3. Die erste Mission
Hallö!
Eine kleine Anmerkung, bevor es los geht, oder eher eine kleine Warnung. ^^
Gewalttätige Handlungen werden oft ausführlicher beschrieben, so wie in Kapitel 1 mit dem abgeschlagenen Arm und dem spritzenden Blut. Da es ja auch um die Mafia geht, bin ich da nicht so zurückhaltend.
Falls ihr Vorschläge oder Wünsche habt, dann könnt ihr mir diese gern mitteilen. Vielleicht kann ich davon ja etwas einbauen und auch sonst würde ich mich über eine Review sehr freuen. Konstruktive Kritik und Anmerkungen sind auch erwünscht.
So, und jetzt viel Spaß bei diesem Kapitel. :)
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Nach dem Gespräch mit Mori brachte Chuuya seinen neuen Schützling zu sich nach Hause. Immerhin würden sie jetzt - auf unbestimmte Zeit - zusammen in seinem Apartment wohnen. Er war von der ganzen Sache nicht besonders begeistert gewesen, und ihr schien es ebenso zu gehen. Draußen ging schon die Sonne unter und er musste noch den nervigen Papierkram erledigen, den er von seinem Büro mitgenommen hatte.
Die ganze Fahrt über war Misaki still gewesen und auch bei ihrer Ankunft änderte sich dies nicht, zumindest bis sie sein Apartment betreten hatten. Da gab sie einen erstaunten Ton von sich, denn es war riesig und alles sah so luxuriös aus. Der Rothaarige wies sie darauf hin, dass sie Schuhe und Jacke ausziehen solle, bevor sie weiterging. Sie hätte sie lieber nicht ausgezogen, doch widersprach sie nicht und legte sie ab. Direkt neben der Tür befand sich ein Garderobenständer, auf den sie das Kleidungsstück hängte. Ihre Lederhandschuhe legte sie auf der schwarzen Kommode ab, die sich direkt daneben befand. Während Chuuya schon vorausgegangen war, stand sie immer noch im Eingangsbereich und betrachtete ihre - von Narben übersäten - Arme und Hände in dem großen Spiegel, der gegenüber der Kommode an der Wand hing. Bis jetzt hatte sie noch niemand auf all die Narben angesprochen, was sie doch sehr wunderte. Andererseits war sie dafür sehr dankbar, denn sie wollte wirklich nicht darüber sprechen.
„Kommst du, Misaki-san?!"
Er klang ungeduldig, also ließ sie ihn lieber nicht länger warten und ging zu ihm. Einen Teil des Wohnzimmers hatte sie schon vom Eingangsbereich aus gesehen, doch es war noch viel größer, als sie gedacht hatte. Der Boden war größtenteils mit einem roten, flauschigen Teppich bedeckt. Vor ihr erstreckte sich eine riesige Sitzlandschaft, die natürlich aus schwarzem Leder war, davor stand ein niedriger, aber großer Glastisch. Direkt darüber hing ein pompöser, schwarzer Kronleuchter. Die Leute von der Mafia stehen offensichtlich auf Leder und die Farbe schwarz, dachte sie. Gegenüber stand ein überdimensionaler Plasmafernseher und die ganze Wandlänge dahinter bestand aus Glas. Bei dem Anblick eines so luxuriösen Apartments fragte sie sich, welche Position er wohl bei der Mafia hatte. Noch dazu schien er viele Untergebenen zu haben und auch seine Kleidung sah ziemlich teuer aus, also musste er wohl eine sehr wichtige und hoch angesehene Person sein. Als sie ihren Blick nach rechts schweifen ließ, sah sie auch eine große, moderne Küche, die eine Kücheninsel aus schwarzem Marmor und Stühlen beinhaltete. Allgemein war hier so gut wie alles entweder rot oder schwarz, wie sie feststellte. Abgesehen von ein paar Bildern an den Wänden, hatte er wohl nicht sonderlich viel für Dekoration übrig. Er bewegte sich auf den Flur zu, der sich wenige Meter neben ihnen befand und deutete auf die beiden Türen auf der linken Seite.
„Mein Schlaf- und Arbeitszimmer sind für dich Tabu, ansonsten kannst du dir alle Räume ansehen. Mach nichts kaputt und fass nichts an, vor allem nicht meinen Wein. Zumindest nicht, ohne mich vorher zu fragen. Die erste Tür rechts ist die Toilette, danach kommt das Badezimmer und dann das Gästezimmer - also dein Schlafplatz. Eine meiner Untergebenen wird mehr Kleidung und sonstigen Kram für dich besorgen und vorbeibringen. Wenn du hungrig oder durstig bist, dann nimm dir einfach etwas. Wo die Küche ist siehst du ja. Wenn du sonst noch etwas brauchst, dann sag es einfach. Verstanden? Noch Fragen?"
„D-Danke, Nakahara-senpai.", sagte sie, während sie sich verbeugte.
Chuuya begab sich in sein Arbeitszimmer, um den ganzen mitgebrachten Papierkram endlich zu erledigen.
Da Misaki Hunger hatte, aß sie erstmal eine Kleinigkeit, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem Schlafzimmer machte. Auch dieser Raum war größer, als sie erwartet hatte. Langsam setzte sie einen Fuß nach dem anderen über den dunklen Parkettboden, bis sie auf dem kleinen Teppich, der vor dem Bett lag, angekommen war. Sie setzte sich auf die Bettkante und ließ sich nach hinten auf das weiche Bett fallen. Links neben ihr waren drei große Fenster, durch welche sie den Nachthimmel betrachtete und ihre Gedanken schweifen ließ.
Irgendwann war sie einfach eingeschlafen, wodurch sie nicht hörte, dass der Rothaarige an ihre Tür klopfte. Als er nach einer Weile noch immer keine Antwort erhalten hatte, öffnete er einfach die Tür und fand sie schlafend - und nur halb auf dem Bett liegend - vor. Genervt seufzte er und stellte die vielen Tüten, die eine seiner Untergebenen gebracht hatte, einfach vor dem Schrank auf der rechten Seite ab. Eigentlich wollte er den Raum sofort wieder verlassen, doch er konnte nicht mitansehen, wie sie da halb aus dem Bett hing. So konnte man doch nicht schlafen, verdammt. Da er es jetzt schon gesehen hatte, konnte er sie auch gleich richtig auf das Bett legen. Chuuya wusste nur zu gut, wie schrecklich und überaus nervig Schmerzen waren, die man durch eine falsche Schlafposition bekommen konnte. Jetzt fühlte er sich echt wie ein beschissener Babysitter, weil er sie auch noch richtig ins Bett legen musste. Allerdings hatte er darin auch schon genug Übung, immerhin war Dazai, dieser Suizidfanatiker, sein Partner gewesen. Zum Glück hatte das niemand gesehen und es sollte auch niemals jemand davon erfahren. Wie sah es denn bitte aus, wenn ein Unterboss der Mafia eine seiner Untergebenen ins Bett legte? Er wollte auf keinen Fall sein Gesicht verlieren, eher fror die Hölle zu! Dafür war er ein viel zu stolzer Mann und viel zu müde, um sich mit derartigen Gerüchten herumzuschlagen. Nach diesem nervenaufreibenden Tag wollte er einfach nur noch ins Bett und genau dort würde er jetzt auch hingehen.
Am nächsten Morgen wurde Misaki, durch außerordentlich lautes Klopfen, unsanft aus dem Schlaf gerissen. Sie hatte allerdings Glück, dass Chuuya nicht gleich die Tür eingetreten hatte. Sich die Augen reibend ging sie zur Tür, um sie zu öffnen. Dahinter stand der Rothaarige mit vor der Brust verschränkten Armen.
„Zieh dich an, am besten etwas, worauf man keine Flecken sieht."
Misaki nickte und schloss die Tür. Etwas, worauf man keine Flecken sieht... Sie konnte sich schon denken, worum es ging. Er hätte sie auch früher wecken können, anstatt sie jetzt zu stressen, aber das würde sie ihm besser nicht vorhalten. Sie bemerkte die Tüten, die vor dem Schrank standen und war kurz etwas verwirrt, weil die gestern noch nicht da gewesen waren. Hatte er sie etwa ins Zimmer gebracht, während sie schlief? Bei dem Gedanken bekam sie eine Gänsehaut. Doch sie hatte keine Zeit großartig darüber nachzudenken, immerhin musste sie sich beeilen. Sie durchsuchte die Tüten und beschloss, sich heute lieber ganz in schwarz zu kleiden.
Als sie im Eingangsbereich ankam, wartete Chuuya schon auf sie. Misaki senkte den Kopf und entschuldigte sich, dann zog sie sich schnell die Schuhe an, und schnappte sich ihre Jacke und die Lederhandschuhe. Sie fragte sich, wohin sie wohl gehen würden, doch auf ihre Frage erwiderte der Rothaarige nur, dass sie es sehen würde, sobald sie da wären.
Nach einer kurzen Autofahrt kamen sie am Hafen an und steuerten auf eine der kleineren Lagerhallen zu. Sie hatte ein ungutes Gefühl dabei. Was genau würden sie hier tun? Egal was, es würde auf jeden Fall blutig werden. Soviel wusste sie, doch es machte sie nicht annähernd so nervös, wie sie gedacht hätte und auch das beunruhigte sie sehr, denn sie wusste, dass das eigentlich nicht normal war. Sie blieben vor der Lagerhalle stehen und Chuuya schickte all seine anderen Untergebenen fort.
„Pass auf, ich werde dir jetzt erklären, was wir machen. Normalerweise würde ein Neuling wie du bei sowas nicht dabei sein, geschweige denn helfen. Aber da ich für dich verantwortlich bin, machen wir da eine Ausnahme. Ich möchte sehen, wie du dich so anstellst, aber das meiste werde ich machen. Größtenteils wirst du also nur zusehen und mir assistieren. Soweit verstanden? Gut, dann gehen wir jetzt rein."
Er hatte nicht mal auf eine Antwort gewartet, sondern öffnete einfach die Tür und zog sie mit hinein. Die Halle wirkte von innen größer, als es von außen den Anschein gemacht hatte und war ziemlich düster, nur in der Mitte war es hell beleuchtet. Die Lichter waren auf eine Art Steinsäule - die eher wie ein riesiger Grabstein aussah - gerichtet, an die ein Mann gekettet war. Rechts und links standen zwei Tische, auf denen allerlei Werkzeug lag. Jetzt wusste sie, was sie tun würden...
„Also, es ist ganz einfach. Dieser Mann hat wichtige Informationen und die brauchen wir. Da er sie uns nicht freiwillig geben will, holen wir sie uns mit Gewalt. Mach einfach was ich dir sage, dann haben wir das schnell hinter uns."
Er hatte ihr natürlich nicht gesagt, dass sie auf Moris Befehl mitkommen musste und es einen bestimmten Grund dafür gab. Den genauen Grund kannte Chuuya jedoch auch nicht, aber das musste er auch nicht. Er würde seine Mission erledigen, danach zuhause duschen und ein Glas Wein trinken. Und er war sich sicher, dass sie danach auch ein oder zwei Gläser gebrauchen könnte. Zumindest hatte er, nachdem er das erste Mal bei einer Folterung dabei gewesen war und geholfen hatte, einige gebraucht.
Er begann dem Mann Fragen zu stellen und jedes Mal, wenn dieser nicht antwortete, schlug der Rothaarige zu. Von Mal zu Mal fester, verstand sich. Doch auch, als sein Gesicht voller Blut war, wollte er nicht reden. Misaki wusste, dass es jetzt erst richtig losgehen würde. Die vielen Werkzeuge lagen hier bestimmt nicht ohne Grund - blutverschmiert - auf den Tischen. Wie sie es erwartet hatte, sollte sie ihm eines davon reichen. Eine etwas größere Zange, die äußerst scharfe Schneiden hatte. Erneut stellte Chuuya ihm die selben Fragen und für jede Verweigerung einer Antwort, verlor er einen Finger. So ging es mit verschiedenen Foltermethoden weiter, bis sie alle Antworten hatten, die sie brauchten.
Schockiert sah Misaki den Mann vor sich an, er war dem Tod nah und bettelte bereits um den Gnadenstoß. Dieses kleine Problemchen löste der Rothaarige locker mit einem einfachen Kopfschuss, dabei zuckte sie erschrocken zusammen. Überall war Blut, Chuuya hatte zwar das meiste abbekommen, doch auch sie war nicht sauber geblieben. Sie zitterte ein wenig, jedoch war sie alles in allem gefasster, als man vermutet hätte. Immerhin hatte sie sich bei dem Anblick weder übergeben, noch war sie zusammengebrochen.
Als sie Chuuya so sah und wie locker er mit all dem umging... Da wirkte er zum ersten Mal ziemlich kalt und gefährlich auf sie. Aus ihr unerfindlichen Gründen, hatte sie aber dennoch keine Angst. Woher dieses Vertrauen ihm gegenüber kam, verstand sie auch nicht, aber sie war sich irgendwie sicher, dass sie selbst nichts vor ihm zu befürchten hatte. Dennoch war ihr bei dem Bild, dass sich ihr bot, unbehaglich zumute. Vor ihrem inneren Auge blitzen Erinnerungsfetzen auf. Erinnerungen, die sie versuchte zu verdrängen. Bilder von blutüberströmten Leichen, abgetrennten Gliedmaßen und ihren blutigen Händen. Misaki fragte sich, ob es wohl jemals leichter, oder gar besser, werden würde. Doch viel Hoffnung hatte sie nicht.
Beim Verlassen der Lagerhalle rief er seine Untergebenen und befahl ihnen, die Sauerei verschwinden zu lassen. Dann setzten die beiden sich in ein Auto und fuhren zurück zu seinem Apartment.
Dort angekommen gingen die beiden erstmal duschen, wobei er ihr den Vortritt ließ. Misaki blieb etwas länger unter der Dusche, als es nötig gewesen wäre, doch sie fühlte sich schmutzig. So wie damals, als sie mit ihrer Fähigkeit öfter zu Kämpfen auf Leben und Tod gezwungen wurde. Nur damit diese Leute mehr Daten und Informationen sammeln konnten. Die Erinnerungen kamen wieder hoch. Wie sie diese Leute getötet hatte. Wie sie voll mit ihrem Blut war. Wie sie weinte und flehte, dass sie aufhören wolle. Und wie sie es immer wieder aufs Neue tun musste. Sie hatte ihre Fähigkeit nur dafür erhalten. Um eine Waffe und das Versuchskaninchen dieser verdammten Dreckskerle zu sein. Deswegen hasste und verabscheute sie diese - ihre - Fähigkeit so sehr und teilweise auch sich selbst.
Geistesabwesend saß sie auf der Sitzlandschaft im Wohnzimmer, während Chuuya mit zwei Gläsern und einer Weinflasche zu ihr kam und sich neben sie setzte. Er stellte die Gläser auf dem Tisch ab und füllte sie zur Hälfte mit der roten Flüssigkeit. Der Rothaarige reichte ihr eines der Gläser, welches sie ohne zu zögern annahm.
Nach einer Weile durchbrach er die Stille und fragte Misaki, ob alles okay sei. Sie hatte noch nie Alkohol getrunken, dementsprechend war sie schon nach ein paar Gläsern betrunken, was er bemerkt hatte. Chuuya beschloss, dass sie genug hatte und lieber ins Bett gehen sollte. Doch dann redete sie einfach drauf los und erzählte ihm alles, an dass sie sich unter der Dusche erinnert hatte. Misaki lallte ein wenig, doch er verstand dennoch jedes Wort. Der Rothaarige war sowohl von ihrer Offenheit, als auch von ihrer Geschichte überrascht. War das einer der Gründe gewesen, weshalb er sie hatte mitnehmen müssen? Damit sie mehr über sich und ihre Vergangenheit preisgeben würde? Oder wollte der Boss nur wissen, ob sie daran schon zerbrach? Eigentlich sollte er das alles Mori berichten, doch... war das wirklich richtig? Auch wenn es seine Pflicht wäre, ist es doch sehr privat und sie hatte es ihm anvertraut, sich ihm gegenüber geöffnet. Außerdem hatte er Mitleid mit ihr. Ihre ganze Vergangenheit schien wirklich schrecklich gewesen zu sein und Chuuya war sich sicher, dass das noch lange nicht alles gewesen war. Doch jetzt brachte er sie erstmal ins Bett. Er konnte sich nicht mal darüber beschweren, da es auch teilweise seine Schuld war, in welchem Zustand sie sich nun befand. Beim nächsten Mal würde er Misaki nicht so viel trinken lassen und besser aufpassen. Chuuya wunderte sich selbst darüber, wie schnell er doch wie eine Art Ersatzvater dachte und sich irgendwie Sorgen um sie machte. Das war eindeutig Kouyous Schuld, da sie so viel Einfluss auf ihn hatte. Nachdem er sie ins Bett gebracht hatte, begab auch er sich in sein Schlafzimmer.
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