Kapitel 9) Gefühle

Während Aragorn und Boromir damit beschäftigt waren, das Lager aufzubauen, machten die Hobbits auf ihre eigene Art und Weise Unsinn. Merry und Pippin, die immer für eine Streich gut waren, fanden Vergnügen darin, Steine über das Wasser gleiten zu lassen und dabei um die Wette zu wetzen. Ihre kindliche Freude war ansteckend, aber auch ein wenig ärgerlich für diejenigen, die versuchten, ernsthafte Arbeit zu leisten.

Frodo hingegen zog es vor, alleine im Wald spazieren zu gehen, seine Gedanken tief in sich versunken. Die Dunkelheit des Waldes schien seine eigene innere Melancholie zu reflektieren, und er fühlte sich von einem unbestimmten Gefühl der Unruhe erfasst. Doch er verdrängte diese düsteren Gedanken und konzentrierte sich stattdessen auf die Schönheit der Natur um ihn herum.

Währenddessen bereitete Sam ein bescheidenes Mahl zu, seine Hände geschickt und erfahren in der Zubereitung von Nahrung. Er sang leise vor sich hin, während er über dem Lagerfeuer rührte, und sein Lied vermischte sich mit den Geräuschen des Waldes, ein sanfter Hauch von Frieden in der Luft.

Gimli, der wie immer ein wenig mürrisch wirkte, brummte unverständliche Worte vor sich hin, während er Holz für das Feuer sammelte. Seine stämmige Gestalt verlieh ihm eine gewisse Robustheit, die jedoch von einem warmen Herzen unterstrichen wurde, das denjenigen gewidmet war, die er liebte und schätzte.

Legolas hingegen zog es vor, sich von all dem Trubel fernzuhalten und sich auf einem hohen Ast eines Baumes niederzulassen. Dort fand er Frieden und Einsamkeit, während er seine Gedanken über die Ereignisse des Tages nachdachte.

Doch selbst dort fand Legolas keine Ruhe, denn plötzlich hörte er das Geräusch von fliegenden Steinen, gefolgt von einem dumpfen Aufprall auf seinem Kopf. Überrascht und leicht angegriffen, sah er hinunter, um zu sehen, dass Merry und Pippin in ihrem Spiel der Stein gleiten lassen, einen unglücklichen Treffer gelandet hatten.

"Hey, was soll das?", rief Legolas ärgerlich aus. "Habt ihr denn keine anderen Möglichkeiten, euch zu amüsieren?"

Merry und Pippin sahen sich schuldbewusst an, während Legolas sie ernsthaft anblickte. Nach einem Moment des Schweigens seufzte er und fuhr fort: "Steine zu werfen ist keine gute Idee. Ihr könntet jemanden verletzen."

Die Hobbits nickten verlegen und entschuldigten sich, während Legolas sie mit einem stechenden Blick bedachte. Er war immer noch von der plötzlichen Kälte in seiner Stimme überrascht und fühlte sich unbehaglich in ihrer Gegenwart.

Nach einer Weile kehrte Legolas auf den Ast zurück und griff in seine Tasche, um einen kleinen Zettel herauszuziehen. Es war die Nachricht, die er vor langer Zeit von Tauriel erhalten hatte, ein Liebesgeständnis, das er wie einen kostbaren Schatz gehütet hatte. Die Erinnerung an ihre Worte brachte ihm ein Gefühl der Wärme und des Trostes inmitten der Unruhe des Tages.

Legolas zuckte zusammen, als Aragorn plötzlich hinter ihm auftauchte und den kleinen Zettel aus seiner Hand nahm. Sein Herz schlug schneller, als Aragorn den Zettel las und die Stirn runzelte. Die Stille zwischen ihnen war unangenehm, während Legolas versuchte, eine Erklärung zu finden, die seine Gedanken erklärte.

"Das ist überraschend, Legolas", sagte Aragorn schließlich, seine Stimme ruhig, aber mit einem Hauch von Amüsement. "Ich hätte nicht erwartet, dass du eine Geliebte hast."

Legolas spürte, wie sich seine Wangen leicht röteten, als er versuchte, sich zu erklären. "Es ist kompliziert", begann er unsicher. "Tauriel und ich... Nun ja, es ist eine lange Geschichte."

Aragorn lächelte leicht und gab Legolas den Zettel zurück. "Keine Sorge, ich werde nicht weiter nachfragen", sagte er mit einem Augenzwinkern. "Aber ich denke, Boromir hat recht. Wir sollten Frodo nicht zu lange alleine lassen, besonders jetzt, wo der Ring immer mehr Macht über ihn zu haben scheint."

Legolas nickte zustimmend, doch ein besorgter Ausdruck lag in seinen Augen. "Boromir ist besessen von der Macht des Rings", sagte er leise. "Es ist gefährlich, ihn allein mit Frodo zu lassen. Wer weiß, was er tun könnte."

Aragorn legte eine beruhigende Hand auf Legolas' Schulter. "Ich vertraue Boromir", sagte er fest. "Aber ich werde sicherstellen, dass er vorsichtig ist. Wir alle wissen, was auf dem Spiel steht."

Mit einem letzten Blick auf den Zettel in seiner Hand und einem leisen Seufzen stand Legolas auf und folgte Aragorn zum Lagerfeuer. Die Sorge um Frodo und den Ring lag schwer in der Luft, und Legolas konnte nur hoffen, dass sie rechtzeitig eingreifen konnten, um eine Katastrophe zu verhindern.

Als sie das Horn Gondors hörten, wussten Aragorn, Gimli und Legolas sofort, dass Boromir in Schwierigkeiten war. Ohne zu zögern griffen sie nach ihren Waffen und eilten dem Klang des Horns entgegen. Die Anspannung war spürbar, als sie sich auf den Weg machten, um ihrem Gefährten zu Hilfe zu eilen.

Die Luft war erfüllt von den Schreien der Orks, als sie näher kamen, und der Boden bebte unter ihren hastigen Schritten. Legolas vergiftete seine Pfeile geschwind, während er mit langen Schritten den anderen folgte. Sein Herz pochte schnell, als er sich darauf vorbereitete, in den Kampf zu stürzen.

Schließlich erreichten sie die Stelle, wo der Kampf tobte. Boromir kämpfte tapfer gegen eine Übermacht von Orks, sein Schwert wirbelte in der Luft, während er verzweifelt versuchte, sich zu verteidigen. Doch die Feinde kamen unaufhaltsam näher, und Boromir war allein gegen sie alle.

Aragorn, Gimli und Legolas stürmten in die Schlacht, ihre Waffen blitzten im Sonnenlicht. Sie kämpften Seite an Seite, um Boromir zu entlasten, und ihre vereinten Anstrengungen brachten kurzzeitig Erleichterung. Doch die Orks waren zahlreich und gnadenlos, und die Gefährten gerieten bald selbst in Bedrängnis.

Trotz ihrer Tapferkeit konnten sie nicht verhindern, dass Boromir schwer verwundet wurde. Aragorn eilte zu seinem Freund, der schwer atmend am Boden lag, sein Gesicht vom Blut und Schweiß gezeichnet. "Boromir, halte durch", rief Aragorn ihm zu, während er seine Wunden versuchte zu verbinden. "Wir sind bei dir."

Boromir lächelte schwach, seine Augen voller Schmerz und Entschlossenheit. "Es tut mir leid, Aragorn", flüsterte er leise. "Ich habe versagt... Der Ring... Er ist zu stark..."

Aragorn legte tröstend eine Hand auf Boromirs Schulter. "Du hast nicht versagt, mein Freund", sagte er ernst. "Du hast tapfer gekämpft und dein Bestes gegeben. Dein Mut wird unvergessen bleiben."

Boromir lächelte dankbar, bevor seine Augen sich schlossen und sein Atem langsam schwächer wurde. Aragorn und die anderen standen schweigend an seinem Bett, während er langsam seine letzten Atemzüge tat. Es war ein trauriger Moment des Abschieds, aber auch ein Moment der Ehrfurcht vor dem Mut und der Opferbereitschaft ihres Freundes.

Als Boromir schließlich seinen letzten Atemzug tat, senkte Aragorn traurig den Kopf. "Möge er in Frieden ruhen", flüsterte er leise, während er sich von seinem Freund verabschiedete. "Er wird immer in unseren Herzen weiterleben."

Die Schlacht war vorbei, aber der Verlust von Boromir wog schwer auf den Herzen der Gefährten. Sie würden weiterziehen, um Frodo zu finden und den Ring zu zerstören, aber sie würden Boromir niemals vergessen. Sein Opfer würde sie weiter antreiben und ihnen Mut geben, selbst in den dunkelsten Stunden.

Die Anwesenheit der Uruk-hai und die Entführung von Merry und Pippin versetzten die Gruppe in einen Schockzustand. Eine unbehagliche Stille legte sich über sie, während sie die Bedeutung dieser Ereignisse verarbeiteten. Doch diese Stille wurde jäh unterbrochen, als Gimli unbedacht bemerkte: "Sie hätten besser dich mitnehmen sollen, Legolas."

Die Worte trafen Legolas wie ein Schlag ins Gesicht. Er spürte, wie sich Zorn und Frustration in ihm aufbauten. Mit einem Ausdruck der Wut auf seinem Gesicht schleuderte er Gimli einen vernichtenden Blick zu. "Wie kannst du es wagen, das zu sagen?" zischte er mit eisiger Kälte in seiner Stimme.

Gimli erkannte sofort seinen Fehler und hob beschwichtigend die Hände. "Es tut mir leid, Legolas. Ich habe nicht nachgedacht", stammelte er, aber es war zu spät. Legolas war bereits überwältigt von einer Welle des Ärgers.

In einem Anflug von impulsiver Reaktion schlug Legolas Gimli mit seiner Hand auf den Kopf. Ein dumpfes Geräusch hallte durch die Luft, gefolgt von einem überraschten Aufschrei des Zwergen. Die anderen Mitglieder der Gemeinschaft sahen schockiert zu, als Legolas und Gimli plötzlich in einen Streit gerieten.

"Was zur Hölle, Legolas?" rief Gimli empört aus, seine Hand an der Stelle, wo Legolas ihn getroffen hatte. "Hast du den Verstand verloren?"

Legolas fühlte eine Mischung aus Reue und Frustration über seine Handlung. "Es tut mir leid, Gimli", sagte er schließlich, seine Stimme leiser. "Aber deine Worte haben mich verletzt. Wir sollten uns jetzt auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist - Merry und Pippin zu retten."

Gimli nickte widerstrebend, immer noch leicht benommen von dem Schlag. "Du hast recht, Legolas. Verzeih mir", antwortete er, seine Stimme etwas gedämpft. "Lasst uns nicht länger hier stehen. Wir müssen ihnen folgen und sie retten, solange wir noch können."

Mit einem Gefühl der Entschlossenheit und des Bedauerns zugleich kehrte die Gruppe zu ihrem Ziel zurück - der Rettung ihrer entführten Gefährten. Doch die Spannungen zwischen Legolas und Gimli würden noch lange nachhallen, und beide würden lernen, dass selbst in den dunkelsten Stunden die wahre Stärke der Gemeinschaft in der Vergebung und dem Zusammenhalt lag.

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