21. Die Suche

Während Atsushi fest entschlossen all seinen Mut sammelte und dabei überlegte, was er überhaupt sagen sollte, klopfte es plötzlich an der Tür. Und noch bevor einer der beiden darauf reagieren konnte, wurde diese auch schon geöffnet. Dazai betrat – gefolgt von Chuuya – den Raum und betrachtete die beiden erschrockenen Gesichter mit einem schiefen Grinsen. Der Braunhaarige hatte Atsushi natürlich auch mit einem gewissen Hintergedanken zu Misaki geschickt und nicht bloß, um nach ihr zu sehen. Einerseits war es eines seiner kleinen Spielchen gewesen, doch andererseits hatte er es auch so geplant, damit die beiden endlich einsehen würden, dass sie mehr füreinander empfanden und sich etwas näher kamen. Augenscheinlich hatte dies auch funktioniert, so wie jeder seiner Pläne. Freudig klatschte Dazai seine Hände zusammen, ehe er sich dem Rothaarigen zuwandte und diesen aus dem Raum schob.
 
„Wir haben die beiden wohl gestört und sollten sie deshalb wieder allein lassen“, flötete er vergnügt.
 
Während Atsushi und Misaki knallrot anliefen und stotternd erwiderten, dass sie sie definitiv bei nichts gestört hatten, schlug Chuuya dem Braunhaarigen mit seiner Faust in den Magen. Der Rothaarige hatte für heute genug von Dazai und wollte sowohl ihn, als auch den Weißhaarigen schnellstmöglich loswerden. War etwas Ruhe und Entspannung denn wirklich zu viel verlangt? Offensichtlich, denn es gab so gut wie keinen Tag, an dem ihm eine Pause von all dem nervenaufreibenden Stress vergönnt war. Vor allem, da er seinen ehemaligen Partner in der letzten Zeit viel zu oft gesehen hatte und nun auch wieder mit diesem zusammen arbeiten musste. Das Schicksal meinte es offenbar nicht gut mit Chuuya, aber wann war dem jemals anders gewesen?
Genervt sagte der Hutträger, dass die beiden endlich wieder verschwinden sollten. Nach diesem ereignisreichen Tag und dem, was vorhin passiert war, wollte er nur noch ins Bett. Vielleicht würde Chuuya davor auch noch etwas mehr Wein trinken, um seine Gedanken ruhig zu stellen und schlafen zu können. Dieses vertraute Gefühl, welches Dazai ihm nach all der Zeit – durch diesen Kuss – wieder geschenkt hatte, sorgte bloß für Unruhe in seinem Inneren. Unruhe und… Schmerz, den der Rothaarige in seiner Gegenwart gerade einfach nicht los wurde.
Der Braunhaarige hob beschwichtigend seine Hände und erwiderte, dass er ihnen noch den Plan für den morgigen Tag erklären müsse. Damit begann er auch sogleich, da er die Aufmerksamkeit der Drei nun auf sich gezogen hatte. Die Erklärung dauerte auch nicht lange und als er fertig war, wartete er vor allem auf Chuuyas Reaktion. Denn er wusste natürlich, dass dieser damit nicht einverstanden sein würde.
 
„Das kannst du vergessen! Ich werde doch nicht hier rumsitzen und abwarten, während die beiden alleine nach dem Labor suchen. Hast du jetzt vollkommen den Verstand verloren, du Bastard?“, fauchte der Rothaarige.
 
„Die beiden sind stark und schlau genug, um das zu schaffen. Oder hast du etwa kein Vertrauen in Misaki-chan? Abgesehen davon sind sie auch unauffälliger und sehen harmlos aus – im Gegensatz zu uns – was ein Vorteil ist. Sie hat auch außerordentlich gute taktische Fähigkeiten, während Atsushi-kun sehr schnell und wendig ist. Diese Mission muss von den beiden durchgeführt werden, versteht dein Schneckenhirn das? Außerdem haben meine Pläne doch immer funktioniert, oder?“, fragte Dazai mit einem selbstgefälligen Grinsen.
 
Da war wieder dieser eine Kommentar, gegen welchen Chuuya nie ankam. Denn bis jetzt hatten die Pläne des Braunhaarigen tatsächlich jedes Mal funktioniert und auch die restlichen Argumente klangen durchaus logisch. Auch wenn der Rothaarige dennoch dagegen war, musste er einsehen, dass Dazai nicht im Unrecht war. Er schnalzte genervt mit der Zunge, ehe er sich zu der Tür seines Schlafzimmers begabt. Chuuya öffnete diese und verabschiedete sich mit einem > Gut, dann könnt ihr ja jetzt endlich verschwinden! <, bevor er sie hinter sich ins Schloss warf.
Der Braunhaarige hatte eigentlich vorgehabt, dem Hutträger einfach in dessen Schlafzimmer zu folgen, doch Misaki konnte ihn gerade noch davon abhalten. Da sie wusste, dass Chuuya nun eindeutig allein sein wollte. Sie war blitzschnell aufgestanden und hatte Dazai an seinem Handgelenk festgehalten, noch bevor er die Tür erreichen konnte. Er sah die junge Frau etwas belustigt an, als sie ihn neben Atsushi zog – der nun ebenfalls im Flur stand – und beide freundlich, mit gesenktem Kopf, darum bat zu gehen.
 
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Als Misaki – am Vormittag des nächsten Tages – bereit war aufzubrechen, hielt Chuuya sie noch einen Moment auf. Auch wenn er den Sinn hinter Dazais Plan größtenteils verstehen konnte, hatte er dennoch ein ungutes Gefühl dabei. Immerhin waren die Leute vom Labor noch immer hinter ihr her und er wollte deshalb eigentlich nicht, dass sie so einen Auftrag ohne ihn durchführte. Auch wenn der Rothaarige durchaus wusste, dass Atsushis Fähigkeit stark war, war er selbst immer noch um einiges stärker und konnte sie im Notfall daher besser beschützen. Doch er konnte ebenso nicht abstreiten, dass Misaki auch auf sich selbst aufpassen konnte und es verdient hatte, dass man ihr Vertrauen entgegen brachte. Vor allem nach all dem, was sie für ihn getan und riskiert hatte. Abgesehen davon wäre es unfair ihr gegenüber, wenn er sie anders; wie ein rohes Ei behandeln würde. Chuuya wusste allerdings auch, dass mehr hinter diesem Plan stecken musste. Der Braunhaarige würde die beiden niemals alleine losschicken, ohne einen Hintergedanken dabei zu haben. Das Schlimmste daran war jedoch, dass er dadurch wiedermal mit seinem ehemaligen Partner alleine sein würde. Er hoffte bloß, dass Dazai ihm nicht erneut zu nahe kommen würde, bloß weil sie diesmal wirklich vollkommen allein waren.
 
„Vergiss nicht, dass ihr unauffällig bleiben müsst. Und setzt eure Fähigkeit nur dann ein, wenn es notwendig ist! Falls ihr zu viel Aufmerksamkeit erregt, dann zieht ihr bloß Probleme an und das könnte gefährlich werden. Selbst wenn viele Menschen in dieser Stadt harmlos aussehen, sind sie es nicht. Jeder normal aussehende Passant könnte auch ein verdeckter Feind sein, also seid wachsam und vorsichtig. Ihr versucht einfach deine Schritte zurück zu verfolgen und wenn ihr etwas findet, dann meldet ihr euch und kehrt unverzüglich zum Hafen zurück. Keine Alleingänge, verstanden?! Oh und unten steht bereits ein Auto, dass von einem meiner Untergebenen gefahren wird! Er fährt euch und bringt euch danach wieder zurück“, erklärte der Rothaarige ernst.
 
Misaki nickte verstehend und verstaute dann das Handy, welches Chuuya ihr zuvor gegeben hatte, in ihrer Jackentasche, ehe sie das Apartment verließ. Sie war aufgeregt, da sie zum ersten Mal einen Auftrag ohne den Rothaarigen erledigen würde. Dennoch war sie auch froh, dass sie diesen nicht alleine durchführen musste. Immerhin würde Atsushi die ganze Zeit bei ihr sein und das beruhigte sie außerordentlich. Denn falls sie unerwartet angegriffen werden sollten, wären sie zumindest zu zweit und hätten somit bessere Chancen. Jedoch gingen Misaki einige Fragen – die den Hutträger ebenfalls beschäftigten – nicht aus dem Kopf: Weshalb bestand Dazai darauf, dass sie diesen Auftrag allein mit Atsushi durchführte? Wäre es nicht effektiver und sicherer, wenn sie zu viert wären? Was steckte dahinter?
Als Misaki unten vor dem Gebäude angekommen war, wartete der Weißhaarige bereits auf sie. Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen begrüßten sie sich, ehe die beiden in das Auto einstiegen, welches sie zum Hafen bringen würde. Zu der Stelle, wo sie sich zum allerersten Mal begegnet waren. Von dort aus würden sie versuchen, Misakis damalige Fluchtroute zurück zu verfolgen und so hoffentlich den Aufenthaltsort des Labors ausfindig machen. Das bedeutete aber auch, dass sie außerordentlich wachsam und vorsichtig sein mussten. Immerhin könnten sie, falls sie dem Labor wirklich zu nahe kamen, auf einige Wachen oder andere Feinde stoßen. Diese würden sich äußerlich möglicherweise nicht von normalen Passanten unterscheiden, um keinen Verdacht zu erregen und überraschend angreifen zu können. Es war so, wie Chuuya es gesagt hatte: Viele Menschen sahen zwar harmlos aus, aber waren es nicht. Dies traf ebenso auf Misaki und Atsushi zu. Wer würde bei ihrem zierlichen und unschuldigen Aussehen schon vermuten, dass sie eigentlich ziemlich stark waren?
 
Während Atsushi bereits ein paar Schritte in die dunkle Gasse getreten war, aus welcher sie damals gerannt kam, stand Misaki einfach nur regungslos davor. Als ob sie in Trance verfallen wäre, starrte sie einfach nur in die Dunkelheit. All die Erinnerungen ihrer Flucht überkamen sie plötzlich und sie konnte die Panik von damals wieder deutlich fühlen. Sie erinnerte sich noch ganz genau an diesen Tag. Wie sie ohne Pause gerannt war; wie sehr ihre Füße geschmerzt hatten; wie sehr ihre Lunge gebrannt hatte und wie verzweifelt sie gewesen war. Diese Erinnerungen waren zwar nicht ihre Schlimmsten, aber sie reichten dennoch aus, um ihr erneut ein starkes Unbehagen zu bereiten. Dies bemerkte Atsushi auch sofort, da Misaki angefangen hatte zu zittern. Er hatte nun bereits mehrmals ihren Namen gerufen, doch sie reagierte einfach nicht. Deshalb trat der Weißhaarige unverzüglich wieder aus der Gasse heraus und stellte sich direkt vor sie, ehe er vorsichtig einen ihrer Arme berührte. Sie schreckte zurück und sah sich panisch um. Doch als sie dann sein besorgtes Gesicht bemerkte, beruhigte sie sich langsam wieder.
 
„Was ist los, Misaki-chan? Sollen wir lieber umkehren?“, fragte Atsushi mitfühlend.
 
„Nein! Ich… war nur kurz etwas weggetreten, aber es geht schon wieder. Wir müssen diesen Auftrag erfüllen, das ist wichtig und ich möchte das Vertrauen, was in uns gesetzt wird, nicht enttäuschen“, antwortete sie energisch.
 
„Na gut… aber kann ich irgendetwas tun, damit es dir besser geht? Man sieht dir nämlich deutlich an, dass du dich hier ziemlich unwohl fühlst.“
 
„Also… Ich… In so einer Situation haben A und C immer meine Hand gehalten, dadurch fühlte ich mich besser und auch sicherer. Falls es also nicht zu viel verlangt oder seltsam wäre, könntest… du meine Hand halten?“, fragte Misaki sichtlich nervös.
 
Atsushi stieg die Röte ins Gesicht, während er nickte und anschließend vorsichtig nach ihrer behandschuhten Hand griff. Sie konnte seine Wärme selbst durch den Handschuh überdeutlich spüren und entspannte sich dadurch Stück für Stück. So vergingen einige Minuten, bis sie sich bereit fühlte und ihn hinter sich her – in die dunkle Gasse – zog. Mit dem Weißhaarigen an ihrer Seite und seiner Hand, die sich mit ihrer verband, hatte sie kein unwohles Gefühl mehr und keine Angst. Dennoch musste sie vorsichtig und wachsam bleiben, da solch dunkle Orte immer gefährlich sein konnten und man auch nie wusste, wer sich in den Schatten herumtrieb.
Misaki erinnerte sich an die Umgebung und auch daran, dass alle Gassen eigentlich gleich aussahen – was alles bloß verkomplizierte. Erneut sah sie immer wieder dieselben Fenster, wie überall der Putz von den Wänden abblätterte, die großen Mülltonnen und auch die versifft aussehenden Kartons. Sogar der immer gleich aussehende Dreck, der auf dem Boden gelegen hatte, war noch da. Glücklicherweise war weit und breit keine Menschenseele zu sehen, doch das erleichterte ihnen die Suche auch nur minimal. Misaki versuchte angestrengt, sich an den Weg zu erinnern und so bogen sie von einer dunklen Gasse in die nächste ab. Immer wieder und wieder. Allmählich kam es ihnen eher so vor, als ob sie in einem Labyrinth gefangen wären. Das Geräusch ihrer Schritte hallte laut mit einem Echo von den Wänden wider und abgesehen davon und ihrem Atem, war nichts weiter zu hören. Es herrschte eine beängstigende Stille, wodurch sie unbewusst den Druck auf Atsushis Hand etwas verstärkte. Er tat es ihr gleich, einerseits um sie zu beruhigen und andererseits, weil es ihm selbst Unbehagen bereitete.
Als sie in die nächste Gasse eingebogen waren, konnten sie an deren Ende ein Licht sehen. Beide hatten stumm beschlossen, dieses verwirrende und beängstigende Labyrinth kurz zu verlassen, bevor sie ihre Suche fortsetzen würden. Misaki überkam ein ungutes Gefühl, weshalb sie ihr Tempo erhöhte und Atsushi erneut hinter sich her zog. Doch als sie die Hälfte des Weges geschafft hatten, nahm sie ein kaum hörbares, klickendes Geräusch war. Es klang beinahe wie…
 
„Verdammt, runter!“, schrie sie, ehe sie sich auf den Weißhaarigen warf und sie beide zu Boden fielen.
 
…eine Schusswaffe.
Genau in diesem Moment wurde ein Schuss abgefeuert, der auf der Höhe ihrer Beine gewesen wäre und deshalb nur knapp über ihren Köpfen hinweg flog. Und ohne es sofort bemerkt zu haben, waren sie plötzlich von einigen bewaffneten Männern umzingelt. Misaki stand blitzschnell wieder auf und zog dabei auch Atsushi mit hoch, während sie ihren Blick über ihre Feinde wandern ließ. An ihrer Ausrüstung und der Kleidung erkannte sie sofort, dass es Einsatzkräfte des Labors waren. Entweder waren sie ihnen zufällig begegnet, weil sie allgemein nach ihr suchten oder – und das war viel wahrscheinlicher – sie waren in der Nähe des Labors und diese Leute waren Wachen. Egal welcher Fall zutraf, die beiden hatten nun ein Problem. Denn auch wenn sie diese Männer bestimmt leicht besiegen konnten, wäre es taktisch klüger zu verschwinden, falls sie sich wirklich in der Nähe des gesuchten Ortes befanden. Sie durften also keine Zeit verschwenden, da sonst schnell Verstärkung kommen könnte und sie dann ein wirklich ernsthaftes Problem hätten.
Misaki wollte Atsushi gerade an der Hand packen, als urplötzlich eine hohe Mauer aus hellen, blauen Flammen zwischen ihnen erschien und sie somit kurzzeitig voneinander trennte. Fragend sah sie sich nach der Ursache um, bis sie den Mann entdeckte, der ihr – mit einigem Abstand – gegenüber stand. Dieser war schlank und hatte einen etwas schlaksigen Körperbau. Sein widerspenstiges Haar war pechschwarz und nach oben gestylt, während ihm dennoch einige Strähnen ins Gesicht fielen. Jedoch waren diese nicht zu lang, sodass sie bloß bis über seine Stirn reichten. Die stechenden und kalten Augen des Mannes strahlten in Türkis, wodurch sie beinahe so leuchteten, wie seine Flammen – bloß heller. Er hatte mehrere Piercings in beiden Ohren, sowie ein dreifaches auf der rechten Seite seiner Nase. Doch noch auffälliger waren all seine Tattoos, die sich sowohl über beide Arme, als auch den Hals, bis hin zu seinem Unterkiefer und über die Ohren zogen. Alles in allem wirkte er sehr gefährlich und… emotionslos.
 
„So lernen wir uns also schlussendlich auch noch kennen. Meinen Partner, dieses Spatzenhirn, kennst du ja bereits.“
 
Misaki erwiderte darauf nichts, doch sie wusste genau, wen er meinte. Wie könnte sie auch den Mann vergessen, wegen welchem sie beinahe ertrunken wäre und der für den Vorfall von vor zwei Tagen verantwortlich war. Doch sie hätte nicht gedacht, dass dieser Vogel einen Partner hatte. Noch dazu jemanden, der irgendwie das komplette Gegenteil von ihm selbst war. Doch wie heißt es so schön: Gegensätze ziehen sich an? Obwohl dies auch nur in den seltensten Fällen zutraf.
 
„Boss, was sollen wir nun tun? Wie sind Ihre Befehle?“, meldete sich einer der bewaffneten Männer zu Wort.
 
„Da wir die Frau lebend brauchen, werde ich mich nicht einmischen – sonst bleibt nichts als Asche übrig. Also tötet oder verstümmelt sie nicht, aber fangt sie unbedingt ein. Den Mann brauchen wir nicht unbedingt, aber vielleicht findet man ja Verwendung für ihn", sagte der Schwarzhaarige desinteressiert, während er sich – mit vor der Brust verschränkten Armen – gegen eine der Mauern lehnte.
 
Indessen hatte Misaki Atsushi zugeflüstert, dass sie den Kampf vermeiden und eher flüchten sollten, da sonst wahrscheinlich Verstärkung aus dem Labor käme und ihre Chancen dann um einiges schlechter standen. Sie wusste bloß nicht, wie sie aus dieser Situation am besten entkommen konnten. Klar könnten sie sich den Weg freikämpfen, jedoch würde das eventuell zu viel Zeit in Anspruch nehmen und sie wären erst recht wieder umzingelt. Es musste doch eine Möglichkeit geben, wie sie schnell und einfach fliehen konnten. Doch welche? Und war es überhaupt möglich einen Kampf gänzlich zu vermeiden?
 
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Dazai kam etwa eine halbe Stunde nachdem Misaki gegangen war vor Chuuyas Apartment an, da er zuvor noch etwas im Büro abholen musste. Mit dem Laptop, den er durch Kunikida von Katai Tayama bekommen hatte, würden er und der Rothaarige jeden Schritt ihrer Schützlinge verfolgen können.
Sorglos sperrte Dazai die Tür des Apartments – mit dem Schlüssel, den er gestern einfach mitgenommen hatte – auf und trat ein. Er spazierte nonchalant ins Wohnzimmer, als würde dies tagtäglich vorkommen und begrüßte Chuuya lächelnd. Der Hutträger saß auf der Sitzlandschaft und hatte sich, wissend dass es der Braunhaarige war, nicht mal umgedreht. Er hatte heute Morgen schon bemerkt, dass der Schlüssel fehlte und deshalb nichts anderes erwartet. Dennoch erzürnte es ihn, wie selbstverständlich sein ehemaliger Partner dies tat und sich dann auch einfach neben ihn setzte. Der Rothaarige wusste zwar, dass Dazai so etwas nicht kümmerte und er definitiv keinerlei Manieren oder Anstand besaß, aber wegen solchen Aktionen würde er ihm gerne den Hals umdrehen.
Während der Braunhaarige den Laptop auf dem Tisch vor sich platzierte und diesen öffnete, sah Chuuya ihn bloß verwirrt an. Als Dazai den fragenden Blick bemerkte, setzte er lächelnd zu einer Erklärung an.
 
„Ich habe in das Handy von Atsushi-kun einen Chip einbauen lassen und mit dem Laptop kann ich das Signal empfangen. Somit können wir den Standort der beiden genau bestimmen und wissen auch exakt, wo sie sich gerade aufhalten. Du dachtest doch nicht, dass ich die beiden ohne etwas derartiges alleine auf so eine Mission schicken würde, oder?“
 
Chuuya zischte bloß genervt und rückte etwas näher, während seine Augen weiterhin auf den Laptop fixiert waren. Er musste Dazai nicht einmal fragen, um zu wissen, dass Atsushi natürlich nichts von diesem Chip wusste. Es würde den Rothaarigen überraschen, wenn es anders wäre. Dennoch musste er sich eingestehen, dass er froh darüber war und diese Handlung auch sehr gut durchdacht gewesen war. Immerhin etwas positives an diesem definitiv nervig werdenden Tag, den er mit dem Braunhaarigen verbringen musste.
Auf dem Bildschirm des Laptops war eine detaillierte Karte zu sehen, auf welcher sich ein kleiner, roter Punkt langsam bewegte. Dazai und Chuuya verfolgten diesen nun schon eine ganze Weile, doch der Größere von beiden schien sich allmählich zu langweilen. Auch dem Rothaarigen war es eigentlich zu eintönig, aber er wollte seinen Blick dennoch nicht abwenden. Einfach für den Fall, dass sich die kleinste Veränderung zeigte und dadurch ein Problem angedeutet werden könnte. Immerhin hatten sie beide die Verantwortung für Misaki und Atsushi, weshalb der Hutträger außerordentlich wachsam und konzentriert war. Er wollte nicht, dass ihnen etwas passierte – schon gar nicht unter seiner Aufsicht. Chuuya war ziemlich angespannt, während Dazai – seiner Meinung nach – viel zu entspannt und sorglos war. Der Braunhaarige hatte seinen Blick nämlich schon längst nicht mehr auf den Laptop gerichtet, sondern sich einfach hingelegt und die Augen geschlossen. Eine Melodie summend und lächelnd lag er bloß da, während der Rothaarige die Drecksarbeit alleine erledigen durfte. Auch das war etwas, was sein ehemaliger Partner beinahe immer getan hatte. Mittlerweile hatte Chuuya sich allerdings daran gewöhnt und damit abgefunden, da die Arbeit so immerhin richtig und ordentlich erledigt wurde. Dennoch fragte er sich, wie jemand der so unvernünftig war wie Dazai, bloß so schlau und taktisch sein konnte. Und wie dessen Pläne, die er einem nie vollends mitteilte, immer wieder aufgehen konnten. Dieser Mann war wie ein Rätsel, welches man nie vollständig lösen konnte und auch das war etwas, was den Rothaarigen übermäßig störte. Denn er würde diesen Menschen, den er schon so lange kannte, wohl nie vollkommen verstehen können.

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