Chaos, Lästereien und vier Gründe
Jede aus unserem Schlafsaal hatte etwas, das sie zum Ausrasten brachte.
Na ja, über Victoria wusste ich so gut wie nichts, aber ich vermutete, auch sie hatte etwas.
Für Freyja waren es so große Veranstaltungen oder generell Dinge, die man planen musste, für Missy war das jede Art von Musik (seltsam, aber wahr), für mich waren das dumme Menschen und für Jenna war das Unordnung. Und genau deshalb erlebte ich gerade einen der wenigen Momente, in denen Jenna sauer wurde.
"Was ist das? Erklär mir bitte mal, was für ein Ordnungssystem du anwendest!", schrie sie Missy an.
"Also, ich werfe die Sachen auf den Boden und such mir dann morgens das raus, was noch am besten aussieht.", sagte sie.
"Das kann man doch nicht mit ansehen! Geh weg. Geh weg, damit ich aufräumen kann! Und du, Stella? Was ist das?"
Erschrocken zuckte ich zurück. "Mein Koffer?", sagte ich, wobei es sich eher anhörte wie eine Frage. Missy machte sich in der Zwischenzeit aus dem Staub.
Jenna raufte sich die dunkelbraunen Haare. "Sofort. Weg.", sagte sie und war dem Anschein nach kurz vorm explodieren. Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und folgte Missys Beispiel.
Ich atmete tief ein und aus und begab mich dann mal wieder auf die Ländereien. Es war ein warmer, schöner Tag und viele Schüler waren draußen.
"Hey, Stella!", rief da plötzlich jemand.
"Hi Kathy!", begrüßte ich die Slytherin, die mit einigen anderen Mädchen am See saß.
"Setz dich zu uns!", forderte sie auf. Ich folgte ihrer Aufforderung und setzte mich neben sie. "Vielleicht kennst du meine Freunde noch. Ich stell sie dir trotzdem nochmal vor, ich kenne deine Aufmerksamkeitsspanne. Also, das ist Savannah." Sie deutete auf ein dunkelhäutiges Mädchen, dessen Nase ein wenig zu klein für ihr Gesicht schien.
"Das ist Phoebe." Ein Mädchen mit blonden Haaren, die auf einer Seite abrasiert waren, winkte mir zu.
"Und den Rest kennst du bestimmt. Das sind Cody, Kyle, Faith und Malcolm." Ach ja, Kathys coole Freunde. Blöderweise war sie auch mit Diana befreundet, glücklicherweise war Besagte nicht anwesend.
Kyle war eigentlich ziemlich nett, von dem, was ich mitbekam. Er hatte braune Locken und einen Teint mit leichtem Gelbstich.
Malcolm war wohl der Erwachsene der Clique. Er trug eine Brille mit dünnem Gestell und hatte die langen, schwarzen Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz gebunden.
Faith unterdessen nahm die Rolle des Mädchens ein. Sie war wunderschön. Eines der Schönsten Mädchen der Schule, vermutlich. Na gut, bis auf ihre Haare. Die Dreadlocks standen ihr nicht wirklich, aber ihr Gesicht machte das wieder wett. Ihre Züge waren einfach perfekt. Ihre Lippen waren wunderschön geschwungen und ihre Augen waren groß, dunkelblau und von vollen, schwarzen Wimpern umrahmt. Jeder Junge fand sie toll und jedes Mädchen beneidete sie.
"Stella, richtig?", begrüßte mich Faith.
"Ja.", sagte ich.
"Habt ihr Angels neuen Lidschatten gesehen?", fragte Phoebe da.
"Ja. Geht gar nicht.", lästerte Savannah.
"James gehen allmählich die Mädchen aus. Angel ist wirklich kein Hauptgewinn.", meinte Kathy abfällig.
"Ja, und die denkt jetzt auch, sie wäre die Königin.", gab Phoebe zurück.
"Der wird sie wieder abservieren."
"Hundert Pro."
"Hey, Stella?", sprach Savannah mich plötzlich an.
"Ja?" "Du weißt doch sicher viel über James und Angel. Und bist du nicht auch mit Grace befreundet?", fragte die Slytherin interessiert.
"Äh."; meinte ich überrumpelt.
"Die könnt ihr vergessen. Sie interessiert sich nicht für Klatsch und wenn, dann vergisst sie ihn sofort wieder.", verteidigte Kathy mich. Dann begannen die drei, weiter über Angel, James, Schminke und was weiß ich zu tratschen.
Ich war gelangweilt und betrachtete die anderen Personen in der Runde.
Faith spielte mit ihren Haaren, Cody hatte sich ins Gras gelegt, Malcolm las und Kyle starrte Löcher in die Luft.
Ich rutschte ein wenig zu ihnen hinüber. Ich mochte die vier aus Prinzip nicht, weil ich ihr Feindschafts-Spielchen mit den anderen aus Gryffindor relativ bescheuert fand, aber vielleicht waren sie ja doch ganz okay.
"Interessiert dich das?", fragte ich Faith. Sie drehte sich zu mir.
"Nicht die Bohne.", antwortete sie.
"Worüber redet ihr?", fragte Kyle und setzte sich zu Faith und mir.
"Darüber, wie uninteressant wir Gerede über Lidschatten oder das Liebesleben anderer Leute finden.", gab Faith zurück.
"Da kann ich mich anschließen.", meinte Cody und setzte sich auf. "Lust auf Quidditch?"
"Niemand hat Lust auf Quidditch, Cody.", sagte Faith. "Na gut.", grummelte er. "Hey! Ich hab ne neue Idee. Bald ist Halloween." "Worauf willst du hinaus?", fragte Kyle misstrauisch. "Was haltet ihr von Streichen?" "Okay, ich bin weg.", sagte ich, stand auf und ging. Sowas musste ich mir echt nicht geben. Vielleicht war Jenna mit Aufräumen fertig oder Missy irgendwo im Gemeinschaftsraum.
"Sunshine?"
"Was ist jetzt schon wieder los, Potter?" Sehr zu meinem Leidwesen hielten sich James Potter, Andrew Woodstock und Andy Lee in unserem Gemeinschaftsraum auf. Von behämmerten Cliquen, die sich für die Könige hielten, hatte ich für heute genug.
"Gehst du mit mir zum Weihnachtsball?" Ich konnte es nicht fassen.
"Soll ich dir die Gründe aufzählen, wieso ich es nicht mache, oder willst du, dass ich dir direkt eine reinhaue?"
"Ich entscheide mich für die Gründe."
"Alles klar. Also, erstens: Du weißt, dass ich dich nicht ausstehen kann und fragst mich trotzdem aus heiterem Himmel. Es ist, als würdest du es darauf anlegen, dir eine Abfuhr einzuholen. Zweitens: Du hast eine Freundin. Drittens: Ich kann dich nicht ausstehen. Viertens: Du bist ein Arsch. Fünftens: Mir gehen grade die Gründe aus, aber wenn du mir Zeit lässt, fallen mir mehr ein.", zählte ich auf.
"Wow, das waren nur vier Gründe. Ich frag dich bald nochmal." Ich stöhnte genervt auf und drehte mich schwungvoll um. Geradewegs ging ich in unseren Schlafsaal.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top