16. Neue Freunde
"Also, das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen.", sagte ich zu Theo, als er kurzerhand meinen Arm ergriff und mich in eine Mall zog.
"Wie ich bereits erwähnte, für meine Werwölfin nur das Beste."
Nachdem wir aus der Tierklinik verschwunden waren, luden wir Roxy und Milo bei ihm Zuhause ab, fuhren allein weiter zu einem Diner und bestellten etwas zu Essen. Es war komisch gewesen nur mit ihm dort zu sitzen, liebreizende Blicke von älteren Damen abzubekommen, die uns anschmachteten, weil junge Liebe ja so schön sei und sich dabei wie ein ganz normales Mädchen zu verhalten, dem es gut ging und das keinerlei Sorgen hatte.
Als er dann für mich mit bezahlt hatte, bestand er noch darauf, mir neue Kleidung in dieser riesigen und super teuren Mall zu kaufen, die er mir natürlich spendieren wollte. Ich fühlte mich so fehl am Platz, sah die ganzen reichen Menschen in ihren Anzügen und edlen Kleidern, fragte mich, wie Theo nur an so viel Geld kommen konnte und wollte einfach nur weg von hier. Er sollte nicht so tun, als würde ich ihm etwas bedeuten, war auch sehr gut allein im Stande, meine Klamotten zu kaufen und hatte es satt, mich von ihm herumkommandieren zu lassen. Das würde der schrecklichste Shopping-Trip aller Zeiten werden.
"Was ist eigentlich mit der Schule? Wie willst du der Direktorin meine unentschuldigten Fehltage erklären?", fragte ich etwas zu besserwisserisch klingend nach, während wir aus dem Calvin Klein Shop marschierten. Ja, wir hatten hier leider auch Unterwäsche besorgt, die ich aber allein anprobiert und jedes Teil, das er für gut befand, abgelehnt hatte.
"Du sorgst dich um so unwichtige Dinge wie Schule? Das meinst du nicht ernst.", lachte er auf, doch ich funkelte ihn böse an. "Oke, schon gut. Tut mir ja leid, ich wusste nicht, dass es für dich so viel Priorität hat. Ich habe uns bis auf weiteres entschuldigen können, mit ein bisschen rumgeflunker und ausgedachten Geschichten. Also wunder dich nicht, falls irgendwer dir komische Fragen stellt, wenn du wieder da bist, was vielleicht aber auch gar nicht mehr passieren wird, wenn ich erstmal den Ring besitze."
"Das ist kein Spaß, Theo! Was zum Teufel hast erzählt!?", grummelte ich harsch, versuchte meinen Ärger zu unterdrücken und schnaubte ihm entgegen.
"Woah, immer langsam mit den jungen Pferden. Ich habe gesagt, dass du grade psychisch etwas labil bist, eventuell eine Depression entwickeln könntest und dir deshalb Hilfe gesucht hast. Deine Eltern können sie sowieso nicht danach befragen, sie sind wieder auf Geschäftsreise gefahren und unerreichbar."
Diese Antwort gehörte ja wohl zu den schlimmsten aller Ausreden der Welt! Was sollten die anderen jetzt nur von mir denken? Sie würden mich wie einen zerbrechlichen Gegenstand behandeln oder mich als Soziopath abstempeln, was grade nun wirklich nicht in mein Leben passte.
Und genau deshalb schrie ich: "Ich soll psychisch labil sein, ich?! Und was bist du dann!?", was aber ein gewaltiger Fehler war, denn plötzlich starrten uns alle Menschen um uns herum an und begannen zu tuscheln. Vor Peinlichkeit wurde mein Gesicht knallrot, verlegen blickte ich zu Boden und hielt mir meine Hände vor den Mund.
"Sehr gut gemacht, jetzt sind wir der neue Tratsch bei jedem Kaffeekränzchen. Los, lass uns schnell ans andere Ende der Mall verschwinden.", flüsterte er mir zu, lächelte die Leute unschuldig an und führte mich durch die hohen, mit Gold verzierten Gänge hindurch. Derweilen blieb ich stumm, beobachtete nur, wie ich einen Fuß vor den anderen setzte und kaute nervös auf meiner Unterlippe.
Zwar bekamen wir ab und zu noch ein paar angeekelte Blickte an den Kopf geworfen, wurden jedoch sonst nicht angesprochen und so weit in Ruhe gelassen, während wir in die Läden spazierten. Mit Tüten voller teuren Hosen und Oberteilen, ließen wir uns in einem kleinen Café in der Food-Ebene nieder, wo Theo erschöpft auf den Stuhl fiel und aufkeuchte. Er fragte mich, wie ich es denn schaffte, nach dem ganzen Rumgerenne noch so fit zu sein, woraufhin ich nur meine Augen verdrehte und nichts erwiderte.
Ich nutzte die Gelegenheit ihn bei einem Kaffee etwas auszufragen, solange wir hier noch gelassen herumsaßen und die Beschaffung des Ringes, der mir mein letztes Bisschen Entscheidungskraft rauben würde, nicht das Thema des Tages war. Ich hatte keine große Lust, lange um den heißen Brei herumzureden, weshalb ich direkt begann, ihn mit meinen Gedanken zu konfrontieren.
"Wo ist eigentlich Marie-Lou? Ich schwöre, ich werde dich blutig schlagen, wenn ihr etwas passiert ist.", sagte ich noch relativ ruhig, nahm einen kleinen Schluck Kaffee und stellte die Tasse zurück auf den Tisch.
"Mhm, du sorgst dich also noch immer um deine Freundin?"
"Natürlich!", antwortete ich entsetzt und blickte Theo verdattert an.
"Na dann will ich ehrlich zu dir sein. Keine Angst, ihr geht es gut. Ich habe sie nach Hause geschickt. Als ich dich für tot geglaubt hatte, habe ihr aber nicht erzählt, was geschehen war, um ein Drama zu vermeiden.", entgegnete er.
Erleichtert atmete ich auf, strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und ließ mich froh in die Lehne des Stuhls sinken.
"Jedoch...", sprach er da plötzlich weiter, als er mir in die Augen sah, seine Ellenbogen auf den Tisch stützte, seine Hände ineinander verschränkte und verdächtig amüsiert lächelte. "...habe ich versprochen sie persönlich umzubringen, falls sie nur ein Wort darüber verlieren sollte, was ihr oder dir zugestoßen ist und was sie gesehen oder gehört hat."
Im ersten Moment klappte mir nur leicht der Mund auf, doch nachdem ich länger darüber nachgedacht hatte, war es wahrscheinlich das beste gewesen, was hätte passieren können. Wenigstens war sie nun wieder bei ihren Eltern, konnte ganz normal weitermachen und war, mehr oder weniger, in Sicherheit, auch, wenn es sie vielleicht quälte bezüglich meines Befindens in Ungewissheit leben und ab jetzt für immer mit einer Bedrohung hinter dem Rücken klarkommen zu müssen. Ich konnte gut verstehen, wie schwer das alles für sie war und wie sehr sie sich selbst unter Druck setzen würde, nicht aus Versehen etwas falsches zu sagen.
Ich vermisste sie, wollte am liebsten bei ihr sein, mit ihr quatschen, Filme gucken, Eisessen oder einfach nur in einer klaren Nacht auf dem Dach ihres Hochhauses in den unendlichen Sternenhimmel New York's blicken. Ich wollte wenigstens noch einen letzten Tag mit ihr verbringen, ihr Lächeln und ihre Freude sehen und alle Sorgen vergessen. So einsam wie mein Leben auch oft gewesen sein mag, mit ihr war jede Minute Gold wert, jeder Moment ein unvergessliches Erlebnis und jeder Tag ein Abenteuer für sich.
Wie sehr wünschte ich mir doch, normal sein können, von vorne zu beginnen, alles anders zu machen und jeden Atemzug genießen zu können. Grade war einfach alles anders als geplant. Ich war nicht normal, sondern übernatürlich, ich konnte nicht von vorn beginnen, sondern wurde in eine unterdrückende Zukunft geschleift und ich war nicht in der Lage nur irgendetwas zu genießen, sondern suchte eher nach Auswegen, um die Geschehnisse zu beenden, kämpfte jede einzelne Sekunde damit, nicht die Hoffnung zu verlieren oder verrückt zu werden und sah nichts als Qualen, wenn ich an mein späteres Leben dachte.
Und obwohl ich das alles hier so schnell wie möglich beenden wollte, musste ich zugeben, dass ich gleichzeitig auch Angst vor der Normalität hatte. Denn wer war ich schon ohne meine Werwolfseite? Wollte ich meine Fähigkeiten aufgeben, um zu den Eltern zurückzukehren, die mir keine Beachtung schenkten? Wollte ich wieder das Mädchen sein, das in Beacon Hills keine Freunde hatte? Wollte ich wieder ein Niemand sein..?
Nein, ich durfte mich nicht selbst so herunter reden! Ich war Jemand! Ich brauchte keine magischen Kräfte, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen und von anderen gemocht zu werden. Mir sollte egal sein, was andere von mir hielten, was sie von mir erwarteten, damit ich ihnen genügte. Ich war ich und das würde sich auch niemals ändern!
Jetzt war der Wolf ein Teil von mir, doch was ich fasst übersehen hatte war, dass ich mich eben nicht verändert hatte. Ja, ich war stärker, haariger und gefährlicher, aber an sich verhielt ich mich genauso wie vorher auch. Da waren noch immer meine Ängstlichkeit, meine Unsicherheit, meine Gutgläubigkeit und auch meine Selbstzweifel. Mein Liebenswürdigkeit, meine Kreativität, meine Hilfsbereitschaft und meine Aufopferung.
Ich sollte nicht versuchen mich ändern zu wollen, ich sollte versuchen, mein Schicksal in meine eigenen Hände zu nehmen, das zu tun, was ich schon immer tun wollte, ich sollte einfach nur ich sein und mich von nichts und niemandem beeinflussen lassen. Nun war mir klar, das ich Theo entgegentreten musste und das am besten, wenn wir es geschafft hatten, den Tempel zu öffnen, damit er abgelenkt war und ich ihn dort einsperren konnte, falls ich es nicht hinbekam, ihn auf die gute Seite zu ziehen.
Ich wusste, es würde nicht leicht werden, dass ich bis dahin auch noch viel an meiner Selbstsicherheit arbeiten musste und ich wahrscheinlich, öfter als gewünscht, erneut zweifeln und abrutschen würde, jedoch musste ich im Hinterkopf behalten, dass ich das alles nur für eine einzige Person tat. Für mich! Und aus diesem Grund, würde ich es schaffen, wenn auch allein, meine Freiheit und Freude zurückzuerlangen, ohne zu sterben und ohne selbst jemanden zu töten.
Nachdem wir endgültig fertig waren, alles Nötige aus der Mall zu besorgen, luden wir die Sachen bei Milo und Roxy ab und verschwanden danach auch sofort wieder. Er zwang es mir unbedingt auf, mich mit zu seinem Lacross-Training auf dem Campus der Schule schleppen zu müssen, um auf mich Acht zu geben. Anscheinend vertraute er seinen beiden Chimären doch nicht so viel zu, wie ich Anfangs erwartet hatte.
Während er in die Umkleide rauschte, suchte ich mir ein gemütliches Plätzchen mittig und relativ weit unten auf der Tribüne. Viele der Spieler hatte ich noch nie zuvor gesehen oder nur mal auf den Gängen der Schule wahrgenommen, doch andere waren mittlerweile wirkliche Berühmtheiten geworden. Beispielsweise war da Liam Dunbar, der in meinen Jahrgang ging und echt richtig gut spielte. Und dann war da noch der Trainer der ganzen Truppe, der einzig wahre Scott McCall, der die Highschool schon beendet hatte, aber nach dem Abgang vom Coach seinen Job übernahm. Er hatte selbst in seiner Zeit hier sehr, sehr gut Lacross gespielt und das Team oft genug zum Sieg geführt.
Dass Theo jedoch auch so begeistert von diesem Sport war, hätte ich nicht gedacht. Für mich war er immer dieser typische Gym-Gänger gewesen, der Proteinshakes trank, genauestens auf seine Ernährung achtete und Muskeln für ihn alles waren. Aber Teamsport? Team? Nein, dafür war er viel zu egoistisch.
Als sich alle auf dem Spielfeld aufgestellt hatten und Scott die Spieler ein paar runden um den Platz laufen ließ, kam er auf Theo zu gerannt und hielt ihn auf. Sein Blick verriet überraschte Verwirrung, aber trotzdem klopfte er ihm begrüßend auf die Schulter und zog ihn in eine freundschaftliche Umarmung. Anscheinend kannten sich die beiden wirklich gut, wirkten wie alte Freunde, was mich zum grübeln brachte, denn immerhin ging er noch in die Schule und hatte nicht zusammen mit ihm seinen Abschluss gemacht.
Sie begannen ein bisschen zu plaudern und da ich einfach viel zu neugierig war, nutzte ich mein neues Gehör, um zu spionieren und sie zu belauschen. Zwar dauerte es eine Weile, bis ich mich genau auf diesen bestimmten Punkt konzentrieren konnte und nicht zum Gekeuche der Spieler abschweifte, aber nachdem ich es einigermaßen geschafft hatte, hörte ich ihre Stimmen nur all zu deutlich.
"Hey, Theo alter Kumpel. Was machst du denn hier?", lachte Scott da auch schon und knuffte seinen Oberarm.
"Ich brauchte etwas Ablenkung und Sport schien mir genau das Richtige zu sein. Und, ich wollte meinen guten Freund wiedersehen.", antwortete er direkt und lächelte ihm ebenfalls entgegen. "Wie geht es Stiles denn, seitdem er bei der Polizei ist?"
"Ganz gut, er blüht richtig auf. Aber trotzdem vermisst die Gefahr auf seine komische Art und Weise. Er erzählt mir immer, wie aufregend und spaßig es im Endeffekt immer gewesen war, gegen all die Monster zu kämpfen und Beacon Hills zu beschützen."
"Das kann ich gut verstehen. Mir hat es auch einen richtigen Kick geben, als wir damals zusammen gegen die Schreckensärzte und gegen die Reiter angetreten waren. Doch ein bisschen Ruhe, denke ich, schadet uns auch nicht.", erzählte Theo euphorisch, während ich nur perplex zu den beiden Jungen hinüber starrte und nicht wusste, was ich denken sollte.
Wenn Scott über die Ärzte Bescheid wusste und sie sagten, dass sie beide zusammen gekämpft hatten, musste er auch ein übernatürliches Wesen sein, ohne Zweifel. Aber warum hatte ich dann nie etwas davon mitbekommen? Von den ganzen Monstern und Gefahren?
Ich erinnerte mich daran, wie vor ein paar Jahren ein großer Berglöwe durch die Stadt gejagt war und so einen Mister Lahey getötet haben soll, doch selbst gesehen, hatte ich ihn nicht. Oder vor einem Jahr, da verschwanden plötzlich viele Bewohner aus der Gegend und keiner wusste so recht, was geschehen war, aber nachdem alle heil zurückgekehrt waren, hatte sich niemand mehr darum gekümmert. Und das sollten alles Monster gewesen sein?
Das war doch eine gute Gelegenheit, um meine Aura-Gabe zu üben und sie besser unter Kontrolle zu bringen. Ich schloss meine Augen, versuchte mich zu konzentrieren, die Energie der Auren zu spüren und mir vorzustellen, wieder diese ganzen Lichter und Schleier zu sehen und tatsächlich fühlte ich ein Kribbeln, einen Strom an Wärme, der meinen Körper durchzog und wie angenehme Sonnenstrahlen auf meiner Haut kitzelten. Es war ein unbeschreiblich schönes und machtvolles Gefühl, welches sich nicht wirklich mit anderen vergleichen ließ, aber es war da. Kurz spürte ich die Sitzbank kaum noch unter mir und schien für einen Moment schwerelos zu sein, bis ich dann meine Augen wieder aufschlug und mich umschaute.
Es hatte funktioniert. Mein erster Blick viel auf die Gruppe an Spielern, die grade an mir vorbei joggte und schon erschien das erste Wesen vor mir. Es war Liam, um den bernsteinfarbige Wölfe herum tanzten und nicht von seiner Seite wichen. Ungläubig blinzelte ich, rieb mir die Augenlider, doch ich hatte mich nicht verguckt. Er war, genauso wie ich, ein Beta, hatte bestimmt ein Rudel und mich würde wirklich interessieren, ob darin noch mehr bekannte Gesichter versteckt waren.
Schnell wandte ich mich jedoch an mein eigentliches Ziel, nämlich Scott, und hier hatte ich Recht behalte, obwohl das, was ich sah, nicht meinen Erwartungen entsprach und womit ich auch nie gerechnet hatte. Neben Theo's neuer Alpha-Aura, erhob sich ein ebenfalls rotes Netzt aus kräftigen und schnellen Wölfen, die einen hellrot leuchtenden Schleier hinter sich her zogen, doch irgendetwas war anders. Die Schleier endeten Silber glänzend und nach jedem Schritt, den die Tiere machten, hinterließen sie goldene Pfotenabdrücke, die im ersten Moment wie kleiner Sterne am Nachthimmel glitzerten, bis sie verschwanden.
Er war anders, auch ein Alpha, aber anders. Was hatte Peter mir nochmal erzählt, bevor er mich gebissen hatte? Es gab noch ein Wesen, dass sehr selten zu finden war, sagte er Wahrer Alpha? Ja, das musste es sein. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie man einer werden würde oder ob man so geboren werden musste, jedoch schien es etwas Besonderes zu sein und etwas, auf das man stolz sein konnte, anders als in meinem Fall.
So fokussiert wie auf diese Erkenntnis war, bemerkte ich erst gar nicht, wie sich die beiden Jungen in meine Richtung drehten und Scott begann mit dem Finger auf mich zu zeigen. Ich erkannte, dass sich seine Lippen bewegten, verschaffte mir wieder eine normale Sicht, stellte mein Gehör erneut an und spürte, wie ich errötete. Ich war zu langsam gewesen, um zu hören, was er gesagt hatte, aber Theo's Antwort konnte ich wahrnehmen.
"Sie? Ach so, sie ist meine Freundin, wollte unbedingt mit zum Training und mir zugucken.", sagte er nämlich, winkte mir zu und warf mir grinsend einen Luftkuss entgegen.
Ich schaute erst etwas verdattert zu ihm, überspielte es dann jedoch mit einem Lächeln und winkte ihm unschuldig zurück. Ich hoffte, dass Scott ihm seine kleine Lüge abkaufte und nicht stutzig werden würde, denn ich fand es schon recht riskant von ihm, mich mitzunehmen, wenn so jemand wie er auch hier war und bestimmt genauso gut über meinen Anhänger und die Legende Bescheid wusste.
"Du hast eine Freundin?", lachte Scott liebevoll auf. "Das freut mich echt, Mann."
"Ist es denn so schwer zu glauben?"
"Sie ist eine von uns, nicht wahr? Ich habe ihren Geruch sofort erfasst und ihre Präsens gespürt. Wie hast du sie kennengelernt?", fragte er dann gespannt und mein Herz machte einen riesigen Satz. Er hatte mich sofort durchschaut, doch was mich etwas beruhigte, war, dass mir einfiel, dass er ja gar nicht sehen oder riechen konnte, was genau ich war, also atmete ich erleichtert durch. Auf Theo's Antwort wartete ich auf jeden Fall auch schon erheitert, denn seine Geschichte musste verdammt gut sein, wenn er ihn überzeugen wollte.
"Ich hab' sie an Vollmond im Wald gefunden, frisch gebissen. Mich hatten ein paar Jäger verfolgt, deshalb habe ich dort Schutz gesucht und sie an der Klippe entdeckt. Sie war total durcheinander, wusste nicht was mit ihr passiert war und dann habe ich meine Hilfe angeboten. Um sie zu unterstützen habe ich mich neu an der Highschool einschreiben lassen und je mehr wir miteinander unternahmen, desto näher kamen wir uns. Und dann, na ja, siehst du ja wie es ausging.", erzählte er fast schon poetisch, was mich aufseufzen ließ, denn wenn es tatsächlich so passiert wäre, wäre es das romantischste Erlebnis meines Lebens gewesen.
Doch die Sache mit der Schule, ließ mir auch keine Ruhe. Es musste ja bedeuten, dass er eigentlich auch seinen Abschluss gemacht haben musste und die Direktorin angeschwindelt, bedroht oder bestochen hatte, damit er neu in die Klasse gehen durfte. Und warum das alles? Weil er vor hatte die Welt zu regieren, nicht mehr und nicht weniger.
Erstaunt begann Scott zu nicken und meinte daraufhin:
"Respekt, das war wirklich heldenhaft von dir. Charmant und ein richtiger Gentleman, wie immer. Meinst du, ich könnte mich mal mit ihr unterhalten, während du mit den anderen ein paar Ausdauerläufe machst?"
"Natürlich, sie gehört ganz dir.", erwiderte er, klopfte ihm auf die Schulter und lief zu Liam und dem Team hinüber.
Schnell wandte ich meinen Blick von ihnen, tat so, als hätte ich die ganze Zeit über nur den Spielern beim Laufen zu gesehen und merkte, wie aufgeregt ich wurde, denn jetzt durfte ich nichts falsches sagen. Hektisch nahm ich die Triskele von meinem Hals, stopfte sie in meine Hosentasche und setzte ein freundliches Lächeln auf, als Scott auf mich zugeschritten kam, mir grüßend seine Hand gab und sich vorstellte. Ein Glück hatte er meinen Anhänger nicht bemerkt, andernfalls wäre ich von Theo windelweich geschlagen worden.
"Hey, ich hoffe ich störe nicht. Ich bin Scott, der neue Coach des Team und ein alter Kumpel von deinem Freund.", begrüßte er mich freundlich, wobei ich auf stand und beim Händeschütteln eine starke Energie ausmachen konnte, die von seinen Körper ausging.
"Hi, ich bin Tandy. Schön endlich mal einen Bekannten von Theo kennenzulernen. Setz dich doch.", entgegnete ich liebenswert und ließ mich anschließend wieder auf der Bank nieder.
Der erste Eindruck war echt total in Ordnung. Er schien wirklich nett und vertrauenswürdig zu sein, was mich aber auch nicht überraschte, wenn er schon mehrmals ganz Beacon Hills gerettet und die Menschen beschützt hatte. Er wirkte schlau, konnte bestimmt gut kombinieren und deshalb verstand ich, warum 'mein Freund' versucht hatte, seine Gunst zu gewinnen und sich mit ihm anzufreunden. Ich war mir zwar nicht sicher, ob diese Freundschaft ebenfalls nur gespielt war, aber es war nachvollziehbar, dass er ihn anschwindelte, um nicht von ihm aufgehalten zu werden, so stark und mächtig wie er war. Lieber so jemanden als Freund, anstatt als Feind.
"Das ist wirklich ein sehr schöner Name.", sagte er, woraufhin ich mich herzlich bedankte und erklärte, dass er ihn nie erwähnt hatte und ich nun froh war, auch mal etwas mehr über seine Freizeit zu erfahren. Anschließend fuhr er fort. "Theo hat mir erzählt, wie ihr euch kennengelernt habt und das hat mich wirklich beeindruckt. Falls es dich interessiert, sowas hätte er nicht für jeden getan."
"Dann muss ich mich wohl geschmeichelt fühlen.", lachte ich gespielt, während mein Kopf schrie, was für eine falsche Schlage er in Wahrheit doch war.
Wir redeten eine ganze Weile über viele unterschiedliche Dinge. Zum Beispiel lästerten wir über gemeinsame Lehrer, lachten viel, er erzählte mir davon, dass seine Mutter im Krankenhaus arbeitete und über alles Bescheid wusste, dass Stiles sein bester Freund war und er gab damit an, wie stolz darauf war, die Stadt beschützt zu haben. Je länger wir quatschen, desto sympathischer wurde er mir, er tröstete mich sogar, als ich ihm von meinen Eltern berichtete, also, dass sie weder wussten was ich war, noch, dass es sie überhaupt interessierte, wie es mir ging und stand mir wirklich bei.
"Darf ich dich eigentlich fragen, was genau du bist? Dein Geruch ist so überaus intensiv, das habe ich noch nie zuvor erlebt.", fragte er dann gegen Ende, was mich etwas überforderte und mich nervös werden ließ.
"Ähm...", begann ich. "Ich bin ein ganz normaler Beta, nichts Besonderes. Außer, dass bloß Theo mein Rudel ist und ich sonst keines habe. Vielleicht irrst du dich ja auch einfach, ich bin wirklich ganz normal, wenn man das so sagen kann. Es könnte auch an der frischen Verwandlung liegen?"
"Ja, du hast wahrscheinlich recht.", stimmte er mir zu, wirkte jedoch etwas nachdenklich. "Es war auf jeden Fall echt schön mit dir zu reden. Ich denke, mit dir als Bro werden wir noch viel erleben, doch jetzt muss ich erstmal zurück zum Team, aber man sieht sich bestimmt noch öfter."
"Ja, mach's gut.", rief ich ihm schmunzelnd nach, als er mich verließ und auf den Platzt zurück stürmte.
Tja, so hatte ich also einen neuen Bro gewonnen, der mir in so kurzer Zeit echt ans Herz gewachsen war. Und so katastrophal war es gar nicht gelaufen, es hätten schlimmer werden können. Jetzt musste ich nur hoffen, dass er auch keinen Verdacht geschöpft hatte, nicht auf die richtige Fährte gekommen war, alles nach Plan laufen konnte und mein Erscheinen nicht doch zu riskant gewesen war.
Hallo 👋🏻
Das Kapitel ist etwas länger geworden, doch ich denke, es wird nicht stören. Genau, und jetzt sind Scott und Liam aufgetaucht. Denkt ihr, sie schöpfen Verdacht?
Die nächsten Uploads könnten sich leider etwas verzögern, also bitte seid mir nicht böse.😅 Ich stecke zur Zeit mitten in der Klausurenphase und lerne deshalb sehr viel. Da bleibt leider weniger Zeit zum Schreiben. Ich gebe aber mein Bestes!
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