Liebe
Kapitel 2 - Liebe
Ich starrte ihn an. Ich konnte gar nicht anders, als ihn anzustarren. Er hatte mich nicht erkannte, das hatte er eindeutig nicht. Ich hätte es gemerkt, wenn er gelogen hätte. Doch sein aufrichtiges Lächeln, ließ keinen Zweifel daran, dass er mir soeben die Wahrheit gesagt hatte.
"Du..... hast mich wirklich nicht erkannt?" hakte ich vorsichtshalber nach.
"Nein." antwortete er schlicht.
"Wie war nochmal dein Name?"
"Shoto. Shoto Todoroki." wiederholte er sich.
"Okay........ Todoroki.... Ich hätte jetzt mal bitte kurz eine Erklärung, wieso du mich nicht erkannt hast."
"Uhm...... Na ja, wir wohnen ziemlich abgeschieden, was du sicher gemerkt hast. Ich.... geh sowieso selten nach draußen und deshalb hab ich noch nie dein Gesicht gesehen."
Er lief rot an, was ihn niedlich werden ließ. Schnell schüttelte ich den Kopf. Was dachte ich denn da?!
"Na ja, jetzt hast du mich zumindest mal gesehen. Aber ich muss dann auch wieder los."
Wortlos drehte ich mich um und wollte wieder weiter gehen, als mir schlagartig etwas klar wurde. Langsam drehte ich mich wieder um.
"Ähm...... Kannst du mir vielleicht zeigen, wie ich wieder auf die Hauptstraße komme?"
-
"Da lang geht's zum Schloss...."
Als wir auf dem Marktplatz ankamen, zog ich sofort alle Blicke auf mich. Todoroki war es sichtlich unangenehm, dass auch er teilweise angestarrt wurde.
"Danke. Vielleicht sieht man sich ja noch..." sagte ich und lief in Richtung Schloss.
Zum Glück rannte mir niemand hinterher, das brauchte ich im Moment wirklich nicht. Dafür hörte ich aber Getuschel und Gekicher von überall. Doch das war ich ja gewohnt...
Ich war der Prinz, es war klar, dass die Leute mich kannten. Ich war zwar nicht sonderlich oft im Dorf, da ich keinen Bock hatte, vor wildgewordenen Fangirls wegzulaufen, aber wenn ich es doch mal tat, dann war das eben etwas aufregendes für die Leute.
Dass Todoroki mich nicht sofort erkannt hatte, machte mir echt zu schaffen. Das war mir noch nie passiert! Selbst Leute aus den Nachbarreichen kannten mich und er wohnte in dem Dorf direkt am Schloss. Er war wirklich unglaublich!
-
"Hey, Bro! Wo warst du denn? Deine Eltern machen sich schon Sorgen, weil du seit Stunden nicht da warst!" begrüßte mich Kirishima, als ich das Schloss betrat.
"Sag ihnen einfach, dass ich wieder da bin. Mir geht's gut."
"Ja ja, das sehe ich. Aber wo warst du denn? Bist du wirklich stundenlang einfach durch das Dorf gelaufen? Oder gab es wieder irgendwelche Probleme mit den Frauen?"
Ich seufzte.
"Ich hatte halt einfach keine Lust, wieder nach Hause zu kommen. Ich muss diese Frau heiraten, Kirishima. Ich kann das nicht...."
"Ich hab dir gesagt, dass das passiert, wenn du es ihnen nicht vorher erzählst! Du wolltest ja nicht auf mich hören."
"Du hast ja Recht, aber meine Eltern-"
"Lieben dich, auch wenn du auf Männer stehst." beendete mein bester Freund meinen Satz.
Ich presste meine Lippen aufeinander. Irgendwo hatte er sicher Recht und ich wusste auch, dass meine Eltern mich liebten, aber trotzdem war ihnen wichtig, dass ich gut da stand. Und homosexuelle Personen wurden nicht von jedem akzeptiert. Wenn öffentlich heraus kommen würde, dass ich schwul war, könnte das einen riesen Aufstand geben. Und unsere Familie würde nicht mehr ihren früheren Status behalten können. Und das wollte ich meinen Eltern nicht zumuten. Deshalb verschloss ich mich lieber und versuchte, sie von mir fernzuhalten. Das war alle Male besser, als sie zu enttäuschen....
"Ich sag mal deinen Eltern Bescheid. Geh am besten in dein Zimmer..." sagte Kirishima und verschwand danach.
Missmutig lief ich durch die Flure des Schlosses, was mir einige verwirrte und besorgte Blicke der Angestellten einbrachte. In meinem Zimmer angekommen, schmiss ich mich auf mein Bett und drückte mein Gesicht in mein Kissen.
Wieso musste ausgerechnet mir sowas passieren?!
In dem Augenblick öffnete sich die Tür meines Zimmer und meine Mutter stürmte hinein.
"Katsuki! Wir haben uns Sorgen gemacht! Du kannst doch nicht einfach so aus dem Schloss laufen!"
Genervt setzte ich mich auf.
"Was habt ihr denn erwartet, wie ich darauf reagiere, dass ihr mich verlobt habt? Dass ich fröhlich umher springe und mich freue?"
Mein Vater betrat nun auch den Raum.
"Katsuki, natürlich haben wir nicht erwartet, dass du komplett aus dem Häuschen bist, aber du hast sie ja auch noch gar nicht kennengelernt. Glaub mir, sie ist wirklich eine sehr nette junge Frau und du wirst sie auch mögen."
Ich sagte dazu nichts. Ja, vielleicht würde ich sie mögen, aber heiraten würde ich sie deshalb nicht sofort. Eine Frau zu heiraten kam gar nicht in Frage!
"Und du kannst sowieso nichts mehr dazu sagen! Wir kennen ihre Eltern schon lange und es war sowieso klar, dass ihr irgendwann noch heiraten werdet!" sagte Mitsuki.
"Und wieso darf ich da nicht mitbestimmen?! Ich hab doch auch ein Recht dazu, entscheiden zu dürfen, wen ich heirate! Ich will das aus Liebe tun! Und außerdem....."
Ich wollte es ihnen sagen. So unbedingt! Aber ich konnte und wollte sie nicht enttäuschen. Doch das würde ich, wenn sie wüssten, dass ich schwul war.
"Liebe? Katsuki, bitte. Du bist der Prinz und deine Aufgabe ist es, das Königreich weiterzuregieren. Liebe hat damit rein gar nichts zu tun und passt hier auch nicht rein. Wenn du verliebt bist, macht dich das nur angreifbar. Das sage ich dir doch schon, seit du ein kleines Kind bist!"
"Es ist mir egal, was du darüber denkst! Aber ich will das nunmal nicht! Ich will die Person heiraten, die ich liebe und nicht irgendeine dahergelaufend Tussi-"
"Das reicht!" unterbrach mein Vater mich. "Du hast Hausarrest. Du bleibst so lange in deinem Zimmer, bis du zur Vernunft gekommen bist. Sowas hör ich mir hier nicht an!"
Und damit stürmte Masaru wütend aus dem Zimmer. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Na toll! Das hast du ja super hinbekommen, Katsuki!
"Lass den Kopf nicht hängen, mein Schatz. Glaub mir, es wird sicher nicht so schlimm, wie du dir jetzt denkst. Ich war damals auch entsetzt, als meine Eltern mich einfach mit deinem Vater verlobt haben. Aber Ochako ist eine tolle Frau und sie freut sich sicher auch schon, dich kennenzulernen."
Ich mich aber nicht auf sie.....
"Ich schicke Kirishima gleich zu dir. Gegen das Hausarrest kann ich leider nichts machen, das hast du dir selber eingebrockt."
Sie küsste mich nochmal auf den Kopf, bevor sie auch aus dem Zimmer verschwand. Ich seufzte, kletterte von meinem Bett und stellte mich ans Fenster. Von hier konnte ich auf das Dorf schauen.
Vor meinem inneren Auge tauchte Todoroki wieder auf und ich musste leicht lächeln. Es war wirklich süß wie er sich für die ganzen Blicke auf sich geschämt hatte. Auch seine unterschiedlichen Haarfarben machten ihn interessant.... Es war irgendwie nicht so wie andere Dorfbewohner...
"Ach, jetzt weiß ich, wieso du so lange weg warst!" hörte ich Kirishimas Stimme hinter mir und drehte mich um.
Er schloss die Tür hinter sich und kam grinsend auf mich zu. Verwirrt hob ich eine Augenbraue.
"Ich hab keine Ahnung, wovon du redest."
"Du hast grade verliebt aus dem Fenster gestarrt! Du hast also jemanden kennengelernt, ja?"
Grinsend stieß er mich mit dem Ellenbogen in die Seite.
"Kennengelernt ist zu viel gesagt...." nuschelte ich.
"Also doch! Uhhhhh endlich ich Katsuki auch mal verliebt!"
"Ich bin nicht verliebt!" warf ich ihm an den Kopf und setzte mich wieder auf mein Bett.
Kirishima ließ sich neben mich fallen und grinste mich breit an.
"Ich möchte alles über ihn wissen!"
"Halt die Klappe, Shitty Hair!"
Am Ende erzählte ich ihm doch von Todoroki. Laut ihm war ich eindeutig in ihn verschossen. Doch ich kannte ihn ja kaum.....
Und trotzdem war ich mir sicher: Ich musste ihn wiedersehen.
1270 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top