Als die Düsternis nachließ
Ich finde mich in meinen Gedanken versunken im Warteraum von Mrs. Miller... ich bin froh hier sein zu können... ihre Praxis ist freundlich und sie ist einfach nur toll! Sie hat mir so viel geholfen.
Und alles ist besser als diese Klinik.
Ja nach Joshs tragischem Tod war ich nicht mehr ich selbst.... alles hüllte sich in diese schreckliche Düsternis...
Als ich Josh fand, mein Dad ihn abgehangen hat und sehr schnell klar war, dass jede Hilfe zu spät kommt, habe ich mich zu ihm auf dem Boden gesetzt und seinen Kopf auf meinem Schoß gebettet.
Ich habe seine Haare gestreichelt und leise vor mich hin gesummt um mich zu beruhigen.
Das habe ich sehr lange getan... bis Josh abgeholt wurde... ich bin einfach weiter dort sitzen geblieben und habe mich nicht rühren können.
Stunden später haben meine Eltern einen Krankenwagen gerufen und mir wurde ein starkes Beruhigungsmittel gespritzt... mein Dad hat mich dann in mein Bett gelegt... ich habe das alles nicht richtig mit bekommen. Ich war von der Düsternis so umgeben....
Als ich 3 Tage später immer noch so apathisch war, entschieden meine Eltern mit mir zu einem Therapeuten zu gehen... die ganze Welt lief an mir vorüber und ich wollte nur bei Josh sein!
Der Therapeut schaffte es mich zur Beerdigung zu stabilisieren ... ich bekam starke Tabletten und alle hatten die Hoffnung, dass es danach bergauf gehen würde.
Aber dem war nicht so... ganz im Gegenteil.
Ich habe meine Hälfte verloren... mein ein und alles... meinen Bruder... meinen besten Freund... meinen Zwilling!!!
Die Beerdigung war genau so, wie Josh sie sich gewünscht hätte. Seine Footballkumpels kamen im Trikot, alle anderen Freunde kamen in ihren Lieblingsklamotten, Joshs Lieblingslied wurde am Grab gespielt und alle stießen nach der Feier auf ihn an... wir haben uns dagegen entschieden alles in schwarz und klassisch zu handhaben.
Josh war 18 und er war ein lebensfroher cooler Typ... bis naja Ihr wisst schon!
Die ganze Stadt war da... wir hatten alles sehr jugendlich und fröhlich gestaltet... dennoch haben wir als enge Familie darum gebeten von Beileidsbekundungen Abstand zu nehmen... das hätten wir nicht geschafft.
Auch Wochen nach der Beerdigung ging es mir zunehmend schlechter.
Meine Eltern hatten große Angst, dass ich mir auch etwas antun würde und ehrlich gesagt war ich mir da auch nicht so sicher....
Die ambulante Therapie half nichts, also würde ich in eine stationäre Einrichtung eingewiesen.... dort wurde ich vorerst auf einer geschlossenen Station aufgenommen. Was mir sehr recht war, denn dann müsste ich niemanden sehen, oder so tun als ginge es mir nicht ganz so schlecht.
Meine Gedanken kreisten immer wieder um Selbstmord, Selbstbestrafung und Vorwürfe weil ich es nicht gespürt habe und verhindern konnte.
Ich könnte es beschönigen, aber NEIN: ich war völlig im Arsch... mir war es schon zu viel Zähne putzen zu gehen, geschweige denn an irgendwelchen Einzel- oder Gruppentherapien teilzunehmen.
Ich wollte genau so weiter leben! Mir sollte es gar nicht besser gehen.
Ich habe sehr starke Antidepressiva bekommen, die mich sehr müde und schlapp gemacht haben. Also habe ich die ersten 9 Wochen nur im Bett gelegen. Ich konnte irgendwann nicht mehr weinen... da war nur noch diese Düsternis. Diese schwarze Leere.
Nach knapp 3 Monaten ging es mir etwas besser, ich begann zu reden und ich durfte Besuch empfangen...
Meine Eltern kamen und weinten unaufhörlich... na toll jetzt habe ich noch mehr ein schlechtes Gewissen. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, aber ich habe gemerkt wie distanziert ich war... warum? Es sind doch meine Eltern! Naja ich lasse mir einfach Zeit!
Dann kam endlich Mary... meine Seelenverwandte... mein Licht... ihr zaghaftes Lächeln brach bei mir alle Dämme und ich könnte auch endlich wieder Gefühle zulassen. Wir sind uns in die Arme gefallen und haben uns Ewigkeiten nicht los gelassen.
„Zoe meine Süße! Wir brauchen Dich! Ich brauche Dich! Du musst kämpfen! Komm zurück ins Leben! Josh hatte nicht gewollt, dass du dich so zugrunde richtest. Bitte Zoe, gib nicht auf, hörst du! Ich bin für dich da! Deine Eltern sind für dich da! Leb dein Leben für Josh mit" sagte Mary... und ab da habe ich mir vorgenommen alles zu geben, um wieder am Leben teilzunehmen... die Düsternis zu vertreiben und mich in ein schönes Leben zurück zu kämpfen...
Von da an tat ich alles, damit es mir besser ging.... nach insgesamt 14 Monaten wurde ich entlassen...
ENDLICH!!!
Mary und ich hatten ziemlich schnell entschieden auch ohne Josh nach Seattle zu gehen...
Meine Eltern hatten zwar mittlerweile unser Haus verkauft und ein anderes ohne böse Erinnerungen erworben, aber für mich kam es nicht in Frage wieder dauerhaft bei meinen Eltern zu leben.
Und dann, 17 Monate nach Joshs Tod... nach der Beerdigung... nach der Düsternis ... nach 14 Monaten in der Klinik begann mein neues Leben!
Einen Studienplatz habe ich über Vitamin B bekommen... mein Dad sitzt im Vorstand einer großen Firma und er hat viele einflussreiche Freunde... auch über Studiengebühren oder Miete für die Wohnung musste ich mir zum Glück nie Gedanken machen.... NEIN! Ich bin kein verwöhntes Gör, meine Eltern haben uns sehr bodenständig und dankbar erzogen ... aber nach dieser schweren Zeit hat es gut getan einen Step nach dem anderen zu machen.
Ich hoffe Euch hat der 2. Teil gefallen... er war sehr traurig... glaubt mir das wird sich ändern!
Viel Spaß beim Lesen!
Bitte lasst mir einen Stern und einen Kommentar hier :-)
Eure Lia
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