Chapter Twenty-One

Das Weihnachten immer näher rückte merkte man nicht nur an meiner Nachbarin, die mir jeden Tag eine Ladung Kekse und Weihnachtsstollen brachte, sondern auch daran, dass der Verkehr immer schlimmer wurde. Dazu kam noch der sich verstärkende Schneefall und das Eis auf den Straßen. Normalerweise machte mir das alles gar nicht so viel aus, da ich mich immer auf Weihnachten freute, doch dieses Jahr war anders. Dieses Jahr gab es Harry.

Die Kinder und auch die Erwachsenen wurden immer aufgeregter und erzählten sich bereits gegenseitig die schönsten Geschichten und bastelten sich die schönsten Geschenke, während wir alles unter dem großen Weihnachtsbaum lagerten, der inmitten des Raumes stand. Die verschiedensten Farben tummelten sich und die Kinder, die manche Geschenke hochnahmen und erraten wollten, was sich darin befand, wurden immer mehr. Letztendlich standen nämlich keine Namen drin und man würde an Heiligabend beim Namen aufgerufen werden, dann suchte man sich ein Geschenk aus und öffnete es. Dort befand sich dann die Auflösung, für wen das Geschenk war. Damit wollten wir vor allem die Kommunikation zwischen den Menschen aufrecht erhalten und tatsächlich, hatten sich über die Jahre schon viele Freundschaften geschlossen.

"Ist irgendwas zwischen dir und dem hübschen Lockenkopf vorgefallen?", fragte mich eine Rentnerin, als ich gerade die Tischdekoration etwas zur Seite schob, damit mehr Platz war.

Sofort verkrampfte sich mein Körper und ich Widerstand dem Drang, hinter mich zu sehen, da ich bereits vermutete, was für ein Anblick mich dort erwarten würde. Deswegen beendete ich einfach, was ich angefangen habe, ehe ich sie mit ihrem Rollstuhl an den Tisch schob und den Kopf schüttelte.

"Nein, wieso denken Sie das?", lächelte ich und fummelte an meiner Weihnachtsmütze herum, da ich das Gefühl hatte, dass sie nicht mehr richtig saß.

"Ich weiß nicht, aber wir alle haben gemerkt, wie sehr sich ihre Arbeitsweise zusammen in dieser Woche verbessert hat und nun ignorieren Sie einander wieder. Wir Rentner sind sehr aufmerksam, wissen sie?" Ihr leichtes lächeln brachte mich doch tatsächlich dazu, dieses zu erwidern und ich schaute einmal kurz zu Harry, welcher immer wieder einen kurzen Blick auf mich warf, bevor er den Kindern weiter vorlas. "Falls das nichts ernstes gewesen sein soll, mein Enkelsohn hat sich vor kurzem geoutet und ist soweit ich weiß, noch nicht vergeben."

Ich konnte nicht verhindern, dass ich bei dieser Aussage etwas Rot um die Nase wurde und deswegen sogar etwas dankbar über die Ablenkung war, die sich durch ein Schulterklopfen bemerkbar gemacht hatte. Deswegen ließ ich diesen Satz unbeantwortet und drehte mich zu meinem Helfer in der Not herum, was sich als ein Fehler herausstellte.

Hatte ich Zayn nicht vor ein paar Wochen noch als attraktiv bezeichnet? Naja, jetzt zeigte sich deutlich, dass der Charakter einiges damit zu tun hat, wie schön eine Person tatsächlich ist. Hässlich war er nicht, aber aufgrund des Wissens, was vorgefallen war, konnte ich ihn einfach nicht an Niall's Seite sehen.

"Was machst du hier?", fragte ich genervt und stemmte die Hände in die Hüften, woraufhin Zayn mich entschuldigend ansah und einmal kurz seufzte.

"Hör zu, ich weiß, du willst mich nicht sehen. Aber ich muss wirklich dringend mit dir sprechen. Ich habe auch schon Hannah gefragt, damit du keine Ausrede hast und sie ist damit einverstanden, dass ich dich für eine halbe Stunde ins Café am Ende der Straße einlade." Man merkte ihm seine Nervosität dadurch an, wie verdammt schnell er sprach und wenn er es schon mit Hannah besprochen hatte, blieb mir wohl keine Wahl. Ansonsten würde meine beste Freundin mich bis Weihnachten ignorieren und das hätte mir nun nur noch gefehlt.

"Weiß Niall, dass du hier bist?", fragte ich vorerst, anstelle einer Antwort und sofort senkte der junge Mann vor mit den Blick, um mit dem Kopf zu schütteln.

"Ich hielt es für besser, wenn er es nicht weiß. Immerhin geht es nicht um ihn und mich."

"Sondern um Harry und mich?", stellte ich klar, obwohl es offensichtlich war und Zayn nickte, trotz der Angst in seinen Augen, dass ich dann nicht mehr mit ihm mit wollte.

Doch ganz zu seiner Zufriedenheit, besorgte ich mir meine Jacke aus der Abstellkammer und verließ nach einem letzten Blickausstausch mit Harry unsere Gemeinschaft, um Zayn stillschweigend durch die mit Schnee bedeckten Straßen zu folgen.

Obwohl es noch recht früh war, zeigte sich schon jetzt die Dunkelheit, die sich bald über uns breit machen wollte. Das war das Einzige, was ich am Winter tatsächlich nicht ganz so gerne mochte; nämlich, dass es so verdammt schnell dunkel wird. Ich hasste es zum Beispiel, im dunkeln Auto zu fahren und das war im Winter fast unvermeidbar. Dazu noch die glatten Straßen - da nahm ich doch lieber die Bahn.

Eine fröhlich klingende Glocke ertönte, als Zayn vor mir das Café betrat und sofort wurde ich von einer angenehmen Wärme und wohlriechenden Düften umhüllt. Ich lockerte meinen Schal etwas und öffnete meine Jacke, da standen Zayn und ich bereits an der Theke und schauten auf die großen, mit bunter Kreide beschriebenen Tafeln.

"Kann ich dir etwas mitbestellen?", fragte er höflicher weise und kurz überlegte ich, ob ich das wirklich annehmen wollte, doch ich wusste ja nicht, was er geplant hatte. Womöglich würde ich Sachen zu hören bekommen, die ich gar nicht wissen wollte und ein bisschen Nervennahrung kann ja nicht schaden.

"Eine heiße Schokolade", nuschelte ich also vor mich hin und Zayn nickte, ehe er mich dankbar anlächelte und dann auch schon an der Reihe war.

"Einen Schokocappuchino, eine heiße Schokolade und zwei von diesen Schokotöpchen bitte", gab er seine Bestellung auf und sofort schaute ich ihn verwirrt an, doch er ignorierte meine Blicke komplett und bezahlte im Nachhinein für alles, ehe wir uns einen freien Platz suchten und alles vor uns abstellten.

"So, du wolltest mit mir reden", meinte ich und tunkte meinen Marshmallow in die heiße Schokolade, ehe ich ihn in meinem Mund verschwinden ließ.

"Ja, über dieses ganze Wetten-Ding und Harry", stimmte er mir zu und tunkte seinen Löffel in dieses Schokotöpfchen, das er bestellt hatte. "Du solltest das wirklich probieren. Das ist einfach Schokolade mit einem Schoko-Mousse-Karamell-Kern. Nicht unbedingt gut für die Hüfte, aber es ist Weihnachten, richtig?" Er versuchte mit aller Kraft, die Stimmung aufzuheitern, doch dafür war ich nicht bereit. Noch lange nicht.

"Da gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Ihr seid alle drei die größten Widerlinge die ich je in meinem Leben getroffen habe", gab ich Schulterzuckend zurück und tunkte meinen Löffel in das goldige Karamell, welches sich sofort um meinen Löffel schmiegte. "Ich habe wirklich viel darüber nachgedacht, in den letzten Tagen. Das es ja Vergangenheit ist und Bla. Aber dann sehe ich mir am nächsten Tag Harry wieder an und denke mir; wer weiß, wie viele Menschen da draußen sich mehr erhofft hatten und letztendlich nur als Bewältigung einer Wette dienten?"

"Harry hat ganz bestimmt nicht verloren, weil er so besonders gut war", sagte Zayn einfach nur und seine Miene verhärtete sich etwas, als er den Löffel zur Seite legte und die Hände miteinander verschränkte. "Harry hat sehr schnell gemerkt, wie dumm die ganze Wette war. Ich will nicht behaupten, dass er unschuldig war, ganz bestimmt nicht. Aber wenn man es hochrechnet, hat er bestimmt das selbe getan, wie die meisten Studenten wenn sie Single sind."

"Nur, dass ihr die Personen auch noch bewertet habt", warf ich ein, doch Zayn schien das nicht zu überzeugen. Stattdessen erhob er einfach nur eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern.

"Das klingt super schrecklich und pervers, aber tun wir das nicht alle? Sobald du eine Person im Club siehst, bewertest du sie nach deinen eigenen Geschmäckern. Ist es, nur weil du es nicht aufschreibst sondern es in deinem Kopf stattfindet, wirklich besser?" Zayn machte eine Pause, damit ich das eben gesagte verarbeiten konnte und redete dann weiter. "Hör zu, dieses Gespräch ist nicht dafür da, um das was wir getan haben, runter zu spielen. Es war ekelhaft, kindisch und Menschenverachtend und genau das, haben wir auch relativ schnell erkannt. Harry schneller als wir, weswegen er letztendlich diesen Wetteinsatz hatte."

"Wieso unsere Gemeinschaft? Wieso jemanden zum Menschenhelfen schicken, der dazu eigentlich gar keinen Bock hat? Wieso sollte er nicht einfach.. keine Ahnung... Free Hugs auf der Straße verteilen?" Das beschäftigte mich tatsächlich schon eine lange Zeit und ich war froh, dass mir viele meiner Fragen nun beantwortet werden konnten.

"Liam und ich wollten unbedingt, dass Harry verliert. Selbst wenn wir hätten Schummeln müssen. Jedes Jahr hat Harry nur seinen Vater im Kopf und wir erwischen ihn dabei, wie er Tagtäglich die Nachrichten nach erfrorenen Obdachlosen durchgeht. Wir wollten ihm eine andere Seite zeigen, ihn zu seinem Glück zwingen und tatsächlich warst du das Wunder, auf das wir gehofft hatten." Zayn schien meinen grübelnden Ausdruck zu bemerken und seufzte, ehe er sich etwas vorbeugte und leicht lächelte. "Wir wussten sofort als Harry von dir erzählt hatte, dass du etwas besonderes bist. Aber ich bin ehrlich.. wir dachten nicht, dass Harry sich Hals über Kopf verlieben würde."

"Aber diese Wette-"

"Ist eine Vergangenheit, die Harry zutiefst bereut."

"Es ist erst zwei Monate her", gab ich zu bedenken, doch Zayn warf erneut nur die Hände in die Luft.

"Na und? Das was du vor zwei Sekunden gesagt hast, ist Vergangenheit. Wen interessiert schon, wann etwas passiert ist? Du kannst nicht behaupten, auch wenn du der ach so tolle niedliche Louis bist, dass du noch nie etwas gemacht hast, was du bereust." Ich schluckte und Zayn schien an meinem Gesichtsausdruck zu merken, dass er mich gekriegt hat. "Bitte lass ihn nicht Links liegen. Du bist das Beste was ihm passieren konnte und wahrscheinlich jemals passiert ist."

"Okay", meinte ich und setzte mir tatsächlich das Ziel, Harry zu vergeben. Das ist ja immerhin auch ein Teil von Weihnachten, oder? "Aber nur unter einer Bedingung", sagte ich weiter und hatte sofort Zayns interessierten Blick auf mir.

"Diese wäre?"

"Du lädst Niall auf ein zweites Date ein", meine Stimme war fest und trotzdem hatte ich ein Schmunzeln im Mundwinkel, als ich meine Hand ausstreckte.

Zayn lachte kurz auf, schien jedoch nicht lange zu überlegen und umfasste meine Hand, um diese leicht zu schütteln.

"Deal."

[...]

Da hat Louis sich aber schnell wieder überreden lassen. Oder hat Zayn einfach nur gut argumentiert? Egal wie man es nimmt, Louis hat ja das Liebesgeständnis nicht erwidert.. wie Harry da wohl drauf ist?

Das Kapitel ist viel länger geworden als ich wollte, aber irgendwie musste es ja auch richtig erklärt werden und so viel Zeit bis Weihnachten ist auch nicht mehr. Habt ihr schon Ferien?

yourssincerely1D .. my love.. bald hast du eine Larry Reunion ❤️

Lots of love ❤️

xoxo Michelle

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