Oderint dum metuant III

Lloyd folgte dem Drachen durch die Gänge des Berges. In dem endlosen Labyrinth hatte er schon bald die Orientierung verloren, aber er verließ sich auf Elliots Wegweisung. Die Wände waren in diesem Teil des Berges von einer dünnen Eisschicht überzogen. Eis, das bald dicker wurde und nicht nur die Wände, sondern auch Boden und Decke einnahm. Es strahlte zwar keine Kälte aus, aber kleine Eisblumen und Maserungen verrieten, dass es sich hierbei nicht um Glas handelte.

„Hier lebte ein jeder König vor Euch", erklärte Elliot. „Und solltet Ihr Euch entscheiden, bei uns zu bleiben, dann wird dies auch Euer Palast sein."

Am Ende des Ganges war eine Flügeltür aus Eis. Elliot drückte die Klinke herunter und lud Lloyd mit einer Handbewegung in den Raum dahinter ein. Ein Palast aus Eis erstreckte sich dahinter. Die Decke so hoch, dass ein Drache Platz darin gefunden hätte.

Eine Treppe führte von der Eingangshalle in das zweite Geschoss. Weißer Teppich mit hellblauen Ornamenten war auf dem gläsernen Boden ausgebreitet, damit man auf dem Eis nicht ausrutschte. Aber dies fing Lloyds Blick nicht ein. Nicht die Bilder an den Wänden, die Eingravierungen im Eis oder die Fülle der kleinen leuchtenden Eiskristalle, die unter der Decke schwebten.

Das, wovon er den Blick nicht nehmen konnte, war eine überlebensgroße Statue eines Mannes mit weiter Robe. Die Hände hatte er leicht erhoben und den Mund leicht geöffnet, als wollte er gerade zum Sprechen ansetzen. Seine Gesichtszüge gütig, doch eine kleine Falte zwischen den Brauen verriet seine Sorgen. Über seinem Kopf schwebte ein Kreis mit feinen Strahlen wie ein Heiligenschein.

Elliot bemerkte Lloyds Staunen und sagte: „Das ist Regna."

„Euer letzter König", fragte Lloyd. Er konnte seinen Blick nicht von der Gestalt nehmen. Sie erinnerte ihn an die Engelsstatue, die die Säulen in seines Vaters Palastes hielt. Dieselben Züge trug sie, doch statt der Flügel hatte sie hier einen Heiligenschein.

Elliot schüttelte den Kopf. „Mein Gott", antwortete er.

„Euer Gott", hauchte Lloyd und blickte weiter auf die Statue. An den Armen war sie umwickelt mit weißem Stoff, der an ihr herabhing, einen Windhauch auffing und sich leicht bewegte.

„Ich kann Euch einiges über ihn erzählen, wenn Ihr möchtet", sagte Elliot. „Aber nun folgt mir bitte."

Er führte Lloyd an der Statue vorbei zu einem Gang hinter der Treppe. Die Wände waren nicht länger so schmuckvoll, aber weit von schlicht entfernt. Lloyd vermutete, dass es sich um einen Dienstbotengang handelte. Mit Holz war der Korridor getäfelt und umso weiter sie gingen, desto weniger Eis überzog die Oberflächen.

Nach einigen Minuten öffnete Elliot wieder eine Tür und schob ihn hinein. Der Raum war klein. Nur ein Fenster spendete Licht. Eingerichtet war es nur mit einem Bett, einem Schrank, einem Bücherregal und zwei Sesseln. Hier stand auch wieder eine Statue von Regna, auch umhüllt mit weißem Stoff, doch viel kleiner als in der Eingangshalle.

„Mein bescheidenes Heim", sagte Elliot. „Macht es Euch doch gemütlich. Wir haben Einiges zu bereden."

Lloyd durchquerte den kleinen Raum und setzte sich in einen der Sessel. Der Drache entzündete eine Kerze vor Regnas Schrein, ehe er sich in den anderen Sessel setzte.

„Warum soll genau ich Euer König werden?", fragte Lloyd.

„Ich sagte es Euch bereits", antwortete Elliot. „Die Prophezeiung verkündete, dass Ihr Frieden bringen werdet."

„Aber Ihr traut einer Prophezeiung? Einfach so?"

Elliot nickte verdutzt. „Ja, natürlich. Regna brachte sie uns. Er war der Prophet und wie könnte ich ihm misstrauen." Er stockte, weil er glaubte, wieder einen Schritt zu schnell gegangen zu sein. „Ich... nun, ich bin wohl etwas, das man am ehesten als Priester bezeichnen kann. Ich glaube an die Worte meines Gottes mehr als an meine eigenen Sinne. Und wenn er mir sagt, dass Ihr der nächste König werdet, dann vertraue ich ihm."

Lloyd musterte Elliot. Von den wilden Locken über den Reptilienmantel, unter dem seine blanke Brust zum Vorschein kam, bis zu den nackten Zehen. An seinem Verständnis eines Priesters musste er wohl einiges ändern.

„Dann glauben alle Drachen an Regnas Worte?", fragte er, um sich nicht weiter über Elliots Aussehen Gedanken zu machen.

Der Drache lächelte betrübt. „Das nicht. Die wenigsten tun das. Seit Regna hier war sind schon viele, viele Jahre vergangen. Ich kannte ihn nicht einmal persönlich, aber mein Vater tat es und gab das Wissen an mich weiter. Aber die anderen meines Volkes kennen ihn nicht, haben nicht die Kenntnis, die ich besitze. Und daher haben sie aufgehört zu glauben oder Regnas Worten zu vertrauen. Doch nun, mit Euch hier, kann ihnen das Gegenteil bewiesen werden. Wenn Ihr die Krone annehmt, dann werden sie sehen, dass Regna im Recht ist."

Lloyd nickte. Das ging weit über eine Krönung hinaus. Elliot wollte den anderen seines Volkes etwas beweisen. Ob nun für sich selbst oder für seinen Gott, wusste Lloyd nicht.

„Aber ich kann hier nicht bleiben", sagte der Elf. „Ich möchte zurück in meine Heimat. Ich bin nur hier, um die Rose aus Eis zu finden, aber wenn Ihr mir Verantwortung aufbürdet, dann wird es mir keinesfalls gelingen."

„Ich verstehe Eure Sorgen", sagte Elliot. „Doch lasst es mich so erklären: Mein Volk hat schon lange ohne König gelebt, sodass wir eine Führung haben, die gemeinschaftlich Entschlüsse fällt. Ihr als unser König hättet hauptsächlich repräsentative Aufgaben, doch die Leitung des Reiches liegt weiterhin in der Hand der Drachen. Ihr sollt nur außerhalb des Berges für uns auftreten, zeigen, dass wir immer noch da sind. Denn die meisten Drachen wagen sich nicht an die Oberfläche oder gar in das Gebiet der Feinde. Von uns gibt es nur noch wenige und diese wenigen werden mit allen Mitteln geschützt. Ich verlasse als einziger der Drachen regelmäßig den Berg."

Lloyds Brauen schoben sich leicht zusammen. Er sollte Kanonenfutter sein, nichts weiter. Und das hatte Elliot ihm gerade vollkommen nonchalant gesagt.

Dem Drachen entging die Reaktion nicht. „Selbstverständlich werde ich Euch zur Seite stehen. Ich würde niemals zulassen, dass Euch etwas zustößt, mein König. Und auch Kyrat wird Euch beistehen."

Lloyd war nicht überzeugt. Und Elliot bemerkte es, also fuhr er hastig fort: „Wir werden Euch nicht aufhalten, wenn Ihr Euch auf die Suche nach der Rose aus Eis begeben wollt. Nur lebt in der Zeit bei uns, nehmt die Krone an und zeigt Euch ab und zu in der Öffentlichkeit. Mehr wird nicht von Euch verlangt. Und dazu bekommt Ihr Macht. Wir können Euch auf der Suche helfen und ungeachtet, welche Ziele Ihr auch verfolgt, wir werden hinter Euch stehen." Er stockte. „Also... gewisse Dinge müssen mit unserem Senat besprochen werden, aber Ihr habt selbstverständlich ein Mitspracherecht. Gewissermaßen."

Lloyd seufzte. Er sollte also auf dem Thron sitzen, eine Krone auf seinem Haupt und hübsch aussehen. Ohne Macht, nur in repräsentativer Stellung und ab und an mal in das Feindesgebiet spazieren und ‚Hallo' sagen. Es hätte ihn schlimmer treffen können. Im Grunde war es doch genau das, was er für seinen Vater auch immer getan hatte. Nur damals ohne die Krone und den Thron.

„In Ordnung", sagte Lloyd. Zur Not konnte er immer noch gehen, den Drachen seinen Rücken zuwenden und sich allein durchschlagen.

Elliots Blick hellte sich auf. „Wirklich?", fragte er. Die Euphorie in seiner Stimme versuchte er nicht einmal zu verbergen. Er erinnerte Lloyd an einen Welpen, mit den strahlenden Augen und dem freudigen Ton.

Und diese Freude hüpfte auf Lloyd über. Er konnte ein Lächeln nicht länger unterdrücken. Mit einem Seufzen nickte er.

Elliot sprang aus dem Sessel. „Dann sollten wir Euch nun auf die Zeremonie vorbereiten." Er griff nach Lloyds Händen und zog ihn auf seine Füße.

„Jetzt schon?", fragte Lloyd, überrumpelt von der Situation. „So schnell."

Elliot nickte. Er ließ die Hände des Elfen los, aber nur um ihm seinen Arm anzubieten. Lloyd, dem das nun doch alles ein bisschen zu schnell ging, hakte sich ohne Nachzudenken bei dem Drachen ein und ließ sich von ihm zurück in den Eispalast ziehen. Und dort quer durch die Eingangshalle, einen weiteren Korridor entlang und in einen Raum hinein. Auch hier waren Wände und Boden mit Eis überzogen. Nur in einem Kreis um eine Badewanne, in der heißes Wasser dampfte, war das Eis geschmolzen.

„Äh...", machte Lloyd, als er von Elliot durch den Raum vor die Wanne geschoben wurde.

„Eure Krönung ist eine feierliche Zeremonie", erklärte Elliot. „Da müsst Ihr in Eurer bestmöglichen Form sein."

Mit anderen Worten: Lloyd trug den Schmutz von mehreren Tagen auf seiner Haut. Seine Haare waren durch den Flug zerzaust und seine Kleidung dadurch, dass er sie schon so lange getragen hatte, durchlöchert. Man konnte mitnichten sagen, Lloyd sei nicht länger schön, doch es war auch bei weitem nicht seine bestmögliche Form.

„Dann soll ich mich also waschen?", fragte Lloyd mit Blick auf das heiße Wasser.

„Nein, nein", sagte Elliot. „Dafür bin ich da. Ich werde Euch waschen."

Lloyd zog seine Schultern an und drehte sich langsam zu dem Drachen um. Elliots Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, als er die Reaktion bemerkte.

„Außer..." begann er unsicher. „Außer natürlich Ihr wollt nicht. Dann... dann werde ich draußen warten." Elliot drehte sich auf dem Absatz um und war schon auf halbem Weg, ehe Lloyd ihn aufhielt.

„Ihr dürft bleiben", sagte er. Kopfschüttelnd legte er den Pelzmantel ab. Er hatte sich sein ganzes Leben lang von Dienern waschen lassen. Da sollte er jetzt vor Elliot keine Scheu zeigen.

„Seid Ihr Euch sicher?", fragte der Drache, während Lloyd schon seine Stiefel abstreifte. „Falls Ihr nicht wollt, dass ich anwesend bin, dann kann ich auch gehen. Es verletzt mich nicht."

„Bleibt", sagte Lloyd und begann sein Hemd aufzuknöpfen.

Elliot kam zurück. „Soll ich Euch dabei helfen?", fragte er vorsichtig, als er bemerkte, dass Lloyds Hände zitterten und ihm die Knöpfte aus den Fingern rutschten.

Lloyd schüttelte erst seinen Kopf, aber nachdem es ihm auch einige Momente später noch nicht gelungen war, packte ihn daher langsam Ungeduld, die ihm diese Aufgabe noch unmöglicher erschienen ließ. Mit zusammengepressten Lippen nickte er.

Elliot öffnete die restlichen Knöpfe und schob ihm das Hemd von den Schultern, ganz vorsichtig, um ihn ja nicht zu berühren, als sei er sich unsicher, ob er den Elfen damit nicht verschrecken würde. Danach legte Lloyd selbst seine restliche Kleidung ab und stieg in die Wanne.

Das heiße Wasser brannte auf seiner Haut. Mehrere Wochen war er ohne die Quellen im Großen Wald ausgekommen. Nun erfreute ihn das Wasser hier mehr, als er zugeben wollte.

Elliot setzte sich zu ihm auf den Rand der Wanne. „Darf ich Euch berühren?", fragte er immer noch zögerlich, als hätte die Erlaubnis zuvor ihn nicht ganz überzeugt.

Lloyd nickte. Er legte seinen Kopf auf den Wannenrand und betrachtete Elliot. „Ich habe Euch meine Erlaubnis bereits gegeben", sagte er. Er verfolgte das Hüpfen von Elliots Adamsapfel ebenso wie das leichte Zittern der Hände, als er seine Ärmel hochkrempelte.

Es war Lloyd ein Rätsel. Wie dieser Drache nun so zurückhaltend sein konnte, obwohl er damals im Verlies des Elfenpalastes und auch noch vor wenigen Minuten so selbstbewusst gewirkt hatte.

Elliot griff nach der Seife, tauchte sie in das Wasser und fuhr mit ihr auf Lloyds Haut entlang. Bedacht kein Körperteil zu berühren, das ihm unangenehm sein könnte. Er blieb am Oberkörper und ließ den Teil unter der Wasseroberfläche außer Acht.

Dann legte er die Seife zurück auf den Wannenrand und massierte den Elfen, begann an seinem Nacken. In geschickten Bewegungen ließ er seine Daumen auf den verspannten Muskeln kreisen.

Lloyd ließ seinen Kopf ein Stück nach vorne fallen, um es Elliot zu erleichtern. Dabei ließ er den Drachen jedoch nicht es den Augen, betrachtete ihn weiterhin eindringlich.

„Gefällt es Euch nicht?", fragte Elliot, als er die Musterung bemerkte.

„Doch", murmelte Lloyd und schwieg anschließend, um Elliot weiter beobachten zu können. Er suchte nur eine Regung des alten Selbstbewusstseins, ein Zeichen, das ihm verkündete, dass der Drache kein unschuldiger Welpe war. Doch er fand nichts.

Er hob seine Hand aus dem Wasser und legte sie auf die goldenen Schuppen an Elliots Unterarm. Der Drache stockte in seinen Bewegungen, zuckte aber nicht zurück und ließ es zu, dass Lloyd auf seiner Haut entlang strich, an den feinen Rillen zwischen den Schuppen. Lloyds Fingerspitzen fuhren den Arm hoch bis zu dem hochgekrempelten Ärmel, der in den Armbeugen hing. Das Wasser, das auf die Schuppen traf, perlte ab und tropfte zurück in die Wanne. Feucht schimmerte das Gold auf der Haut, glitzerte unter den feinen Tropfen wie edles Metall.

„Mein König?", fragte Elliot und schluckte. Erst jetzt wurde Lloyd bewusst, was er dort tat. Er zuckte zurück und rückte ein Stück ab.

Abrupt stand Elliot auf. „Ich...", begann er und sah auf den Elfen. „Ich sollte gehen." Er hatte das Bad schon auf halbem Wege verlassen, da fand Lloyd seine Stimme wieder.

„Ihr könnt bleiben", sagte er. Zum dritten Mal in den letzten Minuten.

Elliot blieb stehen. „Mein König?"

Lloyd winkte ihn wieder zu sich. „Verzeiht, ich behalte meine Hände auch bei mir", sagte er. „Ich wollte Euch nicht verschrecken."

Zögerlich kam Elliot zurück und setzte sich wieder auf den Rand der Wanne. „Versteht mich nicht falsch, mein König," begann er, „berührt mich, so viel Ihr wollt, aber... Ihr wirkt so fasziniert dabei und Eure Faszination bin ich nicht wert."

Nicht nur unschuldig wie ein Welpe, sondern auch noch bescheiden, sogar demütig. Lloyd seufzte innerlich. Das konnte ja was werden.

„Gebt mir Eure Hand", sagte er, hob seine Hand aus dem Wasser und streckte sie Elliot entgegen.

„Mein König?" Elliot schluckte und blickte unsicher auf die Hand. „Was...?" Aber er machte keine Anstalten, dem Wunsch seines Königs nachzukommen.

Lloyd presste die Lippen zusammen, ließ seine Hand in das Wasser platschen und wandte sich ab. „Ihr seid der erste Drache, den ich jemals gesehen habe", sagte er. „Da bin ich entsprechend neugierig."

Elliot ließ einen Teil seiner Anspannung abfallen. „Drachen sind selten", sagte er. „Nur ich wage mich hinaus."

„Und Kyrat?" Lloyd hob seine Hand aus dem Wasser und sah den Tropfen dabei zu, wie sie auf die Oberfläche herunterfielen.

„Kyrat ist kein Drache", antwortete Elliot, während er eine leicht angedickte Flüssigkeit, die nach Lavendel roch, in die weißen Haare goss und sie anschließend in Strähnen einmassierte.

„Nicht?" Lloyd schloss seine Augen und ließ seinen Kopf ein Stück zurückfallen. Elliot war geschickt mit seinen Händen, das musste er ihm zugestehen.

„Er ist ein Drachenritter", erklärte Elliot. „Von uns bekam er die Form, damit er ohne Schwierigkeiten das Gebirge überqueren kann."

„Ich verstehe." Lloyd verstand kein Wort.

Elliot hob seine Hände von den schlohweißen Haaren. „Würdet Ihr Eure Haare auswaschen, mein König?" Er stand von dem Rand der Wanne auf. „Ich werde in der Zeit Eure Gewänder heraussuchen." Und mit diesen Worten verließ er das Bad. Lloyd hielt ihn nicht noch ein viertes Mal auf.

Stattdessen tat er, worum Elliot ihn gebeten hatte. Danach stand er auf, griff ein Handtuch aus einem Regal, trocknete sich ab und schlang es sich anschließend um die Hüften. Und dann wartete er. Einige Minuten lang, bis Elliot die Tür wieder öffnete und eintrat. Über seinem Arm weißer Stoff mit goldglitzernden Verzierungen.

Wortlos half er ihm die Robe anzuziehen, immer noch vorsichtig ihn nicht zu berühren. Lloyd schwieg ebenfalls und begnügte sich damit den Drachen bei seiner Arbeit zu betrachten. Gekleidet in die weiße Robe, darunter ein weißes Hemd, weiße Hosen und weiße Stiefel, ließ er sich von Elliot die Haare kämmen und einige Zöpfe hineinflechten.

Ohne ein Wort und ohne einen weiteren Versuch den Drachen zu berühren. Aber Elliot fielen die aufeinandergepressten Lippen und die leicht zusammengeschobenen Brauen auf.

„Verzeiht, falls ich Euch verstimmt habe, mein König", sagte Elliot. „Aber ich bin Eurer nicht wert. Ich bin nur ein einfacher Priester. Ich hätte nicht einmal einem Platz unter den Ratsmitgliedern, wäre ich nicht der letzte meiner Familie..." Er wollte noch fortfahren, aber ein Schnauben seines Königs brachte ihn zum Schweigen.

„Ich weiß nicht, wie es hier aussieht", sagte Lloyd, „in diesem Reich, aber in meiner Heimat war es nie gern gesehen, wenn sich ein Adeliger auf einen Diener einlässt. Und ich hielt mich noch nie an derlei Regelungen." Er drehte sich zu Elliot um und zog dem Drachen damit die Haarsträhnen, die er gerade flechten wollte aus der Hand. „Mein Vater hatte schon immer etwas dagegen, wenn ich derartigen Beschäftigungen nachging." Seine Hand schlüpfte in den Ärmel des Reptilienmantels und strich an den Elliots Schuppen hoch bis zu seiner Armbeuge.

„Ich wurde viele Dinge genannt", er lehnte sich ein Stück vor, „hörte viele Gerüchte, die über mich im Umlauf waren... sind. Vermutlich redet man noch immer über mich." Seine Worte waren gehaucht, aber nicht weniger machtvoll. „Über meine wechselnden Partner, meine Angewohnheiten gleich mehrere Diener in mein Gemach zu lassen. Nicht nur Elfen, sondern auch Menschen."

Er berührte mit seinen Lippen Elliots Mundwinkel, fuhr mit sanften Küssen an dessen Kiefer entlang, ehe er weitersprach: „Also bildet Euch nicht ein, dass Ihr mir irgendetwas bedeuten würdet. Ihr seid nicht mehr als eine Freizeitbeschäftigung."

Er strich Elliots Locken beiseite, nahm vorsichtig sein Ohrläppchen in dem Mund und saugte an ihm, ließ seine Zunge auf den Schuppen kreisen. Damit entlockte er dem Drachen ein Geräusch, das, so leise es auch war, seinen nahenden Sieg prophezeite. Lloyd ließ von dem Ohrläppchen ab und betrachtete das feucht glitzernde Gold, ehe er hauchte: „Nur ein Spielzeug. Eine Ablenkung."

Er spürte Elliots warmen Atem auf seinem Hals. Seine Finger fuhren aus dem Mantelärmel heraus. Stattdessen griff er nach Elliots Hand und schob sie unter das weiße Hemd, das der Drache ihm wenige Minuten zuvor erst angezogen hatte. Trocken und warm, aber nicht rau strichen die schuppigen Finger an seinem Bauch und seiner Taille entlang. Und auch als Lloyd die Hand schon losgelassen hatte, hörte sie nicht auf. Sie fuhr höher, tastete sich zu jedem einzelnen Rippenbogen.

„Ich kann alles mit Euch machen." Lloyd drückte seine Lippen auf Elliot Hals und sah, wie der Drache erst schluckte, dann leicht nickte. „Und ich kann von Euch verlangen, dass Ihr alles mit mir macht." Die Hand fuhr zurück zu seiner Hüfte, drückte sie leicht, aber von Elliot kam keine Antwort, nur ein weiteres tiefes Ausatmen.

„Hm?", machte Lloyd daher und küsste erneut Elliots Hals.

Der Drache nickte, aber dann holte er seine Hand unter dem Oberteil hervor und trat einen Schritt von Lloyd weg. „N-nach der Krönung, mein König", sagte er. „Nach der Krönung stehe ich Euch zur freien Verfügung."

Lloyd presste seine Lippen zusammen. Diese Antwort war nicht die erwünschte gewesen, aber er musste sich mit ihr zufriedengeben. Er richtete seine Kleidung, hob sein Kinn an und erwiderte: „In Ordnung. Dann weist mir den Weg."

Elliot senkte seinen Kopf. „Natürlich, mein König."

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