16
"Lass uns langsam gehen und gucken, was aus Harry und Ginny geworden ist, Hermine", sagte Draco nach einer langen Weile, in der sie sich umarmt haben.
Hermine ließ ihn los und lächelte: "Bei dir fühl ich mich wohl, Draco."
"Ich mich bei dir auch, meine Liebe."
"Meine Liebe? Wie formell!", lachte Hermine kopfschüttelnd.
"Formell?", sagte Draco belustigt.
"Jaa! Wenn du mich noch einmal so nennst, dann kannst du was erleben!", sagte Hermine drohend, doch Draco schmunzelte und sagte: "Weißt du, dass du echt süß aussiehst, wenn du wütend bist?"
"Ach ja? Du solltest eher Angst vor mir haben, wenn ich wütend bin, anstatt mich süß zu finden!", sagte Hermine und nickte wichtigtuerisch.
"Oh-oh!", machte Draco und tat auf erschrocken.
Hermine schüttelte belustigt den Kopf über Draco und sagte: "Komm jetzt!" Sie nahm seinen Arm und zerrte ihn die Korridore entlang.
"Wo ist nochmal der Unterricht?", fragte Draco nachdenkend.
"Keine Ahnung", antwortete Hermine und zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung?", wiederholte Draco ungläubig. "Und wo gehen wir jetzt hin?"
"Keine Ahnung!", sagte Hermine nochmal und beide fingen an zu lachen.
"Hermine, du bist echt unmöglich!", sagte Draco lachend.
"Danke, hab' dich auch lieb!", erwiderte Hermine und rollte mit den Augen.
"Ach, normalerweise bist du ein echtes Lexikon!", entgegnete Draco.
"Ein echtes - was?"
"Ein echtes-"
"-Nein, ich habe dich schon verstanden, aber warum ein echtes Lexikon?", wollte Hermine wissen, wobei sie stehen blieb und Draco mit einer gerunzelten Stirn ansah.
"Äh ... Weil du wirklich schlau bist?", sagte Draco und zog eine Augenbraue hoch.
"Nein, das bin ich ni-" Doch weiter kam Hermine nicht, denn Draco kam ihr wieder näher und küsste sie. Als sie sich voneinander lösten, sah Hermine ihn herausfordernd an und fragte: "Wirst du das jetzt immer machen?"
"Wenn du das sagen willst, was nicht der Wahrheit entspricht, dann schon!", lachte Draco peinlich berührt.
"Aha. Na gut, dann werde ich ab jetzt immer lügen!", gab Hermine frech grinsend zurück.
"Oh, da will jemand spielen!", flötete Draco ebenfalls grinsend.
Hermine schüttelte wieder den Kopf über ihn und zog ihn weiter.
"Also. Nochmal, wo gehen wir jetzt hin?", fragte Draco, während sie durch die Flure marschierten.
"Heute ist?", stellte Hermine ihm eine Gegenfrage.
"Äh ... Weiß ich nicht?", antwortete Draco. Tatsächlich hatte er vollkommen das Zeitgefühl verloren. So viel Chaos ist geschehen, dass er völlig vergessen hat, dass er immer noch eine schwierige Aufgabe hatte erledigen zu müssen.
"So einen Tag gibt es nicht, Draco!", sagte Hermine und verdrehte die Augen.
"Oh, das ist mir natürlich klar, aber-"
"-Aber?"
"Ich habe das Zeitgefühl verloren!", gab Draco zu.
Hermine blieb wieder stehen, sodass Draco gegen sie knallte.
"Aua, bleib doch nicht-"
"Ich habe auch ganz das Zeitgefühl verloren!", sagte Hermine ernst.
"Ach, na toll", murrte Draco. "Sehr toll."
"Wunderbar!", murmelte Hermine verärgert.
"Hmm", überlegte Draco. "Weißt du was? Das ist jetzt vollkommen unwichtig! Lass uns gehen und endlich Hinny finden!"
"Wen?", wollte Hermine leicht verwirrt wissen.
"Hinny", wiederholte Draco.
"Du meinst doch nicht-"
"-Oh, doch, das meine ich."
Hermine prustete los. "Haha, und wie heißen wir?"
Draco lief rot an und kratzte sich am Hinterkopf. "Äh ... Wie wäre es mit Dramione?"
Hermine schmunzelte. "Ein gemeinsames Wir."
"Natürlich!", entgegnete Draco lächelnd.
"Na schön, nun lass uns endlich gehen!", fügte Hermine leicht ungeduldig hinzu.
Draco nickte und wieder wurde er von Hermine weggezogen. Keine fünf Minuten später blieb sie wieder stehen und er lief ein weiteres mal gegen sie.
"Man, Hermine, jetzt-"
"Pscht, du idiot!", fauchte Hermine gereizt.
Erst jetzt bemerkte Draco, dass sie jemanden gefunden hatten. Harry und Ginny standen vor ihnen, die Gesichter puterrot, anscheinend kurz nach dem Kuss.
"Oh", machte Draco verlegen.
"Oh? Wir haben sie bei ihrem Kuss gestört!", zischte Hermine wütend.
"Und schon wieder siehst du hammer süß aus!", sagte Draco lachend.
"Ihr habt euch also gefunden?", fragte Hermine, ohne Draco weiterhin auch nur zu beachten.
Niemand von den Beiden antwortete, ihnen war es offenbar immer noch zu peinlich. Doch dann fiel Ginnys Blick auf Dracos Hand, die die von Hermine hielt.
"Ihr aber auch!"
Hermine und Draco sahen sich verwundert an, als wäre es ihnen selbst noch nicht aufgefallen.
"Äh - ja, könnte sein", stammelte Draco.
"Tut mir leid, macht ruhig weiter!", sagte Hermine und machte Anstalten wieder zu gehen.
"Aber warum seid ihr nicht im Unterricht?", wollte Harry wissen.
"Äh ..." machte Hermine, doch diesmal war Draco derjenige, der etwas sagte: "Das könnte ich euch auch fragen."
Ginny und Harry liefen wieder knallrot an, aber Draco lächelte nur und sagte, bevor er ging: "Ein schönes gemeinsames Leben noch!"
Dann verschwand er mit Hermine um die Ecke, Hinny verwirrt allein zurücklassend.
"Was sollen wir jetzt machen?", wollte Hermine immer noch lächelnd wissen. Draco zuckte mit den Schultern. Auch er lächelte noch und war teilweise in Gedanken versunken. Zwei Jahre früher, würde er sich über Harry und Ginny lustig machen, aber jetzt war er einigermaßen glücklich, dass es so gekommen ist. Aber ... war das so, weil sie jetzt einen Weg hatten wieder zurück zu kommen? Oder ... weil Draco sich wirklich verändert hatte. Vielleicht war ja auch der Zweck dieser Welten, damit Draco sich verändert?
"Alles okay?", fragte Hermine und schaute ihn von der Seite besorgt an. Anscheinend hatte er aufgehört zu lächeln und hat stattdessen finster drein geblickt. Draco zuckte leicht zusammen und ließ Hermines Hand los. Erst jetzt fiel ihm die Wahrheit ins Gesicht. Es war nicht die echte Hermine und es würde auch nicht die echte Hermine sein. Sie würde sich nicht an die Sachen erinnern, die heute und gestern geschehen sind, und sie wird sich nicht an ... Dramione erinnern. Sie wird Draco genauso hassen, wie vorher und wird in ihm keine Hoffnung sehen.
Sie wird dich verabscheuen.
Draco presste die Lippen aufeinander. Alles war nur eine Falle. Er hatte sich in Hermine verliebt, die wahrscheinlich keine Hermine war. Sollten sie nicht doch für immer in dieser Welt bleiben? Hier war alles in Ordnung. Hier fühlte Draco sich wohl.
"Draco, antworte mir bitte. Was ist los?", fragte Hermine nochmal und sah ihm in die Augen. Braun traf auf blau. Sie sah ihm in die Eisaugen.
Draco wich zurück. "Du wirst dich nicht an mich erinnern."
Hermine runzelte die Stirn und legte ihren Kopf leicht schräg. Sie schüttelte leicht den Kopf und kam näher. Ihr Gesicht war Dracos plötzlich ganz nah, er konnte ihre Sommersprossen zählen.
Draco wollte es. Er wollte sie. Aber er konnte nicht. Draco wich wieder zurück und zu seinem Entsetzen bemerkte er, dass er Tränen in den Augen hatte. Er wollte nicht verletzt werden, als musste er sich losreißen solange es ging. Er musste Hermine loslassen.
"Hermine, ich ... wir können nicht", krächzte er schwach. Hermines Augen wurden ganz groß und man sah ihr an, dass sie versuchte nicht loszuweinen. "Wieso?", flüsterte sie. Dann sammelten sich auch schon die Tränen in ihren wunderschönen Augen. Draco bereute es. Aber er wollte sein Herz nicht zerbrechen lassen. Noch nie hatte er auch nur ansatzweise gewusst, wie sich Liebe anfühlte. Und er wollte nicht die Erfahrung machen und erleben wie es sich anfühlt, wenn das Herz in tausend kleine Stückchen zerbrochen wird.
"WIESO?!", schrie Hermine und starrte ihn mit leichter Wut in den Augen an.
"Du bist doch -", sie hielt inne, starrte ihn feindselig an, dann fauchte sie: "DUMM!" Mit diesen Worten drehte sie sich um und marschierte davon, Draco erkannte an ihrer Gangart, dass sie nun wirklich in Tränen ausbrach. Ihm tat es leid. Aber er konnte nichts dafür. er hatte sich für das Richtige entschieden.
Hermine blieb noch einmal stehen, sah sich um und mit einem letzten wütenden Blick auf Draco verschwand sie um die Ecke. Draco seufzte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Er atmete tief ein und aus und schluckte all seine Enttäuschung runter. Er redete sich ständig ein, dass es die bessere Entscheidung gewesen ist, auch wenn er sich jetzt nicht mehr so sicher war. Er wollte Hermine ebenfalls damit schützen.
Das war die Gute Entscheidung.
"Ich weiß", murmelte Draco und ließ den Kopf hängen.
Jetzt hast du nichts anderes mehr über, als alles zu beenden.
Draco zog scharf die Luft ein und kniff die Augen zusammen. "Ich werde mich nicht umbringen", zischte er.
Aber du hast es verdient. Anderes kannst du nicht machen.
Draco ignorierte seine Innere Stimme und sah wieder auf. Er musste zurück. Und es musste ohne Hermine klappen. Genau aus dem Grund, weil Hermine nicht die echte war. Entschlossen marschierte er auf eine Tür zu und starrte sie abschätzend an. Dann, mit voller Gewalt, trat er einmal gegen den Türrahmen, wofür er nur höllische Schmerzen im Fuß bekam, aber die blendete er aus. "Du wirst mich jetzt dorthin bringen, von wo ich gekommen bin", knurrte Draco die Tür an.
Er streckte die Hand aus und spürte eine elektrische Ladung am Arm, so dass seine Härchen abstanden. Draco musterte kurz seine Armhaare, dann warf er der Tür einen zornigen Blick zu und machte den Schritt.
Alles wurde schwarz und er hatte das Gefühl irgendwo unten in den Tiefen des Ozeans zu sein. Er bekam kaum Luft. Dann fühlte es sich so an, als würde sein Inneres gleich in tausend Stücke zerspringen, aber Draco riss sich zusammen und konzentrierte sich nur auf das eine: NACHHAUSE!
Draco klatschte keuchend auf den kalten und harten Boden und stöhnte schmerzerfüllt auf. Seine Augen waren geschlossen, aber er vernahm merkwürdige Geräusche um sich herum. Er benötigte ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass es Stimmen waren. Stimmen von Schülern, die aufgeregt etwas besprachen. Dracos Atem wurde ein Stück schneller. Ist er nun wieder dort, wo er hätte sein sollen? In der Realität? Langsam und mühevoll rappelte er sich auf und erst als er gerade und aufrecht auf beiden Beinen stand öffnete er vorsichtig die Augen. Das grelle Licht schien ihm die Augen zerstören zu wollen und er kniff sie wieder zusammen. Seine Hand schnellte hoch und er hielt sie sich vor die Augen. dann versuchte er es wieder und öffnete sie ganz leicht. Der Untergrund wackelte. Es schien fast so, als hätte das Wackeln erst dann angefangen, als Draco die Augen geöffnet hatte. Als sich seine Augen an das Licht langsam gewöhnten, nahm er die Hand weg und sah sich um. Er war im Hogwarts-Express.
Draco wirbelte verwirrt herum. Wo war die Tür, durch die er eigentlich hätte kommen sollen? Er war alleine im Gang, aber in den Abteilen herrschte totales Chaos. Ist er einfach so hier aufgetaucht? Als wäre er appariert? So sah es aus. Sein Atem wurde immer flacher und er geriet in leichte Panik. in welcher Zeit war er hier? Sein Blick huschte zu seinem Arm und er zog die Ärmel hoch. Die tiefen Risse, die er dort reingemacht hatte, waren verschwunden. Stattdessen fand er eine wunderschöne blasse, aber glatte und weiche Haut vor. Keine Wunden. Er runzelte die Stirn und zog den Ärmel wieder runter. Dann griff er nach dem linken Ärmel und zog diesem hoch. Auch dort war keine einzige Macke. Nicht einmal Spuren vom Dunklen Mal. Der Dunkle Lord lebte also nicht mehr. Das war doch ein Gutes Zeichen, oder? Entschlossen drückte er seinen langen schwarzen Ärmel wieder runter und unentschieden sah er sich um. Wohin sollte er gehen? Aber die wichtigste und verwirrendste Frage war: Wieso verdammt war er wieder im Hogwarts-Express? Er schüttelte den Kopf, als ob er eine lästige Fliege verscheuchen wollte. Aber so sehr er sich auch anstrengte; Er war und blieb im Hogwarts-Express, der durch die verschiedenen Landschaften fuhr.
Draco wandte sich dem Fenster zu. Es war Tag draußen. Die grüne und leuchtende Sommerwiese strahlte ihm entgegen. "Ich verstehe das nicht", murmelte Draco vollkommen durcheinander und wandte sich wieder ab. Plötzlich hörte er Türknallen und sein Blick schnellte nach rechts. Hermine. Hermine, marschierte aus dem Abteil und knallte die Tür mit solcher Wucht zu, dass man ihr ansehen konnte, wie zornig sie war. Trotzdem machte Dracos Herz einen freudigen Hüpfer, als er Hermine wieder sah. Auch Hermine hielt inne, als ihr Blick auf Draco viel. Sofort wurde ihr Gesichtsausdruck viel weicher und netter, aber lange nicht so nett, dass Draco sagen konnte, dass sie befreundet waren. Sie starrten sich in Entfernung von zehn Metern an. Plötzlich verspürte er den Drang seine Lippen auf die von Hermine zu legen, sie zu küssen, sie zu umarmen. Er schluckte und kam näher, dabei musterte ich sie von oben bis unten.
Sie sah gut aus. Einfach gut. Ich blieb circa ein Meter vor ihr stehen. Ihr Mund war ganz leicht geöffnet, sie sah mich mit einer zweifelnden Miene an. Ich öffnete ebenfalls ganz leicht den Mund und flüsterte: "Erinnerst du dich jetzt?" Sie zog langsam die Augenbrauen zusammen und einen Moment lang glaubte ich, etwas wie ein "Ja" in ihren Augen gesehen zu haben, aber ich irrte mich.
"An was soll ich mich erinnern?", fragte sie ruhig, aber ihre Stimme war wütend. Sie erinnerte sich nicht. Es war ein deutliches "Nein".
Ich räusperte mich und sagte: "An uns."
Sie legte ihren wunderschönen Kopf schief und musterte mein Gesicht, als wäre es ein interessantes Buch. "An uns?"
Ich nickte leicht. "Hermine Granger, kannst du mir bitte eine Frage beantworten?" Ich schluckte schwer. Ich wusste, dass ich einen Riesenfehler begangen war, aber ich wollte es wieder verbessern. Wieder gut machen. Und schließlich war mir natürlich klar, dass man es nicht nur mit einem harmlosen "Es tut mir leid" machen kann. Es muss aus dem Herzen kommen.
"Welche Frage soll ich dir beantworten?", wollte sie mit einer leicht kühlen Stimme wissen.
Ich seufzte und ohne den Blick von ihren Augen abzuwenden murmelte ich: "Welches Datum haben wir heute?"
Sie zog eine Augenbraue hoch und ich glaubte, sie würde mir eine klatschen, aber sie antwortete ruhig: "Der erste September, 1997." Draco starrte sie fassungslos an. Er war also wieder am Anfang. Es war eine Falle gewesen, die anderen Welten. Doch Dank den Welten hatte er sich verändert, und zwar zum Positiven. Das Ministerium hatte ihm also doch noch eine weitere Chance gegeben. Er war wieder in der Realität und die sieben Tage haben erst jetzt begonnen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top