Talk That Talk

Solea

"Mama, heute nicht Kindergarten?"

Liebevoll lächel ich meiner Tochter zu, während wir gemeinsam einen Turm aus ihren bunten Bauklötzen bauen.

"Nein mi hija, heute ist Samstag, da hat der Kindergarten geschlossen."

Nachdem ich den ersten Schock des heutigen Morgens verdaut habe, bin ich das Kinderzimmer meiner Tochter. Auch wenn sie schon viel besser aussah als gestern, habe ich sie auf Fieber untersucht und war erleichtert, als es tatsächlich weg war. Dafür hat sie jetzt eine dauernd laufende Nase. Taschentücher werden also in nächster Zeit unser treuer Begleiter sein.

Nachdem das erledigt war, habe ich unsere tägliche Morgenroutine abgespielt. Katzenwäsche, Zähneputzen, Windel aus und frische Klamotten an und Haare kämmen. Letzteres lief - wie so oft - nicht ganz so entspannt ab, aber wie sagte meine Abuela früher, als ich noch ein Kind war so schön; "Si quieres ser bella, tienes que sufrir!" (Wer schön sein will, muss leiden)

Erst als Laia versorgt war und ich sie mit einem Musikbuch auf ihr Bett zurück setzte, habe ich es gewagt mich ebenfalls kurz frisch zu machen und mich darauffolgend umzuziehen.

Ich wollte nicht lauter als unbedingt notwendig sein, immerhin war es gerade mal 5:30Uhr, als meine Tochter auf der Matte stand. Das ist früher als normalerweise, das lag wahrscheinlich daran, dass sie gestern den halben Tag verschlafen hat und ich sie zeitiger als sonst hingelegt habe.

Mittlerweile müsste es gegen 7Uhr sein und wir sitzen zu zweit auf dem Boden ihres Zimmers und spielen ein wenig, bis es dann Zeit für's Frühstück ist.

"Mama das ist delb." Laia hält mir tatsächlich einen Gelben Baustein entgegen. Zwar hapert es noch an der Aussprache, dennoch bin ich super Stolz auf mein Kind.

"Ja, mein Schatz, das ist gelb."

Das letzte Wort spreche ich beabsichtigt betonter aus, damit sie beiläufig lernt, wie man dieses Wort eigentlich ausspricht.

"Mh, kannst du mir auch sagen, welche Farbe das ist?"

Ich hebe einen blauen Holzklotz auf, um ihn Laia zu zeigen, doch da bemerke ich, dass die Aufmerksamkeit meiner Tochter nicht mehr auf mir liegt, sondern ihr Blick auf etwas hinter mir gerichtet ist.

Automatisch drehe ich den Kopf in diese Richtung und muss Grinsen, als ich einen noch ziemlich verschlafen aussehenden Raphael erblicke.

Ich gebe meiner Tochter bescheid, dass ich mich jetzt um das Essen kümmern werde und nachdem ich ihr versichert habe, dass es den gewohnten Wochenend-Kakao gibt, erhebe ich mich und verlasse den Raum.

"Guten Morgen, hast du gut geschlafen?"

Diese Frage ist eher rhetorisch, denn es ist selbsterklärend, dass er - ebenso wie ich - nicht die angenehmste Nacht gehabt haben dürfte . Das Sofa ist schon für eine schlafende Person zu klein und ziemlich unkomfortabel.

"Willst du die Wahrheit?"

Beim betreten der Küche, lehnt Raphael sich an die Arbeitsplatte, während ich bereits dabei bin einige Lebensmittel aus dem Kühlschrank zu kramen.

Mit einem Lachen gebe ich ihm zu verstehen, dass ich die Antwort bereits kenne.

Ich bin froh, dass er seine eigentlich ungeplante Übernachtung bei uns so locker nimmt.

"Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie wir beide es geschafft haben auf diesem Ding platz zu finden, ohne das einer von uns Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hat."

Raphael schnaubt belustigt auf, ehe er etwas zu meinem laut gedachten Gedanken sagt.

"Das lag vielleicht daran, dass du nicht auf dem Sofa lagst, sondern auf mir."

Unmittelbar nach seiner Antwort, halte ich inne und spüre wie mir diese Erkenntnis die Schamesröte ins Gesicht treibt.

In diesem Moment, bin ich mehr als froh, dass mein Kopf im Küchenschrank steckt, weil ich gerade dabei war Teller und Tassen herauszunehmen.

Langsam drehe ich mich in Raphael's Richtung und treffe so auf seinen feixenden Blick.

"Tut mir leid, ich war einfach so geschafft vom Tag und.."

Als mein Gegenüber auf mich zukommt, stoppe ich meinen Erklärungsversuch.

"Das war der angenehme Teil dieser Nacht."

Raphael steht mittlerweile so nah vor mir, dass ich den Kopf leicht heben muss, um ihm ins Gesicht blicken zu können. Seine braunen Augen liegen auf mir und wie auch schon einige Male zuvor, durchströmt ein wohliges Gefühl meinen Körper.

Als er seine Hand an meine Wange legt, beginnt die Stelle zu kribbeln und ich kann nichts weiter machen, als weiterhin still dazustehen und seinen intensiven Blick zu erwidern.

Beinahe unmerklich gleiten seine Augen zu meinen Lippen, die sich automatisch ein Stück öffnen.

Ich weiß nicht genau woran es liegt, aber schon gestern fiel mir auf, wie wohl ich mich in Raphael's Nähe fühle.

Raphael beugt sich mir entgegen, was mein Herz zum hüpfen bringt. Wärme durchflutet meinen Körper und jeder Herzschlag führte mich näher zu ihm hin, bis..

"Mama, ich will tatao."

Als die Stimme meiner Tochter ertönt drücke ich Raphael reflexartig von mir weg und versuche den Moment von gerade zu überspielen, indem ich mit einem nervösen Lächeln auf Laia - die bereits an unserem Esstisch steht - zugehe.

"Natürlich, mi sol."

Ich setze meine Kleine auf einen der Stühle. Als sie daraufhin zu kichern beginnt, Frage ich, was denn so witzig sei.

"Mamaaaaa, du hast mein Kissen vergessen."

"Oh, du hast recht."

Diese Situation gerade brachte mich so sehr aus dem Konzept, dass ich vergessen habe, ein Kissen auf den Stuhl zu legen, welches Laia aufgrund ihrer geringen Körpergröße noch braucht, um anständig am Tisch sitzen zu können.

Ich schnapp mir also eins der Dekokissen vom Sofa und schiebe es unter das Popöchen meiner Tochter.

"Ähm, ich gehe dann mal. John muss nachher zurück nach Hamburg und wir wollten uns vorher noch treffen."

Schade, ich hatte gedacht, dass er wenigstens noch zum Frühstück bleiben würde

"Klar, ich bring' dich noch zu Tür."

"Nein, alles cool, ich find schon raus. Ciao Principessa." Mit diesen Worten wuschelt er Laia durch ihre dunklen Locken.

"Tüss Raphalel."

Raphael grinst schief wegen Laia's Verabschiedung, bevor er wieder diesen rätselhaften Gesichtsausdruck aufsetzt.

"Tschüss Solea."

Ich kann gar nicht so schnell gucken, so schnell hat Raphael meine Wohnung verlassen.

_

"Ihr habt euch also nicht geküsst?"

Die Frage meiner älteren Freundin lässt mich seufzen.

Am Nachmittag haben Layla und ich uns getroffen, um gemeinsam mit Laia auf einen nahegelegenen Spielplatz das schöne Wetter zu genießen.

"Nein, und als wir unterbrochen wurden, konnt er gar nicht schnell genug weg sein."

"Naja, vielleicht war er einfach überfordert."

Mit erhobener Augenbraue sehe ich zu der Blonden.

"Ja, kann doch sein. Das lag sicher nicht an dir."

Vielleicht hat sie Recht und es lag nicht direkt an mir, sondern an der Tatsache, dass ich eine Mutter bin.

Obwohl ich gestern das Gefühl hatte, dass er sich ganz gut mit Laia verstehen würde.

Als ich von der Toilette zurückkam, habe ich die zwei kurz beobachtet. Sie saßen nach wie vor auf den Sofa und obwohl es meiner Tochter nicht besonders gut ging, schien sie sich auf ein Gespräch mit Raphael einzulassen.

Ich weiß nicht worüber die beiden Gesprochen haben, als ich auf dem Klosett war, aber als ich dazu kam,versuchte er ihr zu erklären wie man seinen Namen richtig ausspricht.

Es war unheimlich süß, wie sie förmlich an Raphael's Lippen hing und immer wieder versuchte ihm nachzusprechen.

Dass das nicht von Erfolg gekrönt war, zeigte sich heute Morgen, als Laia ihn 'Raphalel' nannte. Der Gedanke daran zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

"Weißt du, ich glaube, es ist besser so. Ich mein, das hätte sowieso keine Zukunft. Schau mich nicht so an Lay. Er ist Musiker und ständig von irgendwelchen Frauen umgeben und ich bin eine Prostituierte, die sich von Männern dafür bezahlen lässt sie zu befriedigen. Das findet er sicher ganz toll. Ne Lay, es ist besser wenn Raphael und ich uns nicht mehr sehen."

__

Hey meine Lieben! (:

Wie gefallen euch die Charaktere bisher? (Und damit meine ich nicht Raphael und John, ich weiß, dass ihr sie mögt. :D)

Ich hoffe wirklich, dass euch diese Geschichte bisher gefällt, bis jetzt kann ich das irgendwie noch nicht so richtig einschätzen, deshalb schreibt mir sehr gern eure Meinung! (:

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