6. Ablenkung
Lange hatte ich noch regungslos auf dem verstaubten Stuhl in der alten Küche gesessen und über den bisherigen Tag nachgedacht. In meinen Gedanken verloren, hatte ich fast vergessen, dass ich mich ja mit Theo zum Lernen treffen wollte und starrte hektisch auf meine Uhr. Mittlerweile war es schon halb fünf, also blieb mir nicht mehr viel Zeit, um mich auf den Weg zu machen.
Ich musste schnell an etwas anderes denken, damit meine Laune sich heben konnte. Denn was sollte ich Theo schon sagen, wenn ihm auffiel, das mich etwas beschäftigte? Von dieser Sache durfte niemand etwas erfahren, auch nicht der Junge, den ich liebte und dem ich vertraute.
Doch bevor ich überhaupt die Möglichkeit dazu hatte, hinunter nach Beacon Hills zu gehen, musste ich Peter um Erlaubnis bitten. Wenn ich, ohne etwas zu sagen, einfach das Haus verlassen hätte, würde ich meine Eltern nie wieder sehen. Also lief ich verunsichert zu ihm, als er grade aus dem Badezimmer kam und anscheinend geduscht hatte. Kein einziger Tropfen Blut war mehr zu sehen und sein Körper war komplett geheilt. Es war beeindrucken, wozu so ein bisschen Werwolf-Magie im Stande war.
Ich fing ihn ab, bevor er wieder verschwinden konnte und sagte ihm, dass ich gehen würde, weil ich mich mit jemandem verabredet hatte.
"Ich bin jetzt weg. Ich treffe mich mit einem Freund, ein Schulprojekt bearbeiten.", merkte ich nur kurz an.
Natürlich verriet ich ihm nicht, mit wem genau ich an dem Projekt arbeitete, denn da Theo ein Werkojote war, kannte Peter ihn bestimmt. Und wenn er nicht gut auf ihn zu sprechen war oder er dachte, Theo würde mich auch ausnutzen wollen, um meine Macht zu benutzen, war die Chance, von ihm gehen gelassen zu werden, deutlich geringer.
Innerlich betete ich dafür, ihn endlich wiedersehen zu können, zu groß war meine Sehnsucht. Vor allem nach diesem schrecklichen Tag. Doch, wie erwartet, war er nicht begeistert von meiner Aussage gewesen.
"Du gehst nirgendwo hin.", knurrte er nämlich. "Abgesehen davon, dass ich nicht sicher sein kann, ob du wieder zu mir zurück kommst, bist du nicht in der Lage, dich zu verteidigen und dazu kommen die ganzen Jäger, die in der Nacht durch den Wald und durch die Stadt streifen. Wenn sie dich kriegen, ist mein Plan für nichts gewesen! Und nicht nur das: Grade wissen sie nicht, dass wieder Werwölfe in Beacon Hills herumlaufen. Es wäre gefährlich für dich und für mich!"
Etwas verwirrt von seiner Ansage über diese Werwolfjäger, von denen ich noch nie etwas gehört hatte, blickte ich ihn zuerst nachdenklich an, denn an sich war dieses Argument echt gut. Vor allem, weil ich nicht einmal gewusst hatte, dass Menschen solche Kreaturen wie mich jagen würden und so ihr Leben aufs Spiel setzten. Doch ich wusste, dass Peter sich eigentlich kein Stück um mich, sondern um meine Kräfte sorgte und mir nur deshalb verbot, jetzt noch rauszugehen.
Und genau dieser Aspekt machte mich unfassbar wütend. Ich würde zurückkommen, denn er hatte meine Eltern! Und selbst wenn mich diese Jäger schnappen würden und mich töteten, wäre ich immerhin mein grausames Leben los und hätte meine Freiheit wieder.
"Diese Jäger sind mir sowas von egal! Ich habe dir deinen blöden Alpha verschafft und bin bereit auf Ewig deine dumme Marionette zu spielen! Weil du meine Eltern hast, musst du dir keine Sorgen um meine Rückkehr machen! Also lass mich einfach meinen langweiligen Schulkram erledigen, damit ich mich ablenken kann!", brüllte ich deshalb ihn an und ich war echt verblüfft, denn, wow, das war mal eine selbstsichere Reaktion. Um ehrlich zu sein, tat es mir wirklich gut, meinen Frust durchs Schreien rauszulassen und da Peter Schuld daran hatte und er der einzige in meinem Umfeld war, bekam er alles ab.
Peter musterte mich jedoch verärgert, zögerte kurz und stöhnte auf.
"...Wehe du lässt dich von den Jägern erwischen. Ich will dich nicht aus ihren Fängen befreien müssen. Und ich werde ab sofort nicht immer so gnädig mit dir sein, hasst du gehört?"
Er bereute seine Entscheidung jetzt schon, doch er konnte darauf vertrauen, dass ich auf mich aufpassen konnte. Glücklich lächelte ich ihn an, öffnete noch schnell meine Haare, da mein Zopf total zerzaust war und verschwand mit einem sarkastischen: "Ja ja, schon kapiert. Du bist hier der Böse, ich habe mich brav unterzuordnen und wenn ich nicht nach deiner Pfeife tanze, tötest du meine Eltern. Danke, dass du mich an meine beschissene Situation erinnerst."
Ich glaube, es kam ein bisschen frecher rüber, als ich es geplant hatte, weshalb Peter grimmig die Augen zusammen kniff und sich zurückhalten musste, nicht auf mich loszugehen. Ich war jedoch schon lägst über die Türschwelle hinweg tiefer in den Wald gelaufen und ignorierte seine garstigen Blicke.
Das Handy, das ich von ihm bekommen hatte, ließ ich aus Sicherheitsgründen versteckt in einem Baumstumpf liegen. Wenn er mich kontrollanrufen sollte und Theo dann, wegen seines guten Gehöres, seine Stimme erkannte, da er mit Sicherheit auch von Peter gehört hatte, wenn sogar Alec ihn gekannt hatte, würden nur unvorteilhafte Fragen aufkommen und ich wollte nicht riskieren, dass er mitbekam, dass ich Peter's Drecksarbeit erledigte und er mich unterdrückte. Zudem konnte er bestimmt das Handy mit dem GPS orten und dann würde ein riesiges Chaos ausbrechen.
Hallo 👋🏻
Und Kapitel sechs ist raus! Es ist etwas kürzer als die anderen geworden, weil es eher als Übergang dient, doch ich versichere euch, das Siebte wird länger und vor allen spannender. Schonmal im Voraus, wer nicht so gerne Szenen für etwas ältere ließt, sollte das Kapitel überspringen.😇
Und es freut mich, dass so viele Leute meine Geschichte lesen, ihr versüßt meine Tage🤗
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top