Chapter One
Schneefall, dicke Jacken und rote Nasen. Das war es, wie man sich den Winter vorstellte und wie man ihn liebte. Naja.. zumindest ein paar Menschen. Die meisten die ich kannte, hassten den Winter und die damit verbundenen Weihnachtstage, doch ich liebte es. Ich konnte es gar nicht abwarten, meine Pullis aus den Hinterstübchen meines Kleiderschranks zu kramen und ohne komische Blicke einen Beanie tragen zu können.
Der komplette Dezember war für mich immer etwas besonderes, weil ich seit genau fünf Jahren jedes Jahr bei einem Gemeinnützigen Verein mithalf, der jeden Tag warme Gerichte für die Armen herausgab. Gleichzeitig wurden mit den Kindern Spiele gespielt, warme und kalte Getränke herausgegeben und teilweise zusammen gesungen. Jeden Samstag gab es dann ein sogenanntes 'Wunschevent', wo jeweils drei Wünsche von den Armen ausgewählt und erfüllt werden. Das war immer mein liebster Part.
Ich hatte mich vor fünf Jahren dafür entschieden, bei der ganzen Sache mitzuhelfen, weil ich meine Karma Punkte etwas aufarbeiten wollte. Außerdem, war ich sonst kein wirklicher Freund von Menschen, weil sie mir einfach zu undankbar waren und hier, war es anders. Die Menschen waren fröhlich, lachten miteinander und waren dankbar für die freiwilligen Helfer, die mit halfen. Das verschönerte einem dann gleich den ganzen Dezember, und nicht nur das Weihnachtsfest.
Seitdem ich für mein Studium von England nach Deutschland gezogen war, sahen meine Familie und ich uns nur selten. Trotzdem kamen sie jedes Jahr an Weihnachten vorbei, um auch ein wenig mitzuhelfen und mit all den Menschen ihr Weihnachten zu verbringen. Und natürlich, weil ich Geburtstag hatte.
Naja, doch genug zu meiner Lebensgeschichte. Heute war auf jeden Fall der erste Dezember und ich war schon früh aufgestanden, um mir eine Tasse Tee zu kochen und mich an meinen Balkon zu setzen und den Schneeflocken dabei zuzusehen, wie sie sich liebevoll auf dem Boden niederließen und ihn mit einer Decke aus weißem Eis bedeckten. Der sanfte Geruch meines Tees schlich sich in meine Nase und ich begann zu lächeln, ehe mein Telefon klingelte und ich es aus der Bauchtasche meines Hoodies fischte, um den Anruf meines besten Freundes entgegen zu nehmen.
"Hey Nialler, was gibt's? Du willst mir doch nicht etwa absagen, oder?", fragte ich und versuchte, meine Stimme drohend klingen zu lassen, doch das funktionierte nicht wirklich. Stattdessen lachte der gebürtige Ire, welchen ich bei meinem Studium kennengelernt hatte, nur und ich konnte mir vorstellen, wie er dabei die Augen verdrehte.
"Nein, ich wollte dich nur fragen, wann du da heute auftauchst?" Ich hörte im Hintergrund etwas rascheln, wahrscheinlich bediente er sich jetzt schon an seiner ganzen Weihnachtsschokolade und ich versuchte, ein lachen zurückzuhalten.
"Ich bin heute schon gegen drei Uhr da, weil ich beim ganzen Aufbau helfe. Du kannst dann auch schon da sein, wir arbeiten die Neuen nämlich auch ein."
Mein Toast sprang aus dem Toaster und ich setzte mich mühsam vom Hocker auf, ehe ich mich durch mein Wohnzimmer quälte und auf dem Weg direkt meine Heizung anmachte.
"Einarbeiten? Was muss man da denn einarbeiten, wir geben doch nur Essen raus?"
Niall war das erste Jahr dabei, da er die ganzen letzten Jahre wohl zu beschäftigt gewesen ist, um ebenfalls an dem Event teilzunehmen. Dieses Jahr hatte ich ihm jedoch keine andere Wahl gelassen und er schien sich geschlagen gegeben zu haben, obwohl er auch jetzt nicht so sonderlich begeistert klang.
"Ja natürlich", meinte ich und klemmte mein Handy umständlich zwischen meiner Wange und meiner Schulter ein, damit es beim schmieren meines Toastes nicht runter fällt. "Allen werden die verschiedenen Posten erklärt, da wir nicht fünfundzwanzig Tage das gleiche machen. Also, welche Spiele man mit den Kindern spielt, wie die Musikanlage funktioniert, wie viel Essen wir rausgeben, damit auch jeder etwas bekommt." Ich steckte mir den Nutellalöffel in den Mund und die übrig gebliebene Schokolade entfaltete sich, während Niall meine Beispiele anscheinend auf sich ruhen ließ und nach einer ergebenen Zeit seufzte.
"Okay, ich bin auch schon gegen Drei da."
"Perfekt", rief ich aus und ich bin mir sicher, dass er das Grinsen in meiner Stimme hören konnte, ehe wir uns voneinander verabschiedeten und ich mein Handy zur Seite legte, um einen Blick aus dem Küchenfenster zu werfen.
Die Streufahrzeuge fuhren bereits und ich sah auch schon ein paar meiner Nachbarn das Salz auf den Gehwegen verstreuen, weswegen ich mein Gesicht verzog. Ich ging nämlich jeden Tag mindestens einmal mit dem Hund meiner Nachbarin raus, da sie zu alt war, um dem Hund die Strecke zu geben die er braucht und ich wusste durch die letzten Jahre, wie sehr es den Hunden in den Pfoten weh tat, wenn das Salz dazwischen kam. Ich hatte ein paar andere Hundebesitzer gesehen, die stattdessen Kies ausstreuen und das funktionierte genauso gut, weswegen ich nicht verstand, dass einige Menschen immer noch auf Salz schwören.
Den restlichen Mittag verbrachte ich damit, meine Wohnung etwas auf Vordermann zu bringen, meine Wäsche zu waschen und meine Mutter kurz anzurufen, ehe es für mich auch schon an der Zeit war, zur 'Suppenküche' zu fahren, wie Niall es liebevoll nannte. Natürlich gaben wir nicht wirklich nur Suppe raus, aber er wollte damit wohl irgendwie das Klischee bedienen.
Ich beschloss, aufgrund des Wetters, mein Auto anstatt der Bahn zu nehmen, da dies definitiv sicherer war und heizte es sofort auf, sobald ich drin saß. Obwohl es mir nie ganz so kalt vorkam, wenn es schneite, war es eben doch Winter und ich eine kleine Frostbeule, weswegen ich für meine fünfzehn Minütige Autofahrt definitiv ein wenig Wärme brauchte.
Die ersten Weihnachtslieder liefen im Radio und heiterten meine Stimmung noch ein wenig mehr auf, weswegen ich mit einem großen lächeln im Gesicht auf dem Parkplatz parkte, ausstieg, mein Auto abschloss und dann an der Tür klopfte, welche mir sofort von Hannah aufgemacht wurde. Sie war, seitdem sie sechzehn ist, freiwillige Helferin hier und hatte mich im ersten Jahr eingearbeitet, seitdem verstanden wir uns sogar richtig gut. Ich war froh, jemanden zu haben, der das genauso gerne machte, wie ich es tat. Immerhin gab es auch jedes Jahr mindestens eine Person, bei der ich mich fragte, wieso sie hier mit macht, wenn sie keinen Bock darauf hat; immerhin wird hier ja keiner gezwungen.
"Sind wir viele dieses Jahr?", fragte ich sie, als sie mir gerade meinen Pulli in die Hand drückte und dazu die Weihnachtsmütze, die wir alle für die Kinder trugen, da sie dies besonders lustig fanden.
"Fünfundzwanzig, glaube ich", sie runzelte kurz ihre Stirn, was bedeutete, dass sie nachdachte, ehe die Tür wieder geöffnet wurde und ein Lockenkopf mit grimmiger Miene den Raum betrat.
"Wo kann ich mich hier zum Freiwilligen-Dienst melden?" Seine Stimme klang genervt und er schaute lediglich Hannah an, welche aus ihren Gedanken gerissen wurde und ihn nun mit ebenso genervter Miene ansah.
"Dir auch einen guten Tag", meinte sie lediglich, drückte auch ihm eine Weihnachtsmütze und einen Pulli in die Hand, ehe sie mir eine Hand auf die Schulter legte und dann verschwand, als jemand ihren Namen rief.
"Eine Weihnachtsmütze? Nicht im Ernst. Wie lächerlich ist das denn." Abschätzig schaute er erst auf die Weihnachtsmütze in seiner Hand und dann auf meinem Kopf, ehe er die Augen verdrehte, sich das Ding aufsetzte und an mir vorbei, hinter Hannah herging.
Wie gesagt.. Ich wusste nicht, was Ebenezer Scrooge jedes Jahr hier zu suchen hatte..
[...]
So.. draußen ist es. Nicht viel spektakuläres im ersten Kapitel, aber ist ja auch nur der Anfang.
Harry ist also ein kleiner Weihnachtsmuffel..
Eigentlich ist alles gesagt, deswegen wünsche ich allen viel Spaß mit dieser kleinen Weihnachtsgeschichte und hoffe, dass ich euch alle jeden Tag hier begrüßen kann. Vor allem aber natürlich yourssincerely1D, wenn Dir das Ganze nicht gefallen sollte, werde ich mich wahrscheinlich vergraben gehen.
Lots of love ❤️
xoxo Michelle
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