Kapitel 14
Caitlyn
,,Caitlyn, steh auf, Schätzchen! Du kommst sonst zu spät zur Schule", die Stimme meiner Mutter reißt mich aus dem Schlaf und sofort setze ich mich auf.
Mom steht aufgebrezelt in dem Türrahmen meines Schlafzimmers und lächelt mich an. ,,Geld für Frühstück liegt auf dem Küchentisch. Ich muss jetzt los", sagt sie zu mir und verlässt mein Zimmer.
Der Aufragt, den die Kanzlei, in der sie zur Zeit arbeitet, scheint tatsächlich einen großen Fisch an Land gezogen zu haben.
Nicht umsonst würde meine Mutter ihr sonst lockiges Haar glätten und eines ihrer feinsten Outfits tragen.
Ich reibe mit meinem Handrücken über meine Augen und schaue auf die Uhr meines Handys.
,,Verdammt! Tony wird bald hier sein!", rufe ich erschrocken und springe auf, um mich für den heutigen Schultag zu richten.
Nachdem ich mich für ein simples Outfit entschieden habe, putze ich mir die Zähne, wasche mein Gesicht und bürste mein Haar.
Zum Schminken habe ich jetzt keine Zeit, denke ich mir, als ich auf meine zahlreichen Schmink-Utensilien schaue und verlasse das Badezimmer ohne jegliches Make-Up aufgetragen zu haben.
Ich kehre zurück in mein Zimmer, um meinen Michael Kors Rucksack für den Unterricht zu packen.
Kurz werfe ich einen Blick auf den Stundenplan, der sich noch immer in meinem Rucksack befindet.
,,Chemie, Mathe, Englisch und Kunst", lese ich mir selbst laut vor, um es mir besser merken zu können.
Ich räume einen karierten Schreibblock, einen linierten Schreibblock, Stifte und einen Taschenrechner in meine Tasche.
Danach gehe ich zur Küche, nehme das Geld von dem Küchentisch und stopfe es in mein Portmonnaie, welches ich anschließend ebenfalls in meinen Rucksack lege.
Wofür brauche ich fünfzig Dollar?, frage ich mich selbst genervt.
Meine Mutter scheint tatsächlich zu denken, dass ich so viel Geld für ein einziges Frühstück gebrauchen könnte. Geht sie davon aus, dass ich ein zehn Gänge Menü in der Schulkantine bestelle?
Erst als ich das Wohnzimmer betrete, fällt mir auf, dass auch mein Dad nicht mehr zu Hause zu sein scheint.
Haben denn beide einen großen Auftrag erhalten?, verwundert gehe ich wieder in mein Schlafzimmer, um dort meine Jacke und meine Schuhe anzuziehen.
Bevor ich das Apartment verlasse, schiebe ich mein Smartphone in die hintere Tasche meiner weißen Jeans und werfe mir meinen Rucksack über die Schultern.
Als ich in der Lobby ankomme, wünscht mir Smithers wie jeden Morgen einen schönen Tag und schenkt mir ein freundliches Lächeln.
,,Den wünsche ich Ihnen auch", gebe ich lächelnd zurück und spurte zur Eingangstür.
Als ich das Gebäude verlasse, sehe ich, wie Tony gerade in die Straße einfährt und vor dem Pembroke hält.
Ich gehe auf ihr Auto zu und steige ein.
,,Kaffee gefällig?", fragt sie mich fröhlich und hält mir einen Kaffeebecher hin.
,,Du bist die Beste!", sage ich zu ihr und nehme den Becher an. ,,Den kann ich heute sehr gut gebrauchen", erkläre ich ihr und schnalle mich an.
Dann nehme ich einen großen Schluck des heißen Kaffees und Tony fährt los.
,,Seid ihr jetzt eigentlich mit den Arbeitsblättern fertig?", fragt Tony neugierig, als wir auf dem Parkplatz der Houghton High ankommen und sie den Motor abstellt.
,,Leider noch nicht", muss ich zugeben und nehme wieder einen großen Schluck Kaffee.
Um ehrlich zu sein, würde ich jetzt lieber nicht über gestern sprechen, doch wenn ich ihr das sage, dann wird sie bemerken, dass irgendwas nicht stimmt. Sie wird mich mit Fragen regelrecht löchern.
,,Also werdet ihr euch am Wochenende wieder treffen?", hakt sie nach, woraufhin ich meinen Kopf schüttel.
,,Perfekt!", ruft sie plötzlich und scheint sich riesig zu freuen.
,,Heute Abend gibt es so eine Party", erzählt sie mir, als wir aus ihrem Auto aussteigen und in die Richtung des Schulgebäudes laufen.
,,Was für eine Party?", frage ich sie.
,,Ein Kerl namens Jay Swanson feiert heute Abend eine Party bei ihm zu Hause", erläutert sie. ,,Seine Eltern sind über das Wochenende wohl nicht zu Hause", fügt sie äußerst fröhlich hinzu.
Eher uninteressiert schaue ich sie an. ,,Ich glaube nicht, dass ich dahin passe", gebe ich zu.
,,Das wäre die perfekte Gelegenheit, um Leute kennenzulernen!", sagt Tony und schaut mich begeistert an, doch meine Begeisterung hält sich weiterhin in Grenzen.
,,Die Mörderstochter will also auf eine Party gehen?", Danielle und ihre Houghton Vixens laufen kichernd an uns vorbei und Danielle wirft mir einen Blick zu, der mir wohl sagen soll, wie lächerlich diese Idee sei.
,,Hast du damit ein Problem?", zischt Tony und wirft ihr einen angewiderten Blick zu.
,,Ich? Nein", Danielle lacht. ,,Aber sicher wird es der Partymeute nicht gefallen. Und auch Jay wird nicht erfreut sein, eine Spaßbremse in seinem Haus zu finden", meint Danielle und betritt vor uns das Gebäude.
Sie ist so ein Biest, denke ich mir und spüre Hass in meiner Magengrube.
,,Jay sagte, jeder sei eingeladen", versucht Tony mich zu verteidigen.
,,Wenn ihr meint", lacht Danielle wieder und verschwindet mit ihrer Clique in der Masse an Schülern.
,,Warum verteidigst du dich denn nie?", will Tony wissen, als Danielle außer Hörweite zu sein scheint.
,,Weil ich nicht das Gefühl habe, sie damit aufhalten zu können", antworte ich ihr ehrlich und zucke mit den Schultern. ,,Wir haben es doch nicht nötig, uns vor einer wie ihr zu verteidigen", sage ich zu ihr.
Tony nickt zustimmend. ,,Du hast Recht, Süße", meint sie schließlich.
Als endlich den Raum erreichen, in dem der Chemieunterricht stattfindet, muss ich schmerzlich feststellen, dass auch Danielle in diesem Kurs ist.
,,Einfach ignorieren", erinnere ich Tony, als auch sie bemerkt, das Danielle ebenfalls in unserem Kurs zu sein scheint.
Aber es ist nicht nur Danielle, auf die wir treffen.
Nathan steht, mit beiden Händen in der Tasche seines schwarzen Hoodies, vor dem Klassenzimmer.
Kurz schaut er in meine Richtung, jedoch ignoriert er, dass ich hier stehe.
Was habe ich ihm nur getan?, frage ich mich bedrückt und überlege, ob ich ihn einfach fragen sollte.
,,Alles okay?", fragt Tony mich, als sie meinen bedrückten Gesichtsausdruck bemerkt und sieht, dass ich Nathan anschaue.
,,Ich muss kurz mit Nathan sprechen", erkläre ich ihr und mit einem merkwürdigen Gefühl im Magen gehe ich auf Nathan zu.
,,Was willst du?", fragt er mich kühl, ohne mich anzusehen, als ich vor ihm stehe und gerade etwas sagen will.
,,Ich habe deinen Helm noch", sage ich zu ihm, um irgendwie anzufangen.
,,Kannst du behalten", knurrt er.
,,Was habe ich dir angetan, dass du erst nett und jetzt wieder gemein zu mir bist?", will ich von ihm wissen.
,,Du hättest einfach an dem scheiß Tisch sitzen bleiben sollen", zischt er.
,,I-Ich wollte dir nur helfen", stottere ich, als mich wegen seiner hasserfüllten Stimme der Mut verlässt.
,,Dir hätte etwas passieren können, ist dir das nicht klar?", erst jetzt schaut er mich an.
,,Du unterschätzt diese Kerle", fügt er hinzu.
Danielle scheint mitbekommen zu haben, dass Nathan und ich uns unterhalten. Sie, und einige ihrer Freundinnen, kommen auf uns zu.
,,Oh? Bahnt sich hier etwa ein Liebesdrama an?", fragt sie uns hämisch, woraufhin ihre Freundinnen wie eingeübt anfangen zu lachen.
,,Verzieh dich, Danielle", zischt Nathan wieder und schaut Danielle direkt in die Augen.
Und wenn Blicke töten könnten, dann müsste sich die Houghton High einen neuen Captain für die Cheerleader suchen.
,,Wie bitte?", ungläubig schaut Danielle Nathan ebenfalls an und zieht eine Augenbraue hoch.
,,Du wagst es, so mit mir zu sprechen? Das wirst du noch bereuen!", zischt sie schließlich zurück.
Mit arrogantem Blick wirft sie ihr Haar über ihre Schulter und begibt sich samt ihrer Truppe zurück zu den anderen Vixens, die das gesamte geschehen gespannt verfolgt haben.
,,Sehen wir uns vielleicht auf dieser Party?", frage ich Nathan vorsichtig, um die Stimmung zwischen uns wieder etwas zu lockern.
,,Was für eine Party?", will er wissen. ,,Die von Jay Swanson?".
,,Ja, genau die", antworte ich ihm nickend und hoffe, dass er zusagt.
Plötzlich nimmt er meinen Arm mit einem festen Griff und schaut mir durchdringend in die Augen.
,,Du wirst da nicht hingehen, verstanden?!", sagt er leise, aber mit einem sehr ernsten Ton.
,,Warum nicht?", verwundert schaue ich ihn an.
,,Verstanden?!", fragt er nochmal und verfestigt seinen Griff um meinem Arm.
Zustimmend nicke ich, woraufhin er meinen Arm wieder loslässt.
,,Guten Morgen", ertönt die Stimme von Mr. Stone, der nicht nur Biologie unterrichtet, sondern auch für den Chemieunterricht zuständig ist.
,,Guten Morgen", geben einige der Schüler zurück und ehe ich Nathan nochmal fragen kann, warum ich nicht zu Jay's Party gehen soll, verschwindet er schon im Klassenzimmer.
Mit schnellen Schritten kommt Tony zu mir und will wissen, worüber ich mit Nathan gesprochen habe.
,,Ich habe noch seinen Motorradhelm zu Hause", sage ich zu ihr, als wir mit den anderen den Raum betreten, und hoffe, dass sie nicht weiter nachhaken möchte.
Nachdem ich den gesamten Schultag und weitere, zahlreiche von Danielle's Versuchen, mich zu provozieren, überstanden habe, bin ich ziemlich froh, zu Hause anzukommen.
Gegen meine Erwartungen, finde ich dieses Mal kein leeres Apartment auf.
,,Hey, Caity", sagt mein Vater, als ich aus dem Lift aussteige.
,,Dad? Was machst du denn hier?", frage ich ihn verblüfft und drücke ihm einen Kuss auf die Wange, als er mich zur Begrüßung umarmt.
,,Ich war heute etwas früher dort, also konnte ich auch früher gehen", erklärt er.
,,Achso", antworte ich ihm. ,,Ich habe mich schon gewundert, warum du heute so früh aus dem Haus warst", sage ich.
,,Irgendwelche Pläne für das Wochenende?", fragt er mich und setzt sich auf die Chaiselongue.
Ich setze mich zu ihm.
,,Ja", erzähle ich ihm. ,,Heute Abend findet eine Party statt".
Leider konnte ich Tony's riesigen, flehenden Augen nicht widerstehen und habe ihr gesagt, dass ich zur Party kommen werde.
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaut mein Vater mich an. ,,Dort wird es doch keinen Alkohol geben, oder?", will er wissen, woraufhin ich meinen Kopf schüttele.
,,Wirst du abgeholt?", fragt er. ,,Ich bin mir noch nicht sicher. Vielleicht wird meine Freundin mich abholen, oder Smithers fährt mich", antworte ich.
Tatsächlich weiß ich schon, dass Smithers Tony und mich zu Jay's Haus fahren wird, da wir definitiv etwas trinken werden. Zumindest war das Tony's Aussage.
,,In Ordnung. Aber bitte sei um spätestens um halb eins wieder zu Hause, okay?".
Lächelnd nicke ich. ,,Danke, Dad", bedanke ich mich bei ihm dafür, dass er mich zu dieser Party gehen lässt.
Auch, wenn es mir ein kleines bisschen lieber gewesen wäre, wenn er es mir verboten hätte. Denn ich denke, dass Danielle wahrscheinlich Recht hat.
Niemand will ein Mädchen auf seiner Party, dessen Vater jemanden getötet hat. Auch, wenn es ein Unfall war.
Nach dem Mittagessen mit Dad stehe ich ratlos vor meinem Kleiderschrank.
Was zur Hölle ziehe ich an?, frage ich mich hilflos und wühle in meinen Anziehsachen herum, doch auch eine halbe Stunde später bin ich genau so ratlos wie davor.
Ich entschließe mich dazu, Tony anzurufen und sie um Rat zu fragen.
,,Hey, Süße!", begrüßt sie mich am anderen Ende der Leitung. ,,Was gibt's?".
,,Hey! Du musst mir dringend helfen. Ich weiß überhaupt nicht, was ich anziehen soll, geschweige denn, was ich mit meinen Haaren anstellen soll", erzähle ich ihr von meinem Problem.
,,Wenn du willst, können wir uns gemeinsam bei dir für die Party richten. Dann kann ich dir bei der Auswahl helfen", schlägt sie vor und ich bemerke, wie glücklich sie ist, dass ich mit zur Party gehe.
,,In Ordnung. Ich denke, mein Dad wird nichts dagegen haben", sage ich zu ihr und kurz darauf legt sie auf, und macht sich auf dem Weg zum Pembroke.
Eine weitere halbe Stunde später hole ich sie vor dem Gebäude des Pembroke ab und stelle ihr Smithers vor, der uns in wenigen Stunden zu Jay's Party fahren wird.
,,Guten Tag, Miss Harris", begrüßt Smithers Tony und schüttelt ihre Hand sanft.
,,Hallo, Smithers", sagt sie daraufhin. ,,Vielen Dank, dass sie uns heute Abend fahren", bedankt sie sich lächelnd bei ihm, was ihn sehr freut.
Als wir das Wohnzimmer des Apartments betreten, kommt Tony gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. ,,WOW!", ruft sie immer wieder und kann es kaum fassen, hier zu sein.
,,Das ist ja noch schöner, als ich dachte", gibt sie zu und schaut sich im gesamten Raum um.
,,Findest du es wirklich so schön?", frage ich sie ungläubig, denn für mich ist ein Wohnzimmer der Größe und mit dieser Austattung eher zweitklassig.
In dem Haus, in dem meine Familie und ich vorher lebten, waren alle Räume viel größer und wir besaßen die feinsten Möbel, die es auf dem Markt gab.
,,Oh ja!", ruft sie.
,,Oh. Dad, das ist Tony. Tony, das ist mein Vater", sage ich, als mein Vater ebenfalls das Wohnzimmer betritt.
,,Hallo Tony, nenn' mich ruhig Clifford", mein Vater gibt Tony zur Begrüßung die Hand und bei seinem Anblick scheint Tony geradezu weg zu schmelzen.
,,Du hast mir ja gar nicht gesagt, dass du einen so gut aussehenden Vater hast", sagt Tony leise, als wir mein Schlafzimmer betreten.
Als ich jedoch gerade darauf antworten will, ruft Tony wieder vor Begeisterung ,,Wow!", und starrt mein weißes Himmelbett an.
,,In sowas schläfst du?", fragt sie aufgeregt.
,,Ja", antworte ich und fange an, zu grinsen.
Für sie scheint all das ziemlich aufregend zu sein.
,,In Ordnung, jetzt müssen wir dir aber ein klasse Outfit heraussuchen", sagt Tony schließlich, als sie aus dem Staunen wieder herauskommt und meinen Kleiderschrank sieht.
Sie öffnet meinen Schrank und wirft einen Blick hinein.
Als sie den Inhalt meines großen Kleiderschranks sieht, macht sie große Augen.
,,Okay, bei so vielen Kleidern könnte ich mich auch nicht entscheiden", muss sie zugeben und holt tief Luft.
,,Dann wollen wir mal", meint sie und wühlt, so wie ich es vor wenigen Minuten noch tat, in meinen zahlreichen Anziehsachen herum, um ein perfektes Outfit für den Abend zu finden.
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