Verwirrt schlug ich meine Augen auf.
Ich lag im Gras auf dem Pausenhof meiner Schule und Felicitas neben mir. Der Hauch eines Déjà Vus durchzuckte mich und kurz lächelte ich bei dem Gedanken an mein Erwachen auf Beutelsend.
Lara beugte sich sorgenvoll über uns. "Alles okay mit euch? Ihr seid beide plötzlich umgekippt. Eure Klamotten sahen auf einmal komplett anders aus und Hannah, dein Shirt - hast du wen umgebracht?"
Vorsichtig erhob ich mich und blickte an mir herab. Mein Oberteil war blutbeschmiert, doch als ich es hinaufschob, blickte ich lediglich auf meine blasse Haut.
Keine offene Wunde, keine Kugel, kein Schmerz.

"Habe ich wirklich. Aber das hier" ich deutete auf das feuchte Rot "is nicht von einem meiner Opfer, sondern gehört mir."
Lara riss die Augen auf. "Was ist passiert!?"
"Sie hat Selbstmord begangen nachdem sie Sherlock und John erschossen hat."
Verwirrt drehte ich meine Kopf in Richtung der Stimme, zu dem sie gehörte. Felicitas stand bereits wieder und auch ihr Shirt zierte ein wenig rot. Jedoch hatte das Blut auf ihr Form von einigen wenigen Sprenkeln, also nahm ich an, dass es lediglich Teile meines Blutes waren.

Ich machte den Mund auf, um irgendetwas darauf zu erwidern, doch Lara hatte wohl beschlossen, wütend auf mich zu sein, denn sie rief - oder viel mehr schrie: "Du hast dich umgebracht!? Bist du noch bei Trost, Hannah!? Willst du vielleicht mal an die Menschen denken, die hier auf dich warten!? Und du hast Sherlock und John - was zum Teufel ist in dich gefahren!?"

Ich schloss die Augen und senkte meinen Kopf.
Auf einmal holten mich all meine Taten ein und es schien mir, als würde ich unter der Last zerbrechen.
"Ich-" Meine Stimme brach ab, bevor ich einen vernünftigen Satz herausbringen konnte.
Stattdessen liefen mir Tränen über die Wangen und ich stand kurz davor, wieder in das Gras zu sinken.
Doch Feli und Lara schlossen mich in ihre Arme und ich ließ mich in die Umarmung fallen.
"Es tut mir leid. Alles. Ich hab die Kontrolle verloren, ich- Ich erwarte keine Vergebung, aber ich bereue es" brachte ich nach einiger Zeit heraus.
Meine beiden Freundinnen lösten sich aus der Umarmung und Lara strich mir die Tränenspur weg, die über meiner Wange verlief.
"Ich war nicht dabei, aber ich kann mir lebhaft, vorstellen, was passiert ist. Wollt ihr drüber reden und es mir erzählen?"
Felicitas und ich sahen uns kurz an.. "Später vielleicht."

So saßen wir dann die ganze Pause über in dem Grün und redeten. Nichts tiefründiges, nichts, was mit Fandoms oder Serien oder Büchern zu tun hatte. Belangloser Smalltalk, aber es half.

Ich beschloss, dass es wohl das Beste wäre, meine Eltern einzuweihen. Natürlich glaubten die mir nicht, doch nachdem Frau Alice und Herr Pror ihnen bestätigt hatten, dass all das Geschehene wahr war, gaben sie nach und ich und nach zwei ziemlich langen Gesprächen fing ich meine Therapie an.
Alle um mich herum - mich eingeschlossen - hielten es für ratsam, mich die Ereignisse langsam verarbeiten zu lassen und irgendwie schaffte ich es auch.

Lara und ich fingen im nächsten Schuljahr so etwas wie eine Beziehung an, aber das gehört nicht hierher, sondern in eine andere Geschichte. Seid nicht so geschockt, ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr straight.

Und bis dahin:
Farewell.