7. Träumerei
Da die Sommermonate noch nicht vergangen waren, schien die Sonne relativ lang am Himmel und erleichterte mir den Spaziergang durch das Gehölz zu Theo's Haus. Peter hatte mich jedoch mit diesen Jägern ziemlich verunsichert und jedes Mal, wenn ich ein Rascheln oder Knacken wahrnahm, drehte ich mich schreckhaft um und spürte, wie mein Herz zu rasen begann und das Adrenalin durch meine Adern strömte. Kurz wartete ich ab, ob ein weiters Geräusch folge und setzte dann meinen Weg fort. Ich entwickelte so langsam eigenartige Paranoia und machte mich damit selbst verrückt.
Natürlich kam ich heil und erleichtert in der Gegend, in der Theo wohnte, an. Es war sehr ruhig dort und in der Straße standen nur wenige Häuser. Doch diese waren große Stadtvillen mit perfekt gepflegten Vorgärten, die sich nur reiche Leute leisten konnten. Obwohl meine Eltern auch gut verdienten, fühlte ich mich unerwünscht und einfach am falschen Ort.
Er wohnte ganz am Ende im Wendehammer in der Acht. Seine Villa bestand aus edlen weißen Ziegeln und tief blauen Kacheln. Ein kleiner Kieselsteinpfad führte zu ein paar Stufen, die hinauf zur überdachten Veranda liefen. Die Decke wurde mit Marmorsäulen gestützt, der Eingangsbereich war mit einer Schaukel, vielen Blumen und einer Fußmatte geschmückt und neben der Birkenholztür entsprang eine Fensterfront. Auch, wenn er mir nicht erzählt hätte, wo genau er lebte, hätte ich sein Haus erkannt, denn in seinem Vorgarten stand ein aus Holz geschnitzter kleiner Kojote.
Nach jedem weiteren knirschenden Stritt über die Steinchen, stieg meine Freude ihn wiederzusehen und ich vergaß völlig, was heute Nachmittag passiert war. Alle meine Gedanken drehten sich nur noch um ihn. Aufgeregt drückte ich den goldenen Klingelknopf und keine Minute später, öffnete Theo die Tür. Eine Welle aus Wärme und seinem angenehmen Duft kam mir entgegen.
"Hey", begrüßte ich ihn schüchtern. Er stand lehnend im Rahmen, lächelte mich mit seinen schneeweißen Zähnen an und streckte seinen Arm einladend in den Flur.
"Na, komm doch rein.", sagte er schließlich und ich betrat das Innere des luxuriösen Gebäudes. Das Weiß spiegelte sich ebenfalls hier drinnen wieder und die Raumaufteilung war sehr offen gestaltet.
Er nahm mir meine Jacke ab und führte mich eine Wendeltreppe hoch in sein Zimmer.
"Meine Eltern sind grade nicht zu Hause, sie arbeiten beide bei der Polizei und haben Nachtschicht. Wir können also in Ruhe reden.", erklärte er währenddessen und ich atmete etwas erleichtert auf.
So ersparte ich mir ein unangenehmes Vorstellungsgespräch und ich konnte mir sicher sein, offen über alles sprechen zu können, was mir unter den Nägeln brannte, ohne, dass jemand anders meine Geheimnisse belauschte und dann vielleicht weitererzählte.
In seinem Zimmer setzten wir uns auf sein Bett. Es sah aus, wie man sich ein ganz normales Jungszimmer eben vorstellte: Ein paar Sport- und Filmposter hingen an der Wand, ein Laptop stand auf dem Schreibtisch, Sportgeräte waren in einer Ecke verteilt und insgesamt entdeckte ich eher wenig Dekoration.
Vorsichtig begann ich unser Gespräch mit einer meiner vielen Fragen.
"Wissen deine Eltern, dass du, na ja..."
"Dass ich eine Chimäre bin? Nein. Ich denke, es wäre zu gefährlich für sie und ich möchte nicht, dass sie Angst vor haben und mich dann vielleicht verlassen würden. Es wäre einfach zu riskant. Es ist besser für uns alle, wenn sie weiterhin denken, ich wäre ein ganz normaler Teenager. Hast du deinen etwa gesagt, was du bist?", fragte er etwas erschrocken nach.
Ich verneinte jedoch und konnte seine Gründe, dieses Geheimnis für sich zu bewahren, nur zu gut nachvollziehen.
"Meine Eltern und ich stehen uns nicht wirklich nahe. Doch wüssten sie, dass ich ein Monster wäre, würden sie mich noch mehr verabscheuen, als sie jetzt schon tun.",meinte ich bedrückt.
Theo legte liebevoll seine Hand auf meine Schulter und versuchte mich wieder aufzubauen.
"Du bist kein abscheuliches Monster. Unwissenden Menschen fällt es einfach nur schwer, mit Lebewesen wie uns umzugehen. Ich finde, du bist wundervoll und perfekt so wieder bist, ganz ehrlich. Unsere Fähigkeiten sind nichts schlechtes, sondern etwas Besonderes."
Die Stelle, die er berührte, wurde warm und fing angenehm an zu kribbeln. Seine Worte machten mich unbeschreiblich glücklich und wenn ich mich nicht zurückgehalten hätte, wäre ich ihm vermutlich in den Arm gefallen. Niemand hatte je zuvor solch gefühlvolle und nette Dinge zu mir gesagt. Ich war sprachlos, fühlte mich endlich wieder von jemandem verstanden und konnte meinen Blick nicht von seinen himmlisch strahlenden Augen abwenden.
"D...du glaubst gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Danke...", schaffte ich dann doch irgendwie zusammenzusetzen.
Er stärkte mein Selbstvertrauen und vermittelte mir einen Zugang zu meiner eigenen Geborgen. Zu lange war es her gewesen, dass ich mich bei einem anderen Menschen wie zu Hause gefühlt hatte.
Bevor ich jedoch wieder zu aufdringlich werden würde, wechselte ich schnell das Thema und fuhr mit einer weiteren Frage fort.
"Ähm...Heute in der Schule, da hast du diese Sache mit dem Krallen gemacht. Würdest du es mir beibringen, bitte?"
Zuerst schaute er mich etwas unglaubwürdig an, verstand dann aber, wieso ich ihn darum bat.
"Du bist wohl noch nicht so lange ein Wolf, oder?"
Ertappt. Mein Ungeschick zeigte also tatsächlich, dass ich nicht den Hauch einer Ahnung von dieser neuen Welt hatte und ich nicht in der Lage war, meine Verwandlung zu kontrollieren.
"Nein, ehrlich gesagt erst seit ungefähr 2 Tagen.", antwortete ich also. "Ich weiß nicht, was an Vollmond mit mir passieren wird, vielleicht will ich das auch gar nicht. Aber meine erste richtige Verwandlung hätte ich irgendwie dann doch gerne schon hinter mir gehabt, damit ich mehr Gespür für meine Kräfte bekommen kann und so banale Dinge, wie das mit den Krallen, auf die Reihe bekomme."
Wieder versuchte er mich von meiner Ungeduld und Selbstkritik zu trennen.
"Sowas braucht eben seine Zeit. Wir sind keine Maschinen und selbst wenn, auch ein programmiertes Wesen könnte nicht mal ansatzweise mit derartiger Magie zurechtkommen. Mach' dir keine Gedanken, alles wird so kommen wie es kommen soll und auch zum richtigen Zeitpunkt."
Ich bewunderte seine Selbstakzeptanz und Zufriedenheit mit seinem Leben, mit er meinen Augen ein hoffnungsvolles Schimmern verlieh. Für mich war es unvorstellbar, nur einmal nicht selbstkritisch zu sein und immer das positive in allen Situationen zu sehen.
Dann erfüllte ein kurzer Moment der Stille das Zimmer. Ich dachte schnell über ein neues Gesprächsthema nach, damit dieses Schweigen nicht all zu unangenehm werden würde und wollte dann neugierig etwas mehr über ihn und seine Vergangenheit erfahren.
"Wie bist du eigentlich zur Chimäre geworden?"
Sofort erkannte ich an seinem Gesichtsausdruck, dass diese Frage sehr ungünstig war, denn er begann aufatmend eine Antwort zu geben.
"Das ist eine lange Geschichte. Ich wurde nicht als Werkojote geboren oder gebissen, wie es sonst der Fall ist. Ich wurde erschaffen, von Wissenschaftlern. Ich litt schrecklich und bin jetzt froh, frei von ihnen zu sein. Das alles ist schon eine Weile her und ich hoffe du verstehst, dass ich nicht gerne darüber sprechen möchte."
"Oh, entschuldige, das habe ich nicht gewusst. Es tut mir leid, was mit dir passiert ist.", entgegnete ich hastig und verlegen biss ich mir auf die Unterlippe.
Äußerlich schien ich ganz ruhig, doch innerlich tobte alles in mir. Warum hatte ich bloß nachgefragt?! Ich war so dämlich, war wütend auf mich selbst und wäre am liebsten auf der Stelle im Erdboden versunken. Ich wollte ihn nicht an sein Leiden erinnern und hatte ihn bestimmt total verletzt. Man Tandy, hättest du dich nicht zurückhalten können? Schlimmer konnte dieser Abend nicht mehr werden.
"Hey, alles ist gut. Ich hätte wahrscheinlich genau das gleiche gefragt. Mach' dir keine Vorwürfe." Verständnisvoll strich er mit seiner Hand über meinen Rücken.
Mir war es ein Rätsel, wie ich einen so liebenswerten Jungen nur verdient hatte. Ich machte alles mögliche falsch und er war immer noch nicht vor mir weggerannt, sondern blieb nach jedem nächsten Fehler sogar lieber an meiner Seite. Eigentlich gab es keine perfekten und fehlerfreien Menschen, doch ich konnte an ihm einfach nichts finden, was das Gegenteil beweisen würde.
"Du wolltest wissen, wie das mit den Krallen funktioniert?", fuhr er einen kurzen Moment später fort.
Ich nickte dankbar und er schloss seine Hand. Ruckartig öffnete er sie wieder und mit einem leisen ˋkling' schossen scharfe Klauen aus seinen Fingern.
"Wow.", hauchte ich erstaunt. Es wirkte so magisch und kinderleicht, wenn er es tat.
"Ich bin mir sicher, du kannst es auch.", sagte er aufmunternd. „Schließe die Augen und konzentriere dich. Stelle dir vor, wie du es schaffst. Dann schließe deine Hand."
Sanft nahm er seine Hand in meine und schloss meine Finger zu einer Faust. Selbst diese kleine Berührung löste ihn mir Nervosität aus und seine Körperwärme auf meiner immer kühlen Haut erschien mir, wie die angenehme Glut eines Lagerfeuers.
Ich war in Gedanken nur bei ihm, seiner Stimme und meinem Ehrgeiz, einen Teil meiner Verwandlung durchzuführen. Ich hatte ein klares Bild meiner Krallen in meinem Kopf und eine genaue Vorstellung von ihrem Erscheinen und als ich dann, wie bei Theo zuvor auch, ein leises Klingen hören konnte, wusste ich, dass ich es tatsächlich geschafft hatte. Aufgeregt öffnete ich meine Augen und blickte fassungslos auf meine zarten, jetzt sehr gefährlich aussehenden Hände.
"Ich hab's geschafft! Ich habe es wirklich geschafft! Kannst du es sehen?" Überglücklich schaute lachend ich in seine Augen, während meine Gefühle verrückt spielten, da alles es einfach intensiver war. Dieser klitzekleine Glücksmoment hatte mich in einen Adrenalin-Rausch gestürzt und ich wollte am liebsten für immer in diesem Zustand verharren.
Fröhlich spielte ich mit meinen neuen Spielzeugen und fragte mich dabei, ob es anders war, ein reiner Werwolf zu sein oder ob es keinen Unterschied machte, auch zum Teil mit einem anderen Wesen kombiniert worden zu sein. Also entschied ich mich, während ich sichergegangen war nichts falsches zu sagen, Theo genau diese Frage zu stellen.
"Wie ist es eigentlich so eine Chimäre zu sein? Gibt es Unterschiede zwischen Reinblütern und Mischlingen?"
„Also eigentlich verstehen sich Wölfe und Kojoten in der freien Wildbahn nicht wirklich, weil Wölfe Rudeltiere sind und Kojoten Einzelgänger. Bei mir selbst spüre ich keinen Unterschied.", erzählte er, beugte sich dabei etwas nach vorne, weiter in meine Richtung und berührte sanft mein Kinn.
"Und auch im Kontakt mit anderen habe ich gelernt, dass beide Spezies sehr gut miteinander zurecht kommen können...", hauchte er etwas leiser als zuvor. Seine Stimme begann tiefer und leichter zu werden.
Wie aus dem Nichts atmete ich deutlich schwerer, drohte kaum mehr Luft zu bekommen und mein starker Geruchssinn erfasste sein, mich durcheinander bringendes, Aftershave nur noch intensivierter. Ich konnte nicht mehr klar denken, seine plötzliche Nähe verdrehte mir den Kopf und er kam so dicht an mich heran, dass zwischen uns kein Blatt Papier mehr gepasst hätte. Ich spürte seinen Atem an meinen Lippen und war total überfordert. Aber auf eine gute Weise. Mein Herz klopfte wie verrückt, ich sah es schon aus meiner Brust herausspringen und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sollte ich ihn küssen? Wollte er mich küssen und wollte ich das überhaupt?
Wie am ersten Tag war ich ihm voll und ganz hingeben und war in seinen Blicken gefangen. Ich konnte hören, wie auch sein Herz zu rasen begann.
Immer wieder schaute er hinunter zu meinen Lippen und direkt danach wieder in meine Augen, wie in einem romantischen Liebesfilm. Seine Unsicherheit war irgendwie echt süß und zeigte mir, dass ich nicht allein damit war, mir viele Gedanken zu machen.
Er schluckte, atmete ein, zögerte kurz... Es machte mich kirre zu sehen, was er eigentlich tun wollte. Denn, war das nicht etwas voreilig? War es für sowas nicht zu früh? Viel zu früh?
Doch dann... küsste er mich. Er tat es wirklich!
Also ließ ich mich doch darauf ein, schaltete meinen Kopf aus und erwidertet es einfach. Es war der erste Kuss in meinem Leben und er war zärtlich und leidenschaftlich. Einfach perfekt. Genau so hatte ich es mir erträumt und es machte mich so unfassbar glücklich, dass Theo derjenige war, mit dem ich diesen Augenblick teilte. Es hätte keinen besseren Jungen gegeben, da war ich mir sicher.
Das Gefühl von explodierenden Sternen durchzuckte meinen ganzen Körper. Mein Bauch kribbelte, jede einzelne Sekunde, die unsere Lippen getrennt waren, kam mir vor, wie eine halbe Ewigkeit und sofort suchten wir wieder unseren Weg zueinander. Automatisch glitten meine Hände in seine weichen Haare und spielten mit ihnen. Er hielt mein Gesicht in seinen Händen und vermittelte mir, mich immer an seiner Seite wissen zu wollen und nie wieder getrennt von mir sein zu müssen. Genau dieses Verlangen hatte ich auch. Wir ergänzten uns und gehörten von nun an einfach zueinander, als wären wir Seelenverwandte. Ich hoffte so sehr, dass er es ernst mit mir meinte und das gleiche für mich empfand, wie ich für ihn. Diesmal konnte ich mich nicht in einem anderen Menschen getäuscht haben, es fühlte sich zu richtig an. Ich wollte nie wieder von ihm weg, nie wieder etwas ohne ihn unternehmen.
Theo pausierte nach einer Weile und ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht, jedoch bemerkte ich, dass er sein T-Shirt auszog und ich mich dabei ertappte, wie ich ungeduldig wartete, bis er es in die nächste Ecke des Zimmers schmiss. Es war das erste Mal, dass ich sah, wie muskulös und durchtrainiert er tatsächlich war. Sein Körper war einfach nur atemberaubend.
Wie aus einem Reflex heraus strich ich leicht mit meinen Fingerspitzen über seinen Oberkörper. Sofort verfielen wir wieder in einen Kuss und währenddessen, spürte ich, wie seine Hände mein Gesicht verließen, sich über meine Schultern an meine Taille herantasteten und er mich so bat, auch meinen Pullover auszuziehen.
Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich gleich schon beim ersten Treffen so weit gehen sollte, doch ich hörte auf mein Herz und es sagte mir, dass ich mir nichts lieber wünschen würde, als das hier. Also ließ ich mich von ihm ausziehen, bis ich schließlich nur noch in Unteräsche neben ihm saß.
Normalerweise hätte ich mich unwohl gefühlt, hätte meine Anziehsachen gesucht und wäre verschwunden. Jedoch war alles in seiner Anwesenheit anders und ich verschwendete keinen Gedanken an sonst vorhanden gewesenen Scham. Mit ihm wollte ich eine intimere Beziehung eingehen, denn bei ihm fühlte ich mich sicher.
Langsam drückte er mich auf sein Bett und setzte sich auf mich, während wir uns weiter küssten. Es war eine Explosion der Gefühle und Emotionen. Noch nie hatte sich etwas so gut und richtig angefühlt. Schmetterlinge tobten in meinem Bauch, eine Gänsehaut verteilte sich über meinen gesamten Körper und in meinem Kopf war nichts als Leere, nichts als Zufriedenheit. Ich war komplett in diesem Augenblick eingeschlossen, konzentrierte mich nur auf seine Berührungen und war einfach beflügelt.
Theo löste sich von mir, küsste meinen Hals und ging immer weiter hinunter. Jede Stelle, die er berührte, begann zu kribbelte, was mich leise zum aufstöhnen brachte und ich konnte es nicht zurückhalten, denn er gab mir alles, was ich mir von meinem Leben erhofft hatte: Glückseligkeit, Liebe und Verständnis.
Seine Lippen striffen meine Brust und meinen Bauch. Es war so unbeschreiblich schön, dass ich unbewusst meinen Oberkörper und meinen Nacken leicht anhob. Im ersten Moment, war es komisch und ungewohnt, aber es war einfach meine Reaktion auf seine Aktion und ich konnte nichts dagegen unternehmen, da ich selbst fast keine Kontrolle mehr über meine eigenen Bewegungen besaß. Ich tat das, was meine Gedanken mit mir machen wollten und was sich grade passend anfühlte.
So auf meine Emotionen fokussiert, bemerkte ich nicht, dass Theo ein Tau von seinem Nachttisch griff, es vorsichtig unter meinen Nackenwirbeln entlang führte, beide Enden überkreuz nahm und dann schlagartig fest zog!
Ich riss urplötzlich meine Augen auf, packte das Tau und hoffnungslos versuchte es von meinem Hals zu lösen. Doch egal wie sehr ich daran zog und zerrte, ich war zu schwach und er drückte mir immer mehr die Luft ab. Verzweifelt trat ich mit meinen Beinen, hoffend, dass er von mir herunterfiel. Aber natürlich brachte auch das nichts und es wurde immer schwerer neu an Sauerstoff zu gelangen.
In meinem Kopf kreiste einzig und allein die Frage ˋWARUM?'. Grade dann, als ich dachte, mein ewiges Glück gefunden zu haben, stellte sich heraus, dass ich, wiederholt, der falschen Person vertraut hatte. Zu glauben, er würde es ernst mit mir meinen und er hätte wahre Gefühle für mich gehabt, war ein großer Fehler gewesen.
Mir das einzugestehen, machte mich diesmal mehr traurig als wütend. Nichts hiervon war echt gewesen außer die Weise, wie ich empfand. Ihn jetzt so zu sehen, brach mir mein Herz. Er hatte es mir, wie mit einem Schwert durchbohrt und diese Wunde, würde für immer bleiben und nie verheilen können.
"Dachtest du wirklich, ich hätte keine Ahnung davon, was du für einen Anhänger trägst? Ich wusste, dass ein neuer auserwählter Werwolf erschaffen wurde und er hier in der Stadt ist. Aber es war Glück, das ausgerechnet du es gewesen bist. Die, die meine Partnerin bei einem jämmerlichen Schulprojekt geworden ist. Das nenne ich Schicksal. Es war fast zu einfach, dich zu mir zu locken, da du schon von Anfang an total auf mich abgefahren bist. Liebe kann so schrecklich sein, nicht wahr?", raunte er herrisch und genoß es, meine Hilflosigkeit mit anzusehen.
Ein verängstigendes Funkeln war in seinen Augen zu erkennen und er grinste mich mit einem Killerlächeln an. Er war plötzlich wie ausgewechselt. Genauso wie Peter hatte er mir nur etwas vorgespielt, um an mich und meine Macht zu gelangen, egal was es kosten möge. Eigentlich, hätte es mir von vorne an klar sein müssen, so schnell wie es mit uns beiden funktioniert hatte und trotzdem hätte ich nie daran gedacht, dass man sich in Menschen nochmals in diesem Maße täuschen konnte und hätte es auch nie für möglich gehalten, dass grade er zu solchen Dingen ihm Stande war.
Wie ich bereits erwähnte, eine Person kann einfach nicht perfekt sein und das war der beste Beweis dafür. Wie bei Peter hatte ich wohl die dumme Angewohnheit, das Pech magisch anzuziehen. Ich war endgültig verloren.
Es würde sich noch herausstellende, ob es besser gewesen wäre, ein Handy mitzunehmen, damit mich Peter finden könnte oder ob ich in Theo's Gefangenschaft ein leichteres Leben führen würde. Auf jeden Fall war eine Sache klar. Am aller besten wäre es gewesen, wenn ich beide nie getroffen hätte, jedoch konnte ich das nicht mehr ändern.
"Theo...bitte...", krächzte ich verbittert und schüttelte leicht den Kopf.
Meine Sicht wurde immer benebelter und alles begann undeutlicher zu werden, bis mir im letzten Moment ein fiel, dass ich ja meine Krallen benutzen könnte, um mich zu befreien. Doch ein flüchtiger Blick auf meine Hand verriet meinen Gedanken.
"Ah ah ah, was soll das denn werden?", fragte er böse schmunzelnd.
Daraufhin schnürte er das Tau nur noch fester und das Gegenankämpfen wurde unmöglich. Vor meinen Augen verschwamm sein Gesicht und es dauerte nicht lange, da wurde ich in die tiefe, endlose Schwärze gezogen.
Hallo 👋🏻
Wie versprochen ist hier ein langes, aufregendes Kapitel, welches mir zum Glück sehr leicht fiel. Ich bin sehr zufrieden und hoffe, dass es euch genauso sehr gefällt!
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