Kapitel 1: Leere


Hi, dies ist meine erste eigene Geschichte. Ideen dafür spukten schon länger in meinem Hinterkopf rum und ich dachte es ist endlich Zeit dafür sie mal zu Papier zu bringen.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe es gefällt euch. Für Anregungen bin ich gerne offen und freue mich über eure Meinung und Gedanken!

Jetzt viel Spaß mit dem ersten Kapitel!


Die strahlende Mittagssonne versprühte die erste Wärme des Jahres und der Fahrtwind pfiff ihr um die Ohren. Emily trat kräftig in die Pedale ihres Fahrrads. Nur weg von dem öden Alltag der Schule und rein in die Osterferien! Endlich hatte sie ihre letzte Klausur vor den Ferien hinter sich gebracht und konnte endlich mal durchatmen. Emily wusste, dass sie der Lernstress vor den Abiturprüfungen noch schnell genug wieder einholen würde, aber jetzt konnte sie an nichts anderes als den bevorstehenden Urlaub denken. Zehn Tage Sonne und Entspannung, was konnte es gerade besseres geben?
Die Vögel zwitscherten laut in den Bäumen um sie herum und es schien dem brünetten Mädchen, als würden sich die Buchenbäume um sie herum heute das erste Mal dieses Jahr in ihrem intensivgrünen Blätterkleid präsentieren. An Tagen wie diesen war Emily froh kein Stadtkind zu sein, diese ersten schönen Frühlingstage in der Natur waren doch jedes Jahr wieder etwas besonderes. Sie sog die frische Luft ein, bevor sie aus dem Waldweg auf die Hauptstraße bog, um die letzten paar Hundert Meter zu ihrem Haus zurück zulegen.

Keiner hatte es so wirklich glauben können, dass ihre Mutter mit ihren ganzen Gewinnspiel Teilnahmen tatsächlich mal erfolgreich sein würde. Und doch hatte sie eine Nil Kreuzfahrt für die ganze Familie gewonnen und am nächsten Tag würde es schon losgehen. Als Emily die frohe Nachricht erhalten hatte, war ihre erste Reaktion Emma freudestrahlend anzurufen, um ihr das Gehörte freudig mitzuteilen. Ihre beste Freundin war ständig mit ihren Eltern auf Reisen hatte die Pyramiden und Sphinx bereits vor Jahren auf einem Trip besichtigt. Auch heute hatten ihre Eltern sie direkt von der Schule abgeholt und waren nun auf dem Weg in die USA, um die Ostküste entlang zu reisen.
Für Emily war dies die erste Reise außerhalb Europas und Emma hatte sich riesig für sie gefreut. Mit drei Kindern war es nun mal nicht so leicht einen großen Urlaub zu finanzieren, wie ihre Mutter nicht müde wurde zu betonen. So verbrachten sie ihre Familienurlaube meistens auf Campingplätzen, oder in günstigen Ferienwohnungen in Italien oder Frankreich. Ein Highlight war der England Urlaub letztes Jahr gewesen, bei dem sich Emilys großer Wunsch London kennenzulernen endlich erfüllt hatte.

Und jetzt sollte es wirklich nach Ägypten gehen! Das Mädchen stieg vom Rad und schloss die Garage auf, um es zu verstauen. Die Frühlingswärme auf der Haut verschaffte Emily ein Gefühl von unbegrenzter Freiheit und die Vorfreude kribbelte ihr im Bauch. Das Leben sah doch nicht so übel aus, mit solchen Aussichten. In diesem Moment konnte Emily alle düsteren Gedanken verdrängen, die sie die letzte Zeit so sehr geplagt hatten.
Der Urlaub würde sicher nicht schlecht werden und sie auf andere Gedanken bringen. Sie musste ihre Zukunft positiv sehen, sie hatte noch alle Möglichkeiten offen und konnte jeden nur erdenklichen Lebensweg einschlagen. Sobald sie die Haustür aufgeschlossen hatte, drangen ihr bereits aufgeregte Stimmen aus der Küche entgegen. Ihre beiden jüngeren Brüder und ihr Vater waren in eine aufgeregten Diskussion versunken, was sie alles einpacken sollten und ob die gewonnene Reise nun auch die Freizeitaktivitäten an Bord beinhalten würde.
Mit einem kurzangebundenen "Hallo" schritt Emily zügig an der offenen Küche vorbei und lief die Treppe hinauf in ihr Zimmer, wo sie sich auf dem Bett ausstreckte. Einfach mal Ruhe tat gut. Die letzten Tage waren wirklich anstrengend gewesen und jetzt hatte sie das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit das Gefühl, dass sie Alltagsbelastung mal etwas weniger geworden war. Sie schloss die Augen und versuchte ihren Kopf von all den Gedanken zu leeren, die sich immer in den Vordergrund drängen wollten. Emily spürte die Erschöpfung auf einmal über sich kommen und ehe sie sich versah dämmerte sie bereits in einen leichten Wachschlaf und alles wurde samtig dunkel um sie herum.

„Du hast Deinen Koffer ja immer noch nicht fertig gepackt!" dröhnte die hysterische Stimme ihrer Mutter durch die geschlossene Zimmertür an Emilys Ohren. Das Mädchen schreckte aus ihrem Schlaf hoch, als die Tür aufflog und ein Kopf mit blonden Locken wütend den Kopf hereinstreckte. „Bist du etwa am Schlafen, oder weshalb reagierst du nicht auf mein rufen? Es ist schon so spät und wir haben doch noch so viel zu tun!" Der Kopf verschwand nur Sekunden später wieder und Emily hörte nur wie sich die Schritte hektisch entfernten. „Niklas, wieso liegst du schon im Bett? Hier schaut es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen, und ich habe dir gesagt du sollst die Wäsche noch aufhängen!"
Emily versuchte die lauten Stimmen, die durchs Haus dröhnten auszublenden und streckte sich gähnend auf dem Bett. Schließlich machte sie sich an die Packliste, die sie bereits auf ihrem Schreibtisch vorbereitet hatte und nun ein letztes Mal durch ging. Es war jedes Mal das gleiche, wenn ein Familienurlaub anstand. Alle, allen voran ihre Mutter, waren im Packstress und es herrschte das reinste Chaos. Wie es schien hatten sie die anstehende Entspannung auch alle dringend nötig.

Bei diesem Rumgestresse sank Emilys Vorfreude wieder um ein ganzes Stück und sie fragte sich, wie sie diese zwei Wochen auf einem Schiff, zusammengezwängt mit Ihrer gesamten Familie in einer Kajüte überleben sollte. Wenn sie doch wenigstens jemanden hätte, den sie fragen könnte ob er nicht mit in den Urlaub fahren würde, damit es nicht immer dieses ewige Theater mit Ihrer Familie wäre.
Doch es gab niemanden. Gut Emma würde mit Sicherheit gerne mitkommen, aber sie war selber immer mit ihrer Familie auf Reisen und dazu kam Ihr Freund Toni, den sie in den letzten Monaten immer mehr beanspruchte. Benny war auch fort und sonst war da niemand, den Emily ernsthaft in Betracht ziehen würde zu fragen. Sie fühlte sich einsam. Das gab sie zwar nur sehr ungern zu, aber es entsprach einfach der Wahrheit.
Sie hatte nicht das Gefühl jemanden zu haben, an dem sie wirklich hing. Wenn sich die Möglichkeit bot, würde sie ohne zu zögern die Koffer packen und einen kompletten Ortswechsel vornehmen. Sie spielte schon länger mit dem Gedanken nach der Schule für einige Zeit ins Ausland zu gehen, zu reisen und neue Leute kennenzulernen. Es würde sich zeigen, ob dieser Urlaub sich irgendwie von den anderen tristen Familienurlauben unterscheiden würde.

Nachdem sie ihren Koffer fertig gepackt hatte war es endlich ruhiger im Haus geworden. Niklas und Leon mussten wohl bereits zu Bett gegangen sein. Es war auch schon spät, aber Emily fühlte sich wegen ihren Nachmittagsschlaf nicht wirklich müde und stieg die Treppe hinunter zur Küche, um sich einen Tee vorm ins Bett gehen zu kochen.

Im Flur blieb sie stehen, als sie ihren Namen plötzlich durch die fast verschlossene Wohnzimmertür hörte. Ihre Eltern unterhielten sich mit gedämpften Stimmen und Emily spitze die Ohren, um das Gesprochene zu verstehen. „...wird sie sich bestimmt freuen." Hörte sie die Stimme ihres Vaters. „Es wäre gut, wenn du die Karte heute noch vor der Abreise fertig bekommen würdest, schließlich ist ihr Geburtstag schon am Tag nach unserer Rückkehr. Das ist dieses Jahr wirklich alles etwas knapp und das zu ihrem 18. Geburtstag." Erwiderte ihre Mutter in leisem Tonfall. „Damit wird Emily nun wirklich bald erwachsen werden und das wird ihr sicher helfen sich besser über ihre Wünsche und Vorhaben im Leben klar zu werden." Emily wurde das Herz schwer.
Sie hatte heute wirklich nicht an ihren Geburtstag erinnert werden wollen. Anscheinend hatten sich ihre Eltern ein besonderes Geschenk für sie ausgedacht. Sie wollte es gar nicht wissen und lief nun ohne Tee die Treppen wieder hinauf. Auf ihrem Bett seufzte sie innerlich auf und versuchte sich wieder mit fröhlicheren Gedanken aufzumuntern. Doch wie ein Unwetter zog das vertraute Gefühl der Leere wieder über ihr auf. Wo war ihre gute Lane vom Nachmittag nur hin?

Die herannahende Freiheit lag wie ein schwerer Ballast auf ihren Schultern und es viel ihr schwer diese auch nur annähernd zu begreifen. Statt den Möglichkeiten in ihrem Leben offen entgegen zu treten, zog Sie sich in sich selbst zurück. Die Unzufriedenheit nagte an Ihr und das Gefühl der Nutzlosigkeit ließ Sie nicht los. Welchen Sinn hat das Leben, wenn wir am Ende doch sowieso alle sterben müssen?
Wozu plagen wir uns ab und versuchen nur mit allen Mitteln glücklich zu werden? Wozu? Diese Gedanken drängten sich immer wieder in Vordergrund.
Auch wenn es natürlich immer wieder schöne Momente gab. Es war nicht so, dass sie keine Freunde hatte. In Emma, Ihrer besten Freundin hatte Sie eine Seelenverwandte gefunden. Mit Ihr war einfach alles möglich! Es gab auch noch andere, mit denen es immer lustig war.

Sie hatte auch bereits einen Freund gehabt, mit dem die Beziehung allerdings nicht wirklich als ernst bezeichnet werden konnte. Sie waren mehrmals miteinander ausgegangen, hatten sich auch oft geküsst und schöne Momente verbracht. Zu mehr war es allerdings nie gekommen, da Benny schließlich ganz plötzlich mit seiner Familie weggezogen war und ihr nichts als einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte.
Ihre Familie stand hinter Ihr, das wusste Sie. Auch wenn Sie sich von Ihnen niemals verstanden fühlen würde. Ihre Mutter kümmerte sich zwar lediglich um die Hausarbeit, schien aber selbst damit nicht fertig zu werden. Und in letzter Zeit wurde die Situation zu Hause immer schlimmer. Ihre Mutter steckte in den Wechseljahren und wurde von Tag zu Tag unerträglicher. Ihr Vater war nicht oft zuhause, da er viel in seinem Job als Fernsehregisseur unterwegs war. Mit ihren beiden Brüdern kam Emily glücklicherweise gut aus, auch wenn der Altersunterschied in dieser Phase noch zu erheblich war, um gemeinsame Interessen zu teilen.

Trotz all dem gab es einfach kein Gefühl der Befriedigung in Ihrem Leben. Selbst wenn etwas wirklich Spaß machte, und Emily für wenige Momente Ihre Gedanken beiseiteschieben konnte, kehrte gleich darauf wieder dieses Gefühl der Leere zurück. Was muss ich bloß tun damit ich mich endlich einmal erfüllt fühle? Grübelnd lag Emily auf dem Bett und starrte zur Decke. Ihr Leben kam ihr vor wie ein schlechter Witz.
Sie hatte einfach das Gefühl, dass ein entscheidender Teil von ihr fehlte und ein großes Loch in ihr hinterlassen hatte. Vielleicht lag es an den fehlenden Erinnerungen ihrer ersten Lebensjahre. Niemand schien Emily erklären zu können, weshalb sie keine Eindrücke und Erinnerungen vor dem vierten Lebensjahr hatte. Es war, als hätte ihre Existenz erst mit dem Geburtstag, an dem ihr erstes Fahrrad und einen Schwimmkurs bekommen hatte, begonnen.

Jeder hatte doch wenigstens Bilder, Gefühle oder Impressionen im Kopf die weiter zurückgingen. Insbesondere da die Erinnerung an ihren vierten Geburtstag so präsent schien. Alles davor war ein Loch. Ihre Eltern verstanden ihr Problem nicht, und erzählten ihr was für ein lebhaftes und selbstständiges Baby sie gewesen wäre. Fotos schien es ebenfalls keine zu geben, ihre Eltern waren nie die großen Fotografen gewesen und Emilys Mutter hatte sich erst später eine Kamera zugelegt, um die Familienalben zu füllen.
Emily beschäftigte dieser Erinnerungsverlust allerdings sehr, sie hatte das Gefühl ihre eigene Identität nicht richtig zu kennen. Besonders mit ihrem 18. Geburtstag in so greifbarer Nähe schien dieser Verlust immer belastender, da sie nun langsam wirklich ihr eigenes Leben aufbauen musste. Grübelnd fielen ihr schließlich die Augen zu und Emily versank in einem unruhigen Schlaf.

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