Auf der Jagd

Ok, Leute.
Die Geschichte die ich hier versuche so gut wie möglich zu schreiben, spielt während der Serie, beziehungsweise nach der dritten Staffel konkret.
Das heißt Morgana hat alle verraten und nun weiß das auch jeder. Allerdings verfällt Uther nicht in Wahnsinn und schottet sich komplett ab, sondern er geht nur noch konsequenter gegen Zauberei vor.
Das führt natürlich zu einer Veränderung Camelots und Merlins, wie ihr euch ja sicher denken könnt.
Morgana rüstet genau wie Uther zum Kampf auf, da dieser unter den gegebenen Umständen unvermeidlich ist.
Uther erfuhr von einem Zauberamulett, welches Morgana ebenfalls interessiert, allerdings wird es von den Druiden in Cendrids Königreich gehütet.
Er schickte Arthur und die Ritter los um es zu finden.
Ok, soweit zum Rahmen.
Nicht das bei euch irgendwelche Unklarheiten auftreten.

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Lauf, lauf so schnell du kannst.
Nur dieser Gedanke pochte in meinem Kopf immer und immer wieder.
Lauf, lauf, lauf.....
Ich wollte nicht daran denken, was passieren würde, wenn sie mich kriegten.

"Ich gebe dir eine einzige Möglichkeit frei zu sein. Eine Einzige.", hatte Ken der Anführer der Banditen zu mir gesagt.
Siegessicher und gehässig hatte er mich angegrinst.
Wir standen auf am Eingang der Burg. Am Eingang meines Gefängnisses, hinter mir der dunkle Wald.
Der Abend senkte sich und das Licht schwand langsam. Ich hatte nach der langen Zeit in dem dunklen Loch den Überblick über die Tageszeit voll und ganz verloren und die anbrechende Nacht hatte auf einmal etwas beruhigend normales an sich.
Trotz allem befand ich mich immer noch hier.
"Warum", hatte ich ihn ungläubig gefragt, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Ganz nah war er an mich herangetreten und hatte mir allein den Grund verraten.
"Ich mag es gerne mit meiner Beute zu spielen."
Dann war er zurück getreten und wandte sich den Männern zu, die ungedulgig in der Eingangshalle standen.
"Unser kleines Schätzchen hier war ganz schön lange dort unten, was meint ihr? Ist es nicht Zeit sie freizulassen?"
Er wandte sich mir wieder zu. Der Ausdruck behagte mir nicht. Es war nicht der eines Menschen, es war der eines Raubtieres. Und er wartete nur darauf mich zur Strecke zu bringen.
"Wir sind gelangweilt. Du langweilst uns.", einige Männer lachten vergnügt.
"Machen wir dich doch etwas interessanter."
Er trat vor und schloss meine Handfesseln auf. Schwer fielen sie zu Boden und ich rieb mir die schmerzenden, wundgescheuerten Handgelenke.
"Was wollt ihr von mir?"
Ich kannte die Antwort schon, doch ich verstand diesen plötzlichen Sinneswandel nicht.
Lächelnd blickte er auf mich hinab.
"Oh, wir wollen viel. Bete, dass du es niemals erfahren wirst."
Dann deutete er eine große Sanduhr, die auf einer Treppenstufe stand.
"Lauf, Mädchen, lauf so schnell du kannst. Ich gebe dir fünf Minuten. Dann schicke ich meine Männer los. Und gnade dir Gott, sollten sie dich finden."
Er drehte die Sanduhr mit einem eleganten Schwenker um, und der Sand begann langsam zu verinnern.
Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Mein Kopf war wie leer gefegt.
Ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte in den angrenzenden Wald.

Meine Seite begann so heftig zu stechen, das es mir Tränen in die Augen trieb.
Halb blind kämpfte ich mich weiter durchs Unterholz. Zweige peitschten in mein Gesicht, hinterließen rote Striemen.
Dornen zerissen meine Kleidung und meine Haut.
Ich wusste nicht wie viel Zeit vegangen war, oder in welcher Richtung ich überhaupt lief.
Lauf, lauf, lauf. Und bleib niemals stehen.
Immer weiter kämpfte ich mich durch den fast stockdunklen Wald.
Dies war mein einziger Vorteil.
Die Nacht.
Denn im Gegensatz zu meinen Verfolgern, war ich die Dunkelheit gewöhnt und sah mehr als sie.
Ihre Fackeln würden sie verraten.
Ebenso wie die breite Schneise der Verwüstung, die sich hinter mir meinen Fluchtweg entlangzog, mich verraten würde.
Da ein abgeknickter Zweig, dort ein Fußabdruck.
Sie werden dich früher oder später finden. Lauf.

Ob es nun die tückische Wurzel oder meine wochenlange Unterernährung war, die mich zu Fall brachte, vermochte ich im Nachhinein nicht zu sagen.
Auf jeden Fall fand ich mich am Boden wieder, keuchend, schweißgebadet und mein Fuß brannte vor Schmerzen.
Da hörte ich sie.
So leise wie möglich schlichen sie durch das Unterholz, nur hier und da war das Knacken eines Zweiges zu hören.
Wie Raubtiere auf der Jagd pirschten sie sich an. Auf der Jagd nach mir.

Sie waren nur wenige Meter vor mir. Mein Sturz hatte mir das Leben gerettet, denn ich wäre direkt in sie hineingelaufen.
Schnell schlug ich mir die Hand vor den Mund und versuchte das verräterische Geräusch meines rasselnden Atems zu ersticken.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Hand zitterte an meinem Mund.
Verzweifelt biss ich mir auf die Lippe.
Langsam hob ich den Kopf.
Fackeln leuchteten hell zwischen den Bäumen hin und wieder auf.
Sie kamen näher.

Zurück konnte ich nicht. Man würde mich hören und aus der Richtung war ich gekommen.
Sie hatten mich eingekreist.
Mir blieb nur eine Chance.
Suchend blickte ich mich um und entdeckte was ich suchte.
Direkt neben mir wuchs eine große Buche mit weit ausladenden und tiefhängenden Ästen.
Vorsichtig kroch ich hinüber.
Die Blätter würden mich verbergen, wenn ich erstmal oben wäre, doch ich durfte nicht den kleinsten Mucks machen, oder ich säße in der Falle.
Ich erreichte den Stamm und richtete mich hinter den Baum gedrückt auf.
Auch aus dieser Richtung sah ich Fackeln aufblitzen.
Sie versuchten mich einzukreisen und wie ein Tier zur Strecke zu bringen.
Schnell untersuchte ich den Stamm auf einen Weg hinauf und wurde fündig.
Ich griff nach der ersten Vertiefung über meinem Kopf und sog scharf die Luft ein, als mein ganzes Gewicht auf meinem einen Fuß lag.
Ich hatte mir beim Sturz wohl doch den Knöchel verletzt.
Egal,los, los, los...
Unter großen Anstrengungen und zitternden Muskeln zog ich mich empor. Dann machte ich weiter.
Ich konzentrierte mich so auf die nächsten Schritte, dass ich erst bei dem lauten Knirschen rechts von mir innehielt.
Es kam von unten.
Sie verfolgten meine Spur, wie ich es vermutet hatte.
Gleichzeitig sah ich, wie hoch oben ich schon angelangt war. Wenn ich weitermachte, würde ich nicht wieder hinunterkommen.
Ich säße genauso fest. Und irgendwann würde man mich finden.
Ich sah mich um. Einen Meter über mir entdeckte ich eine große Astgabel, die von anderen Ästen und Zweigen verborgen war. Man würde mich nicht sehen.
Die Schritte unter mir wurden lauter.
Aus beiden Richtungen näherten sie sich.
Weiter, weiter. Los komm schon.
Ich wollte überleben. All meine Instinkte schrien mich an weiterzumachen, immer wieder.
Ich hievte mich die letzten Meter empor und verbarg mich genau in dem Moment, als sie den Baum erreichten.

"Habt ihr sie gesehen?"
"Nein, aber sie ist hier lang gekommen. Ihre Fährte führt in diese Richtung. Habt ihr nichts gesehen?"
"Nein, aber weit kann sie ja nicht sein. Sucht nach ihr."
Ich drückte mich noch tiefer in den Schatten, zwang mich zur Ruhe.

Mein Herz setzte fast aus, als über mir auf einmal eine Eule einen lauten, schrillen Schrei ausstieß.
Vor Überraschung zuckte ich zusammen und trat dabei gegen die Rinde. Ein hässliches Kratzen ertönte.
Sofort schwangen die Köpfe wieder zum Baum herum.
"Habt ihr das gehört?", einer kam näher mit der Fackel und leuchtete den Baum empor.
Ich machte mich so klein wie möglich.
Einige Sekunden vergingen.
"Da ist nichts. Das war bloß dieser dumme Vogel. Komm wir machen weiter. Ihr geht in die Richtung und wir in die. Und haltet die Augen offen. Ken hat gesagt er peitscht jeden Einzelnen von uns aus, wenn wir die kleine Schlampe nicht finden."
Zustimmendes Murmeln war zu hören, und dann waren sie weg.

Ich atmete tief durch.
Adrenalin strömte immer noch in Wellen durch meine Adern.
Ich musste hier weg.
Musste den Schutz der Nacht nutzen.
In Gedanken zählte ich bis hundert, dann sah ich mich um. Alles war still, lag dunkel und ruhig vor mir. Nichts rührte sich.
Vorsichtig und geräuschlos machte ich mich an den Abstieg.
Mit einem leichten Sprung kam ich unten auf. Zum Glück war noch kein Herbst, sonst hätten mich die vielen Blätter verraten.
Doch der Sprung jagte erneute Schmerzensstöße durch meinen Knöchel und ich stütze mich kurz am Baum ab.
Doch es half nichts.
Ich musste weiter, wenn ich leben wollte.
Ich biss die Zähne zusammen und bewegte mich so leise wie möglich durch den Wald.
Nichts war zu hören, außer den kurzen Schreien der Vögel der Nacht.
Ich blickte zum Himmel hinauf.
Wolken verdunkelten den Mond und hüllten alles in tückische Schwärze. Gut für mich.

Ich pirschte mich immer weiter durch den Wald.
Zweimal nich stieß ich auf kleine Gruppen, doch immer gelang es mir mich hinter einem Baumstamm zu verbergen, oder eine Kuhle zu finden.
Ich fragte mich ob sie je aufgeben würden.

Ich wanderte immer weiter durch den Wald und die Stunden vergingen.
Es wurde langsam heller.
Da sah ich wie die Bäume sich zu lichten begannen.
Ich lief weiter.
Vor mir lag ein breiter, zäh dahin fließender Fluss.
Im schwachen Licht schimmerte das Wasser dunkel und geheimnisvoll.
Schilf wiegte sich sachte im Wind.
Die andere Seite lag im Dunkeln, doch ich konnte die Konturen von Bäumen erkennen.
Das war sie.
Das war meine Chance.
Man würde meine Spuren nicht über den Fluss hinaus verfolgen können.
Vorsichtig blickte ich mich um.
Auf einmal hatte ich Angst.
Ich konnte zwar ganz gut schwimmen, aber das Stück bis zum Ufer behagte mir nicht, denn ich würde meine Deckung aufgeben müssen.
Ich wäre ungeschützt. Ein leichtes Ziel für jeden.
Doch im Wald würde man mich irgendwann finden.
Ich musste diese Möglichkeit nutzen, solange mich die Nacht vor herumschweifenden Blicken schützte.

Ich bückte mich und hob einen kleineren Stock auf.
Kalt schmiegte er sich in meine Hand.
Dann holte ich aus und warf ihn mit aller Kraft so weit ich konnte.
Ein lautes Rascheln war zu hören, als er im Schilf verschwand.
Nichts rührte sich.
Ich zwang meinen Atem zur Ruhe.
Zählte bis drei.
Eins.... zwei.... du schaffst das. Das ist gar nichts.
Ich prachte meine Füße in Position.
Drei.
Dann rannte ich los, als wäre der Teufel hinter mir her.
Die letzten Bäume zogen an mir vorbei.
Dann erreichte ich das rettende Schilf.
Vorsichtig schob ich mich hinein.
Nach wenigen Metern war ich von Binsen und Stängeln umringt.
Sanft fuhr der Wind hindurch und ließ es erzittern.
Es gab ein matschiges Geräusch, als ich meine Füße hob.
Sie waren nass, meine zerissenen Lederstiefel waren komplett nass.
Das Wasser war kälter, als ich dachte.
Innerlich fluchte ich, dann kämpfte ich mich weiter durch den Schlamm.
Immer weiter sank ich ein.
Das Wasser stieg.
Als es mir bis über die Hüfte reichte, ließ ich mich lautlos hineingleiten und legte die letzten Meter bis zum Ende des Schilfs nit kurzen Zügen zurück.
Dann befand ich mich am Anfang des Flusses.
Es gab kein Zurück mehr. Das Wasser schwappte mir eiskalt entgegen und die Strömung zerrte an meiner Kleidung.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und begann zu schwimmen.
Die Strömung trug mich abwärts und weiter auf die Mitte zu.
Der Fluss war breiter als ich gedacht hatte.
Nach wenigen Minuten war mir eiskalt und meine Muskeln wurden müde.
Mit letzter Kraft kämpfte ich mich ans andere Ufer und über den Kiesstrand.
Schnell atmend legte ich mich auf den Rücken. Ich atmete tief durch.
Mir war so kalt.
Beweg dich. Los. Lauf.
Widerstrebend rappelte ich mich auf und humpelte in den Schutz des Waldes.
Mit Bäumen über meinem Kopf fühlte ich mich gleich viel sicherer.
Was ich nicht wusste, ich hatte gerade eine Grenze überschritten.
Und ich würde es bereuen.

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