Patrouille
"Mylord! Jetzt hört mir doch mal zu."
Meine Stimme klang genervt, doch das war mir egal.
Dieser Dumpfschädel ignorierte mich schon den ganzen Ritt.
Arthur konnte ja ein ausgesprochener Hohlkopf sein, aber manchmal fragte ich mich wirklich, was mit ihm nicht stimmte.
Ich wollte gerade zu einem erneuten Versuch mit ihm zu reden ansetzten, als er warnend die Hand hob.
Sofort stoppte die Patrouille und die Ritter sahen sich wachsam um.
Arthurs Blick zuckte prüfend über die Bäume und das Ufer des Flusses.
Nervös sah auch ich mich um.
Es gefiel mir nicht. Für meinen Geschmack waren wir noch viel zu nah an Cendrids Grenze.
Was wenn man uns nun doch entdeckt hatte?
Wenn man uns gesehen hatte?
Schließlich waren wir in unbefugtes Territorium eingedrungen und hatten, wenn man es genau nimmt, auch noch gestohlen.
Das der Gegenstand ein Zauberwerkzeug war, spielte wahrscheinlich keine Rolle sollte man uns erwischen.
Ebenso wenig wie der Fakt, dass wir einen brutalen Krieg verhindern wollten.
Doch alles blieb ruhig.
Arthur senkte schließlich die Hand und ich gab meinem Pferd wieder die Sporen.
Die anderen Ritter setzten sich wieder plaudernd in Bewegung.
Ich schnalzte mit der Zunge und schloss zu Arthur auf.
Er ritt an der Spitze, das Gesicht zu einer undurchsichtigen Mine verzerrt.
"Arthur. Darf ich mit euch reden?"
Normalerweise fragte ich sowas erst gar nicht, ich plapperte halt einfach drauf los, doch irgendwas in seinem Ausdruck ließ mich innehalten.
Beim Klang meiner Stimme zuckte der Kronprinz zusammen, er war voll in seinen Gedanken versunken gewesen.
Wütend fuhr er herum. Seine Augen funkelten zornig. Der hatte manchmal echt Stimmungsschwankungen.
"Merlin! Du nervst mich schon den ganzen Ritt. Würdest du jetzt endlich mal die Klappe halten?!"
Wenn er dachte, ich würde jetzt das machen was er sagt, dann irrte er sich aber gewaltig.
"Nein werde ich nicht.", trotzig sah ich in seine eisblauen Augen.
"Und Ihr wisst genau warum. Wir hätten das nicht tun dürfen. Wir hätten die Druiden nicht bestehlen dürfen, wir hatten kein Recht und..."
"Das weiß ich verdammt nochmal. Wir sind immerhin in ein anderes Königreich eingedrungen. Das diese Mission hat oberste Priorität. Wenn Morgana dieses Amulett hätte, wäre es laut Gaius das Ende.
Mein Vater kann das nicht zulassen, wie du weißt. Meine Schwester hat uns schon genug geschadet."
Seine Stimme klang bitter und sein Griff um die Zügel verstärkte sich kaum merklich.
Arthur litt und das war ihre Schuld.
Ich wusste nicht was ich für Morgana empfinden sollte.
Sie war eine meiner besten Freundinnen gewesen und ihr Verrat schmerzte mich noch immer jeden Tag.
Denn es war meine Schuld gewesen. Ich hatte sie auf den Pfad der Zauberei geführt und dann sich selbst überlassen.
Wäre ich nicht so ein Dummkopf gewesen, würde sie vielleicht noch bei uns sein.
Ich fuhr mir durch die kurzen stoppligen Haare.
Hinter mir hörte ich Gwaine ausgelassen lachen und Leon erzählen, doch Arthur bekam davon nichts mit.
Er hatte sich verändert. War abweisender und ungeduldiger geworden.
Früher konnte ich mit ihm reden, heute versuche ich es gar nicht richtig.
Was sollte ich auch sagen?
Dass Uthers Hass gegen die Zauberei wahnsinnige Ausmaße angenommen hatte?
Dass täglich Unschuldige starben und er jeden zu verdächtigen vermochte?
Es tat weh meinen Freund so zu sehen, doch ich konnte nichts dagegen ausrichten.
Außer...
"Ihr tragt keine Schuld an dem was aus Morgana geworden ist. Sie wurde von dunklen Mächten beeinflusst und verändert.
Sie existiert nicht mehr. Sie ist von purem Hass zerfressen. Ihr müsst sie loslassen."
Arthurs Kopf fuhr pfeilschnell in meine Richtung.
"Was bildest du dir eigentlich ein?
Deine Familie hat dich nicht verraten, du hast keine Ahnung wie das ist. Du bist nur mein Diener."
Dann gab er seinem Pferd einen unsanften Tritt in die Seite und ritt einige Meter vor mir weiter.
"Sie war auch meine Freundin, Arthur."
Doch der zeigte keine Reaktion mehr.
Toll.
Aufgewühlt blickte auf den langsam fließenden Fluss, der die Grenze markierte.
Diese ganze Mission war ein Fehler gewesen.
Das Amulett war bei den Druiden sicherer als es in Camelot jemals sein würde.
"Ein Amulett, welches dem Träger die Macht über den Geist seiner Feinde verschafft, wenn er sie bloß ansieht."
Gaius's warnende Stimme tönte in meinem Kopf.
Dieses Ding war gefährlich, sehr gefährlich.
Solche Art von Zauberei war mir völlig unbekannt.
Es fühlte sich einfach nicht richtig an in den Geist anderer Menschn eindringen zu können.
Und ich würde es nie tun, wenn ich es zu verhindern wüsste.
Ich wollte einfach nur zurück nach Camelot.
Aber nicht in das jetzige Camelot, wo jeder, der auch nur im Entferntesten auf Magie verdächtigt wurde, so gut wie tot war. Wo niemand es mehr wagte auch nur ein einziges Wort gegen das Urteil des Königs zu sagen.
Die Angst herrschte und der Hass.
Gaius ermahnte mich immer mehr zur Vorsicht.
Ach verdammt! Wann war die Welt nur so kompliziert geworden.
Der Pfad wandte sich etwas vom Fluss ab.
Ich blickte zurück auf die feindliche Grenze. Immer noch kein Alarm.
Kurz hatte ich den Eindruck im Uferschlamm Fußabdrücke zu sehen, doch dann nahmen mir die Bäume die Sicht.
Merkwürdig.
Ich musste mich wohl getäuscht haben.
Gwaine holte auf und ritt auf einmal neben mir.
"Alles in Ordnung mit dir Merlin?"
Er musterte mich freundlich. Verwirrt blickte ich ihn an.
Was sollte denn nicht in Ordnung sein. Naja abgesehen davon, dass ich nun umso mehr Angst habe auf dem Scheiterhaufen zu enden.
"Ja ja, alles bestens."
Ich schenkte ihm ein falsches Lächeln.
"Du bist so still heute. Sonst quasselst du die ganze Zeit durch. Doch heute sitzt du betrübt auf deinem Pferd und Merlin ich meine es.....", weiter kam er nicht.
Arthur hatte wie angewurzelt sein Pferd angehalten.
Er lauschte.
"Mylord?", fragte ich vorsichtig.
"Still!!!"
Wir verstummten alle.
Zuerst war außer dem Gezwitscher der Vögel und den Waldgeräuschen nichts zu hören.
Ich fragte mich schon, auf was wir hier eigentlich lauschten.
Dann hörte ich es. Und es ließ mir die Haare zu Berge stehen.
Was heißt es, besser gesagt sie.
Ein erneuter langgezogener Schmerzensschrei hallte scharf durch den Wald.
Arthur fluchte und wandte sein Pferd in die Richtung.
"Kommt mit!"
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