2
Draco klopfte leise an Hermines Abteiltür. Zu seinem Bedauern öffnete Potter die Tür und starrte ihn verdutzt an, genauso, wie Draco ihn anstarrte. Ihm wurde peinlich bewusst, dass Harry ihm mindestens drei mal das Leben gerettet hat.
"Ähm - ich wollte mit Hermine Granger reden", murmelte Draco verlegen. Harry starrte ihn immer noch an, er hatte Draco noch nie so verzweifelt gesehen.
Dann blinzelte er verwirrt und stammelte: "Ich - äh - wieso?"
Draco riss sich zusammen, er durfte es jetzt nicht vermasseln. "Also, das möchte ich lieber nicht sagen."
"Ach, und warum nicht?" Hermine selbst erschien hinter Harry und funkelte Draco mit verschränkten Armen an. Anscheinend hat sie das nette kleine Gespräch der letzten Nacht noch nicht vergessen.
"Ich lass euch dann mal alleine, oder?", sagte Harry, der sich gesammelt hat. "Hermine, wenn was ist, Ron und ich sind hier drin, alles klar?" Er richtete seinen Blick kurz auf Draco, wandte ihn schließlich sofort wieder ab.
Hermine warf ihm einen flammenden Blick zu. "Ich kann mich auch selbst gut verteidigen, Danke."
Harry nickte kurz und schloss die Tür, sobald Hermine ihm Gang war.
"Warum wolltest du mit mir reden?", wollte Hermine wissen, ihre Stimme triefte nur so vor Verachtung.
"Also ..." Draco vergaß für einen Moment wie er anfangen wollte. "Also, ich wünschte die letzten sechs Jahre wären nicht gewesen -"
Hermines Blick durchbohrte ihn. "Du möchtest also sagen, dass-"
"Hermine bitte hör zu!"
Stille trat ein. Hermine hatte Draco noch nie so flehentlich sprechen gehört. Sie war in dem Moment sprachlos.
Als Draco, sah, dass Hermine nichts sagte, fuhr er fort: "Es tut mir wirklich leid, für alles was ich getan habe. Es waren meine Eltern, die mir beigebracht haben, dass Muggelstämmige in der Zaubererwelt nichts zu tun haben-"
"Also willst du jetzt deine Schuld auf deine Eltern schieben?", fragte Hermine schrill, und ihre Augenbrauen wanderten immer höher.
"Nein!", sagte Draco. "Das möchte ich nicht, aber trotzdem tragen meine Eltern einen Teil der Schuld auf sich. Dennoch war ich es, der dich beleidigt hat und nicht meine Eltern. Deshalb möchte ich mich bei dir entschuldigen, nicht nur weil es das Ministerium von mir verlangt, sondern auch, weil ich auch so etwas wie Schuldgefühle besitze und es mir echt leid tut." Draco hielt kurz inne und wartete ab. Von Hermine kam aber nichts. "Jedenfalls , ich dachte nie, dass ich das sagen werde, aber ich mag dich."
Hermines Augen suchten seine und einen Moment lang verhaarten sie dort, während sie fieberhaft überlegte. Dann bildeten sich kleine Fältchen auf ihrer Stirn, und sie fragte: "Aber warum - ich meine, ich weiß nicht ob ich dir verzeihen kann, immerhin warst du die letzten sechs Jahre nicht gerade freundlich zu mir."
Draco seufzte. "Ich weiß. Das war nicht richtig von mir, ich gebe es zu. Hermine." Beim Klang ihres Names zuckte sie leicht zusammen. Sie hätte nie gedacht, dass er, Draco Malfoy, so einen sanften Ton herausbringen könnte. "Bitte verzeih mir."
Bevor Hermine überlegen konnte, bevor sie auch etwas tun konnte, nickte sie leicht. Gleich darauf wollte sie sofort den Kopf schütteln, entschied sich aber doch dagegen. Sie würde ihm eine zweite Chance geben, doch eine dritte wird es nicht geben, da war Hermine sich völlig sicher, da würde sie nicht nachgeben!
[...]
Abends, als es schon stockdunkel war, kam der Hogwarts-Express endlich in Hogsmeade an. Mittlerweile gewitterte es, für Draco war es alles andere als schlecht. Allmählich hat er sogar gute Laune bekommen.
Beim aussteigen, bemühte er sich sogar die Erstklässler nicht anzurempeln, wie er es sonst immer gemacht hat. Außerdem wurde ihm bewusste, dass er die ganze Zeit blöd grinste. Doch lag es nur daran, dass Hermine ihm verziehen hat?
Hagrid stand abseits und rief den Erstklässlern zu: "Erstklässler hierhin! Hier, bitte stellt euch in eine Reihe, zu zweit!"
Während Hagrid diese Worte wiederholte, sah Draco, wie sich Hermine, Weasley und Potter Hagrid näherten und versuchten durch die Schülermenge hindurch zu kommen.
Als sie neben Hagrid stehen blieben, hörte Draco Hermine sagen: "Hallo Hagrid! Schöne Ferien gehabt?"
Hagrid widmete seine Aufmerksamkeit nun Hermine, Potter und Weasley und sagte: "Eigentlich nich' so. Un' ihr, habt ihr schöne Ferien gehabt?"
Draco hatte keine Lust mehr sich das Gespräch weiteranzuhören, deshalb zog er weiter, zu den pferdelosen Kutschen. Oder eher gesagt, zu den Kutschen, die von unsichtbaren Wesen gezogen werden, names Thestrale.
Draco konnte sie sehen. Er hatte beim Krieg um Hogwarts mehrere Menschen sterben sehen. Umso mehr schmerzte es ihn, als er einem Thestral in die leeren Augen blickte.
Hinter sich hörte er die Schüler kommen, die ebenfalls mit den Kutschen fahren müssen, weshalb er sich rasch in eine der Kutschen setzte und mit einem Ruck fuhr sie los.
Draco seufzte tief. Hatte er Liebeskummer? Nein, er liebte Hermine nicht. Oder etwa doch? Nein, das konnte nicht sein, sie war eine Schlammblüterin, sie war eine Streberin. Aber wollte das Ministerium denn nicht, dass er genau das nicht über Muggelstämmige dachte?
Draco erinnerte sich daran, als Hermine, Potter und Weasley im letzten Jahr, als Voldemort noch lebte, im Malfoy Manor waren. Dort wurde Hermine gefoltert und er erinnerte sich noch ganz gut daran, wie sehr es ihn anwiderte es mitanzusehen zu müssen. Damals, dachte Draco verbissen, hatte ich auch schon Mitleid mit ihr.
Er merkte gar nicht, wie die Kutsche stehen blieb, so tief war er in Gedanken versunken. Als erst sein Blick zum Fenster wanderte, aus dem er Hogwarts Schulportal sehen konnte, merkte er es und sprang rasch aus der Kutsche, bevor es jemand bemerkte.
Vor dem riesigen Tor stand Professor Flitwick, der die Liste mit den Namen der Schüler hatte. Seit dem letzten Jahr war das die neue Schulregel.
Draco ging hinüber zu dem Ravenclaw Professor, der von seinem Zettel aufblickte und ihn fragend ansah. "Ihr Name?"
Draco bemühte sich nicht die Augen zu verdrehen und sagte: "Draco Malfoy."
Ihm kam seine eigene Stimme fremd vor. Als ob es ihn schmerzte Draco Malfoy zu sein. Doch das tat es, oder? Er wollte nicht mehr er selbst sein.
"Weitergehen", quickte Flitwick munter, anscheinend freute der sich auf dieses neue Jahr in Hogwarts, ganz im Gegensatz zu Draco.
Wenigstens war es ein schwacher Trost, dass er den ersten Tag genutzt hat, und sich bei Hermine entschuldigt hat. Außerdem war es ein Fortschritt, dachte Draco, dass Hermine seine Entschuldigung angenommen hat.
Er durchquerte den Hof und baute sich währenddessen Pläne auf, wie er Hermine dazu bringen könnte, ihn zu heiraten. Jetzt, wo Hermine seine Entschuldigung angenommen hat, kam ihm das Ziel nicht mehr unmöglich vor.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top