Kapitel 4 Miyu
Nachdenklich schaue ich auf die Karo 6 Karte, drehe sie mehrmals herum und stoße dann einen lauten Seufzer aus, als Akari und ich die Treppe hinauf laufen.
„Was ist los?", fragt meine Freundin und ich schaue auf.
„Ich bin einfach nur erschöpft", sage ich leicht lächelnd und merke den skeptischen Blick von Akari auf mir. Sie scheint zu wissen, dass meine Aussage gelogen ist, erwiderte aber nichts weiter, was mich etwas erleichtert. Kurz nachdem Niragi weggetragen wurde, hatte mir Chishiya die Karte wortlos in die Hand gedrückt und lief an mir vorbei, als wäre ich Luft für ihn. Es fällt mir unglaublich schwer, diesen Menschen zu verstehen und seine Beweggründe zu erahnen, was ihn nur noch gefährlicher macht. Es gibt bisher niemanden, der Chishiya versteht und anscheinend will er das auch nicht.
„Lass uns die Karte abgeben und dann unter die Dusche springen", reißt mich Akari mit kühler Stimme aus meinen Gedanken. Ob sie mir die Schuld an allem gibt? Immerhin bin ich diejenige, die das Spiel erschaffen hat.
„Du kannst schon in dein Zimmer gehen. Ich bringe die Karte zum Hutmacher." Abrupt bleibt Akari stehen und ich bin beinahe in sie hineingelaufen.
„Ich habe heute Lust auf eine Party", sagt sie plötzlich und Verwirrung steigt in mir auf.
„Was?", frage ich daher irritiert. Akari und Partys waren Dinge, die einfach nicht zusammenpassen. Sie hasst überfüllte Plätze, laute Menschen und das sinnlose Feiern an den Pools, in denen die Mitglieder des Beaches ihre Sorgen ertränken.
„Lass uns heute auf eine Feier gehen. Das wird uns beiden gut tun und wir bekommen den Kopf etwas frei." Ich bin unsicher, ob meine Freundin ihre Aussage ernst meint, oder sie nun völlig übergeschnappt ist.
„Hasst du die Partys nicht?", frage ich daher und mustere Akari genau. Sie ist, genau wie ich, Blut überströmt. Der Kimono ist dreckig und von der Flüssigkeit getränkt, selbst ihr Körper weißt rote Flecken auf.
„Ich brauche Ablenkung", murmelt sie. „Und Alkohol. Sehr viel Alkohol. Die Spiele machen mich fertig." Verstehend nicke ich und langsam wird auch mir klar, wie sehr Akari unter all dem leiden muss.
„Geh duschen. Wir treffen uns dann in einer Stunde in der Lobby", schlage ich vor und ein erleichtertes Lächeln bildet sich in ihrem Gesicht.
„Du bist die Beste!", ruft sie und eilt im nächsten Atemzug schon den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Ich schaue Akari einen Moment nach, ehe ich meine Schultern straffe und in die andere Richtung laufe. Meine Füße tragen mich automatisch zu Takerus Zimmer, vor dem zwei Wachen des Militärs stehen. Ihre gierigen Blicke mustern mich von oben bis unten und reflexartig drücke ich den blutigen Kimono enger an meine Brust. Wieso müssen wir auch ständig in Bikinis durch die Gegend laufen?
„Ich möchte eine Karte abgeben", gebe ich etwas leise von mir, während sich ein anzügliches Lächeln auf den Lippen der Wachen bildet. Für einen kurzen Moment befürchte ich, dass einer von ihnen etwas versuchen wird, aber letztendlich treten beide zur Seite und öffnen die große Tür. Erleichtert eile ich an den zwei Widerlingen vorbei und betrete den riesigen Raum. Takeru steht mit dem Rücken zu mir über einen Tisch gebeugt und dreht sich zu mir herum, als ich mich kurz räuspere.
„Ich sehe ihr wart erfolgreich", sagt er lächelnd, als ich die Karte in die Höhe halte.
„Wir hatten einige Verluste."
„In jedem Spiel kann man etwas verlieren." Seine Mundwinkel zucken leicht nach oben, als er mir die Karo 6 aus der Hand nimmt und sie betrachtet. „Niragi wird sich schon wieder erholen. Der Kerl ist so robust wie ein altes Nokia Handy." Die letzten Worte klingen eher bedauernd als erfreut und mein Gefühl sagt mir, dass Takeru nicht gut auf Niragi zu sprechen scheint.
„Selbst Nokias gehen irgendwann kaputt und sei es durch einen technischen Defekt", murmle ich mehr zu mir selbst, aber Hutmacher fängt meine Worte mit einem amüsierten Lächeln auf.
„Danke für die Karte, Miyu. Ihr habt tolle Arbeit geleistet. Ruht euch aus." Nickend ziehe ich mich aus dem Zimmer zurück, ignoriere beim Austreten die zwei Wachhunde und laufe mit zügigen Schritten den Flur entlang. Ich muss unbedingt unter die Dusche, umso glücklicher bin ich, als das heiße Wasser endlich auf meinen Körper tropft. Still beobachte ich, wie sich der Dreck von meiner Haut löst, wie das Blut meine Arme entlang läuft und mich erneut an das Spiel erinnert, das ich erschaffen hatte. Vier Menschen sind heute durch mich gestorben und es wäre mehr gewesen, wenn Chishiya nicht die Lösung gefunden hätte. Das Bild des 16-Jährigen taucht vor meinen Augen auf. Wie sein verzweifelter Blick an uns klebte, als die letzte Sekunde verstrich und sein Körper in Einzelteile zerrissen wurde, als die Explosion alles verschlang. Sein Blut klebt nicht nur an meinem Körper, sondern auch an meinen Händen. Wie das von vielen. Kraftlos fahre ich mir über das Gesicht und kann die Tränen nicht länger zurückhalten, die sich angestaut haben. Die Schuldgefühle überrollen mich wie eine Welle und schluchzend reibe ich mir energisch den Dreck vom Körper, bis einige Stellen rötlich schimmern. Zitternd stelle ich das Wasser ab, vergrabe mein Gesicht in dem warmen Handtuch und versuche, die Bilder von heute zu vergessen. Was anderes bleibt mir und Akari auch nicht übrig. Etwas ruhiger verlasse ich das Bad, trockne meine Haare und betrachte mein gerötetes Gesicht im Spiegel.
„Die Party wird uns gut tun", sage ich mir selbst und fange an ein passendes Outfit aus dem Kleiderschrank zu ziehen. Selbstbewusst greife ich nach einem neuen Bikini, trage etwas Schminke auf und begebe mich keine zwanzig Minuten später in die Lobby. Akari ist noch nicht da, also laufe ich zu der offenen Tür, die hinaus zu den Pools führte. Die Massen tummeln sich bereits an den Bars, schmiegen ihre halbnackten Körper aneinander, während der Bass lautstark über das Gelände dröhnt. Langsam verstehe ich, wieso manche der Realität entschwinden wollen und wenn es nur am Abend ist, um die grausamen Bilder zu vergessen, die man gesehen hat.
„Miyu?" Erschrocken fahre ich herum und blicke Akari in die geweiteten Augen, als sie mich mustert. „Hast du in der Dusche einen Sinneswandel gehabt oder wieso rennst du so aufgetakelt herum?"
„Ähm", beginne ich unsicher und versuche, unauffällig die freigelegten Bereiche mit der Hand abzudecken. Ich weiß ja selbst nicht, woher dieser Mut plötzlich kommt.
„Sag nichts! Du willst sicherlich Mako beeindrucken", kichert Akari mit wackelnden Augenbrauen und panisch winke ich ab.
„Was? Nein! Wie kommst du darauf!"
„Es ist deutlich, dass er was von dir möchte", sagt meine Freundin augenverdrehend und greift nach meinem Arm. „Aber egal was passiert, ich bin immer hinter dir. Und wenn der Kerl irgendwas tut, was dir nicht gefällt, kastriere ich ihn persönlich. Mit einer Nagelschere." Gespielt entsetzt starre ich Akari an, die mich nun grinsend in den Außenbereich zieht. Ich weiß nicht, wie meine Freundin es geschafft hat, aber nachdem ich mit zwei Drinks in der Hand zu ihr zurückkehre, sitzt sie auf einer der heißbegehrten Liegen und winkt mir zu.
„Wen hast du dafür in den Pool geschubst?", brülle ich über die laute Musik hinweg und reiche Akari eines der alkoholischen Getränke.
„Nur zwei Jungs die meinten sie müssten mit ihren Muskeln protzen." Lachend nehme ich neben ihr Platz und trinke einen Schluck. Der Alkohol brennt in meinem Hals und für einen Moment schüttelt es mich durch den ungewohnten Geschmack. Es ist schon lange her, dass ich einen Cocktail getrunken habe, und das würde sich heute wahrscheinlich rächen. Schweigsam beobachte ich die Massen, wie sie laut grölend die Songs mit jaulen, sich betrinken und wilde Kussszenarien im Pool betreiben. Angewidert wende ich den Blick ab, als ein Kerl seine Zunge beinahe bis in den Rachen des Mädchens steckt.
Plötzlich merke ich, wie sich Akari neben mir versteift. Verwundert folge ich ihrem Blick und entdecke das Ziel ihrer Aufmerksamkeit. Niragi steht lässig an die Poolbar gelehnt und unterhält sich mit zwei Mädchen, die erst kürzlich hier her gekommen sind und daher noch gar nicht wissen, welch schreckliche Absichten hinter diesem kleinen Flirt stecken.
„Sollte der nicht eigentlich auf der Krankenstation liegen", murrt meine Freundin missbilligend und verengt die Augen zu schlitzen. Ich nicke langsam und beobachte ihn dabei, wie er lässig den Kopf zur Seite fallen lässt, während der seine geliebte Waffe auf der gesunden Schulter balanciert. Wenn ich nicht wüsste, dass er vor wenigen Stunden einen schweren Angriff gerade so überstanden hätte, dann wäre mir der kleine weiße Verbandfetzen unter seinem Hemd gar nicht aufgefallen. Da er aber die oberen Knöpfe seines Hemdes etwas geöffnet hat, kann man ihn ganz leicht erkennen.
„Vielleicht geht es ihm besser?", antworte ich verwundert. „Ich meine, es ist doch völlig verständlich fast zu verbluten und kurz darauf wieder Mädchen abzubaggern."
Doch Akari wirkt nicht sonderlich aufgelegt für meinen Humor. Sie neigt sich in ihrer Liege weiter nach vorne und presst die Lippen aufeinander.
„Der ist sicher vollgepumpt mit Medikamenten."
Ich hebe überrascht die Augenbrauen und wende schnell den Blick ab, damit sie es mir nicht ansieht. Würde ich sie nicht besser kennen, würde ich behaupten, sie sei eifersüchtig. Aber das ist Schwachsinn. Nicht bei Niragi, dem größten Arsch in Borderland!
„Wollt ihr sie sehen?", hallt seine Stimme zu uns herüber und er zieht langsam das Hemd über seine Schulter damit der Verband noch deutlicher zu sehen ist.
„Ich war ganz alleine in diesem Raum", beginnt er laut genug, damit ich ihn höre. „Und es gab nur mich und den Tiger. Es war gar nicht so einfach. Meine Waffe war wirkungslos gegen ihn. Ich habe ihm sicherlich mindestens zehn Kugeln in den Körper gejagt, aber er rannte weiter auf mich zu, bis er über mich herfiel."
Die kleinere der beiden Mädchen schnappte hörbar nach Luft und hielt sich beide Hände auf ihren Mund.
„Oh, nein! Und wie bist du entkommen?"
„Mit denen hier!" So gut es ging hob Niragi seinen freien, jedoch verletzten Arm und lässt seine Muskeln spielen. Jedoch zieht der Schmerz sofort in seine Schulter und sein Arm fällt schnell wieder herunter. „Bin noch nicht ganz fitt", entgegnet er schnell und macht einen Satz auf das kleine Mädchen zu. Besitzergreifend umschlingt seine Hand ihre Hüfte und zieht sie dich an sie heran. Sowohl ihr, als auch mir ist völlig bewusst, auf was es nun hinauslaufen wird.
Langsam neigt er sich zu ihr herunter und vermutlich lässt gerade irgendeinen billigen Spruch fallen, dass er ihr ja genauere Details in seinem Zimmer erklären kann, denn das Mädchen kichert kurz darauf und errötet, während sie schnell nickt.
„Ich komme auch mit", sagt das andere Mädchen schnell und klammert sich an Niragis Arm, der noch immer die Waffe auf der Schulter balanciert.
Uargh, ich kann nicht fassen, dass er es wirklich geschafft hat. Wie kann man nur darauf hereinfallen?
Wütend ext Akari den dritten Cocktail und stellt das leere Glas etwas derb auf den kleinen Tisch ab.
„Ich gehe tanzen!", schnaubt sie und wirft mir einen fragenden Blick zu.
„Ich denke ich gehe etwas frische Luft schnappen", gebe ich unsicher von mir. Mein Kopf fühlt sich von dem Alkohol etwas schwer an und die laute Musik dröhnt unangenehm in meinen Ohren. Ich merke, wie mir das Ganze etwas zu viel wird.
„Wir sind doch an der frischen Luft", lacht Akari auf und wirft die Arme in die Luft.
„Sehr lustig", gebe ich lächelnd zurück und winke meiner Freundin zum Abschied, die sich bereits in die Masse stürzt. Seufzend erhebe ich mich und laufe zurück in das Beachgebäude. Genervt eile ich zu den Treppen, als ich mehrere Paare an den Säulen kleben sehe, die sich wie Tiere aufeinander stürzten.
„Sucht euch doch wenigstens ein Zimmer", sage ich kopfschüttelnd und flüchte regelrecht vor den Knutschenden. Laut stöhnend öffne ich die schwere Tür, die zum Dach des Gebäudes führt, und atme die frische Luft ein. Im nächsten Moment bereue ich jedoch meinen Entschluss und bleibe kurz taumelnd stehen. Hier oben, ganz allein, merke ich erst richtig, wie angetrunken ich bereits bin und warte daher einen Moment, bis sich meine Gedanken etwas sortieren. Dann laufe ich zum Rand des Daches und setzte mich. Die Stille um mich herum tut so gut, dass ich mich nach hinten auf den Boden lege und den Sternenhimmel beobachte. Ein zufriedenes Lächeln überkommt mich bei dem wunderschönen Anblick und ich wünsche, dieser Moment würde auf ewig anhalten. Weiße Haare, ein kantiges und kleines Gesicht und dunkelbraune Augen tauchen über mir auf, als ich den Nachthimmel weiterhin anstarre.
„Zu viel getrunken?"
„Oh verdammt nochmal!" Erschrocken richte ich mich meinen Oberkörper auf und starre Chishiya mit rasendem Herzen an. „Du hast mich erschrocken", gebe ich keuchend von mir und drücke meine Hand gegen die schmerzende Brust. Sein amüsierter Blick mustert mich kurz, ehe er neben mir Platz nimmt und das Szenario unter uns beobachtet. Schweigend sitzen wir für eine Weile da, genießen die Ruhe und ich merke, wie meine Gedanken wieder klarer werden.
„Du magst hohe Plätze, oder?", frage ich vorsichtig und mustere Chishiya von der Seite, dessen Augen noch immer auf die Party unter uns gerichtet sind.
„Ich behalte gerne den Überblick", antwortet er mit rauchig, ruhiger Stimme. „Ich schätze mal du bist von dem Tumult geflüchtet."
„Ich mag keine Partys und Menschenmassen", gebe ich nickend zu und atmete erneut die frische Luft tief ein.
„Der Mensch fühlt sich in der Herde am sichersten und überlegen." Nachdenklich lege ich den Kopf schief und kaue auf meiner Lippe herum. Ich weiß, dass Chishiya nicht gerne im Team arbeitet, und er ist jedem immer zehn Schritt voraus. Er braucht keine Herde, um überlegen zu sein.
„Wie hast du so schnell die Lösung für das Spiel heute herausgefunden?", frage ich nach und schaue ihn nun direkt an. Ich konnte mich zu Beginn des Spieles nicht mehr erinnern, wo ich die Zahlen versteckt hatte, aber als Mako die erste Falle auslöste, fiel es mir wieder ein. Wie war es aber Chishiya so schnell möglich gewesen, die richtigen Läden ausfindig zu machen? Ein Lächeln huscht über sein Gesicht und entspannt lehnt er sich etwas zurück, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.
„Ich habe euch beobachtet. Ihr habt die Fallen am Anfang recht schnell ausgelöst und es war seltsam, dass manche Läden völlig harmlos waren." Er macht eine kurze Pause, um seine Kapuze vom Kopf zu streichen. Dann gleitet sein Blick zu mir. „Es gab vier Etagen. Die Erste und Letzte besaßen nur dreizehn Geschäfte, während die zweite und dritte achtzehn Läden beinhaltete. Da ist mir klar geworden, dass die Codes 1:2:2:1 aufgeteilt waren." Beeindruckt lausche ich seinen Worten. Ich wusste, dass Chishiya intelligent ist, aber er übertraf meine Vorstellungen jedes Mal aufs Neue.
„Aber es gab trotzdem noch viele Läden, die von den anderen nicht erkundet wurden", gebe ich nachdenklich von mir und ein weiteres Lächeln huscht über sein Gesicht und verschwindet genauso schnell, wie es auch gekommen ist. Dann fährt er mit der Hand in die Hosentasche seiner Badehose.
„Die Klamotten an den Mannequins waren in sechs Läden fast identisch." Es fällt mir schwer, ein Grinsen zu verstecken, vor allem da der Alkohol noch immer mein Gehirn vernebelt. Ich beschließe also zu schweigen und ihn mit großen Augen anzustarren.
„In dem Chaos würde niemand auf so etwas banales achten", sage ich schließlich mehr zu mir selbst und nickend scheint Chishiya mir zuzustimmen. Dann wendet er seinen Blick wieder gerade aus und ich merke, wie eine Augenbraue von ihm leicht nach oben zuckt.
„Wie hast du den Ausgang so schnell gefunden? Du bist recht zielstrebig darauf zugegangen." Seine Worte bringen mich kurz ins Straucheln. Ich merke, wie meine Hände anfangen zu schwitzen und fieberhaft überlege ich nach einer glaubwürdigen Antwort, die mich nicht als Dealer enttarnen würde.
„Nun ja...", beginne ich gedehnt und starre ebenfalls gerade aus. „Die Türen waren verschlossen, Fenster gab es nicht und es wäre zu einfach gewesen den Ausgang in einem der Geschäfte zu platzieren. Man würde ihn beim erkunden sofort finden. Für mich war es daher logisch, dass wir durch den Lüftungsschacht entkommen müssen. Einen anderen Weg gab es nicht."
„Mhm", macht Chishiya nachdenklich und unterbricht mich damit kurz. Unsicher schaue ich auf meine Hände. Glaubt er mir?
„Die Abstellkammer ist der letzte Ort, wo man einen Ausgang suchen würde. Vor allem wenn Chaos herrscht. Ich wollte mich versichern und das war wahrscheinlich der Moment, in dem du mich gesehen hast", murmle ich die letzten Worte.
„Du bist schlauer als ich dachte." Verwirrt schaue ich auf und weiß nicht, ob es ein Kompliment oder doch eher eine herablassende Beleidigung ist. Doch sein Gesicht gibt keine Emotionen oder Gedanken preis, also beschließe ich es, als Kompliment abzustempeln. Ich hatte dieses Spiel entworfen, also musste ich einen Funken Intelligenz aufweisen.
„GIB MIR DEN WHISKEY DU BLÖDE SCHLAMPE!" Akaris Stimme hallt laut über den Platz und erschrocken schaue ich hinunter zu den feiernden Menschen, kann aber meine Freundin nirgends ausmachen.
„War das nicht Akari?", fragt Chishiya im selben Moment und peinlich berührt stolpere ich auf meine Beine.
„Ich schätze ja", sage ich eilig und ahne bereits, dass sie jeden Moment in eine Prügelei gerät. Hinter mir höre ich ein amüsiertes Schnauben von Chishiya, als ich die schwere Tür aufstoße und die Treppe hinunter eile.
„Da lässt man dieses Weib einmal allein!", fluche ich und stürme nach draußen. Vor dem Pool hat sich bereits eine Traube von Menschen versammelt, die jubelnd etwas beobachten. Schnell dränge ich mich nach vorne und stelle erschrocken fest, dass Akari bereits zu einem Angriff überging. Das andere Mädchen weicht erschrocken mit der Whiskeyflasche zurück und krallt sich in die Haare meiner Freundin, die brüllend mit den Fäusten um sich schlägt.
„Du Miststück!", schreit die Blondine und zerrt weiterhin an den Haaren von Akari, die nun in den Arm ihres Gegenübers beißt. Bevor das Ganze noch weiter eskalieren kann, schritt ich dazwischen und packe sowohl meine Freundin als auch die Fremde am Kragen und ziehe sie auseinander.
„Habt ihr sie noch alle?", fauche ich wütend und starre eine schmollende Akari an, die mit ihren Blicken töten könnte.
„Sie hat meinen Whiskey gestohlen!", beschwert sich meine Freundin und wütend stürzt sich die Blondine erneut auf Akari. Bevor ich es erahne, befinde ich mich inmitten einer Prügelei und kann nur haarscharf der Faust ausweichen, die zu meinem Glück ins Leere trifft.
„Du hast mir die Flasche gestohlen!", brüllt die Fremde und beide kugeln sich wie räudige Tiere auf dem Boden herum. Erneut ziehe ich sie auseinander und bekomme eine saftige Ohrfeige von dem Mädchen, dass mich nun wütend anfunkelt. „Ok, jetzt reicht es", knurre ich mit glühender Wange. Bevor die Blonde erneut angreifen kann, verpasse ich ihr einen kräftigen Fußtritt gegen den Kopf, die sie zurücktaumeln und ins Wasser fallen lässt. Die Menge um uns herum verstummt kurz, ehe sie in erneutes Jubeln ausbricht. Genervt helfe ich Akari auf die Beine, die mich erstaunt anstarrt, wobei ihr Blick leicht an mir vorbei schielt.
„Wo hast du das denn gelernt?", fragt sie mich nuschelnd. „Das war abgefahren!" Augenverdrehend schleife ich meine Freundin aus dem Tumult und bringe sie zurück in das Beachgebäude.
„Miyu, du bist so cool! Du hast sie voll umgenietet!", jubelt Akari weiter und taumelt betrunken den Gang entlang, während ich schmunzelnd aufpasse, dass sie nirgends gegen läuft.
„Da hat sich mein Kampfsporttraining doch noch ausgezahlt", gebe ich amüsiert von mir.
„Das müssen wir bald wiederholen", lallt meine Freundin mit dem Daumen nach oben und stürzt regelrecht in ihr Zimmer hinein.
„Ich hoffe nicht."
„Spielverderberin", schmollt Akari und lässt sich samt Klamotten auf das Bett fallen. Kopfschüttelnd ziehe ich ihre Gardinen zu, entferne die Badeschlappen von ihren Füßen und lasse ihren bereits schlafenden Körper, so wie er ist auf dem Bett liegen. Lächelnd schleiche ich mich aus dem Zimmer und seufze erleichtert aus, als ich meine eigne weiche Matratze unter mir spüre.
Du bist schlauer, als ich dachte. Die Worte Chishiyas kreisen mir erneut durch den Kopf und müde drehe ich mich auf die Seite.
„Natürlich bin ich schlau. Immerhin habe ich das Spiel erstellt", nuschel ich in das Kissen hinein und sinke in meine eigne Traumwelt.
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