen kam und sich schwer auf sein Schwert abstützte.
Blut rann aus einer Wunde an seiner Stirn und verklebte seine linke Gesichtshälfte.
Sein Umhang war zerrissen und wies zahlreiche schwarze Brandlöcher auf.
Doch seine Haare saßen perfekt wie eh und je. Was mich in diesem Moment mehr verwunderte als alles andere. Bis seine Worte zu mir durchsickerten.
Ich fuhr mir über die schweißnasse Stirn, mein Atem ging schnell und kurz.
Mein Herz raste so sehr, dass ich mein Blut in den Ohren dröhnen hörte. Da verstand ich endlich was er gerade gesagt hatte. Ich riss die Augen auf. Eisige Schauer rannen meinen Rücken hinab.
Skye war im Schloss.
Im Schloss.
Sie würde jeden töten, keine Frage. In der Festung versteckten sich all die Mägde, die Diener und der König samt Hofrat hinter den sonst doch so als schützend geltenden Wänden. Doch der Thronsaal lag auf der anderen Seite des Schlosses, er lag nur wenige Gänge hinter uns und wurde von zahlreichen garantiert nicht weichenden Wachen beschützt. Doch wo wollte sie hin, wenn nicht zum König. Im Ostflügel gab es nun nicht wirklich irgendetwas Dringendes. Dort lagen nur meine und die anderen Zimmer all der Diener. Und die Küche. Also nichts Weltbewegendes. was wollte Skye da? Es sei denn... Mir wurde schlecht als mir noch etwas anderes bewusst wurde. Das Lazarett. Un das wiederum hieß,... Gaius. Er kämpfte nicht. Er versorgte die Verletzten, behandelte die doch schon so zahlreichen Verwundeten. Ich riss die Augen auf. Das Lazarett lag unmittelbar neben dem Ostflügel. Die Menschen dort waren wehrlos, sie waren kampfuntauglich. Sie hatten nicht einmal den Hauch einer Chance. Einen Angriff würde niemand überleben. Sie wären leichte Beute. Arthur hatte Ritter beauftragt sie alle zu beschützen, aber gegen Skye konnte niemand etwas ausrichten. Nur Arthur. Und der war auf der anderen Seite der Festung. Mit Excalibur.
Wir mussten handeln, schnell. Wir mussten in den Ostflügel. Bevor alles zu spät war. Ich suchte Arthurs wilden von Sorge überschatteten Blick.
Wir hatten gerade eben gegen zwei fuchsteufelswilde Söldner gekämpft, deren leblose Körper noch zu unseren Füßen lagen und nachklingend zuckten. Ich trat zurück und senkte mein eigenes Schwert. Ich wechselte die Schwerthand, musste jedoch feststellen, dass beide gleich verschwitzt waren.
Mein Arm schmerzte, eine lange aber nicht tiefe Schnittwunde zog sich über meinen linken, zerfetzten Arm und meine Muskeln waren komplett erschöpft. Ich zitterte vor Anstrengung und ich brauchte unbedingt eine Pause. Aber die würde hier niemand bekommen können, es sei denn man sah den Tod als Erholung an.
Seit Stunden mussten wir auf der Hut sein, konnten uns nicht ungehindert von einem Kampfplatz zum anderen bewegen, weil Morganas Männer überall, hinter jedem Torbogen, hinter jeder Nische lauerten. Jeder Moment der Unachtsamkeit, des verlockenden Leichtsinns kam einem teuer zu stehen. Ich sah schwer atmend auf die Leichen hinab, angewidert trat ich noch ein paar Schritte zurück.
Ich hatte einen der beiden Söldner ermordet. Ich hatte ihn getötet. Ein weiterer von unzähligen Toten an diesem schicksalhaften Tag.
Auch einer von unseren Wachen lag mit aufgeschlitztem Kettenhemd daneben, seine Augen leer zur Decke gerichtet. Wann würde das nur alles enden? Wo würde es enden? Waren wir nicht schon zu tief gefallen?
Gerade waren uns drei weitere Ritter zu Hilfe geeilt, alle erschöpft und verletzt von den verheerenden Kämpfen überall im Schloss.
Wir waren auf den Weg in den Innenhof gewesen um unseren Männern an der Westseite des Schlosses beizustehen, die dort förmlich überrannt und geschlachtet wurden.
Da war Gwaine hereingeplatzt und hatte uns verraten wo Skye gerade war.

Und nun standen wir hier.
Das ganze Schloss war in wenigen Stunden in ein einziges Schlachtfeld verwandelt wurden, die Toten häuften sich in den Gängen, in den Gemächern, einfach überall. Bis jetzt hatte ich den Hof noch nicht gesehen, doch mir graute davor.
Dort hatte vor wenigen Stunden alles begonnen. Dort mussten wir nun lang.
Wir hatten verzweifelt nach Skye gesucht um dieses Grauen ein für alle Mal zu beenden.
Doch wir hatten sie nicht gefunden. Immer weilte sie nur kurzzeitig an einem Ort, verflüchtigte sich gleich wieder um an andere Stelle mit genauso verheerender Kraft anzugreifen. Sie war wie Rauch.
Nicht zu fassen, transparent, körperlos. Und überall zugleich. Seit Stunden rannten Arthur und ich ihr nach, jagten sie wie ein scheues Tier.
Wir waren nicht weit gekommen. Überall lagen Feinde in der Deckung, warteten nur so auf einen unachtsamen Ritter um ihm den Gar aus zu machen. Die Burg war eine einzige Todesfalle geworden. Um uns herum starben die Menschen wie die Fliegen, wir hatten keine Chance.
Das die Ritter Camelots eigentlich in der Überzahl waren spielte schon lange keine Rolle mehr.Skye hatte hunderte von ihnen im Nu ausradiert oder ins Lazarett geschickt. Sie hätte das Schloss auch im Alleingang einnehmen können.
Ich blickte zu wieder Arthur. Auch er konnte die Erschöpfung kaum vor seinen zu ihm aufschauenden Rittern verbergen.
Er war genauso außer Atem wie ich, seine glänzende Rüstung blutbesudelt.
Doch sein Gesichtsausdruck war grimmig, er würde weiter kämpfen.
Immer und immer weiter. Ganz egal wie aussichtslos unsere Situation auch sein mochte, er würde nicht aufgeben. Und wenn er sterben musste, so würde er es ohne Zögern für die Liebe zu Camelot tun.
Auch wenn er es mit der ganzen Welt aufnehmen musste, würde er nicht nachgeben, sondern stehen bleiben. Ich auch. Das würden wir beide. Bis zum bitteren Ende.
"Keine Spur von Morgana?", fragte er keuchend an Gwaine gewandt. Arthur strich sich die klebenden Haare aus der Stirn un sah seinen Freund nervös an.
Ich brannte auf die Antwort dieser Frage.
Wo war nur die Hexe, wo war sie?!
Nirgend hatten wir auch nur eine Spur von ihr entdeckt.
Immer war es nur Skye gewesen die die Menschen abgeschlachtet hatte, kein Zeichen für die Verwendung von Zauberei. Wenn Morgana noch dazu käme, ihre ganze Kraft gegen die Festung richten würde, dann wären wir endgültig verloren. Schon jetzt balancierten wir gefährlich nahe am Grat zur Niederlage. Ich betete dafür, dass Morgana sich nicht einmischen würde.
Und doch war sie hier.
Ich spürte es.
Ihre Macht war in der Burg anwesend, nur wo?
Was zum Teufel hatte sie vor?
Auch Arthur durchschaute die ganze Situation nicht, auch er suchte nach Anzeichen für seine Schwester.
Gwaine schüttelte resigniert den Kopf. Ich schluckte. Wir hatten keine Zeit mehr.
Wir mussten in den Ostteil der Zitadelle. In knappen Worten erzählte ich Gwaine was wir vor hatten. Ungläubig sah er erst mich, dann Arthur an.
"Ist es wahr? Könnt Ihr dieses Monstrum erledigen?", wollte er hoffnungsvoll wissen. Zu viel hing von Skyes Tod ab.
Ich blickte zu dem Prinzen.
Dieser nickte nur verbissen. Sine Gedanken waren schon bei Gaius und den anderen Hilflosen auf der anderen Seite.
Er hatte Excalibur fest umklammert, die goldene Klinge glänzte durch das frische Blut rötlich. Dann wandte er sich den Rittern zu. Sie alle waren entschlossen und folgten ihrem zukünftigen König ohne auch nur ein einziges Mal darüber nachzudenken.
Ihre unerschütterliche Treue und Loyalität schien dem ausgelaugten Prinzen die Kraft zu geben, die er brauchte. Sie würden mit ihm kämpfen. Genau wie ich. Ich wäre Arthur überall hin gefolgt, selbst in die Hölle.
Wir erreichten den Hof. Aus vollem Lauf hielt ich an. Ich blieb wie angewurzelt stehen als ich sah was dort vor mir lag. Gwaine neben mir zog erschrocken die Luft ein. Arthur flüsterte ungläubig "Nein. Oh Gott". Fassungslos blickten wir auf die Szene vor uns. Arthur hatte ich noch nie zuvor so aufgelöst gesehen.
Es war wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Zum ersten Mal sah ich das eigentliche Schlachtfeld.
Sah den Anfang der Schlacht mit eigenen Augen. Und da wurden mir so einige Sachen auf einmal klar.
Ich hatte sie geliebt.
Hatte an das Gute in ihr geglaubt, hatte sie immer noch als Mensch gesehen. Doch in diesem Moment begriff ich.
Skye war weg, endgültig. Sie würde nie wiederkommen, sie war für jetzt und alle Zeit verloren.
An den Menschen in ihr zu glauben war genauso aberwitzig wie an das Gute in Morgana zu glauben. Es existierte nicht mehr. Es wäre ein tödlicher Fehler die Wahrheit noch länger zu leugnen, weiterhin die Welt durch naive Augen zu sehen. Ich hatte teuer dafür bezahlt.
Und wieder einmal war ich blind gewesen, hatte mich von meinem verräterischen Herzen und meiner Liebe blenden lassen, hatte die Wahrheit erst viel zu spät erkannt. Vor uns stapelten sich die Leichen. Hunderte.
Es waren nicht nur Ritter oder Wachen. Es waren Frauen und Kinder darunter. Gewöhnliche Menschen Schlossbewohner lagen leblos zu unseren Füßen.
Manche brannten sogar noch. Die Luft stank nach Tod und dem süßlichen Geruch der Verwesung, nach Kohle und und frischem Ruß. Ich musste den Brechreiz hinunter schlucken, als ich empor ragende verkohlte Knochen sah.
Asche bedeckt die Leichen wie ein grauer weicher Teppich, stob zum Himmel empor, als der Wind durch sie hindurch fuhr, sich die Kleider sanft in seinen Brisen wellten. Doch sie konnten den leisen Hauch des Windes nicht mehr auf ihren Wangen spüren, würden nie wieder sein sanftes Säuseln hören, oder das schmerzhafte Pfeifen eines Sturmes in ihren Ohren wahrnehmen können.
Die Kinder würden nie erwachsen werden, sich nie verlieben, nie die wahre Schönheit des Lebens kennen lernen können.
Sie hatten ihr Leben ausgehaucht, hier auf diesem trostlosen, eisig kalten Innenhof unter einem gewaltigen Feuersturm, der ihre kleinen sich noch entwickelnden Knochen zu Staub zermahlen hatte, ihr Blut in den Adern zum kochen gebracht hatte und das Fleisch von ihren winzigen doch so unschuldigen Körpern schmolz.
Es waren hilflose Untertanen gewesen, die die sich in der Burg versteckt hatten.
Sie hatten versucht zu fliehen, dem Tod zu entkommen, eine Zukunft zu haben, von einem Leben zu träumen. Es waren hunderte.
Ich ballte die Fäuste, meine Sehnen spannten sich alle samt an.
Das war kein Kampf gewesen. Das war eine Exekution gewesen. Die Menschen waren abgeschlachtet wurden. Ich kämpfte gegen die Zornestränen an, versuchte weiter zu atmen, weiter zu laufen.
Doch es ging nicht. Eine eisige Hand hielt verkrampft mein sich windendes Herz umklammert, ein tonnenschweres Gewicht lastete plötzlich auf meiner Brust und rückte mir die Luft ab.
Es war die Schuld.
Wie viele sie nun schon getötet hatte.
Ich war so naiv gewesen. So optimistisch. So dumm.
Seit Wochen hörten wir die grauenvollen Berichte, doch nie hatte ich es so richtig glauben wollen.
Erst jetzt als ich über den mit verstümmelten Leichen bedeckten Innenhof blickte, wurde es mir bewusst.
Ich erkannte meine fatalen Fehler.
Es war meine Schuld.
Wie Morganas Schicksal war auch Skyes meine Schuld. Ich hatte sie ignoriert, tagelang, statt ihr zu glauben, ihr zu helfen.
Wir hätten eine Lösung finden können, es hätte nie soweit kommen dürfen.
Es war eine Schuld die nun auf mir lastete, mich unter sich begrub, die alles andere in den Schatten stellte.
Es war nicht so, das sie mir den Atem nahm, oder in meinem Herzen unvorstellbare Schmerzen verursachte.
Dieser Moment war schon lange vorbei. Ich hatte seit Wochen um das himmlische Mädchen getrauert. Nun machte sich ein neues Gefühl in mir bemerkbar. Jetzt kam die Kälte.
Ich wollte Skye töten. Ich wollte sie bluten sehen, wollte hören wie sie ihren letzten Atemzug aushauchte.
Zum ersten Mal wollte ich sie wirklich töten.
Nicht weil es mir gefallen würde, nein, auch nicht weil ich sie hasste. Das konnte ich immer noch nicht. Aber ich würde sie nie wieder lieben können. Zu viel war passiert, zu viel stand zwischen uns. Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man.
Doch was ist, wenn dieser letzte beschriebene Punkt erreicht ist? Verfällt man dann in Wahnsinn, in Trauer, in rasende Wut?
Ich fühlte nur die Kälte. Und den erstickenden Wusch all dem endlich und endgültig ein Ende zu machen.
Ich wollte Skye töten um meine übergroße Schuld von ihr zu nehmen, um mich davon selbst reinzuwaschen. Um das Geschehene rückgängig machen zu können. Bevor noch mehr Schaden entstand.
Alles war meine Schuld. Unbändigende Wut stieg in mir auf und als ich das erkannte, verwandelte sich die eisige Kälte in meinem Herzen in einen brennenden Funken der Entschlossenheit, der durch meine Adern schoss, durch meine Arme, durch meine Beine, meinen Rücken hinauf. Bis er schlussendlich meinen Kopf erreichte und sich wie ein resistentes Bazillum dort niederließ.
Ich würde sie töten. Ich musste sie vor weiteren Morden bewahren. Koste es, was es wolle.
Erst dann hatte ich eine leise und verschwindend geringe Chance meinen Frieden zu finden, mir selbst für all das Blut was an meinen Händen klebte zu vergeben.
Es musste enden, bevor es zu Ende war. Ich konnte den Anblick all der Toten nicht länger ertragen. Ich sah mich um, suchte nach einem anderen Weg der nicht genau über den Hof hinweg führte.
Das Schloss brannte inzwischen lichterloh, gewaltige Risse hatten sich in den Wänden durch die Hitze gebildet.
Wie dunkelgraue Adern durchzogen sie die Festung, ließen Staub auf die Kämpfenden und Gefallen rieseln.
Beißender Qualm stieg mir in die Nase. Der Rauch formte eine gewaltige Wolke und verdunkelte die Sonne. Nicht einmal das Licht des Himmels drang an diesen gottverlassenen Ort noch vor. Arthur teilte meine Gedanken. Auch er hatte einst die Möglichkeit gehabt Skye zu töten.
Er bereute es genauso sehr wie ich es nicht getan zu haben. Mit feuchten Augen sah er mich an, sein Gesicht vor Schmerz verzerrt. Seine Finger zitterten als er mit der Spitze von Excalibur auf einen Weg am Rande des Feldes deutete. Die Ritter machten sich schweigend und mit bedrückten Mienen auf den Weg, vermieden es die Hingerichteten anzusehen.
Gwaine lief vorneweg.
Arthur und ich hinterher. Ich hielt die Augen nach oben gerichtet, unfähig mich dem Grauen zu meinen Füßen noch eingehender zu widmen.
Meine Finger lagen kalt und starr um den Griff eines Schwertes.
Ich hatte nie gedacht, jemals eine Waffe zu führen, sie gegen andere ein zusetzten.
Ich war ein friedfertiger Mensch gewesen, hatte immer nur das Gute in den Menschen gesucht. Nun bereute ich es bitterlich.
Nun wollte ich nur noch töten.
Ich wollte den Angreifern das Herz herausschneiden, ihr Blut auf der Klinge glänzen sehen.
Ich wollte meine Magie gegen sie einsetzten, mich endgültig enttarnen, Morgana zeigen wer Emrys wirklich war.
Ich wollte das Entsetzten in ihren Augen sehen, wollte sie für alles bezahlen lassen.
Doch ich durfte nicht.
Zuviel hing an meinem Geheimnis, es durfte nicht sein.
Nicht so.
Nicht hier. Es war Wahnsinn. Es war nichts als blanker Wahnsinn.
Doch was für eine Wahl hatten wir denn noch?
Unzählbar waren die Verluste in den letzten zwei Stunden, überall war Blut, das Schloss war dem Zusammenbruch nahe, die Niederlage nur noch eine Frage der Zeit.
Endlich hatten wir den Leichenplatz überquert und traten wieder durch einen Eingang mit herausgerissenen Türen in das Gebäude ein. Die schweren Holztüren hingen alle nur noch schief in den Angeln, ganz egal wo wir auch lang gingen.
Jedes Zimmer war aufgerissen wurden, alles war zerstört. Porzellan lag zerbrochen auf dem Boden, die Scherben spiegelten nur zu gut mein gebrochenes Herz wieder.
Genauso fühlte ich mich. Als hätte jemand mein Herz herausgerissen aus großer Höhe einfach fallen lassen ohne sich zu scheren das es bis ins Unkenntliche zerfetzt werden würde.
Meine Seele war zerrissen, nur noch scharfkantige Bruchstücke waren von ihr übrig die mir bei jedem Atemzug im Leib stachen, mir klar machten, wie viel ich doch verloren hatte.
Wir rannten weiter, durch zahlreiche Gänge, bis wir in den Ostflügel gelangten.
Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was wir wohl dort vorfinden würden. Ich dachte an Gaius und an all die Verletzten, Wehrlosen. Wir durften nicht zu spät kommen. Ich konnte nicht auch noch Gaius ins Grab bringen. Er war mehr las nur ein Vater für mich gewesen. Er war mein Freund, mein Ratgeber, meine Vernunft wenn ich mal wieder mit dem Kopf durch die Wand wollte.
Er war mir eine Hilfe, mein Meister, ein geduldiger Lehrer der immer an mich glaubte, jemand der sich nie von mir enttäuschen ließ, der mich akzeptierte, mich anerkannte und unerschütterlich zur Seite stand. In guten wie in schlechten Zeiten. Seit dem ersten Tag an war er mein Vater gewesen, hatte mich als seinen Sohn angenommen.
Es durfte einfach nicht sein.

Wir bogen um eine Ecke und dann waren wir endlich da. Hinter dem nächsten Gang befand sich das Lazarett. Ich hätte die Tür schon sehen können, wenn nicht die Rücken von den Rittern meinen Blick versperrt hätten.
Schwer atmend blieb Arthur stehen und hob die Hand.
Ich drängelte mich zwischen zwei Rittern hindurch um zu sehen was los war.
Doch bevor ich etwas sah, fiel mir noch etwas anderes auf.
Es war still, zu still.
Unser Atem war das einzigste Geräusch in einer stillen Wüste. Normalerweise war das Schloss nie still.
Immer hörte man das leise Seufzen des Windes, oder das zarte Flackern einer Kerzenflamme. Doch alles war verstummt.
Selbst das oft kaum wahrnehmbare Knacken des uralten Steins fehlte. Dann sah ich auch warum.
Der Boden des Ganges war mit Leichen und Blut nur so übersäht. Als hätte sie jemand mit der Sense niedergemäht, sie ohne Skrupel wie überflüssige Bäume abgeholzt. Ritter und Wachen lagen in den merkwürdigsten Verrenkungen auf dem Flur, ein gewaltiges Farbenspiel aus rot und silbern. Ihre Schwerter lagen nutzlos neben ihnen, ganz so als wollten sie all die Gefallenen verhöhnen. Die Wände waren mit dunklem Blut bespritzt, Brandflecke hatten rußige schwarze Schmauchspuren hinterlassen, bildeten ein kunstvolles Gemälde zu dem Grauen was sich hier zugetragen hatte.
Ich schrie erschrocken auf. Sofort legte Arthur mir die Hand fest über die Lippen, hielt mich fest während ich mich wieder beruhigte.
Mein Herz wollte mir aus der Brust springen, ich meinte es mehrmals aussetzten zu hören. Hätte Gwaine mir nicht geistesgegenwärtig das Schwert im letzten Moment abgenommen, hätte ich es klirrend aus meinen kalten, vor Schweiß nassen Händen fallen lassen und sämtliche Assasinen wären im Nu hier gewesen.
Oder ich hätte mich selbst in die Klinge gestürzt.
Was die bessere Lösung war, vermochte ich im Nachhinein nicht mehr zu sagen. Die anderen Ritter hinter uns sahen sich wachsam in alle Richtungen um, der Schreck stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben.
Doch niemand rührte sich, der Schlachtlärm war komplett verstummt, nicht ein mal das kleinste Geräusch war von außerhalb zu hören, die Mauern ließen die Schreie nicht durch, verschluckten sie und ließen uns in drückender Stille zurück. Wir waren allein.
Mit lauter Toten.
Da wurde mir bewusst, was das eigentlich hieß.
Sie hatten Das Lazarett bewacht. Ich riss die Augen auf. Nein. Gaius.

Gwaine hielt mich zurück als ich losrennen wollte. Ich kämpfte verzweifelt gegen seinen festen Griff an, wand mich während immer schrecklichere Bilder in meinem Kopf Gestalt annahmen. "Beruhige dich!", zischte er mir eindringlich zu. Doch ich würde mich nicht beruhigen.
Ich wollte gerade etwas sagen, als Arthur sich vorsichtig einen Weg durch die Toten hindurch zu bahnen begann.
Mir blieb vor Schreck die Luft weg. Jede Moment rechnete ich damit, dass der Angreifer zurück kommen würde, sich auf den jungen Prinzen stürzen würde. Doch alles blieb ruhig.
Nichts regte sich.
Arthur machte noch einen Schritt. Niemand kam.
Noch einen weiteren.
Nichts passierte.
Noch nicht.
Arthur hielt Excalibur fest umklammert und von sich gestreckt, jederzeit bereit zu zustoßen sollte Skye sich zeigen. Doch sie kam nicht.
Sie wiegte uns in trügerischer Sicherheit, war wie ein Irrlicht im Moor.
Und wie immer eilten wir gutgläubig direkt darauf zu.
Die lauernde Schlange wartete am Ende dieses Weges, lockte uns wohl wissend in eine Falle. Arthurs Hand zitterte, kurz wurde er unsicher als er an einem gebrochenen Knöchel hängen blieb wo der Knochen spitz und blutverklebt aus der Haut hervorragte und sich in Arthur Hose verfing.
Ich sog panisch die Luft ein, als ich ihn schon auf all die Leichen fallen sah.
Er stieg über ihre verrenkten Gliedmaßen, versuchte die Blutlachen zu umgehen, immer darum bedacht nur kein Geräusch zu machen.
Keiner sagte ein Wort, brachte es über sich seine Angst in Worte zu fassen.
Innerlich zitterten wir alle, waren die ganze Zeit mit allen Nerven die wir hatten so angespannt, dass ich selbst dachte, die Luft würde mit unsichtbaren Armen und Händen nach uns greifen.
Ich fühlte wie sich eisige Finger schmeichelnd um meine Luftröhre legten und langsam aber stetig zudrückten. Ich öffnete den Mund, meine Kehle war auf einmal so trocken.
Gwaine sah mich ernst an.
Dann zuckte er die Achseln, ließ mich nach einem letzten Blick los und folgte Arthur langsam und bedächtig.
Ich schluckte und nahm allen Mut zusammen, bevor ich mich ebenfalls durch die Gefallen zu bewegen begann.
Meine Beine trugen mich kaum, ich fühlte mich so wacklig bei jedem Schritt und meine Knie schlotterten. Ich war darauf gefasst, beim nächsten Schritt zusammenzubrechen und zu sterben, meiner eigenen Schwäche zu erliegen.
Meine Schuhe wurden nass, zähflüssig saugten sie das viele Blut auf, das wie Wasser um unsere Knöchel schwappte.
Ich versuchte nach Möglichkeit nicht auf jemanden zu treten, doch das war bei den vielen zerfetzten Einzelteilen leichter als gesagt.
Ich wollte mich fast übergeben, als ein Finger knirschend unter meinem Stiefel brach.
Ich schluckte die bittere Galle hinunter und setzte meinen Weg noch bedachter fort.
Mir stieg der Geruch nach Eisen in die Nase, nach Feuer und nach Rauch und nach unverhohlener Todesangst. Nach verbranntem, menschlichen Fleisch.
Es ließ mich würgen, ich musste die Augen schließen, bis die Welt aufhörte sich um mich zu drehen, ich wollte hier nur noch weg.
Ich versuchte nicht auf die Soldaten zu meinen Füßen zu achten, doch immer wieder sah ich abgetrennte Gliedmaßen, sah aufgerissene Augen, verzerrte Gesichter aus der Masse des Leids hervorstechen.
Ihre Bilder brannten sich tief in mein Gedächtnis.
Ihre Augen schienen mich anklagend zu verfolgen, ich spürte ihre abschätzenden Blicke in meinem Nacken.
Es stellte mir die winzigsten Haare auf, jagte mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper.
Es war schrecklich.
Ich atmete schneller, je weiter ich ging, mein Herz schlug nicht mehr, es raste seinem Ende entgegen. Dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir das Meer von Gefallenen hinter uns gelassen. Doch die Schuldgefühle blieben. Sie würden nie weichen.
Auch wenn der Spießrutenlauf nun hinter mir lag.
Vor uns tat sich eine Tür auf. Sie war wie üblich geschlossen, nichts zeugte von irgendeiner Form der Gewaltanwendung.
Es schien alles normal. Wenn man mal von den abgeschlachteten Wachen im Korridor absah.
Arthur fing meinen Blick auf. In seinen Augen stand die gleiche Furcht geschrieben. Mein Herz raste, meine Hände zitterten.
Ich nickte.
Er senkte die Lider, atmete tief durch, zählte gedanklich bis drei. Dann hob er Excalibur, ging in Angriffshaltung und stieß mit der anderen Hand die Tür auf.
Mein Herz blieb stehen, als ich sah was sich dort drin befand.
Nichts.
Der Raum war leer.
Ich brauchte mehrere Sekunden bis ich begriff.

Doch es war noch lange nicht vorbei.
Nichts konnte einen auf das Ende vorbereiten.
Das hier war keine kleine Gutenachtgeschichte für Kinder die nicht schlafen wollten.
Wo am Ende alles gut ausging und sich alle lieb hatten.
Das hier war das blanke Leben.
Die Kräfte die einst den Himmel und die Erde bewegt hatten, verschworen sich nur zu gerne gegen einen.
Hoffnung war dazu da um zerschmettert zu werden, um schlussendlich wie alles andere und jeder zu sterben.
Und niemand würde diesem Kreislauf je entkommen können.

Ein markerschütternder Schrei zerriss die Stille hinter uns, er kam aus Richtung der Küche. Arthur fuhr herum. Er war blass, seine Augen geweitet. "Guinevere! "

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top