Kapitel 9
"Äh Nein. Es geht nicht um das Balletttraining, aber es geht ums Tanzen", dabei kratzt er sich etwas verlegen am Hinterkopf und guckt schüchtern zur Seite. Er räuspert sich erneut und setzt wieder an: "Willst du mit mir zum Ball gehen?"
Ich gucke ihn irritiert an. "Überleg es dir! Ich warte!", sagt er noch und verschwindet dann.
Ich lege mich auf mein Bett und mach Musik an. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet und auch nicht, dass ich so ruhig bleibe. Aber ich habe ja schon gemerkt, dass ich in Tylers Gegenwart ruhiger geworden bin und nicht mehr so leicht in Panik gerate. Aber will ich mit ihm zum Ball gehen? Will ich dann womöglich eng mit ihm tanzen? Würde ich das überhaupt schaffen? Oder würde ich wieder in Panik verfallen? Vielleicht ist es auch gar keine gute Idee überhaupt auf den Ball zu gehen, aber ich habe mir ja schon ein Kleid gekauft und eigentlich will ich auch gehen. Ich zerbreche mir weiter den Kopf darüber und überlege, was ich Tyler antworten soll.
Nach einer Weile klopft es an meiner Tür. "Ja?", antworte ich und erwarte Louis oder Mason, aber Nate kommt herein. "Was gibt's?", frage ich.
"Ich wollte dich fragen, ob du mit mir zum Ball gehen möchtest?"
"Ernsthaft? Er auch? Kommen die anderen gleich auch noch?" Nate guckt mich verwirrt an. Scheiße hab ich das laut gesagt? Manchmal habe ich meine Gedanken einfach nicht unter Kontrolle.
"Wieso auch? War Tyler deshalb hier?", Nate scheint begriffen zu haben, was ich meinte und stürmt runter. Ich bleibe kurz geschockt sitzen und versuche kurz zu verarbeiten, was hier gerade passiert ist. Dann renne ich ebenfalls runter. Unten schreien die beiden sich an. Der Rest guckt zwischen ihnen hin und her, da sie nichts mehr verstehen.
"Was ist hier los?", wendet Louis sich an mich, sobald ich den Raum betrete.
"Du musst dich schon entscheiden Grace! Zwei Jungs auf einmal klappt nicht!", mischt Harry sich ein. Sofort werden alle still und gucken erst Harry an und dann mich.
So bescheuert es klingt, aber Harry hat recht. Ich muss mich entscheiden, wessen Angebot ich annehme oder ob ich einfach gar nicht gehe. Aber wie soll ich mich zwischen den beiden entscheiden? Ich kenne sie erst seit ein paar Tagen, trotzdem sind sie mir wichtig geworden. Mit Nate kann ich super viel lachen und vergesse alles um mich herum und Tyler kann ich alles erzählen und er hört mir zu.
Diese Entscheidung kann ich unmöglich treffen. Und vor allem nicht alleine! Ich muss mit Amanda reden. Mit dem Gedanken ziehe ich schnell meine Schuhe an, rufe noch ein "ich muss noch was klären" und renne nach draußen. Louis ruft mir hinterher ich soll warten, aber ich ignoriere ihn. Dadurch, dass ich so plötzlich aufgesprungen bin und weggelaufen bin, hat er mich nicht mehr erwischt, bevor ich vor der Tür war und da er so wie ich vor wenigen Minuten nur Socken an den Füßen hatte, ist er im Haus geblieben.
Amanda hat mir heute gesagt, wo sie wohnt und es ist glücklicherweise nur ein paar Straßen weiter. Ich renne die gesamte Strecke. Zum Einen, weil es einfach gerade gut tut und ich weniger Zeit zum Nachdenken habe, und zum Anderen, weil ich mir unsicher bin, ob Louis mir nicht doch nachläuft. Dort angekommen klingele ich und Am öffnet mir die Tür. Sie steht in einer grauen Jogginghose und einem blauen Hoodie vor mir.
"Was gibt's?", fragt sie überrascht.
"Ich brauche deine Hilfe!"
"Komm doch erstmal rein."
Wir gehen ins Wohnzimmer und setzen uns auf ein schönes Weißes Sofa. Sie schaut mich auffordernd an. Ich erzähle ihr die Sache mit Tyler und Nate und das ich mich unmöglich zwischen ihnen entscheiden kann und auch überlege überhaupt nicht zum Ball zu gehen.
Am überlegt kurz und sagt dann: "Also den Ball schwänzt du auf gar keinen Fall! Wir haben so tolle Kleider gekauft und wir werden so viel Spaß haben. Egal ob mit Typ oder ohne. Und jetzt zu den Jungs: Auf wen kannst du auf gar keinen Fall verzichten?"
"Ich weiß nicht. Ich will sie beide nicht verlieren! Sie sind irgendwie so anders und doch sind sie mir beide in der kurzen Zeit irgendwie ans Herz gewachsen."
"Mhm. Willst du vielleicht etwas essen oder trinken?"
"Ja, ein Glas Cola oder Wasser gerne."
Sie steht auf und holt zwei Gläser und eine Flasche Cola. Dann schüttet sie beide mit Cola voll und nippt an ihrem.
"Sag mal einen Namen!", fordert sie mich auf.
"Tyler", antworte ich.
"Siehst du, du hast dich gerade entschieden! Also hop hop! Ruf ihn an!"
"Meinst du echt? Und wie sollte ich Nate erklären, dass ich mit Tyler gehe?"
"Ja meine ich! Und erklären brauchst du gar nichts, einfach machen!"
"Okay. Ich mach's. Aber erst morgen!"
Wir quatschen noch ein wenig, doch nach einiger Zeit mache ich mich auf den Weg nach Hause, da ich schon einige Nachrichten und Anrufe von Louis, Mason, Tyler und Nate habe.
Zu Hause angekommen stehen sie alle krank vor Sorge in der Tür. Auch die anderen Jungs sind noch da.
"Wo warst du?", fragt Mason und nimmt mich in den Arm.
"Bei Amanda. Ich musste sie was wegen der Schule fragen!"
Ich wusste, dass zumindest meine Brüder mir das nicht abkaufen, aber so verstehen die beiden, dass ich nicht drüber reden möchte. Zumindest erstmal nicht oder in dieser Situation nicht.
"Ich geh schlafen", sage ich und laufe hoch, nachdem alle "Gute Nacht" gesagt haben.
Am nächsten Tag in der Schule ist nichts spannendes passiert. Am, Bell und ich haben die Pausen zusammen verbracht, mit Tyler und Nate habe ich noch nicht geredet weil ich Angst hatte und wenn ich es richtig mitbekommen haben die zwei jetzt Streit. Wegen mir! Zumindest habe ich die beiden heute nur einzeln gesehen und Mason und Louis haben heute beim Frühstück über irgend sowas gesprochen, aber haben aufgehört, als ich gekommen bin und wollten mir auch nichts sagen.
Auf jeden Fall bin ich jetzt gerade, zusammen mit Am, auf dem Weg in das kleine Café im Einkaufszentrum. Sie muss heute arbeiten und ich habe meinen Probetag.
Ich stehe in der ersten Stunde an der Theke und mache die Getränke fertig. In der zweiten Stunde kellnere ich. Nach zwei Stunden bin ich fertig und muss zur Chefin ins Büro. Amanda muss bereits weg, weil sie noch einen anderen Termin hat.
"Ich finde du hast einen sehr guten Job gemacht! Wenn du möchtest kannst du nächste Woche direkt anfangen!"
"Klar, gerne!"
"Möchtest du denn lieber an der Theke bleiben oder als Kellnerin arbeiten?"
"Lieber an der Theke, aber für mich ist beides in Ordnung!"
"Okay, an der Theke ist super, da fehlt uns nämlich noch jemand. Wäre es möglich, wenn du wie Amanda dienstags, donnerstags und samstags kommst? Jeweils von 16:00uhr bis 19:00uhr?"
"Ja! Überhaupt kein Problem!"
Dann klären wir noch ein paar Formalitäten und ich unterschreibe einen Vertrag. Danach bekomme ich noch einen Schlüssel für die Tür. Ich bin total glücklich jetzt einen Job zu haben und dann auch noch zusammen mit Amanda zusammen arbeiten zu können, freut mich total.
Nach dem Gespräch laufe ich nach draußen und gehe zur Bushaltestelle. Der Bus müsste in zehn Minuten kommen.
Doch bei meinem Glück bekomme ich nach wenigen Minuten Gesellschaft. Jippie! Hört man die Ironie?
"Halt dich ja von Tyler und Nate fern! Tyler gehört mir und Nate Jasmine! Hast du mich verstanden?", faucht Cher.
Ich ignoriere sie einfach. Was sollte ich denn auch darauf antworten?
"Hast du mich verstanden?", fragt sie noch lauter und krallt dabei ihre drei Meter langen Fingernägel in meinen Arm.
Ich wende mich ab und stecke meine Kopfhörer in die Ohren. Das macht Cher und ihre Freundin richtig aggressiv und sie fangen an wie wild meinen Rücken auf zu kratzen. Ich bekomme Panik und sacke in mich zusammen auf den Boden. Ich weiß nicht, wie die beiden mir so starke Schmerzen zufügen können, da ich eine relativ dicke Jacke trage. Wahrscheinlich, weil sie wirklich lange und spitze Fingernägel haben. Ich hoffe einfach nur, dass die beiden aufhören oder endlich der Bus kommt. Aber die zehn Minuten, bei denen ich eben dachte, dass sie schnell vergehen, ziehen sich jetzt sehr in die Länge. Und zusätzlich haben die beiden inzwischen auch angefangen mich zu schlagen.
"Ey! Seid ihr bescheuert?", ruft plötzlich eine mir bekannte Stimme.
Blake!
Er schiebt die Zicken weg von mir und kniet sich neben mich.
"Hey, was ist passiert? Komm mit!"
Er zieht mich sanft hoch und bringt mich zu seinem Auto. Dann fährt er los zu mir nach Hause. Ich weine die gesamte Fahrt und bei jeder Delle wimmere ich noch stärker auf. Blake guck jedes Mal geschockt zu mir und versucht die Dellen zu um fahren und spricht beruhigend auf mich ein, doch das bekomme ich kaum mit. Zuhause angekommen, kann und will ich mich nicht bewegen. Als er das merkt, kommt er zu mir, nimmt mich im Braut-Style hoch und läuft zur Tür.
Dort klingelt er. Ich heule nach wie vor die ganze Zeit und bin nicht in der Lage zu reden oder mich in irgendeiner Weise zu bewegen.
Da öffnet auch schon Mason die Tür und sieht geschockt aus, als er mich sieht. Er nimmt mich sofort auf den Arm und ruft: "Macht das Sofa frei!"
Ich sehe die ganze Badboy Clique wie sie im Wohnzimmer stehen. Inklusive mein anderer Bruder.
"Was ist passiert?", fragen alle gleichzeitig.
Ich kann immer noch nicht sprechen und weine immer noch, deshalb nimmt Louis mich in den Arm, worauf hin ich wieder aufwimmere und Louis mich geschockt ansieht. und Blake erzählt.
"Jasmine und Cher haben ihre Nägel wie wild in ihre Arme und ihren Rücken gerammt und sie auch geschlagen! Warum weiß ich nicht, dafür kam ich zu spät!"
Als Louis daraufhin vorsichtig meinen Rücken abtastet, zucke ich stark zusammen als er die Wunden trifft. Er nimmt die Hand wieder weg und ich schaffe es, mich langsam wieder zu beruhigen.
"Wieso haben sie das gemacht?", fragt jetzt Mason.
"Nicht wichtig!", antworte ich nur.
"Grace, wir müssen etwas machen! Also rede mit uns!", sagt jetzt Louis ernst.
Ich schüttele nur den Kopf.
"Ich glaub, ich weiß was da los ist!", mischt sich Tyler ein.
Die anderen Jungs und ich gucken ihn fragend und verwirrt an.
"Ich möchte erstmal mit Grace alleine darüber reden, damit ich weiß, ob ich richtig liege!"
"Okay", ich stehe vorsichtig auf und Louis stützt mich. Dann nimmt Tyler mich in den Arm und läuft mit mir die Treppe hoch.
"Darf ich deinen Rücken sehen?", fragt er, als wir in meinem Zimmer ankommen.
Ich nicke nur und drehe mich um, so das ich mit dem Rücken zu ihm stehe. Er zieht vorsichtig mein Tshirt hoch. Ich glaube, ich stehe so sehr unter Schock, dass ich gar nicht richtig mitbekomme, dass ich ihm einfach so erlaubt habe, mein Tshirt hochzuziehen.
"Das muss verarztet werden, Grace! Du musst zum Arzt!"
"Sag mir erst, was du denkst, worum es geht!"
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