10. Unter der Stadt
Bevor wir das Haus endgültig verließen, hielt es Theo für nötig, mir die Augen zu verbinden. Ehrlich gesagt, verstand ich nicht wirklich, welchen Zweck es hatte, ihm blind den Weg zu Peter zu zeigen.
"Wie soll ich dich zu Peter bringen, wenn ich nichts sehen kann?", fragte ich deshalb leise.
"Gar nicht.", antwortete er. "Zuerst gehen wir noch etwas anderes erledigen, danach ist er dran."
Verwirrt grübelte ich darüber, was ihm im Moment wichtiger war, als loszuziehen und an größere Macht zu gelangen. Er musste etwas bösartiges vor haben, sonst würde ich noch eingesperrt im Keller hocken und nicht von ihm mitgeschleppt werden.
Ich glaube, es war Milo, der mich grob vor sich her schupste, eine Autotür öffnete und mich lieblos hineinzwängte, wie jemand einen Haufen schmutziger Kleidung in eine Waschmaschine stopfen würde.
Geschätzt fuhren wir circa eine halbe Stunde durch die Gegend, bis wir anhielten und ich ungeduldig von der Rückbank gezogen wurde. Wir liefen über matschigen Boden durch ein vermutlich klapperndes Tor, weiter über steinige Wege und schließlich ins Innere eines Gebäudes, das mit einer schweren Eisentür verschlossen war, die laut knallend in ihre Angeln krachte.
Auch, wenn ich nicht mal im Ansatz nur ein kleines bisschen sehen konnte, machte sich mein Kopf genaue Bilder meiner Umgebung, allein durch mein Gehör.
Dann, wurde ich eine wackelnde Gittertreppe hinunter geführt und schon währenddessen kroch mir ein unangenehm strenger Duft in die Nase. Es roch nach Kloake, wie als würden wir uns mitten in den unterirdischen Abwassertunneln von Beacon Hills befinden.
Nachdem wir eine ganze Weile im Dunkeln durch schallende Tunnel geirrt waren, wurde mir die Augenbinde endlich abgenommen und mit Schrecken stellte ich fest, wo wir uns tatsächlich befanden.
Vor meinen Augen erstreckte sich ein grün schimmernder Kellerraum, der ziemlich feucht war und es stank fürchterlich. Er wirkte wie ein verlassenes Geheimlabor. Weiter abgeschnitten vom Rest stand eine Metallliege mit Fesseln und daneben ein kleiner Wagen mit Zangen, Sägen und Bohrern. Überall führten Rohre in die Wände, der Boden war mit Kabeln ausgelegt und mehrere Schläuche aus allen Ecken führten zu einem Punkt zusammen.
Genau dieser Punkt war das erschreckendste der ganzen Sache, denn mittig der hintersten Wand, stand ein zylinderförmiger Behälter, der mit Wasser oder ähnlichem gefüllt war. In ihm schwamm ein lebloser, blasser und verschrumpelter Körper! Das Geschlecht war nicht zu erkennen, so verunstaltet wurde diese Kreatur. Es hatte keine Haare, keine Kleidung und schien sehr alt zu sein.
Mit aufgerissen Augen tappte ich ein paar Schritte zurück. Theo war noch viel verrückter, als ich je zu träumen gewagt hatte. In meinen Kopf läuteten alle Alarmglocken, Gedanken kreisten umher und nicht eins passte zum anderen. Ich war zu schockiert um etwas zu sagen, mein Instinkt riet mir wegzulaufen, doch das konnte ich nicht. Nicht solange meine Freundin in Gefahr war. Ich malte mir die schlimmsten Dinge aus, die Theo hier anstellen könnte, jedoch kam wahrscheinlich nicht das geringste an die Wahrheit heran.
"Herzlich willkommen in meiner Geburtsstädte!", rief er offen in den Raum hinein und ein leises Echo seiner Stimme wurde zurückgeworfen. "Und, überrascht?"
Er drehte sich fragend zu mir um und wartete erwartungsvoll auf meine Reaktion. Ich war immer noch übertriebenst überwältig und versuchte meine Worte zu sortieren.
"I...Ich verstehe nicht ganz. Wurdest du hier etwa erschaffen? In diesem gruseligen Drecksloch?"
"Nachdem die Schreckensärzte endlich besiegt waren, stand das Labor frei und dachte mir, ich könnte ihre Arbeit weiterführen und für mich nutzen. Also habe ich diese Kulisse und die ganzen netten Spielzeuge behalten. Ist ein guter Zeitvertreib.", erklärte er und schritt näher auf die Liege zu.
Er hatte mich nur hier her gebracht, um mir zu zeigen, dass ich ihn nicht unterschätzen durfte und dass er, wenn nötig, zu allen Mitteln greifen würde, damit er sein Ziel erreichen konnte. Und genau das löste diese Situation in mir aus. Mir war klar, in was für einer Zwickmühle ich steckte und dass ich nun keinen anderen Ausweg hatte, als das zu tun, was er verlangte, denn er würde schlimmere Dinge anstellen können als Peter und wahrscheinlich auch mehr unschuldige Menschen in Gefahr bringen.
Außerdem hatte er einen großen Vorteil: Er besaß jetzt schon ein kleines Rudel aus Chimären und hatte hier im Untergrund auch viele weitere Möglichkeiten seine Armee zu vergrößern. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass weder ich, noch andere etwas dagegen unternehmen konnten und ich nicht einmal wusste, wo genau wir uns eigentlich befanden. Kurz und knapp, die Welt war verloren.
"Toll! Danke, dass du mich eingeweiht hast. Ich habe deine Nachricht verstanden und würde jetzt gerne gehen, ja? Das reicht mir für heute.", meinte ich sarkastisch. "Außerdem ist mir dieses Wesen in dem Wasser da nicht ganz geheuer."
Ich wollte grade umkehren und drehte mich zum Ausgang, doch wurde dann von Milo wieder zurück gestoßen.
"Ach Liebes, warte doch noch einen Moment.", begann Theo. "Die Show fängt gerade erst an und ich möchte, dass du sie dir ansiehst. Mir zu liebe."
Plötzlich bemerkte ich zwei Personen aus den Tiefen der Gänge näher kommen und hinter uns tauchten ein blasser verängstigter Junge mit schwarzen Haaren und ein noch viel angespannteres Mädchen auf.
Theo befahl dem Jungen winkend das arme, völlig aufgelöste Ding zu ihm zu bringen. Dass er zu seinem Rudel gehörte, überraschte mich etwas, denn er verhielt sich, im Gegensatz zu Milo, ganz anders. Er hatte Angst vor ihm, das konnte ich sehen und riechen und deshalb wunderte es mich, dass er für ihn arbeitete und sich nicht wehrte. Bestimmt traute er sich nicht und wollte lieber seine Unterlegenheit zeigen, als ihn zu bekämpfen, weil er sich für schwächer hielt.
Zögerlich schob er das Mädchen vor sich her und drängte sie dazu, sich auf die Liege zu setzten, auf der er sie festband.
"Vielen herzlichen Dank, Cory.", entgegnete Theo und schickte ihn zurück zu uns.
Ich schluckte schwer und mein Kopf brüllte mich an, ihr zu helfen oder wenigstens irgendwas zu unternehmen. Aber ich würde ihn nicht besiegen können, dazu war ich noch nicht ihn der Lage.
Hilflos und überfordert, nicht zu wissen, was ich tun sollte, fragte ich:
"Hey, was soll das? Was macht ihr mit ihr?!", woraufhin Theo böse grinste, den kleinen Wagen mit den Geräten zu sich schob und sich ein Paar Handschuhe überzog.
"Du wirst nun Zeuge meines einzigartigem Könnens. Ich werde sie zu einer meiner Chimären machen und du darfst in der ersten Reihe sitzen."
Bei diesen Worte riss und zerrte das Mädchen an den Fesseln, doch konnte sich nicht befreien. Hektisch atmete sie tief ein und aus, schüttelte verzweifelt den Kopf und einige Tränen flossen ihre roten Wangen hinunter.
Ich wollte ihr zu Hilfe eilen, jedoch wurde ich von Milo an den Armen gepackt und festgehalten.
"Warte! Sieh ihr doch mal in die Augen. Sie ist unschuldig und hat riesengroße Angst vor dir. Bitte lass sie gehen.", bettelte ich ihn ohne Erfolg an.
"Ja genau, sie sollte auch Angst vor mir haben! Und weißt du, es ist nicht einfach einen Menschen mit zwei verschiedenen DNA Sätzen zu finden, denn ohne diese klitzekleine Voraussetzung funktioniert es eben nicht. Deshalb kann ich sie nicht gehen lassen. Nach ihrer Verwandlung wird sie mir noch dankbar für ihre neuen Kräfte sein! Wer hätte denn nicht gerne die Fähigkeiten einer Kitsune?"
Es konnte ihm nicht egal sein, einen unschuldigen Menschen so leiden zu sehen. Wenigsten ein Bruchteil normaler Gefühle musste doch noch in ihm schlummern, sodass er erkannte, wie wahnsinnig sein Handeln war. Immerhin wusste er ganz genau welche Qualen sie erleiden würde, wenn er sie verwandelte.
Doch es interessierte ihn herzlich wenig, was er anderen antun musste, damit er ohne Schäden davon kam und so lieber unfreiwillige Teenager für sich kämpfen ließ. Meine Ansage hatte ihn kein Stück beeindruckt und so griff er nach einem Bohrer und baute einen langen spitzen Ansatz an. Langsam näherte er sich ihrem Kopf und ich versuchte mich erfolglos aus Milo's Fängen zu befreien, zappelte und zerrte so stark ich konnte, doch schaffte es einfach nicht mich los zu reißen.
"Theo, stopp! Hör auf! Ich tu' alles, was du willst, aber lass sie in Ruhe!", schrie ich ihm entgegen, wurde jedoch von ihm ignoriert. Weinend gab ich mich geschlagen und sank auf meine Knie, als ich erkennen musste, dass meiner Bitte keinen Wert geschenkt wurde.
Amüsiert sah er mir bei meinen überflüssigen Versuch zu und wandte sich anschließend an das Mädchen.
"Roxy, oder? Bleib ganz ruhig liegen und entspanne dich. Ich verspreche dir, es wird auch ganz schnell gehen, aber höllisch wehtun."
Er setzte die Spitze an ihrem Ohr an und allein das Geräusch des drehenden kleinen Motors, ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Ich kniff meine Augen zusammen, wollte es nicht mit ansehen müssen und versuchte Roxy's schreckliche Schreie auszublenden.
"Nein, nein! Bitte nicht! Ahhh!"
Ihr Schmerz war deutlich aus ihrer Stimme rauszuhören und ich warf mir vor, nicht eingeschritten zu sein, um es zu beenden. Ich wäre im Vorteil gewesen, ich war der auserwählte Werwolf und war stärker als Theo. Aber trotzdem blieb ich starr auf der Stelle knien, völlig gelähmt von all der Bosheit, die er zu erkennen gab. Ich redete mir ein, dass ich nichts hätte tun können, obwohl ich genau wusste, dass ich mir bloß etwas vormachte. Natürlich hätte ich etwas tun können, doch dann hätten meine Liebsten gelitten, so viel Egoismus musste ich zugeben. Das Gefühl, nicht jeden retten und beschützen zu können, bedrängte mich und verschlang meine gutmütige Seele. Dabei wollte ich so sehr, dass kein Einziger mehr zu Schaden kam und dieser Mistkerl für all seine Taten büßte.
Vor Anstrengung und Leiden, war die arme Roxy ohnmächtig geworden und ihre Schreie verstummten. Blut tropfte aus ihren Ohren und es bildete sich eine kleine rote Pfütze auf dem Boden.
Jedes Mal, wenn ich versuchte zu fliehen oder ihr doch noch zur Hilfe zu eilen, hatte mich Milo fest im Griff und hielt mich auf, auch nur einen Schritt zu machen. Keiner Sagte ein Wort, nur das Brummen und Piepen des Bohrers füllte den Raum und ich rutschte immer tiefer in die Dunkelheit meiner Verzweiflung.
Dann stellte ich mit Überraschen fest, dass der schwarzhaarige Junge auf einmal unsichtbar wurde und sich schleichend und unbemerkt von uns entfernte. Auch ihm wurde das alles anscheinend zu viel und es schien, als wäre die Angst vor seinem Rudelführer noch größer, als die meine.
Aus dem Nichts ließ Theo plötzlich von der Folterei ab, lauschte konzentriert in die Stille und ruckartig, mit einem Satz, sprang er über uns hinweg zum Ausgang. Er griff in die Leere, packte etwas und schleuderte es gegen die steinige Wand. In diesem Moment wurde der panische Junge wieder sichtbar und er versuchte hilflos die kräftige Hand von seiner Kehle zu lösen. Er keuchte, drohte kaum noch Luft zu bekommen, doch er war zu schwach, um etwas auszurichten.
"Du solltest deinen Herzschlag unter Kontrolle kriegen, Cory.", knurrte Theo aufgebracht. "Ich hätte dich auch noch Kilometer weit weg gehört. Was hast du vor, hm?"
Stotternd und kaum mit der Möglichkeit ihm zu antworten, brachte Cory erschwert einzelne Worte hervor.
"I..I..Ich... Ich... Wollte... Nur..."
Eine Chance weiter zu spreche wurde ihm nicht gegeben, denn Theo blickte ihn wütend an, räusperte sich und schnitt ihm, ohne zu zögern, mit seinen Krallen die Kehle durch.
"Wer versucht mich zu hintergehen, bezahlt mit dem Tod.", sagte er verabscheuend hinterher zu der verblutenden Leiche und wischte sich die Hände sauber.
Mit den Händen vor dem Mund und Tränen in den Augen stand ich da, konnte es nicht fassen, dass er tatsächlich Cory umgebracht hatte und wurde von tausenden Emotionen auf einmal begraben. In mir breitete sich eine riesengroße Wut aus, die ich nicht zu stoppen vermochte. Alle Dinge, die er mir und anderen angetan hatte, sammelten sich und bildeten einen unaufhaltsamen Ärger. Ich fühlte mich stärker denn je zu vor, fasste neuen Mut in meine Person und meine Fähigkeiten und war entschlossen, ihm ein für allemal ein Ende zu setzten, ihn aufzuhalten und meine Liebsten von der Gefahr zu befreien.
Als wäre nichts passiert, stolzierte Theo wieder zurück zu Roxy und war drauf und dran seine Spielchen fortzuführen, doch das konnte ich ihn nicht durchgehen lassen. So nutzte ich seinen kurzen Moment der Sicherheit, befreite mich mit einem kräftigen Ruck aus Milo's Griff und attackierte ihn. Völlig außer mir, aufgeladen von all dem Tod und Leiden, stürmte ich laut brüllend hinterrücks auf ihn zu. Die Wut gab mir die Kraft mich zu verwandeln und ich spürte den Drang ihn mit meinen Zähnen zerfleischen zu wollen und seinen perfekten Körper mit meinen weiß leuchtenden Klauen zu zerfetzten bis nichts mir von ihm übrig war. Er hatte genug Schaden angerichtete und endlich sollte er für seine Taten bezahlen.
Auch, wenn mir schon so oft gesagt wurde, dass ich stärker sein sollte, als jeder andere, hoffte ich, dass es tatsächlich der Wahrheit entsprach und ich diesen Angriff nicht bereute.
Als er sich überrascht umdrehte, war es für ihn schon zu spät um zu reagieren, denn ich packte sein Shirt und warf ihn gegen die Wand. Mit einem schallenden Krachen zerbrach sie und er wurde hinter einem großen Loch von Schutt und Staub begraben.
Unter den Einzelteilen, tiefer in der Dunkelheit, hörte man ein schweres aufgebrachtes Atmen, das sich mehr und mehr in ein wütendes Knurren wandte. Blau leuchtende Augen rappelten sich auf und blickten mich zerstörerisch an.
"Lass sie in Ruhe, sie alle!" schrie ich total unter Strom und ballte meine Hände zu Fäusten. "Wie konntest du bloß jemanden aus deinem eigenen Rudel töten? Cory hatte sich dazu entschieden gut zu sein und nicht nach deiner Pfeife zu tanzen, weil er sein eigenes Leben leben wollte! Kannst du ihm das verübeln? Schau dich doch nur mal an!"
"Er hat mich betrogen, der Tod war das Beste für ihn! Was anderes hätte er nicht verdient! Ich bin das Alphatier und jeder, der sich gegen mich stellt, muss die Konsequenzen spüren!", brüllte er sauer zurück, klopfte sich den Schmutz ab und zückte seine Krallen.
"Ahrg, halt doch einfach die Klappe, es reicht!"
Seine Art, seine Person, alles an ihm machte mich unglaublich aggressiv und aufbrausend. Ich schnaubte lautstark und hatte meine Emotionen sowie das darauf bezogene Handeln nicht unter Kontrolle, als ich erneut auf ihn zu rannte.
Er fletsche seine Zähne, lief mir ebenfalls entgegen und ich fühlte seine nur schwach vorhandene Anspannung. Als wir uns trafen, verpasste ich ihm einen starken Prankenhieb und eine lange Klauenspur machte sich über seinem Gesicht breit. Kurz aufatmend schaute er zur Seite und wischte sich etwas Blut von der Wange. Ich war in dieser Sekunde unfassbar selbstsicher und stolz gewesen und genoss es, ihm endlich zeigen zu können, dass ich jemand war, der ihm gefährlich werden konnte und ich mich ihm nicht länger unterwerfen würde. Es tat richtig gut, meine gesamte Wut rauszulassen und ihn mal leiden zu sehen.
In diesem Moment der Ablenkung, schlug Theo zurück und erwischte mich am Bauch. Sofort begann mein zerrissenes Shirt sich mit der roten Flüssigkeit vollzusauen und ich kugelte mich vor Schmerz zusammen. Ich schrie auf, doch versuchte mich wieder auf den Kampf und meine Gefühle zu konzentrieren und konnte so, mit Adrenalin durchströmt, wieder aufrecht stehen und mich erholen. Das Funkeln meiner Augen wurde böser, ich startete den nächsten Angriff, bereit ihn zu töten, aber bevor ich auch nur den ersten Schritt machen konnte, spürte ich ein leichtes Kratzen im Nacken und blickte verwirrt zu Theo.
Nicht mal mehr eine Sekunde konnte ich mich auf den Beinen halten, merkte wie meine Knie an Stabilität verloren und fiel betäubt zu Boden. Zuerst konnte ich noch etwas mit den Fingerspitzen zappeln und meine Zehen bewegen, doch dann war nicht mal mehr das möglich. Hilflos und ohne jeglichen Schutz oder ohne mich verteidigen zu können, war ich ihm ausgeliefert. Er kam näher, ich ihn immer noch anknurrend und er lächelte mich abartig arrogant an.
"Gut, wenn man einen Kanima im Team hat, nicht war?"
Es war Milo gewesen, der mich gekratzt und mit dem Kanimagift gelähmt hatte. Ihm hatte ich es zu verdanken, nun wieder eine Gefangene sein zu müssen und jetzt war für mich klar, dass ich auch ihn nicht verschont lassen konnte.
"Milo, er hat Cory getötet, einen Freund.", sagte ich zu ihm und hoffte, ihn so vielleicht doch noch auf die gute Seite ziehen zu können.
Er erwiderte jedoch nichts, sondern wandte sich von mir ab und ging ein paar Schritte zurück.
Theo bückte sich zu mir hinunter und begann auf mich einzureden.
"Du bist ganz schön stark, das hätte ich nicht erwartet. Auf jeden Fall noch nicht. Hätte ich dich nicht ausknocken lassen, währe ich vielleicht nur schwer verletzt davon gekommen, Respekt. Wenn ich dann erstmal den Ring besitze, werde ich unschlagbar sein! Hahaha!" Sein einschüchterndes Lachen erfüllte den ganzen Raum und ließ mich innerlich zittern.
"Fahr zur Hölle, Theo.", erwiderte ich verabscheuend und schaute von ihm weg.
Er ließ kurz von mir ab und sprach zu seinem Gehilfen.
"Milo, besorg doch bitte etwas Eisenhut und Seile für die kleine Plage hier."
Milo blickte etwas bedrückt zu mir und zögerte kurz. Er konnte doch noch gerettet werden. Diese kleine Sekunde bewies, dass es eine Chance für ihn gab und die musste ich unbedingt nutzen. Es erfüllte mich mit leichter Freude und Hoffnung, dass er nicht komplett verdorben war und es ihm nicht egal war, unschuldige Menschen wie Müll zu behandeln und ihm etwas an mir und anderen lag. Ich hoffe so sehr, dass er das auch für sich selbst erkannte und zukünftig die richtigen Entscheidungen traf.
"Milo, Eisenhut, sofort!", wiederholte er sich angespannt und hatte anscheinend auch bemerkt, dass er innerlich etwas am zweifeln war.
Wieder überlegte er kurz, ging dann aber los, um die Sachen zu besorgen.
"Solange du dich nicht bewegen kannst, bin ich wohl gezwungen, dich anketten zu müssen, falls du vor hast wegzulaufen oder du dich nochmal auf mich stürzen.", meinte er belustigt, hob mich anschließend hoch, trug mich zu einem freistehenden Pfosten und setzte mich dort ab.
"Nimm deine dreckigen Finger von mir!", fauchte ich ihm entgegen, konnte jedoch nichts daran ändern.
Unbeeindruckt von meiner Reaktion, kettete er mich mit den in Eisenhut getränkten Tauen an und strich dann mit einer seiner Krallen über meine Wange. Er begann zarte Schlangenlinien zu zeichnen, wurde plötzlich grober und ritzte danach ein T in meine Haut.
Ein leises "Ah", verließ meine Lippen und ich hätte mir so sehr gewünscht, ihn dafür eine verpassen zu können.
"Greif mich nie wieder an!", entgegnete er herrisch. "Ich habe immer noch deine Freundin. Und pass auf, dass du dir nicht dein hübsches Gesicht zerkratzt."
"Du kannst mich mal!", antwortete ich wütend, auch wenn ich wusste, dass er sich davon nicht einschüchtern ließ und wahrscheinlich sowieso wieder einen passend unpassenden Konter parat hatte. Und leider behielt ich Recht.
"Süße, das hab ich doch schon fast."
Dieser... Ekelhafte Mistkerl! Wie konnte er es wagen, sich in diesem Maße über meine Gefühle lustig zu machen? Wenn er nicht so unglaublich gut aussehen würde, wäre es niemals dazu gekommen. Ich schämte mich in Grund und Boden dafür, ihn an mich herangelassen zu haben, doch in der Vergangenheit herumzuirren, brachte mich auch nicht weiter. Ich schwor mir, dass ich ihn eines Tages zu fassen bekommen würde und er für immer aus meinem Leben und aus der ganzen Welt verschwand, da konnte er Gift drauf nehmen.
Mit einem frechen Grinsen wandte er mir den Rücken zu und begab sich zurück zu Roxy. Diesmal konnte ich wortwörtlich nichts unternehmen, egal wie sehr ich auch wollte. Und das tat mir unendlich leid.
"Also, wo war ich stehen geblieben?"
Hallo 👋🏻
So langsam geht es richtig zur Sache, auch wenn sich Tandy noch immer von ihren Emotionen leiten lässt.😊
Auf jeden Fall wollte ich mich nochmals ganz ganz herzlich bei euch bedanken! Wir haben die 100 geknackt und das ist für mich schon ein großer Erfolg!♥️
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