Chapter Five

Ganz zu meinem erstaunen, verließen die letzten Gäste das Haus um kurz vor vier Uhr Morgens. Gemma hatte sich in dieser Zeit komplett ins Aus geschossen und Harry war so gut wie ausgenüchtert. Das war aber auch kein Wunder, da er die letzten zwei Stunden auf dem Sofa eingepennt war, während die überbleibenden zehn noch irgendein Party-Spiel auf ihrem Handy gespielt haben.

In dieser Zeit hatten Amalia und ich dafür gesorgt, dass man morgen zumindest schon mal die Küche betreten konnte. Im großen und Ganzen, sah es aber nun wirklich nicht so schlimm aus, wie ich es befürchtet hatte und es ist sogar die ganze Dekoration heile geblieben. Dementsprechend würde Anne mich als ihre zweiten Sohn immer noch lieben und akzeptieren, denn ich hatte sie nicht enttäuscht.

"Danke das du noch mit beim aufräumen geholfen hast, das hättest du wirklich nicht machen müssen", die braunhaarige nahm sich ihre Jacke von dem Kleiderständer, welche tatsächlich noch da war und zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern.

"Meine Mum wird Happy sein, dass ich jetzt erst zurück bin. Außerdem ist das wirklich halb so schlimm. Ich habe einiges erfahren, was mir die Schultage wesentlich spaßiger machen wird." Sie umarmte mich kurz und drückte mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie sich verabschiedete und in die Dunkelheit verschwand.

Nun war es an mir, Harry irgendwie wieder aufzuwecken und beide Styles-Kinder irgendwie ins Bett zu verfrachten. Gemma sollte dabei kein allzu großes Problem darstellen, sie stand einfach nur mit mir auf und ließ sich von mir zudecken, ehe ich noch ein Glas Wasser auf ihren Nachttisch stellte und dann hinter mir die Tür schloss. Vor dem was nun kam, graulte es mir schon ein wenig.

Harry war schon immer muffelig gewesen, wenn er geweckt wurde. Dabei kam es gar nicht so richtig auf die Uhrzeit an, sondern einfach darauf, dass er nicht von alleine wach geworden war. Auch dieses mal brauchte es drei versuche, ehe seine grünen Augen hinter den geschlossenen Lidern auftauchten und mich verschlafen anblickten.

"Komm Harry, ich bring dich ins Bett", sagte ich sanft und konnte mein Herz nicht davon abbringen, dass es einen kleinen Hüpfer machte. Harry sah toll aus. Das bisschen Licht was der Tannenbaum nun auf ihn projizierte, machte seine weichen Gesichtszüge klarer und es machte mich einfach glücklich, ein so vertrautes Gesicht zu sehen. Da vergaß ich schon fast, dass ich an diesem Abend weniger als eine halbe Stunde mit ihm verbracht hatte.

"Aber Lou, es ist so gemütlich", quengelte Harry und griff nach meiner Hand, um mich näher zu ziehen. Kurz darauf saß ich auf der Kante des Sofas und sah meinem besten Freund dabei zu, wie er sich tiefer in den Kissen vergrub. "Wir schlafen einfach hier."

"Dann hast du morgen nur Rückenschmerzen. Komm, es ist nicht weit. Nur kurz ins Bad und dann ins Bett."

Ich griff die Hand fester, die meine umschlungen hatte und schaffte es so tatsächlich, Harry nach oben zu hieven und hinter mir her zu tragen. Die Zähne konnte er sich dann doch noch selber putzen und nachdem er nicht aufhörte zu meckern, hatte auch ich mir eine neue Zahnbürste genommen und somit kurzerhand beschlossen, heute Nacht hier zu schlafen.

Eigentlich hatte ich versucht, solche Sachen nicht mehr allzu häufig zu machen. Mein Crush auf ihn machte die ganze Sache irgendwie schwieriger und ich hatte einfach zu viel Angst, mich irgendwann zu verquatschen oder etwas zu offensichtliches zu tun, was unsere Freundschaft endgültig ins Aus katapultieren würde. Doch nun, konnte ich einfach nicht nein sagen und da Harry auch wieder etwas wacher wurde und es außerdem so schien, als sei er nicht mehr allzu betrunken, hoffte ich darauf, mal wieder ein normales Gespräch mit ihm führen zu können.

"Hast du Jay geschrieben?", Harry's Stimme holte mich aus meinen tiefen Gedanken und ich legte mein Handy auf den Nachttisch, ehe ich nickte und dann den Pulli entgegennahm, den Harry mir hinstreckte.

"Ja, ich wollte nicht, dass sie besorgt ist."

Ich zog mir mein Shirt aus und tauschte es mit dem Pullover, während Harry das Bett für zwei Personen fertig machte. Er hatte Glück, dass sein Bett über einen Bettkasten verfügt und er dort immer ein bereits fertiges, zweites Bettzeug drin verstaut hätte. Ich wollte mir keine tieferen Gedanken darüber machen, wieso dies so war, aber für diesen Moment, war es eine gute Sache.

Es ist manchmal seltsam, dass man erst merkt wie Müde man eigentlich ist, sobald man im Bett liegt. Der Körper schien einem dann zu signalisieren, dass man einen langen Tag hinter sich hat und nun ruhen sollte, doch der Kopf hatte oft ganz andere Pläne. Auch jetzt, als Harry mich interessiert anschaute und doch nichts sagte, was mich ein wenig verwirrt dreinblicken ließ.

"Was ist los?"Ich kam nicht drumherum, bei dieser Frage lachen zu müssen. Harry hatte seine Hand zwischen Wange und Kissen und schürzte kurz die Lippen, ehe er die Augen schloss und einmal durchatmete.

"Wie ist das so, in einen Jungen verliebt zu sein?"

Und da verschwand das Herzklopfen auch schon wieder. Stattdessen hatte ich das Gefühl, dass es kurz aufgehört hatte, zu schlagen. Wie kam er bitte auf diese Frage? Hatte er etwas gemerkt? In den ganzen letzten Jahren hat er sich nicht einmal richtig mit mir über meine Sexualität unterhalten und jetzt so etwas? Er durfte nichts gemerkt haben, dann würde er mich ja nicht hier schlafen lassen, oder? Oh Gott..

"Wahrscheinlich genauso, wie es auch ist, wenn man in ein Mädchen verliebt ist", gab ich also erstmal als Antwort, wissend, dass dies nicht genau das war, was er hatte hören wollen. Gleichzeitig wusste ich aber auch nicht so richtig, was er eigentlich hören wollte.

"Nein, also ja aber.. Also ist da irgendwas anders?"

"Ich weiß es nicht, Haz", sagte ich ehrlich und zuckte umständlich mit den Schultern, während ich mich etwas aufsetzte. "Ich war noch nie in ein Mädchen verliebt, deswegen kann ich dir das nicht sagen. Aber ich schätze nicht, dass es anders ist. Liebe ist Liebe, oder?"

Harry nickte und sah für einen weiteren Moment nachdenklich aus, ehe er sich von mir weg drehte und an die Decke starrte.

"Bist du verliebt?", fragte er mich und tatsächlich traf mich diese Frage gar nicht so sehr, wie ich es eigentlich gedacht hatte. "Ich meine nur... ich weiß nicht viel von dir. Wir reden nicht oft über solche Themen.. also, nicht viel über dich." Ja weil du nicht mehr fragst. "Ich fühle mich schlecht, weil ich dich davon abgehalten habe, dich zu outen." Nun drehte er sich wieder zu mir und sah mich mit ernstem Blick an. "Willst du dich outen?"

Obwohl Harry gerade ziemlich viel gesagt hat, kam es mir zu Gute, dass er selber nicht wirklich wusste, wo er anfangen sollte. Somit konnte ich die erste Frage gekonnt ignorieren und nur auf die zweite eingehen. Doch auch dort, war ich mir gar nicht so sicher.

"Ich weiß nicht. Also es gibt Momente, da würde ich das wirklich gerne und dann wiederum welche, wo ich froh bin, es noch nicht getan zu haben. Das Problem an der Sache ist, dass ich gerne einfach geoutet wäre, ohne mich zu outen. Weißt du, was ich meine?"

"Ich denke ja", die Stimme meines besten Freundes war leise, kurz bevor er seufzte. "Ich unterstütze dich, egal was du tust."

Ach ja? Mal sehen wie du das Ganze siehst, wenn du wieder wach bist und auch der restliche Alkohol sich aus deinem Blut verflüssigt hat. Es kann gut sein, dass er diese Sachen Ernst meinte, denn Alkohol hatte Harry schon immer sehr sensibel gemacht. Aber sein wacher, nicht alkoholisierter Kopf, denkt nochmal ganz anders und viel weiter. Deswegen nickte ich einfach nur und lehnte mich wieder zurück ins Kissen.

"Danke", meine Antwort war kurz und vielleicht hätte man auch die Ungläubigkeit heraushören können, wenn man es gewollt hätte, doch das war mir jetzt egal. "Gute Nacht Haz."

"Gute Nacht Lou."

[...]
Das war doch mal eine sehr aufschlussreiche Konversation.. zumindest ein bisschen :3
Ich finde es toll, dass ihr alle Harry's Verhalten kritisch hinterfragt und ihn auch ein bisschen hasst... natürlich hoffe ich trotzdem, dass es sich im Laufe des Buches noch ändert :D ❤️

yourssincerely1D ... die Nummer fünf. Aufregend das ganze ... ich hoffe, er hat dir gefallen ❤️

Lots of love
Michelle xx

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