Kapitel 1) Eine neue Chance
In einer kalten Winternacht, als der Schnee leise vom Himmel fiel und die Straßen in ein glitzerndes Weiß hüllte, lag Kurai mit seinen dünnen Decken im Bett. Sein kleiner Körper bebte vor Kälte, und sein Atem bildete kleine Wolken in der eisigen Luft seines Zimmers.
Plötzlich hörte er leise Schritte und das leise Kichern seiner Stiefbrüder, Konrad und Klaus, die sich über ihn lustig machten. "Schau ihn dir an, er sieht aus wie ein Häufchen Elend", lachte Klaus spöttisch. "Eine Schande für unsere Familie", stimmte Konrad zu und beide lachten hämisch.
Kurai senkte den Blick, um seine Tränen zu verbergen. Er wusste, dass seine Stiefbrüder ihn nicht mochten, aber ihr Spott schmerzte dennoch. Doch das war nicht das Schlimmste, was Kurai ertragen musste. Sein Vater, ein gebrochener Mann, der dem Alkohol verfallen war, behandelte ihn noch schlimmer. Er warf Kurai vor, dass seine Krankheit eine Last für die Familie sei, und schlug ihn, wenn der Alkohol seine Sinne benebelte.
Trotz all dem war Kurai ein tapferer kleiner Junge. Tagsüber versuchte er, seinen Pflichten nachzukommen, indem er das Wenige tat, was er konnte. Er kochte einfache Mahlzeiten für seine Familie und putzte das bescheidene Zuhause, das sie hatten. Doch seine Bemühungen wurden nie geschätzt. Statt Dankbarkeit erntete er nur Verachtung und Misshandlung.
Die Winter waren die härteste Zeit für Kurai. Während Konrad und Klaus draußen Holz sammelten, um das Feuer im Haus zu schüren, blieb Kurai im Inneren und fror. Die einzige Decke im Haus war dünn und zerfetzt, kaum geeignet, die Kälte draußen zu halten. Aber Kurai hatte keine andere Wahl, als sich darin einzuwickeln und zu hoffen, dass er nicht erfrieren würde.
Eine Nacht, als der Frost besonders gnadenlos war, erwachte Kurai mit einem Hustenanfall. Sein Körper zitterte vor Kälte, und er konnte kaum atmen. Sein Schlafanzug war dünn und durchweicht vom Schweiß und von Schnee, der durch die löchrigen Wände eindrang. Er wusste, dass er krank wurde, aber er hatte niemanden, der sich um ihn kümmerte.
Als die Morgendämmerung hereinbrach, fand sein Vater Kurai hustend und krank im Bett liegen. Doch anstatt Mitgefühl zu zeigen, wurde sein Vater wütend. "Du nutzloser Bengel, jetzt bist du auch noch krank!", brüllte er und schlug Kurai hart ins Gesicht.
Kurai schluchzte leise vor Schmerz und Verzweiflung. Er sehnte sich nach Liebe und Fürsorge, nach einem Zuhause, in dem er sicher und geliebt war. Aber diese Sehnsucht blieb unerfüllt, während er in seinem Bett lag und dem bitteren Frost draußen lauschte.
Tage vergingen, und Kurais Gesundheit verschlechterte sich weiter. Seine Stiefbrüder und sein Vater kümmerten sich kaum um ihn, und er wurde immer schwächer. Doch inmitten all des Leids und der Einsamkeit bewahrte Kurai einen Funken Hoffnung in seinem Herzen. Hoffnung auf ein besseres Leben, auf Liebe und Geborgenheit, die er sich so sehr wünschte.
Eines kalten Morgens, als der Frost die Welt umhüllte und die Luft zum Schnappen nach Atem brachte, schmiss Kurais Vater ihn aus dem Haus. "Verschwinde, nutzloser Bengel! Komm erst zurück, wenn du etwas Essbares gefunden hast", spie er aus, seine Augen von Hass erfüllt. Kurai schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und nickte gehorsam, obwohl er wusste, dass er kaum die Kraft hatte, auf den Beinen zu stehen.
Mit zitternden Beinen und nur seinem dünnen Pyjama bekleidet, machte sich Kurai auf den Weg in die winterliche Kälte. Seine nackten Füße fühlten sich an, als würden sie auf glühenden Kohlen laufen, und sein Atem erstarrte zu kleinen Wolken vor seinem Gesicht. Aber Kurai konnte nicht aufgeben. Sein Überlebenswille trieb ihn vorwärts, auch wenn sein Körper schrie, dass er aufhören sollte.
Dann, aus den Augenwinkeln, erblickte Kurai eine seltene Frucht, die an einem einsamen Baum hing. Ein Hauch von Hoffnung durchströmte seine müden Glieder, als er langsam näher kam. Doch plötzlich hörte er das Knistern von Eis unter seinen Füßen. Panik stieg in ihm auf, als er bemerkte, dass er auf einen zugefrorenen See zulief.
Sein Herz hämmerte wild in seiner Brust, als er versuchte, umzudrehen, aber es war zu spät. Das Eis brach unter seinem Gewicht, und Kurai fiel mit einem schrecklichen Platschen ins eiskalte Wasser. Seine Lungen fühlten sich an, als würden sie in Flammen stehen, als der Schock des eisigen Wassers seinen Körper durchdrang.
Panik ergriff Kurai, als er versuchte, über Wasser zu bleiben, aber seine zarten Arme und Beine waren zu schwach, um gegen die Strömung anzukämpfen. Das kalte Wasser schien ihn zu verschlucken, und das letzte, was er dachte, bevor er unterging, war der Wunsch, dass jemand ihn retten würde.
Doch niemand kam. Nur das Schweigen der eisigen Kälte und das leise Flüstern des Windes begleiteten Kurai auf seinem letzten Weg. Und während er unter der glitzernden Oberfläche des Sees verschwand, erlosch auch der Funke seines Lebens, eingehüllt in die kalte Umarmung des Todes.
Als Kurai seine Augen öffnete, fand er sich in einem fremden Raum wieder. Die Wärme der Decken umhüllte ihn sanft, und als er seinen Blick hob, traf er auf das liebevolle Lächeln einer blondhaarigen Frau. "Du bist endlich wach, mein kleiner Legolas", murmelte sie zärtlich und strich ihm über die Stirn.
Kurai wollte antworten, aber als er versuchte, seine Hand auszustrecken, umarmte ihn die plötzliche Erkenntnis mit einer Welle der Panik. Er war nicht mehr der fünfjährige Junge namens Kurai. Stattdessen war er wieder ein Baby, unfähig zu sprechen oder sich zu bewegen, außer mit einem leisen Gurren.
Seine neue Mutter, eine Elbin von atemberaubender Schönheit, lächelte traurig, als sie Kurai in ihren Armen hielt. "Legolas, das wird dein Name sein", flüsterte sie ihm ins Ohr, bevor sie leise verstarb, ihre warme Hand auf Kurais Stirn ruhend.
Kurai, jetzt als Legolas bekannt, fühlte sich allein und verloren in dieser fremden Welt. Doch das Schicksal hatte noch weitere Überraschungen für ihn bereit. Als Legolas zur Welt kam, war Thranduil, der König der Waldelben, an der Seite seiner Frau gestanden. Er nahm Legolas in seine starken Arme und wiegte ihn sanft, doch anstatt Trost zu finden, fing Legolas sofort zu weinen an.
Die Angst vor dem mächtigen König überwältigte Legolas, und sein Magen krampfte sich vor Hunger zusammen. Er sehnte sich nach der Liebe und Geborgenheit, die er nie erfahren hatte, nach den zarten Berührungen einer Mutterhand und den tröstenden Worten eines Vaters. Aber Thranduil war ein Fremder für ihn, ein Symbol der Autorität und Macht, vor dem er sich fürchtete.
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