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Das alles kam unerwartet. Vor ihm stand Hermine Granger, den kühlen Blick auf seine eisgrauen Augen gerichtet. Auch Draco starrte sie an, als könnte er nicht glauben, dass es wirklich Hermine Granger war.

Solange Draco und Hermine abgelenkt waren, hatte Yaxley einen Desillusionierungszauber über sich gelegt, sodass Hermine ihn nicht mehr sehen und ans Ministerium weitergeben konnte.

Hermines Blick wurde immer argwöhnischer. "Was suchst du hier, Malfoy?", wollte sie wissen und ihre Stimme war so scharf wie ein Messer, so kam es Draco zumindest vor.

"Das sollte dich nichts angehen!", fauchte er, doch ihm fiel zu spät ein, dass er gerade vor dem Mädchen stand, das er überreden sollte, ihn zu heiraten, und das in sieben Tagen. Zwar fingen die sieben Tage erst ab morgen an, dennoch hatte Draco das Gefühl, dass ein falscher Zug alles zerstören könnte, sein Leben mit eingeschlossen.

"Nun, ich will dir nur in Erinnerung rufen, dass du vom Ministerium beobachtet wirst! Außerdem frage ich mich, warum sie dich nicht sofort nach Askaban geschickt haben."

Es traf Draco eiskalt. Das wird nie im Leben funktionieren, dachte er verzweifelt.

Er seufzte. Yaxley hatte er schon längst vergessen, wahrscheinlich ist er weg gerannt und dann disappariert.

"Was tust du denn hier?", fragte Draco und bemühte sich dabei neugierig zu klingen, was allerdings überhaupt nicht klappte. Er klang eher so, als wäre er misstrauisch, was Hermine dazu brachte ihm einen abfälligen Blick zuzuwerfen.

"Ich wohne hier!" Sie klang so, als wäre es selbstverständlich.

"Schön", sagte Draco. Seine Stimme nahm wieder den üblichen Ton an.

"Du hast immer noch nicht meine Frage beantwortet! Ach - ist jetzt aber auch egal! Einen schönen Tag noch!" Mit der Nase in der Luft marschierte sie weiter und würdigte ihn keines Blickes mehr.

Draco wusste nicht was er machen sollte. Es fiel ihm schwer, nett zu Hermine Granger zu sein und er hatte das unerklärliche Gefühl, dass schon alles vorbei war. Doch er durfte nicht aufgeben ...

"Granger, warte mal!" Draco lief ihr hinterher, wenn auch widerwillig.

Sie drehte sich um und ihr buschiges Haar flog ihr über die Schulter. "Was ist?"

"Ich - ich begleite dich!" Die Worte kamen aus seinem Mund herausgesprudelt, ehe er nachdenken konnte.

"Wie bitte?" Hermine stand das Misstrauen ins Gesicht geschrieben.

"Ich begleite dich", wiederholte Draco deutlich und hoffte fast schon sie würde es ablehnen.

"Malfoy, was führst du im Schilde?", fragte sie kühl und schaute so, als hätte sie ihn durchschaut, was nicht im geringsten stimmte.

"Ich führe nichts im Schilde!", sagte Draco empört. Es war schwer, und das allerschwerste war, dass er ihr nichts von seiner Aufgabe erzählen durfte. Das demütigte ihn.

"Malfoy, wir kennen uns schon seit der ersten Klasse, du müsstest schon einen guten Grund haben mich nach Hause zu begleiten. Immer hast du mich als 'Schlammblut' bezeichnet, und willst mich jetzt begleiten? Na los, spuck's aus, was heckst du aus?"

"Ich hecke gar nichts aus, glaub mir!", erwiderte Draco verzweifelt. Sein Ziel kam ihm jetzt so unerreichbar vor. Wie gerade eben schon ... "Hör zu, es tut mir wirklich leid, wegen all den Jahren!"

Hermine lachte ungläubig und spöttisch auf. "Es tut dir leid?! Damit kommst du jetzt an, wo du vom Ministerium beobachtet wirst? Wenn du willst, dass ich gut von dir rede, damit sie dich frei lassen, dann musst du schon mehr tun, als 'Es tut mir leid' zu sagen!" Hermines Stimme wurde immer schriller. "Obwohl ich mir auch nichts sicher bin, ob ich dir jemals verzeihen werde!"

Mit diesen Worten drehte sie sich um und stolzierte davon, und Draco machte keinen Versuch mehr ihr nachzurufen. Draco ließ den Kopf sinken. Der kalte Wind brachte Regentropfen mit sich, die schwer auf sein weißblondes Haar fielen.

Was sollte er jetzt machen? Natürlich könnte er ihr einen Imperius-Fluch aufhalsen, doch er war sich nicht ganz sicher, ob er es über sich bringen würde. Aber warum kümmerte es ihn auf einmal, ob ein Schlammblut unter einem Imperius-Fluch stand oder nicht?

[...]

Draco saß im Hogwarts-Express, er war frustriert, erschöpft und müde. Heute haben die sieben Tage offiziell angefangen, doch Draco fühlte sich schlecht bei dieser Aufgabe.

Gestern hatte Hermine ihm eine Abfuhr gegeben, und gesagt, dass sie ihm eindeutig nicht verzeihen wird, das reichte Draco vollkommen aus, um zu wissen, dass er verloren hat.

Er hatte letzte Nacht in einem Muggelhotel übernachtet, er hatte keine Kraft mehr, um noch zu sich nach Hause zu laufen.

Draco starrte trübsinnig aus dem Fenster. Es regnete, dabei kam es Draco so vor, als ob das Wetter von seiner Laune abhing. Hatte er mal schlechte Laune, regnete es, hatte er mal einigermaßen gute Laune, schien teilweise die Sonne, was seine Laune aber sofort wieder verschlechterte. Draco hasste die Sonne und wie das Wetter jetzt war, damit war er vollkommen zufrieden.

Er war allein im Abteil. Es war furchtbar kalt und Draco zog seine Jacke höher, was allerdings nicht besonders half. Er fing an zu zittern, dabei war er sich nicht sicher, ob das wegen der Kälte geschah. Es war die Verzweiflung, die ihn niederdrückte, die alles zerstörte, sein Leben, seine Familie.

Warum musste er so gemein zu ihr sein? Warum? Draco wollte nicht zugeben, dass es die Schuld seiner Eltern war, die ihm das eigentlich beigebracht haben. Er fühlte sich schrecklich schuldig, und er hatte schlimme Gewissensbisse.

Plötzlich spürte er, wie eine Träne seine hohle Wange hinuntersickerte. Rasch wischte er sich die Augen mit dem dicken Pulloverärmel, obwohl es niemanden gab, der es sehen konnte. Außerdem zweifelte er daran, dass jemand ins Abteil kommen wird, wo doch jeder wusste, wer hier saß.

Jetzt, da er alles aus einer anderen Sicht betrachtete, fiel ihm auf, wie vernachlässigt er wurde. Die anderen Schüler hassten ihn, seine einzigen Freunde, Crabbe und Goyle, waren beide tot. Er wollte jetzt nicht an Crabbe und Goyle denken.

In der nächsten Sekunde fiel ihm eiskalt auf, dass er nur noch an Hermine Granger dachte. Was würde das nur für eine Beziehung werden?! Er liebte sie nicht einmal und sie hasste ihn ...

Oder nicht?

Draco seufzte tief. Er durfte nicht aufgeben. Wie oft hatte er sich das in den letzten Tagen gesagt?

Doch er wusste, dass es hoffnungslos war. Woher er das wusste? Das hat Hermine ihm letzte Nacht klar gemacht.

Doch trotzdem brauchte er einen Plan! Über den Imperius-Fluch hat er schon viel nachgedacht. Aber er wollte Hermine komischerweise keinen Imperius-Fluch aufhalsen, doch warum? Mochte er sie? Oder wollte er fair bleiben? Er wusste es selber nicht ...

Ein Liebestrank würde rein theoretisch auch gehen. Aber je öfter er darüber nachdachte, desto gruseliger kam es ihm vor. Eine Hermine, die verliebt in Draco war und die ganze Zeit nur rumknutschen wollte? Unheimlich ... Draco konnte sich eine Gänsehaut nicht verkneifen, wenn er es sich vorstellte.

Außerdem musste er diesen Liebestrank erst einmal brauen. Oder er bestellte sich einfach ein Fläschchen aus dem Scherzartikelladen. Trotzdem kam er immer wieder zu dem ein und demselben Schluss. Eine verliebte Hermine war horrormäßig schlimm. Und es wäre zu auffällig vor der Nase des Ministeriums.

Dann gab es dort noch eine andere Methode. Draco konnte Hermine einen Deal anbieten. Obwohl - da war er sich nicht so sicher, ob sie ihn annehmen würde. Aber ein Versuch war es wert. Vielleicht würde er sogar Glück haben und Hermine würde den Deal annehmen. Er hatte da schon eine sehr gute Idee im Kopf ...

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