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Dumpf ertönten sechs helle Glockenschläge aus dem Glockenturm der Kirche, welche im Zentrum der Hauptstadt stand. Nun erwachte langsam die Stadt zum Leben. Die Fensterläden wurden aufgeschlagen, Betten wurden gemacht und die ersten Kinder machten sich auf in die Schule. Alles wirkte noch etwas verschlafen und träge, anders jedoch auf dem Marktplatz, der im Morden in der Nähe der Stadtmauer lag. Dort herrschte bereits so früh am Morgen reges Treiben.
Die letzten Besucher wurden aus den Schänken geschmissen, die ersten Läden öffneten und Händler priesen ihre Waren bereits lautstark an. Versuchten sie unter die Leute zu bringen, verhandelten und stritten um den Preis.
Und so fiel es keinem der Leute, die dicht gedrängt um einen Stand mit frischem Obst und Gemüse standen, auf, dass ein kleiner Langfinger zwei Horusten mitgehen ließ.
Geschickt ließ er sie in seine Hosentaschen verschwinden und schlängelte sich mühsam durch die Menge.
"Und hast du sie?", fragte ein junger Zwerg mit erwartungsvoll funkelnden Augen, Vaith nickte nur nüchtern, während er sich auf dem hohen Rand des prunkvollen Brunnens, welcher sich in der Mitte des Platzes befand, setzte. Nachdem er die beiden Früchte aus seiner Hosentasche geholt hatte und ihm ihr unverkennbarer Geruch in die Nase gestiegen war, lief ihm nun doch das Wasser im Mund zusammen.
"Hier", grinsend war er Örba ihre Lieblingsfrucht hin. Die Beiden begannen augenblicklich die Horusten von ihrer dicken Schale zu befreien.
„Heute war es wieder einmal leicht zu klauen. Niemand achtet auf einen, weil alle viel zu sehr damit beschäftigt sind um den Preis zu feilschen. Wir sollten das ausnutzen und noch weiteres Essen stehlen. Mit unserem Geld kommen wir heute eh nicht weiter, die Preise sind wohl wieder einmal gestiegen", erzählte der Schwarzhaarige nebenbei seinem Kumpel. Der Zwerg konnte nur zustimmend nickend, denn er hatte während der Erzählung schon genüsslich in die Horuste gebissen und kämpfte nun damit zu Kauen ohne, dass ihm der ganze Saft übers Kinn rann.
Dennoch hatte es ein kleines Rinnsal von dem süßen aber auch klebrigen Saft geschafft und tropfte nun auf dessen Brust. Der andere Junge musste daraufhin herzlich loslachen, begann jedoch ebenfalls seine Frucht zu verspeisen.
Nachdem sich der Zwerg mit dem Wasser aus dem Brunnen den Mund gewaschen und sich an seinem Wollhemd abgetrocknet hatte, drehte er sich zu seinem schwarzhaarigen Freund um und wollte gerade zu einem Satz ansetzten, da kam ihm Vaith schon zuvor. „Lass uns schnell Essen für heute und vielleicht morgen zusammen suchen so lange noch so viel los ist. Am späten Nachmittag, wenn es dann wieder kühler ist, können wir uns ja dann mit den Anderen treffen" grinste der größere und sah seinen Freund erwartungsvoll an. Dieser konnte ihm nicht lange Böse sein, dass er ihn unterbrochen hatte und nickte lächelnd. Anschließend verschwanden beide in verschiedenen Richtungen in der dichten Menge.
~~~
Als sich die beiden Jungs wieder mit vollen Umhängetaschen beim Brunnen trafen, kündigten die Glocken bereits Mittag an.
Schlussendlich hatte es sich nicht als ganz so einfach herausgestellt und sie mussten einige Male einem wütenden Händler entkommen. Doch genau das machte den Spaß und Reiz an der ganzen Sache aus und so ließen sich die beiden Freunde lachend aber auch erschöpft im Schatten des Brunnens nieder.
Kurz fassten sie zusammen wie die heutige Ausbeute aussah, ehe sie ihre Aufmerksamkeit den Leuten auf dem Marktplatz lenkten.
Da nun Sommer im Tramam war, konnte die Sonne zu Mittag ziemlich heiß herunterbrennen. So auch heute und so hatte sich der Platz bereits schon beachtlich geleert. Die beiden Freunde sollten sich auch mal so langsam in ihre Unterkunft begeben. Bis zum späten Nachmittag würde in der Stadt sowieso nichts allzu Spannendes passieren. Jeder würde seinen Geschäften und Pflichten nachgehen.
„Örba sieh mal" rief der Gestaltwandler kichernd aus, als die beiden einen schlafenden Soldaten am Tor, welches die Stadt und den Marktplatz verband, entdeckten. „Also echt, was können diese Faulpelze wirklich außer zu schlafen?" fragte der Zwerg verächtlich und schüttelte genervt, aber auch belustigt den Kopf. „Komm lass uns ihn ein wenig ärgern und verstecken sein Schwert" grinste er schelmisch und deutete auf besagte Waffe, die sorglos neben der Wache an der Mauer lehnte. Verstohlen sah sich der Größere um und nickte seinem Kumpel schließlich zu, als er meine die Luft sei frei. Leise bewegte sich der klein gewachsene Junge mit seinem etwas watschelnden Gang auf die schlafende Wache zu.
Ganz wohl fühlte sich Vaith dabei zwar nicht, aber der Reiz war einfach zu groß und so hielt er seinen besten Freund nicht auf.
Nur um sich wirklich zu versichern, dass dieser nun wirklich schlief, warf der Zwerg einen kurzen musternden Blick auf den Soldaten. Doch der großgewachsene Dämon schien wirklich auf seinem Stuhl weggedöst zu sein, denn sein Brustkorb hob sich nur kaum merklich und in langsamen, regelmäßigen Abständen. Einen seiner schwarz befiederten Flügel hatte er sich, schützend vor der Sonne, übers Gesicht gelegt, der andere lag wie eine Decke über seinen Körper und verbarg die über dem Bauch verschränkten Hände. Doch der Höhepunkt des Ganzen war, als er auch noch leise Schnarch Geräusche von sich gab. Der junge Zwerg konnte ein Lachen fast nicht zurückhalten und musste sich sehr zusammen reißen.
Schnell schnappte er sich das Schwert mitsamt Schwertscheide und Gurt und warf es sich über die Schulter. So wie jeder Zwerg war er trotz seiner Größe und seinem Alter bereits ziemlich kräftig aber dennoch hatte er so ein Schwert deutlich leichter geschätzt.
„Los jetzt" hörte er Vaith lachend rufen und folgte diesem schnell. „Das war einfach" kicherte der Kleinere und hatte etwas Mühe mit dem Schwarzhaarigen Schritt zu halten. „Was hast du denn von diesen Vollidioten erwartet..." abrupt blieb er stehen und starrte die breite Straße in der sie sich gerade befanden hinunter. Schwer schluckend drehte er sich langsam zu dem Panther um. „Örba" brachte der Schwarzhaarige mit den tiefblauen Augen nur leise heraus. Dieser hatte bereits die circa 100 Meter entfernte Patrouille entdeckt und realisiert was nun geschehen würde, wenn sie geschnappt werden würden.
Denn jeder wusste, welche Grundeinstellung die Soldaten dieser Stadt, bezüglich den Straßenkindern hatten und auch wie sie dazu standen, wenn man sich mit ihnen Späße erlaubte und ihnen so nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte. Eine Kombination, wie jetzt, ging für gewöhnlich nie wirklich gut aus.
Mit schnellen Schritten näherte sich die dreiköpfige Gruppe und der Zwerg mit den dunkelbraunen Haaren schaltete schnell. Noch bevor das stibitzte Schwert auf den Boden aufgeschlagen war, hatte er die Hand seines Freundes geschnappt und ihn mit in die nächste Seitengasse gezogen.
Dieser erwachte allmählich auch wieder aus seiner Starre und nahm nun selbst seine Beine in die Hand und rannte.
Vaith wusste ganz genau, dass der Zwerg dieses Tempo nicht lange halten konnte und dass sie ihn früher oder später schnappen würden. Er musste etwas dagegen unternehmen und ihm mehr Zeit zur Flucht verschaffen.
Als sie um die nächste Ecke bogen, fiel dem Schwarzhaarigen sofort ein Stapel Fässer ins Auge und sofort formte sich eine Idee in seinem Gehirn. „Lauf und dreh dich nicht um! Ich verschaff uns Zeit!" mit diesen Worten rannte der Größere von den Beiden schnurstracks auf die fein säuberlich gestapelten Fässer zu.
Örba nickte nur. Er hatte Vertrauen in dem Handeln des Panthers und so setzte er seinen Weg unverhohlen fort. Er wagte es nicht zurück zu blicken, als plötzlich hinter ihm ein lautes Gerumpel und das Bärsten von Holz ertönte.
Der Gestaltwandler hatte geduldig, aber auch mit Furcht gewartet und als schließlich die drei Wachen um die Ecke bogen, nahm er alle Kraft zusammen und stieß den Stapel an Fässern um. Polternd setzten sich diese in Bewegung und rollten geradewegs auf die Verfolger der beiden Jungs zu. Die ersten Fässer zerschellten an der gegenüberliegenden Wand und eine goldgelbe sowie in anderen eine rote Flüssigkeit floss heraus.
War ja klar, dass in diesen Fässern Bier und Wein gelagert war. Was anderes konnte man ja nicht erwarten.
Mit diesem Gedanken drehte sich Vaith mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen um und folgte seinem Kumpel. Er hatte noch einen kurzen Blick zurück geworfen um sich zu vergewissern, dass sein Plan wirklich aufgegangen war.
Dem war auch so. Die Soldaten hatten reichlich Mühe den Fässern auszuweichen, doch das würde für sie nicht lange ein Hindernis sein.
Bald darauf hatte der Schwarzhaarige zu dem Zwerg aufgeholt und im selben Moment kam auch schon das Stadttor in ihr Sichtfeld. Wenn sie dieses passiert hatten, könnten sie im naheliegenden Wald untertauchen und von da, wäre es nicht mehr weit bis zu ihrem Unterschlupft. Soweit würden ihnen die Wachen schon nicht folgen.
Das dachten sich zumindest die beiden Freunde, denn sie hatten nicht mit der Hartnäckigkeit ihrer Verfolger gerechnet.
Mit grimmigen Mienen suchten die drei Augenpaare der Soldaten den Waldrand nach Hinweisen auf den Verbleib der beiden Kinder ab. Die Fässer hatten sie doch länger aufgehalten als geglaubt und so konnten die Rabauken ihren Vorsprung um einiges ausbauen.
„Leutnant, dort! Dort bewegt sich noch das Gebüsch und man kann schwach einen kleinen Pfad erkennen!" berichtete ein Elbe seinem Vorgesetzten. Dieser nickte und gemeinsam machte sich die dreiköpfige Gruppe wieder auf, den Bengeln zu folgen.
„Glaubst du, die verfolgen uns noch?"
Die zwei Freunde bahnten sich nun schon einige Minuten durch das Gebüsch. Rennen konnten sie nicht riskieren, dass würde nur ihre Position verraten und so blieb ihnen nur, so leise und unentdeckt wie möglich zu ihrem Unterschlupf zu gelangen.
Denn dort glaubten die jungen und naiven Burschen, trotz ihres mittlerweile langen Lebens auf der Straße, in Sicherheit zu sein.
„Ja, die versuchen ja nicht einmal uns leise zu folgen" gab Vaith mit dem feinen Gehör beunruhigt von sich. Warum musste die Patrouille ausgerechnet in diesem Moment die Straße entlangkommen?!
Als sie schließlich an einer kleinen Lichtung mit einem kleinen aber klarem Tümpel ankamen, blieben beide schwer atmend am Rand stehen und sahen erleichtert zu dem etwas mickrigen und unscheinbaren Baumhaus am anderen Ende.
Wenn man nicht genau wusste wo es lag, war es nur schwer auszumachen. Sie hatten es fast geschafft. Sie mussten nur noch in das Baumhaus bevor die Soldaten die Lichtung betraten und sie wären so gut wie sicher.
Nachdem Örba wieder einigermaßen bei Atem war, rannten die beiden Freunde mit festem Blick auf ihr Ziel weiter. Sie wiegten sich schon in Sicherheit, da beide bereits die Hälfte des Weges geschafft hatten, als sie plötzlich das Geräusch von schlagenden Flügeln vernahmen.
So schnell konnten die Jungen gar nicht realisieren was gerade hinter ihnen geschah, da wurden sie schon mit einem unsanften Schlag von den Füßen gerissen.
In dem Moment in dem der Leutnant, ein Dämon, die Lichtung erreichte, konnte er endlich seine Flügel ausbreiten und war so in nur wenigen Augenblicken über seinem Ziel. Eigentlich wollte er es so schon die ganze Zeit machen, doch die für ihn engen Straßen und der dichte Wald hatten ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht.
„Jetzt hab ich euch endlich! Unsere kleine aber lustige Verfolgungsjagd ist zu Ende", sprach der Leutnant mit einem dreckigen Grinsen auf dem Gesicht als er mit angewiderten und gefährlich funkelnden Augen auf die am Boden liegenden Kinder herabsah.
Der Zwerg und der Schwarzhaarige trauten sich beide nicht auch nur den kleinsten Muskel zu rühren. Beiden tat noch der Rücken von dem Schlag weh und waren noch ziemlich außer Atem, vor allem Örba. Sie wussten ebenfalls, dass sie nun nicht mehr entkommen konnten. Erst recht nicht, als die beiden Nachzügler hinzukamen.
„Leutnant, was wollen Sie jetzt mit den Zweien tun? Sie haben eine Strafe verdient!"
„Ich habe da schon so eine Idee", ertönte es sogleich vom Angesprochenen und seine Untergebenen folgten seinem Blick zu dem kleinen Tümpel. „Wollen wir einmal sehen, wer von den Beiden länger die Luft anhalten kann", kam es mit einem schelmischen Grinsen von dem Leutnant und sein Blick glitt wieder zu den Jungs zu seinen Füßen.
Von den Soldaten kam kein Protest, eher traf das Gegenteil ein. In ihren Augen funkelte so etwas wie Vorfreude.
Ohne ein weiteres Wort sagen zu müssen, ergriff jeweils einer einen der Burschen und trug sie zum Tümpel.
Diese fürchteten nun um ihr Leben und begannen sich heftig in dem eisernen Griff der Soldaten zu winden und sich dagegen zu wehren. Der Gestaltwandler landete einen kraftvollen Tritt in der Magengrube seines Peinigers, jedoch schützte diesen seine Rüstung und so hatte es keine Wirkung. Eher tat ihm jetzt sein Fuß etwas weh.
„Ihr verfluchten Arschlöcher! Lasst uns los! Wir haben daraus gelernt wirklich!"
„Das kommt nie wieder vor, aber bitte lasst uns gehen! Wir tun auch alles was ihr wollt", flehte Örba und schlug panisch um sich.
Doch die zwei Soldaten waren davon nur wenig beeindruckt und machten gerade einmal einen Schritt zur Seite, um ihr Gleichgewicht wieder zu erlangen nach einem durchaus lebhaften aber klaghaften Befreiungsversuch.
Der Leutnant folgte nur langsam seinen Untergebenen mit einem amüsanten Lächeln und ergötzte sich an dem Anblick, welcher sich ihm bot.
„Nein, ihr sollt ja schließlich auch etwas daraus lernen!"
Mit diesen Worten wurden sie bereits ins kalte Wasser gestoßen und hatten kaum Zeit Luft zu holen, da wurde schon ihr Kopf unter Wasser gedrückt.
Mit vor Panik weit aufgerissenen Augen sahen sich die Freunde entgeistert an und kämpften verzweifelt gegen die kräftigen Hände, die sie unentwegt unter die Wasseroberfläche und gegen den unsanften Boden des Tümpels drückten.
Ihre Lungen schrien nach Luft und langsam wurde ihr Sichtfeld schwarz und ihre Augenlider so unglaublich schwer. Mit der Zeit wurde ihre Gegenwehr immer schwächer, bis sie schließlich komplett erstarb. Nur schwer konnte Vaith dem Drang, einfacher dieser Dunkelheit nachzugeben, widerstehen.
Kurz bevor beide das Bewusstsein verloren, wurden sie wieder hochgezogen. Panisch und verzweifelt schnappten sie augenblicklich gierig nach dem kostbaren Sauerstoff.
Wenn Blicke töten könnten, dann wäre der Leutnant nun schon mindestens 1 000 Tode gestorben, doch man konnte in den Augen der beiden Jungen auch deutlich ihre Angst erkennen.
Kaum hatten sie sich einigermaßen erholt wurden sie erneut unter Wasser gedrückt und der Kampf begann von neuem. Begleitet wurde dieser von schallendem Gelächter der Wachen und Wetten, wer von beiden wohl zuerst aufgeben würde.
Zu Beginn wehrten sich die beiden Freunde noch heftig Verbal wie auch physisch, doch mit jedem Mal wurde ihre Gegenwehr schwächer und der Hoffnungsschimmer und die Entschlossenheit auf Flucht in ihren Augen erlosch zunehmend mit jedem Mal.
Schließlich hatte sich der Zwerg bereits mit seinem Schicksal, nämlich hier sein frühes Ende zu finden, abgefunden.
Als der Panther die leeren Augen seines besten Freundes erblickte, konnte er diese nicht ertragen. Plötzliche Entschlossenheit flammte in ihm auf. Mit einem Markerschütternden Schrei, nahm er noch einmal all seine Kraft zusammen.
Keine zwei Sekunden später hielt der Soldat keinen Menschen mehr in seinem eiserenen Griff fest, sondern umklammerte zwei Pranken und das flauschige Nackenfell eines kleinen hundsgroßen Panthers. Laut fauchend und mit enganliegenden Ohren setzte sich nun die kleine Raubkatze mit seinen Hinterpfoten zu wehr. Dabei erwischte er mit seinen Krallen den Arm des Soldaten mit dem er seine Vorderpfoten festhielt und verpasste ihm ein paar blutige und tiefe Kratzer.
Nicht lange und der Soldat hatte sich aus seinem Schock befreit und der Überraschungseffekt war dahin. Im nächsten Moment tauchte er Vaith sofort wieder ins Wasser. Ob Gestaltwandler oder nicht. Sauerstoff benötigte jedes Lebewesen.
Doch mit einem hatte die Wache nicht gerechnet und zwar, dass nun seine Körperform ganz anders war und dass er in dieser Gestallt deutlich mehr Kraft als vorher besaß. Mit viel Müh und Not konnte der Panther seine Nase gerade noch so über die Wasseroberfläche halten.
Der Soldat zischte erbost auf als sich langsam sein Blut mit dem Wasser vermischte.
„Das wirst du bereuen! Nun darfst du dabei zusehen, wie dein Freund vor deinen Augen ertrinkt!" brüllte der Elbe und nickte seinem Kollegen zu.
Als diese Worte den jungen Gestaltwandler erreichten, weiteten sich seine Pupillen schlagartig und er begann sich verzweifelt noch stärker zu wehren und zu winden. Mit letzter Kraft schaffte er es sich aus dem Griff um seinen Nacken zu befreien und biss mit aller Kraft in die Hand die seine Vorderpfoten fest umschlossen hielt. Mit einem schmerzvollen Aufschrei ließ dieser ihn endgültig los und die Raubkatze ergriff sofort die Initiative.
Mühsam rappelte Vaith sich auf und wollte schnell zu dem Zwerg rennen der im etwas seichterem Wasser lag. Doch er kam nicht weit. Ein stechender Schmerz ausgehend von seiner Schulter durchzuckte ihn und drückt ihn erneut zu Boden. Verzweifelt strampelte der Panther mit den Beinen und versuchte mit aller Kraft zu Örba zu gelangen. Doch der Speer bohrte sich nur tiefer in seine linke Schulter.
Mit zusammengebissenen Zähnen und den Schmerz ausblendend, starrte der Junge entschuldigend und verzweifelt in die mit jeder Sekunde lebloser werdenden Augen seines besten Freundes. Denn dieser war während dieser ganzen Aktion wieder einmal unter Wasser gedrückt worden.
Tränen bildeten sich in den Augen von Vaith als er hilflos dabei zusehen musste wie der Zwerg langsam sein Leben neben ihm aushauchte.
Er war so nah und doch unerreichbar für den Gestaltwandler.
Begleitet von dem belustigten und amüsierten Gelächter der Wachen starrte er in die leblosen Augen seines Freundes und entschuldigte und bedankte sich in Gedanken für alles bei ihm.
So einen Tod hatte wahrlich niemand verdient, doch Zigeuner waren nun mal in den Augen der Soldaten nichts anderes als Abschaum.
Mit diesen Gedanken gab sich der junge Panther schließlich ebenfalls der befreienden Dunkelheit hin.
Lebe Wohl Ryû, wir werden uns wieder sehen...
Das letzte was er noch mitbekam bevor er in die lang herbeigesehnte Ohnmacht glitt, war, wie der Druck in seiner Schulter nachließ und er losgelassen wurde. Danach empfing ihn endlich die angenehme Schwärze und er ließ sich fallen.
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