Türchen 2
Harry
(SusiiTomlinson)
"Harold!" schrie mein bester Freund Niall, während er durch die Tür der Bar stürmte und dabei eine Schneewolke hinein beförderte, die binnen Sekunden den Eingangsbereich weiß werden ließ. Ich verdrehte die Augen, schnappte mir den Wischmob und lief in seine Richtung. "Danke, habe ich gerade alles geputzt", begrüßte ich ihn und reinigte nun schon zum zweiten Mal heute den Bereich, damit unsere Gäste nicht ausrutschen würden.
Niall sah mich begeistert an, zog sich die schneebedeckte Mütze vom Kopf und präsentierte mir seine verstrubbelten, braunen Haare.
"Was grinst du so, hm?" fragte ich ihn.
"Hör auf so ein Grinch zu sein!" maulte er mich an, dann umarmte er mich fest und hielt mir sein Handy vor die Nase. Ich sah auf sein Display und dann wieder zu ihm. "Was soll ich da sehen?" fragte ich ihn, denn der Bildschirm war schwarz.
Irritiert sah Niall auf sein Handy, ehe er genervt seufzte und es entsperrte. Dann hielt er es mir wieder vor die Nase. "Kommt dir der bekannt vor?" fragte er grinsend. Ich überflog die Zeilen und stockte, als ich ein Foto von Louis Tomlinson auf dem Display sah. Sofort las ich weiter. Die Anzeige, in der er einen Fake Freund für Weihnachten suchte, ließ meine Augen groß werden. Er sprach über seine Witzigkeit und dass er niedlich war. Das war er wirklich, und wie er niedlich war.
"Ist das ein Witz?" fragte ich Niall leise.
"Harry, das ist dein Moment!"
Erschrocken sah ich Niall an, der mich weiterhin mit so viel Begeisterung ansah, dass man denken könnte, er hätte seine Weihnachtsgeschenke bereits erhalten. "Mein...mein Moment? Nein...ich...vergiss es!" stammelte ich.
Niall lachte auf. "Wieso nicht?! Harry, du himmelst diesen Kerl seit dem Moment an, in dem er vor einem halben Jahr die Bar das erste Mal betreten hat. Und wir wissen beide, dass ich recht habe!" argumentierte er und ich wurde rot, konzentrierte mich auf das Aufwischen des geschmolzenen Schnees. "Stimmt doch gar nicht", murmelte ich.
"Nein, ist voll gelogen. Du kriegst nur immer Herzaugen, sobald er den Raum betritt", antwortete Niall mit vor Sarkasmus triefender Stimme, während er in Richtung Mitarbeiterraum verschwand. "Ich sage, du solltest es tun! Das ist noch immer besser, als ihn die ganze Zeit heimlich zu beobachten wie ein Verrückter!"
Ich wurde rot und schüttelte leicht den Kopf, während ich den Wischmob wieder wegpackte und zu meinem Platz hinter der Bar zurückzog. Hier fühlte ich mich wohl. Während Niall als Kellner den ständig Menschenkontakt liebte, bereitete ich lieber in Ruhe Drinks zu und hielt mich im Hintergrund. Ich bewunderte Niall für sein selbstbewusstes Verhalten, war ich selbst doch lieber ruhig und beobachtete mein Umfeld. Für Interaktionen mit fremden Menschen fehlte mir anscheinend ein Gen, von dem mein bester Freund gleich doppelt so viele bekommen hatte. Als er zurück aus dem Raum zu mir kam, musste ich bei seinem Anblick laut lachen. Er trug einen Weihnachtspullover, auf der Brust prangte ein Comichund, der eine Lichterkette im Maul hatte und auf dem Kopf eine Weihnachtsmütze trug. Der rot-weiß gestreifte Pullover war ihm zu groß und er sah darin ein wenig verloren aus.
"Du siehst lächerlich aus, Horan", sagte ich noch immer lachend.
Er winkte ab. "Ich sehe grandios aus und wir wissen es beide", antwortete er schulterzuckend.
Gemeinsam trafen wir die letzten Vorbereitungen für unsere "Christmas Quiz Night", die jährlich stattfand und sich meistens großer Beliebtheit erfreute. Niall und ich hatten zeitgleich in der Bar angefangen, so hatten wir uns kennengelernt. Seitdem waren wir unzertrennlich und verbrachten sogar die meiste Zeit unserer Freizeit miteinander.
Die Bar füllte sich stetig und es dauerte nicht lange, bis Niall vollkommen eingespannt war und die meisten Plätze besetzt waren. Als sich die Tür das nächste Mal öffnete, biss ich mir fest auf die Lippe, denn ich freute mich ein wenig zu sehr über die neuen Gäste. Es war Louis, der die Bar betrat gemeinsam mit seinen Freunden. Bei seinem Anblick wurde mir augenblicklich ein wenig wärmer und ich drehte mich weg um mein Lächeln zu verstecken.
"Na, da ist ja dein Traumprinz", flüsterte Niall, der neben mir auftauchte, ins Ohr und ich warf ihm sofort einen mahnenden Blick zu.
Mit einem Lachen ging er und begrüßte die neuen Gäste, während ich einen Cocktail zubereitete und beobachtete, wie die Männergruppe sich an einen Tisch setzte und ein angeregtes Gespräch führte. Die ganze Aufmerksamkeit lag auf Louis, der wild gestikulierte und beim Erzählen ganz aufgeregt aussah. Er lachte so glücklich, dass ich automatisch grinsen musste. Kopfschüttelnd senkte ich den Blick auf das Glas vor mir.
"Ist der Cocktail fertig, oder hast du vor lauter Starren vergessen wie er geht?"
Genervt sah ich zu Niall, stellte ihm den Cocktail auf die Bar. "Jetzt hör auf!" maulte ich ihn an, woraufhin ich ein Zwinkern erhielt, bevor er wieder verschwand. Dann nahm er das Mikrofon in die Hand und stellte sich in die Mitte des Raumes, vor meine Bar.
"So, meine lieben Gäste! Herzlich Willkommen zur Christmas Quiz Night!" rief er und die Gäste fingen an begeistert zu klatschen.
"Lasst uns direkt zur Sache kommen! Ich hoffe, ihr seid alle bereit und habt eure Weihnachtsfakten auswendig gelernt, denn wer heute verliert, der bekommt von uns einen Sack Kohlen!" sagte er mit einem frechen Augenzwinkern, entlockte den Menschen im Raum damit ein Lachen. Ich beobachtete ihn fasziniert, während er ganz in dem Moment aufging. "Welches Team heute die meisten Punkte bekommt, gewinnt übrigens etwas ganz Besonderes! Ihr bekommt nämlich", Er sah zu mir. "Trommelwirbel!"
Mit hochrotem Kopf warf ich ihm einen bösen Blick zu, dann trommelte ich mit den Fingern auf der Bar und er lachte, sah wieder zu den Gästen. "Ihr habt am Nikolaus die Bar ganz für euch, Getränke for free natürlich! Macht eine Nikolausparty, trinkt nur als Team, wie ihr wollt! Die Bar samt Personal gehört am sechsten Dezember euch!"
Die Menge fing an zu johlen und ich lachte, sah zu Louis, der völlig begeistert schien und auf seine zwei Begleitungen einredete, während er fast von seinem Stuhl aufsprang. Schmunzelnd machte ich weiter Getränke, während ich an die Anzeige dachte und für einen Moment überlegte, ob ich ihm vielleicht doch anbieten sollte, die Rolle als falscher Freund zu übernehmen. Als er vor einem halben Jahr die Bar zum ersten Mal betreten hatte, war ich hin und weg von ihm gewesen. Ich fragte mich seit diesem Tag, ob er wohl auch eine tolle Persönlichkeit hatte. Seine blauen Augen leuchteten immer so warm und herzlich, doch ich hatte ja schließlich noch nie mit ihm gesprochen. Er hatte mich bis dato vermutlich noch nicht einmal bemerkt, denn niemand achtete auf den Mann hinter der Bar. Ich wusste tatsächlich nur von Niall, wie Louis hieß.
Während Niall anfing, die erste Frage vorzustellen, musterte ich Louis weiter und dachte nach. Vielleicht hatte Niall recht, vielleicht war das meine Chance. Die Anzeige, die ich heimlich selbst auf meinem Handy geöffnet hatte, war niedlich geschrieben und sie war noch relativ neu, er hatte sie gestern erst hochgeladen. Vielleicht hatte ich ja Glück und es hatte sich noch niemand darauf gemeldet. Aber würde ich mich das trauen? Unsicher kaute ich auf meiner Lippe herum, während ich ihn weiter beobachtete. Der kurze Funken hat Selbstvertrauen schwand, denn er sah keine Sekunde zu mir, seine Augen lagen vollständig auf seinen Freunden und auf Niall. Ich seufzte leise, sah zu Niall.
"Also Frage Nummer drei! Wer hat den Adventskalender erfunden? War es A, ein englischer Pfarrer im neunzehnten Jahrhundert...oder B, die Römer oder C, die Schokoladenindustrie?" fragte er in die Runde.
Einen Moment war Stille. "Es ist A!" rief Louis und Niall zeigte auf ihn. "Sehr richtig!"
Die anderen Gäste klatschten begeistert, während Louis aufsprang und seinen beiden Freunden ein High Five gab. Wieder musste ich grinsen, sie schienen so viel Spaß zu haben. Der Abend verging wie im Flug und als Niall die Gewinner bekannt gab, es handelte sich um Louis' Gruppe, johlten sie laut und fielen sich in die Arme.
Mit breitem Grinsen kam Niall zu mir gelaufen. "Sie wollen Mexikaner! Jeder zwei, machst du mir die bitte?" fragte er.
Ich nickte sofort, stellte sechs Shotgläser vor mir auf und befüllte sie, ehe ich sie auf Niall's Tablett stellte und ihn ansah. Seine Augen musterten mich und er lächelte. "Willst du's tun?" fragte er mich.
Unsicher nickte ich. "Großartig!" rief er aus und kam hinter die Bar, umarmte mich fest. "Mach es wenn er aufs Klo geht! Dann ist er allein!"
Ich wollte protestieren, doch Louis lief in diesem Moment an uns vorbei. Niall stoppte ihn. "Hey! Eure Mexikaner sind fertig!" sagte er zu ihm und hob das Tablett hoch, lief dann grinsend an ihm vorbei zu seinem Tisch. Louis lachte leise und ich nahm all meinen Mut zusammen, bevor er weitergehen konnte.
"Hi", sagte ich unsicher.
Der Braunhaarige sah mich an und fing sofort an zu lächeln. "Was geht?" fragte er und ich nickte leicht, atmete tief durch und versuchte, meine Nervosität zu besiegen. Doch das Zittern in meiner Stimme würde mich vermutlich so oder so verraten.
"Ich...also ich hab deine Anzeige gesehen in der Nachbarschaftsapp. Ich...also, ich wollte gern wissen ob die Stelle noch frei ist?"
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