Kleiner Bruder, großer Bruder

Kapitel 17 - Kleiner Bruder, großer Bruder

Es klopfte an der Tür und ohne dass ich antwortete, öffnete die Person die Tür. Eijiro betrat den Raum und ich sah ihn an.

"Zehn Minuten, danach muss Kirishima wieder gehen." sagte Aizawa und schloss die Tür wieder.

Eijiro stand etwas verloren im Raum und traute sich offensichtlich nicht sich zu mir zu setzen.

"Jetzt setz dich schon." murmelte ich und er ließ sich neben mir auf das Bett fallen.

Ich schlang meine Arme um meine Knie, die ich an meinen Körper gezogen hatte.

"Es tut mir leid, das ist meine Schuld..." meinte der Rothaarige niedergeschlagen.

"Nein..... Nein, das ist es nicht..... Ich war einfach unvorsichtig, es war doch klar, dass es irgendwann rauskommen würde...."

"Aber wenn ich ihn zurückgehalten hätte, dann-"

"Ich hab doch grade gesagt, dass es nicht deine Schuld ist! Es ist ganz allein meine Schuld! Ich hab alles kaputt gemacht...."

Tränen brannten in meinen Augen, doch ich unterdrückte sie so gut es ging. Eijiro sollte nicht noch mitansehen, wie ich anfing zu weinen, dann würde er sich nur mehr schuldig fühlen.

Außerdem kam ich mir dann nicht ganz so schwach vor.

"Weiß Shoto von der Hochzeit?"

"Eben nicht! Ich hätte es ihm erzählen müssen, ja, aber ich hab es nicht geschafft! Und jetzt kann ich hier nicht mehr raus, um es ihm zu sagen. Er wird es mit der Bekanntgabe erfahren und so wollte ich das eigentlich gar nicht....."

"Oh man, Katsuki...."

Eijiro rutschte näher an mich heran und nahm mich in den Arm. In solchen Momenten war ich echt froh ihn zu haben.....

"Das regelt sich bestimmt schon alles......"

"Und was wenn nicht? Was, wenn ich am Ende doch Ochako heirate? Eine Scheidung wird nur, wenn es überhaupt möglich ist, schwer zu erreichen sein und Shoto wird mir das sicher nie verzeihen! Er wird mich niemals wieder lieben, aber ich kann nicht aufhören, ihn zu lieben! Dafür schmerzt mein Herz zu stark, wenn ich an ein Leben ohne ihn denke...."

Ein Klos bildete sich in meinem Hals und machte mir das Atmen schwer.

"Und Ochako wird es sicher ähnlich gehen. Aber ihr traut euren Eltern einfach nicht die Wahrheit zu sagen." sagte Eijiro.

"Ist doch auch logisch. Hast du das nicht mitbekommen? Kaum dass ich andeute, dass ich mich verliebt habe, geht mein Vater davon aus, dass es eine Frau ist. Frauen sind doch überhaupt nicht attraktiv genug, als dass ich mich in sie verlieben würde!"

"Ich versteh dich, aber vielleicht akzeptiert er es ja doch, wenn du es ihm erzählst..."

"Das bezweifle ich..." meinte ich niedergeschlagen.

Mein bester Freund sagte nichts mehr, sonden strich mir stumm über den Rücken, um mich zu trösten.

"Und was machst du in der nächsten Zeit? Sie entlassen dich aber nicht, oder?!"

Er schüttelte den Kopf.

"Dein Vater war zwar dafür, aber deine Mutter hat gemeint, dass ich die einzige Person bin, der du dich richtig anvertrauen kannst und dass sie das gut findet. Damit hat sie ihn anscheinend überzeugt. Jedenfalls muss ich in den nächsten Tagen einfach nur dort mit anpacken, wo ich gebraucht werde...."

"Das ist gut...."

Da öffnete sich die Tür und Aizawa steckte seinen Kopf in das Zimmer.

Gestern musste ich in dieses Zimmer 'umziehen', das so weit oben lag, dass ich nicht aus dem Fenster klettern konnte. Auch hatte es keine Geheimgänge, das hatte mein Vater vorher selbst überprüft.

Und dann stand da auch noch dieser Mann mit den Augenringen des Todes vor der Tür, der aber, im Gegensatz zu dem, was sein Aussehen vermuten ließ, sehr wachsam das Zimmer bewachte.

Hier rauszukommen war also so gut wie unmöglich.....

"Die Redezeit ist jetzt vorbei."

"Ihr tut ja gerade so, als wären wir hier im Gefängnis! Er wird ja wohl noch mit mir reden dürfen!" beschwerte ich mich, während Eijiro ohne Widerspruch aufstand.

"Lass gut sein, Katsuki. Ist schon okay."

"Aber-"

"Nein, wirklich. Das wird schon alles, du darfst nur die Hoffnung nicht aufgeben."

Er lächelte mich nocheinmal ein, bevor er das Zimmer verließ und Aizawa die Tür hinter ihm schloss. Missmutig ließ ich die Schultern hängen.

Ich hatte alles kaputt gemacht, wirklich alles! Nur schwer konnte ich den Klos in meinem Hals herunter schlucken. Es wurde schwierig zu atmen und meine Sicht verschwamm durch die Tränen, die nun doch über meine Wangen zu laufen drohten.

Wie sollte ich denn die Hoffnung nicht aufgeben, wenn ich gerade die Liebe meines Lebens verlor?

-

Shoto POV.

Gedankenverloren zupfte ich an dem Ärmel von Kataukis Jacke. Es waren schon einige Stunden nach unserem vereinbarten Treffzeitpunkt.

Ich wusste, dass ich ihm warscheinlich nur wieder etwas dazwischen gekommen war. Immerhin war das nicht das erste Mal, dass er unpünktlich kam. Er war der Prinz, er hatte auch seine Pflichten, die er nicht einfach so wegen mir verschieben konnte.

Trotzdem fühlte sich heute irgendwie alles anders an..... Auch wenn ich mir Mühe gab, mir nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen, schweiften meine Gedanken immer wieder dort hin.

Was, wenn ihm der Sex gestern nicht gefallen hatte? Wenn er sich nun doch dazu entschieden hatte, das Ganze mit mir zu beenden? Wer wollte schon eine Beziehung mit jemandem, der einen nicht befriedigen konnte?

Auch wenn Katsuki mit versichert hatte, dass er den Sex unglaublich gefunden hatte, gab es immer noch diesen einen Teil in mir, der das einfach nicht glauben wollte.

"Hör auf, sowas zu denken!" sagte ich zu mir selbst.

Ich stand auf und lief nun in der Küche auf und ab. Katsukis Jacke hatte ich dabei die ganze Zeit im Arm und drückte sie fest an meine Brust.

Ich hatte die ganze Nacht mit ihr geschlafen. Sie roch einfach so gut nach ihm. Deshalb traute ich mich auch nicht, sie zu waschen. Auch wenn ich das eigentlich tun würde, weil ich mit ihr geschlafen hatte. Doch dann würde sie vielleicht nicht mehr nach ihm riechen.....

Ich drückte mein Gesicht in die Jacke und atmete seinen wundervollen Duft ein. Ich konnte nicht wirklich beschreiben, nach was er roch, doch er hatte diesen eigenen Geruch an sich, der meine Brust warm werden ließ.

Mein Herz schlug aufgeregt schneller.

Heftig zuckte ich zusammen, als es an der Tür klopfte. Bestimmt war das Katsuki! Mit der Jacke in der Hand sprang ich auf und lief zur Tür.

Nervös fuhr ich mir einmal durch die Haare, was ich jedesmal machte, bevor ich ihm die Tür öffnete. Danach drückte ich die Klinke nach unten.

Verwirrt blinzelte ich die Person an, die da vor mir stand. Das war nicht Katsuki.

"Hallo, kleiner Bruder."

"Touya?!"

Mein älterer Bruder schob sich an mir vorbei ins Haus und blieb im Flur stehen.

"Mh, ich hätte gedacht, es sähe unordentlicher aus. Du hast ja wirklich alles aufgeräumt." kommentierte er und strich mit dem Finger über eines der Regale.

Mit roten Wangen dachte ich daran, dass ich jeden Tag aufräumte, bevor Katsuki kam. Heute hatte ich das auch getan.

"Ähm ja.... Sag mal, Touya, was machst du überhaupt hier?" fragte ich und trat von einem Bein auf das andere.

"Na, ich dachte, ich schau mal bei dir vorbei, weil du sicher nicht alleine klar kommst." erklärte er.

"Ey, ich bin kein kleines Kind mehr!" protestierte ich sofort.

"Und wie du das bist, kleiner Bruder." antwortete er und wuschelte mir durch die Haare.

Ugh, das konnte ja was werden!

1215 Wörter

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