Prolog
430 Kilometer.
Das waren eigentlich nur eine Zahl und eine Maßeinheit dahinter, und doch machten sie mir Angst. Sie bedeuteten, dass zwischen meiner Freundin und mir eine enorme Entfernung lag.
Sie kam aus einer völlig anderen Ecke Deutschlands, dass wir uns jemals sehen könnten, das war wirklich unwahrscheinlich. Dennoch war es nicht unmöglich und beschäftigte gerade deshalb meinen Kopf im Minutentakt.
Wir hatten uns in einem Chatroom im Internet kennengelernt, und ja, obwohl wir uns blind vertrauen mussten, hatten wir eines Tages Handynummern ausgetauscht. Von diesem Augenblick an war ich mir mehr als sicher, dass sie echt war. Und dass unsere Freundschaft erst recht echt sein musste.
Meine Eltern bezeichneten mich als naiv, als sie mich beim Schreiben mit ihr erwischten. Sie sagten, dass sie einfach ein Fake war. Dass es sie nicht gab, und dass ich wahrscheinlich einen Psychopathen am anderen Ende der Leitung hatte.
Ich glaubte ihnen nicht, zog meine Sache durch. Ich wollte diese Freundschaft nicht aufgeben, und konnte es auch nicht. Es war unterhaltsam, befreiend und toll mit ihr zu schreiben, wir konnten uns sorglos die Dinge erzählen, die uns beschäftigten, die uns auf dem Herzen lagen, die wir einfach keinem erzählen konnten oder durften. Und das alles nur, weil diese Entfernung zwischen uns lag, die uns völlig unabhängig voneinander machte und gleichzeitig ein fieses Hindernis darstellte. Wir wussten, wo die andere wohnte, wie sie lebte, und dennoch kamen wir nicht vom Fleck, um uns nur einmal in die Arme schließen zu können.
Doch wenn es hart auf hart kam, waren manchmal auch 430 Kilometer nur ein Katzensprung - oder zumindest die Reise wert.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top