Macht
Drei ganze Wochen ging das so.
Der Winter schritt weit fort, das Land verwandelte sich in eine einzige stumme Einöde, sah teilnahmslos auf das dunkle Leiden nieder das sich zu seinen Füßen abspielte.
Ungerührt vollzog die Sonne ihre traurige Bahn, ging der Mond in seinem üblichen Sterben auf und unter.
Nichts hatte sich verändert, die Natur hauchte weiter ihren leisen Atem, kämpfte gegen die Kälte in ihrem Herzen an.
Der Schnee färbte sich pupurrot.
Eine majestätische Farbe für den Untergang der Welt.
Keiner überlebte meinen Angriff, niemand entkam mir.
Meine Ohren waren erfüllt von all dem Schreien, dem Winmern, dem Zittern und dem Betteln um Gnade.
Der König schickte Ritter zum Schutz der entlegensten Dörfer aus, sie sollten die Menschen beschützen, mich abwehren.
Doch es gab immer irgendwo Menschen, um die sich keiner kümmerte, die dem Rest der Welt egal waren.
Erst durch ihren Tod erfuhren sie überhaupt von den armen gequälten Seelen, bedauerten nun ihr Danebenstehen, ihr Nichthandeln, während sie sie doch nicht einmal vorher bemerkt hatten, nicht hingesehen hatten.
Immer erst wenn es zu spät war.
Was für eine eigenartige Eigenschaft des Menschen das doch war.
Die Trauer, die lähmende Wut über grausame Geschehnisse, unfähig waren sie sich ihr zu entziehen.
Wie alle immer sagten, ihnen täte etwas leid, obwohl sie doch rein gar nichts für die Gründe selbst konnten.
Man drückte sich eine stumme Träne ab, dann war die Welt wieder in Ordnung.
Es war eine stumme Anteilnahme, an einem ungeteilten Leid, manche nannten es Mitleid.
Ich nannte es die schlimmste Art der Heuchelei.
Insgeheim waren sie froh, nicht selber steif gefroren auf den Barren zu liegen, waren froh das es jemanden anders erwischt hatte, das das Leben ihnen noch einmal gnädig gewesen war.
Wo war ihr Mitleid, ihre Anteilnahme wenn sie gebraucht wurde?
Wenn die Verhungerten im tiefsten Winter mit erfrorenen Fingern an Türen klopften, um Zuflucht baten?
Wo war ihr Mitleid?
Die uralten Instinkte, die Werte für die sie vor langer Zeit einst standen,waren verblasst, vergessen im uneingeschränkten Streben nach Macht.
Sie behandelten ihresgleichen wie Abschaum, ergötzen sich an dem unermesslichen Leiden welches sie über sich selbst und andere brachten.
Ihr Egoismus siegte über ihr ach so heiliges Mitleid, es brauchte eine Katastrophe um sie an ihre Mitmenschen zu erinnern.
Sie mussten alles verlieren, um zu sehen wo ihre Prioritäten lagen.
Sie waren aufsässsig geworden, fochten rebellisch gegen uralte Konventionen an, in der gescheiterten Hoffnung sie eines Tages brechen zu können, sich über alles und jeden hinweg setzten zu können.
Die Menschheit strebte auf, doch wohin?
Je mehr sie strebte, so tiefer fiel sie gleichzeitig.
Doch nichts wärt für die Ewigkeit.
Jedes Ende hat einen Anfang.
Ich hatte eine heilige Aufgabe und ich würde niemals ruhen, würde nicht stillstehen, keinen trostlosen Frieden finden, bevor ich Morganas Pläne durchgeführt hatte.
Es trieb mich tief in den Wahnsinn, machte mich innerlich krank, wann immer ich nicht diejenigen tötete die sich gegen uns stellten.
Es war meine Berufung die Menschen zu erlösen, sie auf ihre rechtmäßigen Plätze zu verweisen, ihnen wieder zu lehren, was Angst eigentlich bedeutete.
Diese Idioten aus Camelot versuchten mehrmals mich zu finden, mich zu töten.
Doch sie waren machtlos gegen mich, konnten nur tatenlos zusehen wie ich meinem geballten Zorn Luft machte.
Ein Dorf nach dem anderen brannte, all die Errungenschaften der Menschheit schmolzen wie nichts in den hungrigen Flammen dahin, radierten Lebensgeschichten aus, ließen die Erinnerungen verblassen.
Es waren die Gefürchteten die in Erinnerung blieben, die Tyrannen die in ihren Büchern standen, an die man sich nach hunderten von Jahren immer noch erinnerte.
Furcht ist stärker als alles.
Angst die beste Waffe.
Die Starken schrieben Geschichte, die Schwachen gingen in ihr unter.
Ich spürte wie sich die Verzweiflung im Land breit machte, die schiere Angst von den Menschen Besitz ergriff.
Sie flohen in Scharen.
Die Ratten verließen das sinkende Schiff.
Retteten sich selbst.
Das ständige Geschwafel vom Großmut und Löwenmut der Elenden, den Rettern der Menschheit, der Helden, den Mutigen.
Wo war es jetzt?
Wo waren die Gelobten, die letzte Hoffnung?
Jeder hatte nur noch sich im Kopf, das eigene Überleben war alles was zählte.
Niemand erhob sich, niemand ergriff das Wort, ohne sich einen Vorteil aus der Situation ziehen zu können.
Was kümmerten einen die anderen, wenn man nicht mehr hinsah, sie aus den Gedanken verbannen konnte?
Wie weit war die Menschheit doch gesunken, hatte sich selbst über den Abgrund ins Verderben gestürzt.
Sie schrie förmlich danach kontrolliert zu werden, sich zu unterwerfen und andere über sie herrschen zu lassen.
Sie wollten unterworfen werden, wollten das andere für sie dachten, ihnen sagten was sie tun und lassen sollten, ihnen die Grenzen aufzeigten, sie wieder erinnerten wo sie eigentlich standen.
Der Abschaum war unermesslich, sie krochen im Staub vor den Mächtigen, küssten ihnen die Füße, schleimten sich ein, alles in der Hoffnung den größten Provit rausschlagen zu können.
Sie waren das blanke Ungeziefer, es war Zeit das sie das Antlitz dieser Erde verließen, den rechtmäßigen Herrschern die Macht überließen.
Macht war alles was zählte.
Macht über Gedanken, Ideen, Streben.
Einige wurden hinein geboren, andere verdienten sie.
Und wieder andere verschafften sie sich gewaltsam.
Der Starke triumphiert über den Schwachen.
So ist es geschrieben, so wird es immer sein.
Der Kreislauf des Lebens.
Alles was zu verkümmert, zu unvollkommen ist, eine Gefahr für die Art darstellt, wird restlos ausgemerzt.
Man hatte versucht uns auszulöschen, unter den Teppich zu kehren, uns zu Feinden erklärt.
Sie hatten uns ohne jedes Recht verurteilt, gefoltert, hingerichtet.
Doch wir hatten überlebt, hatten uns formiert, waren bereit zurückzuschlagen.
Wir würden nicht untergehen, das Feld für die Menschheit räumen.
Wir existierten noch, auch wenn man alles dagegen tat, sich bemühte uns zu vernichten.
Wir waren noch hier.
Und nun war das Warten vorbei.
Der Phönix erhob sich aus der Asche, behauptete sich gegen den Tod, wurde aus der Trostlosigkeit wiedergeboren, verkündete den Anbruch einer neuen Zeit.
Sie waren gescheitert.
Es war kein nackter Kampf mehr ums Überleben.
Es war Krieg.
Und es konnte nur einen Sieger geben.
Nur einer konnte triumphierend daraus hervorgehen, einer musste fallen.
Drei Wochen nach dem Überfall auf das erste Dorf, nach dem Tod hunderter Unschuldiger, gab Morgana den endgültigen Befehl.
Wir würden Camelot angreifen, in zwei Tagen bei Sonnenaufgang würden wir die Festung stürmen.
Cole koordinierte die geballten Truppen, schmiedete verheerende Schlachtpläne, beriet sich mit Morgana wie der König und sein Sohn am Besten den Tod finden würden.
Meine Aufgabe war einfach und wie immer überkam mich die freudige Ekstase, wenn ich nur daran dachte.
Keine Gnade, keine Überlebenden, kein Gegner würde diesen Tag später schildern können.
Jeder der sich uns in den Weg stellte, musste sterben, würde in meinem Inferno verglühen, nur ein Häufchen Asche würde noch an sie erinnern, doch selbst das war nach wenigen Sekunden in alle Winde verstreut.
Nichts würde mehr von ihnen zeugen, sie würden vergessen werden, als hätten sie nie existiert.
Sie würden brennen, die Schwachen würden weichen, sie würden vor der Zauberei, den Magischen, in die Knie gehen, um ihr Leben flehen.
Doch sie würden allesamt untergehen.
Die Zauberei würde wieder in dieses Land einziehen, die rechtmäßige Herrschaft übernehmen und alles und jeden der ihr nicht gehorchte zum Tode verdammen.
Unsere Zeit war gekommen.
Die Schwachen würden fallen.
Endlich.
...
So heute mal etwas kürzer :)
Denkt mal über die obrigen Worte nach, besonders in diesen Zeiten.
Na wer ist gespannt auf die Entscheidung? Die Schlacht?
Die Hoffnung oder doch die Vernichtung?
:D
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