Prolog

Emi summte leise. Sie summte, weil die sanften Töne, die ihrem Mund entwichen sie über das schabende Geräusch der Mauern hinwegtröstete.
Dabei gingen die Mauern auf, nicht zu. Eigentlich sollte sie es nicht hören, eigentlich sollte Emi mittlerweile tot sein, doch nun saß sie hier, dreckverschmiert hinter der ersten Kreuzung vor der Lichtung und konnte nicht zurück. Weil sie tot sein musste, weil sie keinen Schritt mehr auf die Lichtung setzen durfte. Emi grub ihre Finger in den Efeu über ihrem Kopf und zerrte sich auf die Beine. Ihr Knöchel schmerzte und eine Wunde an ihrem Oberarm blutete, aber sie musste hier weg bevor die Läufer starteten.
Sie musste hier weg, bevor sie jemand fand, denn wie sollte sie leben, mit Ihnen reden, wissend, dass sie nie mehr zurück konnte? Vielleicht war sie nicht heute gestorben, aber vielleicht würde sie morgen sterben, oder in einem Jahr oder in zweien. Gedankenverloren blickte Emi hinauf, die Mauern hoch bis in den Himmel, bis ihr etwas auffiel. Auf knapp zwei Metern Höhe war ein Holzbrett in die Ranken verwoben. Gerade breit genug um darauf zu liegen und genug von den Ranken verdeckt um nicht gefunden zu werden. Mit klammen Fingern zurrte sie die Gurte des Rucksacks enger und packte in die dicken Ranken.
Sie schnitten ihr grob in die Handfläche und ihre Füße rutschten ab. Auf halber Strecke verlor sie einen Schuh, der blutverschmiert war. Sie erinnerte sich nicht mehr, wie genau wie das passiert war, aber es war ihr auch egal.
Ein Ast schlug ihr ins Gesicht und warmes Blut floss über ihr Gesicht. Harsch wischte sie sich das Blut mit dem Ärmel aus den Augen.

Erschöpft schluchzte sie auf, als sie sich endlich auf das Brett hievte. Schmerz fraß sich durch ihren Körper und betrog sie um ihren Verstand.
Mit dem Gedanken daran, dass sie hier sowieso keiner sehen konnte zog sie sich das blutige Oberteil aus und riss es in Streifen. Sie hatte tausende Male Wunden versorgt, es bei ihr selbst zu machen, war halt nur anstrengend. Mit einem Ruck zerrte sie an dem einen Ende des Stoffstücks um die Blutung zu stoppen, ein weitere Stofffetzen sollte die Blutung am Kopf stillen.
Früher hatte ich besseres Verbandszeug, schoss es ihr durch den Kopf, dann warf sie den Rest ihres Oberteils auf den Boden. Als Mahnmal und als Beweis für ihren Tod.

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