Chapter Two
Am nächsten Morgen war Sissi bereits weg, als ich aufstand. Ich wusste, ich hatte sie nun in der Hand, weil sie Angst vor mir hatte. Zufrieden mit mir selbst und der Situation holte ich mir Brot aus dem Schrank und ein wenig Aufstrich aus dem Kühlschrank. Anschließend holte ich die Zeitung herein, um diese während meinem Frühstück zu lesen.
Da heute Freitag war, würde ich nach der Arbeit gemeinsam mit Carlos und Gordon Tennis spielen gehen. Sport war mir unheimlich wichtig, um meinen wirklich gut gebauten Körper zu halten.
Ich konnte es selbst kaum fassen, wenn ich daran dachte, wie sehr ich Sissi anfangs vergöttert habe. Sie war eine so wunderschöne und auch attraktive Frau. Mit ihren strahlend blauen Augen, ihrer freundlichen Ausstrahlung, ihrer so anziehenden Figur. Sie war ein wahres Geschenk, wenn man das Äußere betrachtete. Doch ihre inneren Werte schienen schlechter, als ich es all die Jahre dachte.
Es war schade, dass man Jahre mit einer Person verbrachte, das Leben teilte, das Vertrauen zueinander wuchs. Man lernte sich intensiv kennen, erfuhr von jeder Facette der Person. Nur um nach zwei oder drei Jahren festzustellen, welches wahre Gesicht die Person trug und solange versteckt hielt. Manche stellten es auch erst viel später fest.
Was war es, dass Menschen plötzlich ihre Gefühle für ihren Partner verloren? Man merkte doch direkt am Anfang, ob diese Person zu einem passte. Doch wenn ich darüber nachdachte, lag ich womöglich falsch. Es war wissenschaftlich belegt, dass man eine Person erst nach schätzungsweise zwei bis drei Jahre kannte.
Frustriert klappte ich meine Zeitung zu und warf sie in den Müll. Die Untreue meiner Frau nahm mir den Hunger, weshalb auch mein Essen seinen Weg in den Müll fand.
Innerlich vor Wut kochend zog ich mir meinen teuren, edlen Anzug an, den ich mir letztes Jahr für mehrere hundertausende Dollar hatte anfertigen lassen.
Mein Klamotten und meine Kappe packte ich in meine Sporttasche, bevor ich mit jener und meiner Aktentasche in die Garage lief, wo ich es in meinen Range Rover lud, gemeinsam mit meinem Equipment.
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Im Büro angekommen genoss ich -wie jeden Morgen- die neidischen und ehrfürchtigen Blicke der Mitarbeiter, die hier im Großraumbüro durch die große Lärmbelästigung sehr gereizt waren. Immer wieder eskalierte es, wenn jemand zu laut telefonierte oder drei Drucker gleichzeitig mehrere Minuten lang druckten. Immer liefen andere Menschen hier durch. Die Kaffeemaschine in der kleinen Küche in der hinteren Ecke des Raumes lief beinahe ununterbrochen.
Die Konzentration der Mitarbeiter war dadurch gehemmt, weshalb der Druck wuchs. Ich ließ es mir sicherlich nicht nehmen, einen Mitarbeiter zu entlassen, wenn mich seine Arbeit nicht zufriedenstellte.
»Mister Brunswick, in mein Büro«, rief ich streng in den Raum hinein. Ängstlich sah er zu mir und folgte mir schließlich.
Als ich die Glastüre schloss, empfing mich endlich Stille. Mein Mitarbeiter nahm vor meinem Schreibtisch platz und sah unsicher auf die Mappe. Er wusste, wie viele Mitarbeiter hier herausgelaufen waren, mit einer Kündigung in der Hand. Gestandene Männer, die geweint haben wie Kinder.
»Mister Brunswick«, begann ich und legte theatralisch eine Pause ein. Ich liebte diese Macht. Ich liebte es, den ängstlichen Ausdruck in seinen Augen zu sehen. »Ich habe mir ihren Bericht durchgelesen«, setzte ich fort, während ich auf meinem Stuhl platz und die Mappe mit seinem Bericht in die Hand nahm. »Ich würde Ihnen gerne mehr Verantwortung übergeben, was den Bereich unserer Website angeht. Ihr Bericht ist sehr eloquent und zeichnet ein Bild für den Leser. Das vermisse ich an Mister Holdens Bericht leider. Sie werden von nun an unsere Website regelmäßig aktualisieren. Des Weiteren sehe ich eine Neuerung der gesamten Website vor. Wir brauchen Moderne. Sie bekommen dadurch auch eine Lohnerhöhung. Bitte legen Sie mir bis nächsten Mittwoch die Grundsteine der neuen Website auf den Schreibtisch. Ich dulde keine Verspätung. Und schicken Sie mir doch bitte Mister Holden.«
Unsicher stand Mister Brunswick auf. »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Vielen Dank.« Mit diesen Worten verschwand er aus der Türe. Ich wusste, dass seine Frau nicht arbeiten konnte, nachdem es bei der letzten Geburt Komplikationen gab. Sie musste sich Gebärmutter und Blase entfernen lassen. Sie brauchte Unterstützung bei der Pflege der 4 Kinder und war selbst auf ärztliche Hilfe angewiesen. Ihre Krankenhausrechnung ging durch die Decke. Was mir an Mister Brunswick jedoch gefiel: Er nahm dies nicht als Ausrede, wieso er schlechte Arbeit leistete. Er arbeitete hart und sauber und dafür sollte er belohnt werden. Und ich war der Held in seiner Geschichte.
Meine Wut zügelte sich durch diese Gedanken. Auch der Gedanke, dass ich gleich wieder jemanden entlassen würde, beruhigte mich. Die Gedanken an Sissi waren nun vollkommen verdrängt.
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»Gutes Spiel«, sagte Carlos und schlug mit mir ein, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Du bist heute in besonders guter Form«, mischte sich nun auch Gordon anerkennend ein. Wieder einmal genoss ich die Aufmerksamkeit und den Neid. Ich wollte immer schon besser sein als alle anderen.
»Ich kann nächste Woche leider nicht dabei sein, Geschäftsreise«, murmelte Gordon nach einer Zeit, in der wir schweigsam am Rande des Platzes standen und Wasser tranken. »Wo geht es diesmal hin?«, fragte ich leicht mürrisch. Ich ertrug es nicht, wenn Menschen etwas hatten, was ich ebenfalls wollte. »Wieder nach Tokyo. Wir suchen aktuell nach einem neuen Hersteller für billige Zubehöre rund um das Auto«, erzählte er freudig. Ich wusste, dass er es liebte, die Welt zu sehen und dabei bei Porsche arbeitete. Sein Gehalt war immens. Er flog mittlerweile in einem Privatjet und lebte in einer großen Villa, nahe des Stadtrandes.
Ein Handy klingelte, welches Carlos gehörte. Er hob ab. Unterdessen unterhielt ich mich mit Gordon weiter über seine anstehende Reise. »Tut mir Leid, aber ich muss los. Luciana liegt im Krankenhaus, weil sie vom Klettergerüst gestürzt ist. Sie will mich sehen.« Aufgelöst schnappte sich Carlos seine Tasche und sein Handtuch und verschwand schnell vom Platz.
»Hoffentlich geht es ihr gut. Luciana ist wirklich zuckersüß«, sagte Gordon, bevor auch er seine Sachen packte. »Ich muss auch los. Ich muss morgen bereits um 7 Uhr in der Luft sein«, verabschiedete er sich knapp. Und somit stand ich alleine auf dem Platz.
Nun packte auch ich meine Sachen und machte mich langsam auf den Weg zu meinem geliebten Auto.
Dort zündete ich mir noch eine Zigarette ein und genoss die kühle Luft, die sich mit dem Sonnenuntergang zunehmend ausbreitete.
Mit grimmigen Gedanken bei Sissi fuhr ich nach Hause. Wenn sie nicht zuhause war, dann konnte sie etwas erleben.
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