Christmas Lights || Hyunchan
Hyunjin klopfte dreimal an die dunkle, mit Kerben gezierte Kellertür und trat dann - inzwischen ohne auf eine Antwort zu warten - ein. Kurz sah er sich um, bevor er seinen Freund Channie bemerkte, der mit einem zu Boden gerichteten Blick an der dreckigen Wand lehnte. Er sprach in die Finsternis hinein, wohlwissend, dass sein halbdämonischer Freund die warmen Worte hören konnte. Leise blickte dieser nun hoch, lächelte ihm schwach zu und ließ seine Flügel im dämmrigen Kellerlicht auffliegen, weg von der schwarzen Wand, die einen auf Dauer depressiv machte. „Hey." in der rauen Stimme des gefallenen Engels schwang Freude mit, die sich darauf bezog, Hyunjin zu sehen: „Wie gehts dir?" Hyunjins Blick gefror: „Es tut mir leid, dass ich so selten da war. Die Weihnachtszeit holt mich ein, was natürlich keine Entschuldigung dafür ist, dich hier in diesem Keller vergammeln zu lassen." Chan lächelte jedoch nur weiter. Er drehte geschickt eine Münze in seiner Hand, bevor er hauchte: „Das macht nichts. Dafür bin ich um so glücklicher wenn du da bist. Also, erzähl mir bitte von dir!"
Und Hyunjinnie, der die Ernsthaftigkeit hinter dieser Bitte erkannte, setzte sich zu dem Anderen auf den kalten Boden und kuschelte sich an seine fledermausartigen Flügel, die trotz ihrer harten, ledrigen Haut angenehm warm und trostspendend waren: „Weißt du... wie ich schon sagte, bald ist Weihnachten! Meine Freunde und ich... wir waren schon Schlittschuhfahren." an der Hand zählte er alle schöne Aktivitäten auf, die er bereits diesen Winter ausgeführt hatte: „Und ach ja, Kekse gebacken haben wir auch noch!" hastig kramte er er in seiner vollen Tasche und zeigte Chan niedliche Zimtplätzchen, die er ihm überreichte.
So kam es dazu, dass es bald im ganzen Keller nach Keksen roch und Außenstehende nur gesehen hätten, wie ein kleiner Dämon neben einem Schüler saß und fröhlich zu einer Erzählung Essen mampfte: Geschenke, Schneeballschlachten, sowie glänzende Christbaumkugeln.
Chan schwieg größtenteils, bis sein Menschenfreund eine Pause machte und er mit vollem Mund wisperte: „Hyunnie... was ist eigentlich dieses Weihnachten?"
Ungläubig sah Hyunjin ihn an: „Weihnachten - du kennst kein Weihnachten?" Channie schüttelte verlegen den Kopf und fuhr sich nervös durch die Haare. Stimmt auch, wie wolle er es denn kennen? Schließlich war er nicht von hier.
„Soll ich es dir erklären?" und während Chan erfreut nickte, begann Hyunnie flüsternd von all den schönen Dingen die er mit Weihnachten verband zu erzählen: Erst als er endete und sich eine liebliche Atmosphäre im sonst so traurigen Raum gebildet hatte, traute sich Chan zu staunen: „Und - diese Lichter. Leuchten sie wirklich so hell wie deine Augen, wenn du lachst? Du hast gesagt, manchmal können sie so hell wie das Universum sein." Hyunjins Herz klopfte schnell in seiner Brust und er lächelte sanft, während er Chan einen niedlichen Kuss auf die Wange drückte.
Sein Freund war so unglaublich lieb, dass er nicht verstand, warum er auf die Erde verbannt wurde: Trotzdem konnten sie nur von Glück reden, dass Hyunjin sich vor gut einem Jahr in diesen Kellerraum verirrte und Chan leise Trauern hörte. Natürlich erschreckte er sich fürchterlich, als er ihn sah: Einen Typen mit einer Flügelspannweite von seiner halben Freundesgruppe, der an der damals noch sauberen Wand lehnte und sich die Seele aus dem monströsen Leib weinte: damals wurden sie Freunde, bevor sie sich langsam ineinander verliebten - und nun waren sie hier:
„Soll ich dir Weihnachten zeigen?"
-
„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist, Hyunnie?" Chan trippelte nervös hin und her und versuchte hektisch seine Flügel noch weiter unter Hyunjins Jacke zu verstecken, obwohl sie bereits eingeknickt unter dem gelben Stoff hervorlugten. „Natürlich." Hyunjin legte eine Hand auf Chans Schulter, der merklich unter seiner Berührung zusammenzuckte: „Natürlich. Ich will, dass du sie auch siehst - die weihnachtliche Liebe in der Luft!" dann grinste er und kommentierte bestimmt, aber liebevoll: „Keine Sorge, wir gehen nicht nah dran und es gibt keine Straßenlaternen, niemand wird sie sehen, deine Flügel!" Daraufhin erhielt er ein hoffnungsvolles Nicken von Chans Seite und nahm seinen Partner an die Hand, um ihn aus dem ihm bekannten Keller zu führen, hinaus in die Welt, die er noch nicht kannte: Die Welt, die an Weihnachten so hell leuchtet, dass alle Probleme von Hyunnie sich wie weggeblasen anfühlten. Ob es Chan wohl ebenfalls so gehen würde, wenn er die roten Lichter des Weihnachtsmarktes sähe? Er konnte es nicht einschätzen, wirklich so überhaupt nicht.
Also fragte er bloß, ob Chan kalt sei, was er mit einem rauen „Nein." quittierte.
„Bist du so aufgeregt?" Hyunjin musste leise kichern, als er Chan in der Dunkelheit des Mondes leicht nicken sah: „Ich verspreche dir, dass du keine Angst haben musst."
„Dort!" rief Hyunjin plötzlich als sie zehn Minuten durch die Kälte gestapft waren: „hinter dem kleinen Mäuerchen dahinten leuchten die Lichter, du wirst sehen!" Mit roter Nase verlangsamte Channie und hielt die Hand seines Menschenfreundes ein wenig fester: „Weißt du Hyunnie..." dann zog er ihn schüchtern an sich und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, der von Zuneigung nur so triefte.
Dieser wurde glücklich erwidert: „Ich dich auch, Channie." Liebevoll strich Chan über die gelbe Mütze mit den Froschaugen in Hyunnies Haaren und murmelte etwas, bevor seine Augen in dem Lächeln verschwanden, was sein Freund so liebte.
Und dann trat Hyunjin um die dunkle Ecke, ganz alleine.
Denn als die Welt erleuchtet wurde, löste sich Chan, der Geist der Weihnacht, der weder für die Erde noch für das Nichts geschaffen war zu glitzerndem Staub auf, der in alle Himmelsrichtungen schwebte und allen ausser Einem Weihnachtsfreude brachte.
Und dieser Jemand war nicht etwa der Grinch, nein - es war ein Teenager, der sich plötzlich ganz klein fühlte, als er seine gelbe Jacke schniefend nach Hause trug, unwissend, warum sein Dämonenfreund sich im Angesicht der Lichter, die er so liebte, wortlos aufgelöst hatte.
-
(das ist aus dem Adventskalender vom letzten Jahr, ich hab also auch keine weiteren Informationen, was ich mir dabei gedacht hab lmao.)
-Lukas.
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