Kapitel 18

       

Leise hob Marc Gwen an, die immer noch friedlich auf seinem Brustkorb schlief und ließ sie sanft neben ihm auf das Bett nieder. Ihr Atem ging noch regelmäßig und er hatte nicht vor sie zu wecken. Stattdessen streifte er sich die Boxershorts ab und stieg in die gläserne Duschkabine. Er befürchtete, sie würde ein riesen Aufstand machen, sollte sie ihn so vorfinden, trotzdem wollte er es deshalb nur noch mehr tun. Bereits als das Wasser gegen die Scheibe tropfte, nahm er eine Zuckung hinter sich im Bett war. Jedoch drehte er sich nicht zu ihr um. Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass sie sich ohnehin in der Glaswand der Kabine spiegelte. Er schmunzelte, als er feststellte, dass sie ihm immer wieder verstohlene Blicke zuwarf. Eigentlich hätte er damit gerechnet, dass sie durchdrehen würde, aber sie schien es eher zu genießen. Um ihr eine bessere Show zu liefern, drehte er sich seitwärts, hielt sein Gesicht den Duschstrahl entgegen und schloss die Augen. Ohne sie wieder zu öffnen suchte er mit der Hand nach dem Seifenspender und fing dann an sich einzuschäumen. Er fühlte sich, als wäre er ein Stripper, der eine persönliche Show für Gwendoline ablegte und konnte sich daher ein Schmunzeln fast nicht verkneifen. Um nicht aufzufliegen drehte er den Kopf wieder vom Bett weg und beobachtete sie abermals in der Duschwand. Gwen hatte sich aufgesetzt, das hieß sie musste davon ausgehen, dass Marc sie jederzeit erwischen würde.

Schnell drehte er sich um 180 Grad und stand nun in seiner vollen Pracht vor ihr. Augenblicklich lief sie knallrot an. „Marc, was ... was machst du da?"

„Wonach sieht es denn aus?

„Du kannst doch nicht duschen, während ich hier schlafe, ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als ich aufgewacht bin", beschämt blickte sie weg. Da hatte Marc sie doch tatsächlich beim Lügen erwischt. Er hatte alles mitangesehen, er wusste, dass sie es genossen hatte, ihn so zu sehen. Keine Sekunde hatte sie den Anschein gemacht, als würde sie ihn nicht sehen wollen. Das machte ihn auf eine seltsame Art stolz. Nachdem sie ihm mehrere Male gesagt hatte, dass sie ganz bestimmt nicht mit ihm schlafen wollte, wusste er, dass sie das nur sagte, um unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen und nicht weil sie sich nicht von ihm angezogen fühlte. Innerlich verwandelte er sich wieder einmal in den Neandertaler, der sich mit beiden Fäusten gegen die Brust klopfte. Früher oder später würde sie ihn noch anflehen, in ihr zu sein. Sofort wies er sich zurecht. Er wusste nicht, warum er sich solche Gedanken erlaubte und vor allem wusste er nicht, wie er dann reagieren würde. Würde sein Körper wohl auf so eine Bitte anspringen? Falls ja, hätte er dann genügend Rückgrat um nicht wie ein Wilder über sie herzufallen? Auch wenn sie ihn vielleicht tief in ihrem Inneren doch wollte, war sie immer noch Gwendoline Bennett, die Vogelscheuche im Faltenrock und der verwaschenen Bluse. Erst jetzt merkte er, wie sehr sie sich in letzter Zeit verändert hatte, sie trug nun ständig einigermaßen modische Kleidung. Ihre Brille hatte er seit damals nicht mehr zu sehen bekommen und ihr Haar war immer ordentlich gekämmt und gestylt. Für eine Frau, die normalerweise kein Make-Up trug, konnte sie auch wirklich gut mit Lidschatten und Rouge umgehen. Sie war ziemlich ansehnlich geworden. Die Männer würden sich dennoch nicht nach ihr umdrehen, weil sie heiß war, auch wenn Marc es besser wusste, unter ihren Klamotten war sie schon sehr anziehend, aber sie beherrschte es immer noch äußerst gut, ihre Rundungen zu verstecken.

Natürlich konnte sie nicht mit Melissa mithalten, aber immerhin war sie auch keine 22 mehr. Sie war auch nicht mit so einer schönen Brust gesegnet wie die Praktikantin, aber das störte ihr Gesamtbild kaum. Plötzlich riss sich Marc aus seiner Trance. Er war doch wirklich vollkommen nackt vor ihr gestanden und hatte sie angestarrt. Wahrscheinlich hatte sie zwar auch seinen Körper ziemlich genau erforscht, aber das hatte er nicht mitbekommen, weil er zu sehr in seiner Traumwelt gefangen war. Er sandte den Befehl an sein Gehirn etwas zu erwidern, hatte aber leider schon wieder vergessen, was sie zuletzt gesagt hatte.

„Willst du nicht auch duschen?", fragte er deshalb. „Hier?", schrie sie entsetzt.

Er lachte: „Na klar, wo denn sonst?"

„Danke, aber ich warte, bis wir zurück im Mitarbeitergebäude sind."

„Zu schade", nuschelte Marc. Gwen blickte ihn fragend an, doch er winkte ab.

Schnell band er sich ein Handtuch um die Hüften, als es plötzlich an der Tür klopfte: „Zimmerservice!"

„Würdest du bitte aufmachen Gwen, ich ziehe mir nur schnell etwas über." Als sie zurückkam, schob sie einen Servierwagen vor sich her, auf dem zwei Teller standen, die gefüllt mit Frühstücksleckereien waren. Des Weiteren gab es eine Fruchtplatte, Kaffee und zwei Gläser Sekt. Gwen setzte sich wieder ins Bett und Marc ließ sich neben ihr fallen.

Er griff sich einen Teller und fing an alles in sich hineinzustopfen, während Gwen argwöhnisch von ihrem Teller zu ihm blickte. „Was ist los?", fragte er mit vollem Mund. „Da ist gebratener Speck auf meinem Teller", angewidert blickte sie ihn an. „Ja und?", fragte er verwirrt. „Marc, ich bin Vegetarierin." „Dann iss doch einfach drum herum", schulterzuckend blickte er ihr in die Augen. „Aber der Speck hat bereits meine Frühstückskartoffeln und meine Spiegeleier berührt." Als wäre es das ekeligste, das sie jemals gesehen hatte, schob sie ihre Gabel unter das Ei und hob es vorsichtig hoch. Marc verdrehte die Augen griff nach ihrem Teller, schnitt einen großzügigen Halbkreis um den Speck herum und aß dann alles, das er abgetrennt hatte, inklusive den Speck von ihrem Teller. „Besser?", fragte er. „Du bist so widerlich", antwortete sie.

„Ach komm schon, hast du denn nie in deinem Leben Fleisch gegessen?"

„Doch schon, aber ich fand es schon immer unappetitlich."

Schon wieder verdrehte Marc die Augen.

„Wenn du ein Kind bekommst, fütterst du es dann auch nur mit Grünzeug", Marc wusste nicht, wie er auf dieses Thema kam, aber es interessierte ihn wirklich.

„Ich werde keine Kinder bekommen", traurig blickte sie zu Boden.

„Du sagtest doch, du magst Kinder." Er hatte das Gefühl, sie wollte nicht darüber reden, aber er war einfach zu neugierig, um es dabei zu belassen.

„Tu ich auch. Ich liebe Kinder und hätte am liebsten eine ganze Fußballmannschaft, aber wie du bereits weißt fehlt mir der Vater für die Kinder", sagte sie und flüsterte dann: „Und das ist nicht das einzige Problem."

Schockiert blickte Marc sie an: „Was meinst du damit?"

„Ach nichts."

Vorsichtig fuhr Marc mit dem Zeigefinger unter ihr Kinn und schob es dann langsam hoch, bis sie ihn anblickte, in ihren Augen hatten sich Tränen gesammelt und er fühlte sich augenblicklich schlecht. Sanft zog er sie in seine Arme und sie verunsicherte ihn noch mehr damit, dass sie in seine Halsbeuge schluchzte. Heiße Tränen tropften auf seine Haut und er versuchte krampfhaft zu verstehen, was gerade geschehen war. Er drückte die Lippen an ihren Haaransatz und küsste sie vorsichtig. „Shh", flüsterte er in ihr Haar. „Es wird alles gut." „Nein, das kann leider nicht mehr gut werden", quietschte sie. „Was ist los, Gwen? Bitte sprich mit mir." Marc wirkte mittlerweile ziemlich überfordert. Sie setzte sich aufrecht hin und blickte ihm in die Augen. Ihre Wangen waren tränenüberströmt und er verspürte den Wunsch, all den Schmerz aus ihrem Gesicht zu küssen.

„Die Wahrscheinlichkeit jemals selbst Kinder zu bekommen, ist für mich sehr gering. Meine Ärzte schätzen, sie liegt etwa bei fünf Prozent. Selbst wenn ich also einen Mann finde, der mit mir eine Familie gründen würde und sind wir mal ehrlich, das ist schon ziemlich unwahrscheinlich, könnte ich ihm also gar keine Kinder schenken." Frische Tränen rollten über ihre Wangen.

Verdutzt blickte Marc sie an: „Ich verstehe nicht, Gwen, würdest du mir das bitte genauer erklären." „Mit zwanzig wurde mir ein Eierstock entfernt, es war eine kleine Zyste darauf entdeckt worden und eigentlich eine routinemäßige OP, die keine Auswirkungen auf meine Gebärfähigkeit haben sollte. Denn auch mit einem Eierstock kann man für gewöhnlich schwanger werden. Aber mein übriggebliebener Eierstock produziert beinahe keine Eizellen", sie legte ihren Kopf auf ihr Kissen und schluchzte laut. Marc strich ihr vorsichtig über den Hinterkopf und zog sie dann wieder zu ihm hoch, um sie anschließend auf seinem Körper abzulegen, den er nun ebenfalls im Bett abgelegt hatte. Sie hielt ihren Kopf an seine Schulter gedrückt und Marc umfasste mit seinen Armen ihre Taille. „Es gibt doch auch noch andere Möglichkeiten Kinder zu kriegen. Leihmutterschaft, Adoption oder vielleicht sogar künstliche Befruchtung", flüsterte er. „Ja das stimmt, aber sowohl für die Leihmutterschaft, als auch für die künstliche Befruchtung würde ich erst Sperma brauchen und ich gehe ganz bestimmt nicht zur Samenbank. Wenn ich ein Kind bekomme, soll es in einer Familie aufwachsen. Einer richtigen Familie mit Mutter und Vater", nuschelte sie gegen seinen Hals. „Das verstehe ich, Süße. Aber du brauchst dir doch keine Sorgen zu machen. Du bist eine wundervolle Frau. Du wirst den Vater für deine Kinder ganz bestimmt noch finden und dann wird alles gut."

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