18. Eine vorübergehende Übereinkunft

Als Chuuya und Misaki im Apartment angekommen waren, wechselten beide erst einmal in frische und bequeme Kleidung, ehe sie sich im Wohnzimmer trafen. Der Rothaarige hatte ihr auf dem Heimweg bereits mitgeteilt, dass er zu Hause mit ihr sprechen wolle. Sie war deshalb sichtlich angespannt, da sie nicht wusste, was sie erwarten würde. Würde er ihr vielleicht die Strafe für ihre vorherige Lüge mitteilen? Oder ihr doch allgemein eine Standpauke halten, da sie so ein hohes Risiko eingegangen war? Misaki wusste zwar, dass sie beides verdient hätte, aber letzteres bereute sie dennoch nicht im Geringsten. Denn sie wusste, dass Chuuya ohne ihre Hilfe definitiv gestorben wäre. Dennoch war sie nervös und dass der Rothaarige das Gespräch noch etwas hinauszögerte, indem er für sie beide Wein holte, machte es auch nicht besser. Jede vergangene Sekunde kam ihr beinahe ewig vor und sie hoffte bloß, dass es nicht allzu schlimm werden würde.
Chuuya hatte sich indessen hingesetzt und die bereits gefüllten Weingläser, sowie die Weinflasche, auf dem Tisch abgestellt. Während er den Inhalt seines Glases langsam schwenkte und anschließend einen Schluck trank, dachte er darüber nach, wie er das Gespräch mit Misaki beginnen sollte. Es gab einiges, was er ihr sagen wollte und auch musste. Abgesehen davon, dass er sich bedanken wollte, musste er sie dennoch tadeln. Das Risiko, welches sie eingegangen war, war viel zu hoch gewesen und hätte sie beinahe ihr Leben gekostet. Des Weiteren war da auch noch der Fakt, dass Misaki ihn belogen hatte und er sie dafür bestrafen musste. Doch allzu schlimm sollte die Strafe auch nicht ausfallen, da sie heute beide schon genug durchgemacht hatten. Der Rothaarige würde sich etwas einfallen lassen, was sie persönlich treffen würde und ihr eine Lehre war. Er könnte ihr beispielsweise all ihre geliebten Bücher – für einen gewissen Zeitraum – abnehmen, denn sie las unglaublich gerne und das wusste er.
Chuuya stellte sein Weinglas seufzend auf den Tisch, ehe er sich Misaki zuwandte und zu sprechen begann:

„Misaki-san, was du heute getan hast war sehr leichtsinnig und dumm, aber auch ziemlich mutig. Ich bin dir zwar wirklich dankbar, dass du so ein hohes Risiko eingegangen bist, um mir zu helfen, aber so etwas Tollkühnes lässt du in Zukunft bleiben. Du darfst dein Leben nicht einfach wegwerfen, als ob es wertlos wäre. Verstanden?“

Misaki nickte, während sie lächelte und ihr einige Tränen über die Wangen flossen, welche sie sogleich wegwischte. Chuuya hatte sie zwar zurecht gewiesen, aber auch gelobt und sich bedankt. Doch was sie am meisten rührte, war, dass er sich offensichtlich Sorgen um sie gemacht hatte und ihr Leben nicht wertlos fand. All den Wissenschaftlern war ihr Leben immer nur deswegen wichtig gewesen, weil sie ihr gelungenes, kleines Monster nicht verlieren wollten. Doch der Rothaarige war ganz anders, das wusste Misaki.
Da Chuuya ihr schon eine Standpauke gehalten hatte, fragte sie sich, ob er nun die Lüge ansprechen und die Strafe verkünden würde. Denn Misaki war sich sicher, dass sie davon nicht verschont bleiben würde. Der Rothaarige hatte zwar auch eine weichere Seite, doch er war ebenso ein Mafioso und sie wusste, dass er eiskalt sein konnte. Immerhin hatte er ihr die Regeln überdeutlich erklärt und sie hatte ihn dennoch belogen.

„Ich habe mir übrigens auch schon überlegt, wie ich dich für deine Lüge bestrafen werde. Du wirst mir all deine Bücher übergeben und ich werde sie vorerst behalten. Normalerweise würde deine Strafe um einiges schwerer ausfallen, aber da du heute fast gestorben wärst und mich gerettet hast, belasse ich es ausnahmsweise dabei. Sollte das allerdings nochmal vorkommen, dann werde ich weder Rücksicht, noch Gnade zeigen.“

Bei Chuuyas letztem Satz schwang seine Stimme in einen bedrohlichen und eiskalten Ton über, weshalb Misaki schwer schluckte. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass er dies wirklich ernst meinte und auch diesmal nickte sie bloß. Einerseits war sie überrascht, dass die Strafe eher milde ausfiel, doch andererseits war sie auch äußerst froh darüber. Dennoch verfehlte diese ihr Ziel nicht, denn Misaki liebte ihre Bücher und lesen war das einzige, was sie wirklich gerne und häufig tat. Der Rothaarige wusste eindeutig, wie er sie ganz ohne Gewalt quälen konnte. Da ihr das überhaupt nicht passte, wollte sie eigentlich protestieren, jedoch verstummte sie sofort, als sie Chuuyas kalten und verärgerten Blick sah. In diesem Moment beschloss sie, seiner Forderung lieber nachzukommen, bevor er doch noch zu einer viel schlimmeren Strafe übergehen würde. Denn der Ausdruck in seinen Augen bereitete ihr Angst, die sie bis in ihre Knochen spüren konnte.
Misaki stand unverzüglich auf und begab sich in ihr Zimmer, wo sie all ihre Bücher in Taschen packte. Erst jetzt fiel ihr wieder auf, wie viele das eigentlich waren. Seitdem sie in diesem Buchladen gewesen waren, waren noch einige mehr hinzugekommen. Dabei erinnerte sie sich daran, wie überrascht Chuuya wegen ihrer Auswahl gewesen war. Denn ihre Büchersammlung bestand aus einigen Krimis, Thrillern und einer beachtlichen Anzahl an Manga. Das Buch, welches sie aktuell las, war ein Thriller und trug den Titel > Todesschrei <, darin ging es um einen Serienmörder, der seine Opfer auf grausame Arten zu Tode folterte. Misaki hatte auch versucht den Rothaarigen dafür zu begeistern, jedoch ohne Erfolg. Chuuya hatte nicht verstanden, weshalb sie genau solche Bücher las. Und als er sie gefragt hatte, meinte sie bloß, dass es ziemlich spannend wäre. Er war zumindest froh gewesen, dass sie keine Bücher über Suizid las, so wie Dazai es meist getan hatte.
Als Misaki alles in den Taschen verstaut hatte, brachte sie sie zu Chuuya, der sie wortlos entgegennahm und neben sich auf dem Boden platzierte. Danach saßen sie eine ganze Weile nebeneinander und tranken still ihren Wein, bis der Rothaarige diese Stille erneut durchbrach.

„Oh! Wir müssen morgen übrigens zum Boss, nur damit du schon mal bescheid weißt.“

„Wieso denn so plötzlich? Hat er nicht gesagt weshalb?“, fragte Misaki neugierig und etwas angespannt.

„Nein, aber ich habe auch nicht nachgefragt, da wir es ohnehin morgen erfahren werden", antwortete er schulterzuckend.

Misaki nickte abermals bloß, während sie der Gedanke, morgen zu Mori gehen zu müssen, ziemlich unwohl stimmte. Sie war sich sicher, dass Akutagawa ihm bereits von dem Vorfall während des Trainings berichtet hatte und das machte sie außerordentlich nervös. Zwar wusste sie, dass er es ohnehin erfahren musste – da er der Boss war – aber dennoch hatte sie ein ziemlich ungutes Gefühl dabei. Dieser Mann war ihr von Anfang an nicht ganz geheuer gewesen und Misakis Intuition sagte ihr, dass er immer mehr wusste, als er preisgab. Wahrscheinlich wusste Mori sogar mehr über sie, als er zugab und das bereitete ihr Sorgen. Wer wusste schon, was dieser Mann im Schilde führte und mit all dem bezweckte? Und wofür er die Besonderheit ihrer Fähigkeit, sobald er von dieser erfuhr, wohl einsetzen wollen würde?

<><><><><><><><><><><><><><><><><><><>

Als Chuuya und Misaki auf dem Weg ins Hauptquartier waren, verlief die Fahrt mit dem Auto ungewohnt ruhig und langsam. Ihr ungutes Gefühl verstärkte sich zunehmend, je näher sie ihrem Ziel kamen. Selbst das Wetter verbreitete eine unheilvolle Stimmung. Die Temperatur war zwar recht angenehm, doch der Himmel war grau und bewölkt. Es schien beinahe so, als würde sich ein düsterer Schatten über die Stadt legen. Allein bei diesem Anblick wurde Misaki noch unwohler zumute und dennoch bemühte sie sich, es nicht zu offensichtlich zu zeigen. Wenn der Rothaarige dies nämlich mitbekommen würde, dann würde er sicherlich nachfragen und sie wollte momentan einfach nicht darüber sprechen. Jedoch würde sie auch nicht lügen, falls er wirklich fragen sollte. Denn was das betraf, hatte sie ihre Lektion gelernt und sie wollte nicht herausfinden, wie die härtere Strafe aussah.
Während sie das Hauptquartier betraten, grüßten sie die zwei Männer vor der Eingangstür – so, wie sie es immer taten. Misaki hatte sogar ein strahlendes Lächeln aufgesetzt, obwohl ihr nicht danach zumute gewesen war. Da niemand von ihrer wahren Stimmungslage wissen sollte, setzte sie einfach diese gespielt fröhliche Maske auf. Das war auch etwas, was sie im Labor gelernt hatte – ihre wahren Gefühle zu verstecken und zu unterdrücken, und stattdessen eine Rolle zu spielen, als wäre sie bloß eine weitere Figur im Puppentheater. Glücklicherweise schien dies auch niemand zu durchschauen, zumindest sagte niemand etwas und das erleichterte sie. Denn das letzte, was Misaki jetzt wollte, war über ihre Empfindungen zu sprechen. Sie wollte das Gespräch mit Mori bloß schnellstmöglich hinter sich bringen und anschließend sofort wieder verschwinden. Chuuya schien ihr jedoch – in Anbetracht dessen, dass sie ohne ersichtlichen Grund oder Erklärung zum Boss gerufen wurden – viel zu entspannt zu sein. Waren solch kurzfristige Besuche, ohne jegliche Information, etwa normal für ihn?
Als Chuuya und Misaki schließlich das Büro ihres Bosses betraten, begrüßte dieser sie freudig und wies sie an, auf den Stühlen gegenüber seines Schreibtisches Platz zu nehmen. Nachdem sie dies getan hatten, berichtete der Rothaarige zuerst von den Geschehnissen des gestrigen Tages. Dabei erwähnte er auch jedes Detail, welches Misaki über die Besonderheit ihrer Fähigkeit erzählt und wie sie ihn damit gerettet hatte. Moris Augen funkelten interessiert und begeistert, als er seinen Blick indessen auf sie warf. Dieser jagte einen unangenehmen Schauer durch ihren ganzen Körper und sie ahnte bereits Übles, aber sie konnte nicht mal wütend auf Chuuya sein, da er schließlich dazu verpflichtet war, ihrem Boss alles zu berichten. Dennoch wünschte sie sich, dass sie dabei nicht anwesend gewesen wäre. Denn der Ausdruck in Moris Augen verhieß einfach nichts Gutes. Als ob er bereits eine Idee hätte, wie Misaki ihm, dem Intendant, diese Besonderheit darbieten könnte. Diese Befürchtung bestätigte sich auch sogleich, als er sich an sie wandte.

„Misaki-san, zufälligerweise würde sich gerade eine Möglichkeit anbieten, um mir Bloodlust vorzuführen. Zuvor hätte ich aber noch eine Frage: führt das unmittelbar zum Tod, oder hast du dabei noch etwas Spielraum für Folter?“, fragte er mit einem düsteren Grinsen.

„S-Solange die Verbindung des Blutes aufrechterhalten wird, sollte es möglich sein", antwortete Misaki so ruhig sie konnte.

Mori nickte zufrieden, ehe er einen kurzen Anruf tätigte und kurz darauf ein Mann von zwei seiner Untergebenen in den Raum geführt wurde. Dieser Fremde sah bereits ziemlich mitgenommen aus, denn er war von oben bis unten blutverschmiert und wies unzählige Schnittwunden auf. Zusätzlich hatte er wohl auch einige Schläge einstecken müssen, da sein Gesicht übel zugerichtet und geschwollen war. Misaki konnte seine Hände zwar nicht sehen, da diese hinter seinem Rücken gefesselt waren, doch sie war sich dennoch sicher, dass ihm auch einige Finger fehlen würden. Immerhin war sie schon einmal dabei gewesen, als jemand gefoltert wurde und konnte sich dadurch ein Bild vom entsprechenden Endergebnis machen. Doch was sie am meisten beunruhigte, war, dass Mori offenbar von ihr verlangte diesen entstellten Mann noch weiter zu foltern und womöglich auch zu töten. Musste dieser arme Schlucker nun etwa noch mehr Leid ertragen, bloß weil ihr Boss eine Vorführung von Bloodlust haben wollte? Allein bei dem Gedanken daran, fühlte Misaki sich schlecht, da sie eigentlich niemanden unnötig quälen wollte. Sie hatte zwar schon viele Menschen getötet, aber dabei hatte sie möglichst darauf geachtet, dass diese einen schnellen Tod erfuhren.
Die beiden Männer positionierten den Gefangenen, auf Moris Wunsch, direkt neben Misaki und zwangen diesen in die Knie. Innerlich kämpfte sie damit, nicht einfach zu gehen, während sie sich äußerlich jedoch nichts davon anmerken ließ. Ihr Blick war zwar kalt und ganz ohne jegliche Emotion, doch in ihrem Inneren war sie bloß durch und durch wütend und entsetzt. Das was Misaki tun sollte, diente einzig und allein der Neugier und Belustigung Moris, was sie anwiderte. Deshalb beschloss sie, dieser Forderung nicht nachzukommen und somit den Gehorsam zu verweigern.

„N-Nein, das möchte ich nicht! Dieser Mann hat doch schon genug gelitten und weitere Folter ist nicht notwendig… das wäre einfach nur grausam“, sagte sie wütend.

Moris Blick verfinsterte sich umgehend und ein angsteinflößendes Lächeln zierte seine Lippen, als er um seinen Schreibtisch herum ging und direkt vor Misaki stehen blieb. Seine bloße Präsenz bereitete ihr Todesangst und sie begann unweigerlich zu zittern, während ihr Blick am Boden haftete. Chuuya konnte ihren Standpunkt zwar durchaus nachvollziehen, da ihn so etwas ebenfalls anwiderte, jedoch wusste er auch, dass sie mit dieser Verweigerung einen großen Fehler begangen hatte. Denn niemand sollte es wagen, sich dem Boss zu widersetzen und Misaki hätte großes Glück, wenn sie unverletzt davonkommen würde. Der Rothaarige hätte zwar gerne etwas unternommen, aber das würde es in dieser Situation nur schlimmer machen – das wusste er aus Erfahrung. Deswegen sah er bloß verärgert zu, als Mori mit seiner Hand unter ihr Kinn griff und sie so zum Blickkontakt zwang, während er eines seiner Skalpelle an ihrem Hals anlegte.

„Falls du nicht so enden möchtest wie er, dann solltest du deine Meinung nochmals überdenken und brav tun, was ich sage. Oder war Chuuya-kun vielleicht doch zu sanft mit dir und ich muss ihn für dein Fehlverhalten bestrafen?“, fragte er in einem eiskalten Ton.

Misakis Augen weiteten sich geschockt und sie schüttelte schnell den Kopf, nachdem ihr Kinn losgelassen wurde. Auch wenn sie diesem armen Mann kein Leid zufügen wollte, zog sie nun dennoch ihren rechten Handschuh aus und schnitt sich mit ihrem Messer in die Handfläche, da sie ohnehin keine andere Wahl hatte. Denn sie würde niemals zulassen, dass Chuuya zu schaden kam und schon gar nicht durch ihre Schuld. Bevor sie jedoch anfing, teilte der Mafiaboss ihr noch zufrieden mit, dass sie ihn bloß ein wenig foltern und anschließend einfach töten solle. Es war genau so, wie sie es vermutet hatte.
Misaki stand auf und entfernte den Stuhl, ehe sie sich dem Mann gegenüber hinkniete. Sie umschloss sein linkes Handgelenk mit ihrer Hand und während sich eine verhärtete Spitze aus ihrem Blut in dieses bohrte, und sich anschließend mit dem Blut des Mannes verband, verfärbten sich ihre Augen in ein leuchtendes Rot. Der Mann stöhnte gequält auf und wimmerte vor Schmerz, dabei hatte sie noch nicht einmal richtig begonnen. Misaki biss die Zähne zusammen, denn sie durfte auf keinen Fall irgendeine Regung zeigen, obwohl ihr dies alles abverlangte. Sie begann langsam damit, das Blut im Körper des Mannes an einigen Stellen zu verhärten, wodurch einige Gefäße platzten. Anschließend bohrten sich durch dessen Haut kleine, aber spitze Klingen, die aus seinem eigenen Blut bestanden. Der Gefangene schrie vor Schmerz und versuchte sich zu befreien, jedoch wurde er von Moris Untergebenen an Ort und Stelle festgehalten.
Nach einer kurzen Weile gab Misakis Boss ihr zu verstehen, dass sie es nun beenden solle und darüber war sie ziemlich froh. Denn sie konnte und wollte diesen armen Mann nicht noch länger leiden lassen. Ruckartig löste sie ihre Hand von dessen Handgelenk – wodurch die direkte Blutverbindung getrennt wurde. Daraufhin geriet ihre Besonderheit etwas außer Kontrolle, all das Blut des Mannes verhärtete sich augenblicklich und tötete ihn somit in nur wenigen Sekunden. Er kippte zur Seite und fiel wie ein nasser Sack zu Boden, während Misaki aufstand und den Blick auf Mori richtete, welcher sie zufrieden anlächelte.
Chuuya hatte das gesamte Szenario neugierig beobachtet und musste zugeben, dass Bloodlust ziemlich faszinierend war. Wenngleich er nun auch irgendwie verstehen konnte, weshalb Misaki es geheim halten wollte. Sie konnte damit wirklich viel Schaden anrichten, aber auch anderen helfen – so wie sie es bei ihm selbst getan hatte. Er war froh, dass er sie gestern aufgehalten hatte, bevor sie es bei Akutagawa hatte anwenden können. Der Hutträger wusste zwar, dass es keine direkte Absicht gewesen wäre, aber dennoch hätte Misaki den Schwarzhaarigen beinahe getötet. Schon da war Chuuya aufgefallen, wie miserabel sie sich gefühlt hatte und egal wie sehr sie es versuchte zu verstecken, er sah es ihr auch jetzt an. Genau wie er auch den ganzen Tag schon durchschaut hatte, dass ihr Lächeln und all das drum herum nur gespielt war. Der Rothaarige kannte sie zwar noch nicht sonderlich lange, aber konnte dennoch schon ein wenig hinter ihre Maske blicken.
Während die beiden Männer den leblosen Körper fortbrachten, wies Mori Misaki an, sich wieder zu setzen. Immerhin hatte er ihnen den eigentlichen Grund, aus dem sie erscheinen sollten, noch nicht mitgeteilt. Als er die volle Aufmerksamkeit der beiden zurück hatte, begann er ihnen ihre nächste Mission zu erklären.

„Vorab muss ich euch sagen, dass ihr nicht alleine agieren werdet. Ich habe eine vorübergehende Übereinkunft mit dem Chef der Armed Detective Agency getroffen, also werdet ihr mit ihnen kooperieren. Da Dazai-kun bei ihnen ist, verschafft uns das einen Vorteil. Mit seinen und euren Fähigkeiten, solltet ihr diesen Auftrag schnell erledigt haben.“

Als Chuuya das hörte, entglitten ihm jegliche Gesichtszüge und seine Laune verschlechterte sich augenblicklich. Er wusste noch nicht mal, um welchen Auftrag es sich handelte und hätte ihn dennoch lieber alleine durchgeführt. Der Rothaarige war der Meinung, dass er weder die Hilfe der A.D.A, noch dieses Verräters brauchen würde. Immerhin war er Chuuya Nakahara, ein Unterboss der Port Mafia und das nicht grundlos. Er war schließlich sowohl ihr stärkster Kämpfer, als auch ihr stärkster Befähigter und daher nicht auf die Hilfe anderer angewiesen. Jedoch konnte er sich dem Befehl seines Bosses auch nicht widersetzen, weshalb er wohl damit klar kommen musste. Auch wenn das hieß, dass er diesen verräterischen Bastard ertragen musste. Und auch wenn er dessen Hilfe nicht wollte, musste er dennoch zugeben, dass seine Pläne immer funktioniert hatten und er vielleicht nicht ganz unnütz war.
Während Misaki Chuuya ansehen konnte, wie sehr dieser Befehl ihn zu nerven schien, verbarg sie ihre eigenen Empfindungen weiterhin. Innerlich freute sie sich jedoch sehr darüber, dass sie mit Atsushi und Dazai zusammenarbeiten würde und somit in ihrer Nähe sein konnte. Sie mochte die beiden und wenn sich diese Gelegenheit schon mal ergab, würde sie es vollkommen ausnutzen und die Zeit bestmöglich genießen. Äußerlich ließ Misaki sich davon jedoch absolut nichts anmerken. Ihr Blick und auch der Rest ihrer Ausstrahlung, blieb emotionslos und wirkte schon beinahe desinteressiert.

„Das Ziel der Mission ist es, das Labor – aus welchem Misaki-san geflohen ist – ausfindig zu machen, verwertbare Informationen mitzubringen und alle zugehörigen Personen verschwinden zu lassen. Selbstverständlich bleibt das geheim, also werdet ihr mit niemandem darüber sprechen. Die Detektive arbeiten bereits daran, den Standpunkt ausfindig zu machen. Alles weitere wird euch bestimmt Dazai-kun erklären, sobald er sich bei euch meldet. Sobald sich etwas ergibt, wirst du mir das unverzüglich berichten, Chuuya-kun. Das wäre dann alles, ihr könnt gehen", sagte er lächelnd und machte eine ausladende Handbewegung.

Chuuya und Misaki verbeugten sich und verließen anschließend schnellen Schrittes das Büro ihres Bosses. Der Rothaarige wies sie an, unten auf ihn zu warten, da er noch schnell etwas aus seinem Büro holen und ein Telefonat führen musste. Sie nickte verstehend und begab sich in Richtung des Fahrstuhls, während er in die entgegengesetzte Richtung verschwand. Misaki hatte das Gefühl, dass er auch kurz Zeit für sich brauchte, da Chuuya ziemlich wütend ausgesehen hatte. Sie selbst wollte ebenfalls kurz für sich sein, da die Mission, die sie erhalten hatten, sie mehr als beunruhigte. So schön es auch war, Atsushi und Dazai dadurch wiedersehen zu können, sträubte sich alles in ihr bei dem Gedanken, dass sie das Labor wieder betreten musste. Misaki wollte eigentlich nie wieder an diesen Ort zurückkehren, aber gleichzeitig würde sie dadurch ihrer Rache auch einen großen Schritt näher kommen. Immerhin wollte sie all diese Menschen büßen lassen und somit käme ihr das eigentlich ganz gelegen. Dennoch hatte sie eine böse Vorahnung, dass dabei etwas Schlimmes passieren könnte und dieses ungute Gefühl ließ sie einfach nicht los.
Als Misaki schließlich mit dem Fahrstuhl auf dem Weg nach unten war, hielt dieser kurz darauf noch in einem anderen Stockwerk an. Das war an sich nichts Ungewöhnliches, jedoch hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie so schnell wieder auf Akutagawa treffen würde, der nun ebenfalls den Fahrstuhl betrat. Sie verbeugte sich respektvoll und wandte gleich darauf ihren Blick ab, während der Schwarzhaarige sie bloß mit einem kalten Ausdruck in seinen Augen musterte. Misakis Aufmerksamkeit richtete sich kurz darauf allerdings zwangsweise erneut auf Akutagawa, der den Fahrstuhl mittels eines Knopfdrucks plötzlich zum Stehen gebracht hatte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top