Kapitel 10

Als die beiden sich voneinander lösten, lächelten sie sich verträumt und glücklich an. Dann schaute Minna in den Himmel. "Komm. Es wird schon heller. Lass uns den Zettel abgeben." Tobi nickte und fasste Minna's Hand. So schlichen sie um die Häuser, bis sie schließlich an der Detektei ankamen. Tobi zog den Zettel aus seiner Hosentasche und schob ihn durch den Briefschlitz. "Gut. Und was jetzt?", fragte er, nachdem er sich zu Minna umgedreht hatte. "Weiß nicht. Schlag du was vor." "Wie wäre es, wenn wir zum Baumhaus gehen. Das ist ja jetzt quasi mein Zuhause." Minna nickte lächelnd. "Ich schreibe meiner Mutter nur schnell einen Zettel." Tobi nickte verstehend und zusammen liefen sie zu Minna's Haus.

Tobi wartete draußen und Minna ging hinein. Sie nahm einen Zettel und schrieb schnell 'Bin für eine längere Zeit unterwegs. Keine Sorge, ich komme wieder und bin auch nicht allein. Hab doch lieb. Minna' darauf. Dann platzierte sie ihn gut sichtbar auf dem Esstisch und trat wieder aus der Tür zu Tobi. Dieser hatte schon sehnsüchtig auf Minna gewartet und lächelte sie jetzt breit an, ehe er ihre Hand ergriff und sie zusammen in den großen Wald gingen.

Schnell waren sie am größten aller Bäume angekommen und Minna wollte gerade anfangen zu klettern, da wurde sie von Tobi aufgehalten. "Was ist?", wollte sie wissen und schaute ihn fragend an. "Es gibt da eine bessere Methode.", lächelte Tobi geheimnisvoll und pfiff dann einmal laut. Kurz darauf wurde von oben ein Seil herab gelassen. Tobi band es um Minna und sich selbst, dann pfiff er erneut. Mit einem Ruck setzte sich das Seil in Bewegung und die beiden wurden nach oben transportiert.

Minna sah sich um und fühlte sich frei. Die Sonne ging gerade auf und sendete ihre ersten warmen Strahlen über das Land. Tauchte alles in ein goldenes Licht. Der Wald sah atemberaubend aus. Die Welt schien wie aus einem langen Schlaf zu erwachen. Mit strahlenden Augen sah sie sich so lange um, bis sie oben auf der Plattform standen. Tobi band das Seil wieder los und lächelte Minna dann wieder an. "Du hast echt ein Dauergrinsen. Aber wie hast du das mit dem Seil gemacht?", wollte sie interessiert wissen. "Ich hatte etwas Zeit und habe was gebaut. Muno und Mili haben den Apparat betätigt.", erklärte Tobi und zeigte auf die beiden Koalitios, die fröhlich auf der Plattform umher hüpften.

Minna schaute sich genauer um und erkannte, dass Tobi einiges umgebaut hatte. "Und das hast alles dut gebaut? Wann? Ich meine wie? Ich....", meinte Minna staunend, während ihre Hände über einen kleinen Tisch gleiten ließ. Sie drehte sich um und sah Tobi anerkennend an. Tobi selbst schaute nur etwas verlegen zu Boden.

Minna drehte sich um und entdeckte ein Regal, welches ebenfalls neu war. Sie ging darauf zu und erkannte viele Dinge darauf liegen. Ein Dolch lag darauf. Auch ein Kamm und ein kleiner Taschenspiegel, der schon etwas kaputt und verdreckt war. Eine Sache jedoch stach Minna besonders ins Auge. Eine kleine Holzfigur. Sie nahm das Männchen vorsichtig in die Hand, so als wäre es der größte Schatz der Welt. "Was ist das? Woher hast du das?", fragte sie neugierig und zeigte Tobi die Holzfigur. Tobi kam auf Minna zu und nahm ihr behutsam das kleine Figürchen aus der Hand. Er lächelte glücklich, dann begann er zu erzählen.....

Ein kleiner Junge - um die 9 Jahre alt - und seine kleine Schwester - um die 8 Jahre alt - spielten auf einer kargen Wiese. "Fang mich!" "Du bist! " "Hab dich!", erschallte es immer wieder über die weite Ebene. Ein weiterer Junge - um die 14 Jahre alt - beobachtet das Spektakel schmunzelnd, ehe er sich wieder seinem Werkstück zuwandte und weiter an der kleinen Figur schnitzte. Der kleine Junge war nun dran mit Fangen. Er rannte seiner Schwester hinterher und warf sich auf sie drauf. Die beiden lachten und rollten sich in der Wiese. "Tobi! Luna! Passt auf. Die Kleider sind neu und ausserdem sollt ihr euch nicht verletzen.", rief der große Junge, der kurz von seiner Arbeit aufgesehen hatte, sich aber gleich wieder seiner Figur zuwandte. Bald würde sie fertig sein.

Tobi und Luna standen wieder auf und rannten weiter lachend auf der Wiese umher. Dann kniete sich Luna plötzlich hin, um einen Blumenstrauß zu pflücken. Tobi reagiere zu spät und stolperte über seine Schwester. Diese schien das ganze jedoch nicht zu interessieren und sie pflückte weiter fleißig Blumen und summtr dabei eine kleine Melodie. Tobi drehte sich verwirrt zu seiner Schwester um und beobachtete sie kurz bei ihrem Treiben. Dann wurde es ihm allerdings zu langweilig und er rannte auf seinen Bruder zu.

"Ben. Luna ist langweilig! Die pflückt Blumen und spielt nicht mit mir.", beschwerte sich der Kleine bei seinem großen Bruder, während er sich neben diesen setzte. Ben lachte auf. "Lass sie doch. Sie muss ja nicht immer mit dir spielen.", meinte er und schnitzte dann weiter. "Was machst du da?", fragte Tobi interessiert. "Ich schnitze. Und gleich ist es fertig." Kurz darauf tätigte Ben den letzten Feinschliff und fertig war das kleine Holzmännchen. "Hier. Ich schenke es dir.", grinste Ben und reichte Tobi die Figur. Der Kleine bekam große Augen. "Wirklich? Danke! Die ist toll!", rief Tobi und umarmte seinen großen Bruder kurz, ehe er nach drinnen stürmte und schrie: "Mami, Mami! Schau mal was Ben für mich gemacht hat!"

Mittlerweile war es schon wieder ziemlich spät geworden, so lange hatte Tobi erzählt. Minna und Tobi hatten sich nebeneinander an den Rand der Plattform gesetzt. "Das ist eine sehr schöne Erinnerung. Was ist aus deiner Familie geworden?", fragte sie. Tobi lächelte sie etwas traurig an.

"Mein Vater ist früh gestorben und unsere Mutter hat uns alleine groß gezogen. Als mein Bruder dann 16 Jahre alt wurde, beschloss er, die Welt zu entdecken. Er wollte ein Dorf oder eine Stadt finden, Geld verdienen und uns dann zu sich holen. Aber er kam nie zurück. Als ich dann 16 war, beschloss ich, auch die Welt zu entdecken. Aber diese Geschichte kennst du ja schon. Ich denke, meine Mutter und meine Schwester sind noch in unserer kleinen Hütte mitten im Nirgendwo und warten auf Ben oder mich. Aber jetzt genug davon. Darum können wir uns auch noch morgen kümmern. Lass uns den Sonnenuntergang genießen."

Tobi lächelte Minna an und diese lächelte zurück. Langsam ging die Sonne hinter den Bäumen des großen Waldes unter und tauchte alles in goldenes Licht. Minna legte vorsichtig ihren Kopf auf Tobi's Schulter. Tobi legte einen Arm um sie. Eine sanfte, kühle Decke legte sich auf den Wald und die Welt ging abermals schlafen, um am nächsten Morgen wieder neu zu erwachen.

Ende

(1100 Wörter)

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