25. Der besondere Geburtstag - Part 1

Hallö, meine Lieben :)

Kurze Anmerkung: Nur falls es nicht offensichtlich genug ist und damit niemand verwirrt ist - dieses (und das nächste) Kapitel ist ein Rückblick zu Chuuyas 17. Geburtstag. Also viel Soukoku :3 Danach geht es dann ganz normal mit der Hauptstory weiter.

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Es war noch früh am Morgen, als die warmen Sonnenstrahlen durch das Fenster und somit auch auf das Gesicht des schlafenden jungen Mannes fielen. Chuuyas Augenlider zuckten leicht, ehe er sich murrend die Bettdecke über den Kopf zog und anschließend seine Position wechselte – sodass er nun mit seinem Rücken zum Fenster lag. Er hatte gestern Abend offensichtlich vergessen, die Vorhänge zu zuziehen und dies rächte sich nun. Allerdings war er sogar zu erschöpft gewesen, um sich seiner Kleidung vernünftig zu entledigen oder gar seinen Pyjama anzuziehen. Denn der gestrige Auftrag, den er von Mori erhalten hatte, war recht kräftezehrend gewesen. Mal ganz abgesehen davon, dass der Rothaarige ohnehin schon ziemlich müde gewesen war. Denn er war die beiden Nächte zuvor erst um drei Uhr ins Bett gekommen und hatte dennoch sehr früh aufstehen müssen. Noch dazu hatte er all diese Aufträge ganz allein – sogar ohne seinen Partner, Dazai – erledigen müssen und das obwohl dieser sonst immer an seiner Seite gewesen war. Auch wenn Chuuya gut ohne den Braunhaarigen zurecht kam, weil er selbst ohnehin viel stärker und schneller war, musste er dennoch zugeben, dass dessen Pläne und Taktiken es ihm oft erleichtert hatten.
Während der Rothaarige noch etwas vor sich hin döste, fragte er sich, wie spät es mittlerweile wohl war. Denn die Sonne stand wohl schon hoch am Himmel und normalerweise wäre Dazai schon längst lautstark in sein Zimmer geplatzt, um ihn zu wecken – so wie er es jeden verdammten Morgen tat. Ob er wohl noch kommen würde? Die beiden lebten nämlich – so wie einige andere auch – in einem der oberen Stockwerke des Hauptquartiers und waren sogar Nachbarn. Dies hatte Chuuya anfangs sehr gestört, doch nach nun ungefähr zwei Jahren und all der Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, hatte er sich daran gewöhnt – zumindest weitestgehend. Denn der Braunhaarige fand selbst jetzt noch immer wieder neue Möglichkeiten, wie er ihm auf die Nerven gehen konnte. Wenn Dazai sich bloß ein Mal genauso sehr auf seine Suizidversuche konzentrieren würde, dann wäre er bestimmt schon längst erfolgreich gewesen. Doch der Rothaarige war eigentlich auch froh darüber, dass die Pläne seines Partners in diesen Situationen immer fehlschlugen. Amüsanterweise stellten jene auch die einzigen Ausnahmen dar, weshalb Chuuya sich schon oft gefragt hatte, ob der Braunhaarige es jemals ernsthaft versucht hatte oder ob selbst die Fehlschläge immer zu seinem Plan gehörten. So sehr er auch darüber nachdachte, er fand einfach keine Antwort und die würde er wahrscheinlich auch niemals bekommen. Denn wenn sein Partner eines noch besser konnte, als ihm auf die Nerven zu gehen, dann war es undurchschaubar und verschwiegen zu sein.
 
„Chuuya, raus aus dem Bett oder willst du den ganzen Tag schlafen?! Das mit dem Schönheitsschlaf solltest du nicht wortwörtlich nehmen, also los!“, gab Dazai lautstark von sich, während er plötzlich einfach ins Zimmer platzte.
 
Angesprochener seufzte bloß genervt, doch machte keinerlei Anstalten aufzustehen oder sich zu bewegen. Er hätte den Teufel wohl nicht an die Wand malen sollen, denn nun stand dieser tatsächlich wie jeden Morgen in seinem Zimmer und nervte ihn. Chuuya konnte die Schritte des Braunhaarigen hören, die seinem Bett langsam immer näher kamen. Doch als diese plötzlich verstummten und auch sonst kein Geräusch mehr zu hören war, wurde er misstrauisch. Was hatte diese Mumie bloß wieder vor?
Der Rothaarige entfernte langsam die Bettdecke von seinem Kopf und bekam daraufhin auch sofort die Antwort auf diese Frage. Denn sein Partner hatte genau darauf gewartet und warf sich dann unverzüglich auf ihn. Chuuya zappelte und schrie ihn an, dass er gefälligst von ihm runtergehen solle. Doch trotz all seiner Bemühungen und Beleidigungen, bewegte Dazai sich kein Stück und saß einfach weiterhin lächelnd auf ihm. Es amüsierte ihn ganz offensichtlich, wie der Rothaarige wild um sich schlug und ihn dennoch nicht runterwerfen konnte. Und einen letzten Spaß wollte er sich auch noch erlauben, bevor er den Kleineren wieder allein ließ. Weshalb er blitzschnell Chuuyas Handgelenke ergriff und sie – auf beiden Seiten – neben seinem Kopf ins Kissen drückte, während er langsam näher kam.
Als die Lippen des Braunhaarigen direkt neben dessen Ohr waren, hielt er inne. Er grinste, denn sein Partner war von einer Sekunde auf die andere ganz still geworden und rührte sich nicht mehr. Jedoch konnte er Chuuyas wütenden und zugleich fragenden Blick aus dem Augenwinkel erkennen, weshalb er leise kicherte.
 
„Wenn du nicht gleich aufstehst, dann muss ich dich dafür bestrafen“, flüsterte er in einem kühlen und durchdringenden Tonfall.
 
Chuuya konnte den warmen Atem an seinem Ohr spüren und bekam dadurch augenblicklich eine Gänsehaut, während er als Antwort bloß nickte und mit den Augen rollte. Dazai wusste eben, wie er mit seinem Partner sprechen musste, damit dieser in die Gänge kam. Und auch wenn er eigentlich schwächer als der Rothaarige war, hatte er in der Mafia dennoch eine höhere Position und war sogar die rechte Hand des Bosses. Somit wusste er auch, in welchem Ton er sprechen musste, damit selbst Chuuya ohne Widerworte gehorchte. Der Braunhaarige hatte dies schon lange nicht mehr eingesetzt, doch er wollte ihn aus einem bestimmten Grund aus seinem Zimmer und am besten gleich ganz aus dem Gebäude schaffen. Denn er hatte noch einiges zu organisieren und wollte nicht, dass der Rothaarige irgendetwas davon mitbekam.
Während Dazai aufstand und zufrieden lächelte, setzte Chuuya sich auf und sah ihn missgünstig an. Denn er hasste es, wenn sein Partner auf diese Weise mit ihm sprach und dass es bis jetzt ausnahmslos jedes Mal funktioniert hatte. Er wusste auch nicht genau, weshalb er bei diesem Tonfall so ein seltsames Gefühl bekam und einfach nicht widersprechen konnte. Jedoch war es so allemal besser, als eine Strafe von diesem Psychopathen zu erhalten, auch wenn er es ihm ohnehin doppelt und dreifach heimzahlen würde. Denn jeder – und vor allem die höchsten und bedeutendsten Mitglieder der Mafia – wusste, dass mit Osamu Dazai nicht zu spaßen war und wie grausam er sein konnte. Dies hatte er auch schon oft genug demonstriert und bewiesen.
 
„Haben wir einen wichtigen Auftrag, oder weshalb drohst du mir, Makrele?“, fragte er verärgert.
 
„Nein, nichts dergleichen. Ich wollte dich bloß ein wenig ärgern, bevor ich aufbreche. Da wir heute keine Aufträge haben, werde ich eine neue Suizidmethode ausprobieren!“, erwiderte Dazai euphorisch.
 
„Du wirst ohnehin wieder versagen. Denn es gibt nichts, was man schwerer los wird, als dich. Selbst der Tod könnte dich nicht ertragen und da kann man ihm keinen Vorwurf machen.“
 
„Das sagst du bloß, weil du mich vermissen würdest. Gib es doch einfach zu, Chibi!“
 
„Ganz sicher nicht und jetzt verschwinde endlich!“, entgegnete Chuuya barsch.
 
Dazai grinste bloß schief, ehe er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. Chuuya seufzte, während er sich wieder zurück in sein Kissen fallen ließ. Natürlich war sein Partner nur gekommen, um ihn mal wieder zu nerven. Was hatte er auch erwartet? Dass dieser sich, bloß weil heute sein Geburtstag war, anders verhielt? Nein, das wäre verschwendete Hoffnung und auch total untypisch für ihn gewesen. Doch das war nicht der Hauptgrund, weshalb Chuuya nun richtig schlechte Laune hatte und ihn am liebsten sofort verprügelt hätte.
 
„Das ist mal wieder typisch Dazai… Er ist so abgelenkt von seinen Suizidfantasien, dass er einfach meinen Geburtstag vergessen hat, dieser verdammte Mistkerl!“, murmelte er enttäuscht vor sich hin.
 
Um ehrlich zu sein, hatte Chuuya auch nicht sonderlich viel von dem Braunhaarigen erwartet. Aber dass dieser es offensichtlich einfach vergessen und nicht mal ein Wort gesagt hatte, stimmte ihn unglaublich wütend und irgendwie… traurig. Denn sie kannten sich nun schon ungefähr zwei Jahre und Dazai war eigentlich nicht sonderlich vergesslich. Hatte er sich vielleicht absichtlich so benommen, als sei es bloß ein normaler Tag, wie jeder andere auch? War es ihm etwa… vollkommen gleichgültig?
Verächtlich schnaubend schlug der Rothaarige die Bettdecke beiseite und stand auf, um sich ausgehfertig zu machen. Sollte dieses verdammte Arschloch doch zur Hölle fahren! Chuuya brauchte weder ihn, noch seine Aufmerksamkeit oder Zuwendung. Immerhin hatte er noch Kouyou, die für ihn wie eine große Schwester und teilweise eine Art Ersatzmutter war. Sie würde sich ihm gegenüber nie so abscheulich verhalten, schon gar nicht an diesem Tag. Deswegen hatte er beschlossen, nachdem er bei Mori gewesen war und nachgefragt hatte, ob es wirklich keinen Auftrag gab, seinen Geburtstag mit ihr zu verbringen. Vielleicht wartete Kouyou auch bereits auf den Rothaarigen, sofern sie selbst keinen Auftrag hatte. Doch bevor er zu ihr gehen konnte, musste er sich unbedingt frisch machen und umziehen. Und es wäre wohl auch nicht verkehrt, wenn er mal wieder aufräumen würde. Darauf hatte er zwar eigentlich keine große Lust, aber wenn Kouyou diese Unordnung sehen würde, dann würde sie ihm bestimmt eine Standpauke halten. Immerhin sollte er nicht so wie Dazai werden, dessen Zimmer immer so aussah, als ob eine Bombe darin explodiert wäre.
Da ohnehin nicht allzu viel aufzuräumen war, beschloss Chuuya damit zu beginnen. Er musste bloß den kleinen Mahagonischreibtisch, der gegenüber seines großen Bettes und somit auch direkt neben den Fenstern stand, etwas ordnen und den Lederstuhl, der voller Kleidung war, von dieser befreien. Danach musste der Rothaarige nur noch sein Bett machen und schon war alles wieder schön ordentlich. Damit begann er auch sogleich, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Denn ein Blick auf sein Handy, welches sich auf dem kleinen Schränkchen neben seinem Bett befand, hatte ihm verraten, dass es bereits kurz vor 12 Uhr war. Es überraschte Chuuya zwar nicht, dass er so lange geschlafen hatte, aber er war erstaunt darüber, dass er nicht schon viel früher geweckt worden war. Es kam nämlich außerordentlich selten vor, dass er ausschlafen konnte. Nach den letzten Tagen hatte der Rothaarige dies aber auch dringend nötig gehabt. Zwar waren die Aufträge nicht sonderlich schwer gewesen, da er die meiste Zeit einfach nur kleinere, kriminelle Gruppen eliminieren musste, die der Port Mafia hatten schaden wollen. Aber dennoch hatte er viel zu wenig Schlaf bekommen, was auch zusätzlich an dem Papierkram gelegen hatte, den er danach immer erledigen musste und der sich auf seinem Schreibtisch stapelte.
Nachdem Chuuya mit dem Aufräumen fertig war, ging er zu seinem riesigen, hölzernen Schrank, der sich links neben dem Schreibtisch befand und von zwei größeren, ovalen Spiegeln geziert wurde. Er dachte darüber nach, was er anziehen sollte und entschied sich schlussendlich für etwas Einfaches. Immerhin hatte er nichts besonderes vor und musste sich daher auch nicht herausputzen. Deshalb fiel seine Wahl auf eine schwarze, eng anliegende Jeans, ein weißes Shirt, einen langen, roten Cardigan und schwarze Schuhe. Zusätzlich trug er wie immer Handschuhe, eine Lederjacke in schwarz, seinen Choker und den geliebten Hut. Auch wenn es bereits Frühling war, war das Wetter dennoch nicht besonders warm. Abgesehen davon, war dieses auch ziemlich launenhaft. Selbst wenn gerade die Sonne strahlte, konnte es im nächsten Moment schon regnen oder sogar stürmen.
Fertig angezogen und mit etwas besserer Laune, verließ der Rothaarige sein Zimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Er ging den hell beleuchteten Flur entlang, der ihn zum Fahrstuhl führen würde. Der dunkle Teppich, der sich über den gesamten Boden erstreckte, verschluckte die Geräusche seiner Schritte beinahe vollkommen und verdeutlichte die herrschende Stille immens. Denn hinter keiner der hölzernen Türen, welche von der dunkelgrauen Wand eingerahmt wurden, hörte man auch nur einen Mucks. Dies überraschte Chuuya jedoch nicht, da die meisten schon längst ihren Verpflichtungen nachgehen mussten, während andere, die immer nur nachts arbeiteten, gerade schliefen. Es war der übliche Ablauf und er hatte sich an diese Stille bereits gewöhnt und empfand sie sogar als angenehm. Denn wenn Dazai bei ihm war, dann hatte er nie seine Ruhe und all die anderen Mitglieder ebenfalls nicht. Den Braunhaarigen kümmerte es nie besonders, ob gerade jemand schlief und natürlich wagte es auch niemand, sich zu beschweren. Doch immerhin hatten die anderen noch das Glück, diesen Lärm nur von außerhalb ihres Raumes hören zu müssen. Der Rothaarige hingegen wurde schon des Öfteren von seinem Partner geweckt, als dieser mitten in der Nacht in sein Zimmer gekommen war und das bloß, um ihn mal wieder zu nerven. Anschließend war dieser dann oft einfach neben ihm eingeschlafen und verschwand jedes Mal sofort, nachdem er ihn am Morgen geweckt hatte. Wieso war auch gerade er dazu verdammt worden, der Partner dieses übergroßen Kindes zu sein?
 
Chuuya war zu allererst in Moris Büro gewesen und als dieser ihm tatsächlich bestätigt hatte, dass er heute keinen Auftrag für ihn hatte, machte er sich sofort auf den Weg zu Kouyou. Jedoch fand er sie weder in ihrem Büro, noch in einem der anderen Räume, die sie sonst in ihrer Freizeit nutzte, vor. Dies enttäuschte den Rothaarigen zwar, da er seinen Geburtstag mit ihr verbringen wollte, aber er wusste auch, dass sie oft viel zu tun hatte. Immerhin war sie, ebenso wie Dazai und ein paar andere, ein Executive der Port Mafia. Auch wenn der Braunhaarige diese Position, im Gegensatz zu seiner Mentorin, nicht allzu ernst nahm. Kouyou war pflichtbewusst, anmutig und würdevoll. Also all das, was sein Partner nicht war – zumindest sah Chuuya dies so.
Da der Rothaarige weder einen Auftrag, noch etwas anderes zu tun hatte, hatte er sich spontan dazu entschlossen, draußen spazieren zu gehen und seine freie Zeit alleine zu verbringen. Denn außerhalb der Mafia kannte er ohnehin niemanden mehr, mit dem er etwas hätte unternehmen können. Seitdem die Sheeps ihn verraten hatten, vertraute er auch so gut wie niemandem mehr. Wie sollte er auch, wenn seine damaligen Freunde; seine damalige Familie, denen er blind vertraut hatte, ihn einfach hintergangen hatten und einer von ihnen Chuuya wortwörtlich ein Messer in den Rücken gerammt hatte, um ihn zu töten? Nur, dass es sein Bauch gewesen war. Aber das tat nichts zur Sache. Dieser Schmerz saß auch nach zwei Jahren noch so tief, wie damals an jenem Tag.
Als Chuuya schließlich am Hafen entlangspazierte und tief in seinen Gedanken versunken war, nahm er seine Umgebung nur am Rande wahr. Die großen Schiffe, das Geräusch der Wellen, die gegen diese schlugen, die Lagerhallen und auch die Menschen – all das war nebensächlich und rutschte in den Hintergrund. Selbst der angenehm frische und salzige Geruch des Meeres, den der Rothaarige sonst so genoss, drang nicht wirklich zu ihm durch. Es schien so, als wäre er in seiner eigenen, kleinen Welt. Wobei er es wohl eher als seine persönliche Hölle bezeichnen würde, denn seine Gedanken kreisten bloß immer und immer wieder um die negativen Ereignisse der letzten Jahre. Der Verrat der Sheeps, den er nicht hatte kommen sehen. Der Fakt, dass er dadurch gezwungenermaßen der Mafia hatte beitreten müssen. Auch, um mehr über seine Vergangenheit zu erfahren – über die er dennoch bis jetzt nicht viel mehr wusste. All das, was vor der Verschmelzung mit Arahabaki gewesen war, war noch immer in den Nebel der Unwissenheit gehüllt. Und dass Chuuya dank Dazai und der Port Mafia immer wieder Corruption einsetzen musste, machte es nicht besser. Im Gegenteil, es verschlimmerte alles bloß. Denn es fühlte sich jedes Mal so an, als ob er wortwörtlich auseinandergerissen wurde. Doch das Schlimmste daran war, dass er währenddessen alles sah und spürte, was sein Körper in diesem Zustand tat und dass er keinerlei Kontrolle über seine Handlungen hatte. Jedoch erinnerte der Rothaarige sich danach nur bruchstückhaft an die Geschehnisse und all die Verwüstung, die er angerichtet hatte. Das Wenige, was er noch wusste, reichte allerdings aus, um ihn heimzusuchen und bescherte ihm oft Alpträume. Zumindest dann, wenn Dazai einmal nicht neben ihm schlief. Ihm war schon des Öfteren aufgefallen, dass er einen viel ruhigeren und erholsameren Schlaf hatte, wenn sein Partner anwesend war. Vielleicht lag das aber auch einfach daran, dass die menschliche Verkörperung eines Alptraums höchstpersönlich neben ihm gelegen hatte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und viel zu vielen negativen Gedanken, blieb Chuuya schlussendlich stehen. Er beäugte seine Umgebung genau und war kurzzeitig verwirrt, da er nicht mitbekommen hatte, dass er mittlerweile am Strand angekommen war. Wie lange er wohl so gedankenverloren umhergegangen war? Es mussten mehrere Stunden gewesen sein, da es langsam ziemlich kühl wurde und die Sonne bereits viel tiefer stand. Doch der Anblick eben dieser, wie sie sich im Meerwasser spiegelte und alles in einen leichten Schimmer aus orange-rot tauchte, war unbeschreiblich schön. Dazu noch die kleinen Wellen, die sanft am Strand aufschlugen und ein angenehm rauschendes Geräusch verursachten. Die frische und salzige Meeresbriese, die ihm entgegenwehte und so herrlich duftete. All dies gab diesem Anblick den letzten Schliff. Es war ein wahrlich magischer und perfekter Augenblick, den er in vollen Zügen genoss. Dabei bemerkte der Rothaarige nicht, dass sich ein kleines, fröhliches Lächeln auf seine Lippen schlich und seine Augen begeistert funkelten. Auch wenn dieser Tag und all seine Gedanken ihn runtergezogen hatten, schaffte es diese Aussicht all die Dunkelheit in ihm zu vertreiben – zumindest für diesen Moment.
Doch immer dann, wenn es am schönsten war, musste natürlich etwas – oder eher jemand – stören. Genau dies dachte Chuuya, als sein Handy klingelte und er Dazais Anruf seufzend annahm. Denn hätte er ihn ignoriert, dann hätte der Braunhaarige so oft angerufen, bis er schließlich doch rangegangen wäre. Jedoch wünschte sich der Rothaarige nach diesem Gespräch, dass er das Handy einfach in seinem Zimmer liegen gelassen hätte. Zuerst vergaß dieser wandelnde Verbandskasten seinen Geburtstag und hatte ihn bloß geweckt, um ihn zu nerven und nun wurde er von diesem auch noch einfach zurückbeordert. Dazai hatte ihm nicht einmal einen Grund dafür genannt, sondern einfach nur befohlen, dass er unverzüglich zum Hauptquartier kommen solle. Und da Chuuya nicht wusste, ob etwas passiert war oder ob sein Partner einfach nur wieder eines seiner Spielchen mit ihm spielte, machte er sich auch sogleich auf den Weg.
Als der Rothaarige schließlich im Eingangsbereich des Hauptquartiers angekommen war, erhielt er eine kurze Textnachricht. Natürlich war sie von Dazai, der ihm mitteilte, dass er in seinem Zimmer auf ihn wartete. Chuuya rollte bloß mit den Augen, da er ein ungutes Gefühl dabei hatte. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass der Braunhaarige dort eine unerfreuliche Überraschung für ihn vorbereitet hatte. Drei dieser Vorfälle waren ihm jedoch besonders im Gedächtnis geblieben, da er – bei dem Versuch seinen Partner zu fangen und zu verprügeln – sein gesamtes Zimmer verwüstet hatte. Das eine Mal, hatte er die schwarze Seidenbettwäsche des Rothaarigen ersetzt und zwar durch eine Pinke mit Einhörnern darauf. Ein anderes Mal, hatte Dazai den gesamten Raum mit Rüschenkleidern und Damenunterwäsche ausgestattet. Doch das Schlimmste war, als Chuuya eines abends in sein Zimmer gekommen war und auf seinem Bett eine Sexpuppe gelegen hatte. Der Braunhaarige hatte indessen lächelnd auf seinem Stuhl gesessen und seine Aktion mit den Worten: > Die habe ich extra für dich besorgt, Chibi. Dann musst du nicht ewig als Jungfrau leben und sie hat sogar die perfekte Größe für dich! < begründet.
Während Chuuya im Fahrstuhl stand und auf dem Weg nach oben war, malte er sich bereits aus, was nun alles auf ihn zukommen könnte. Denn er war sich absolut sicher, dass Dazai selbst die Aktion mit der Sexpuppe noch übertreffen konnte, wenn er es wollte. Allein bei diesem Gedanken, hätte der Rothaarige am liebsten sofort das Gebäude verlassen und wäre wieder zurück an den Strand gegangen. An diesem Ort war alles so friedlich und schön gewesen. Doch vor allem war dort niemand gewesen, der ihm auf die Nerven ging und das war es, was er heute brauchte. Doch dies war Chuuya nicht einmal an seinem Geburtstag vergönnt, da der Braunhaarige es offenbar einfach nicht lassen konnte und ihn immer weiter in den Wahnsinn treiben wollte. Zwar hatte er sich ohnehin nie viel aus diesem Tag gemacht, da es seiner Meinung nach nichts zu feiern gab, aber er hätte sich wenigstens eine kleine Ruhepause erhofft.

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