Tag 7 - Wildfreund
Panda, Veilchen, Pirat. Die Spitznamen, die sich die Anderen ausgedacht hatten für sie waren quasi grenzenlos. Das alles nur, weil ihr Seelenverwandter sie irgendwann an dieser Stelle zuerst berühren würde und die meisten waren der festen Überzeugung, dass es durch einen Faustschlag aufs Auge geschehen würde. Anfangs hatte sie es auch geglaubt, aber als sie sich mal eine Weile mit dem Thema beschäftigt hatte, war ihr aufgefallen, dass der schwarze Fleck nur unterhalb ihres Auges war. Nein, beschloss sie damals. Ihr Seelenverwandter würde sie nicht schlagen.
Doch trotzdem fand sie niemanden, der ihr das glauben wollte. Langsam aber sicher gab sie die Hoffnung auf jemand zu finden, der ihr glaubte und die ständigen Spitznamen machten ihr langsam zu schaffen. Deshalb bettelte sie ihre Eltern an, dass sie die Schule wechseln dürfte und diese erlaubten es ihr. Am ersten Schultag beschloss sie, dass sie das Seelenverwandtenmal überschminken würde. Mit traurigen Blicken sahen ihre Eltern wie sie es tat, aber sie respektierten die Entscheidung ihrer Tochter.
"Hey. Bist du nicht die, die mitten im Schuljahr gewechselt ist?" Erstaunt blickt sie auf und sieht einen Jungen, der sie freundlich anlächelt. "Ja die bin ich", bestätigt sie. "Möchtest du dich vielleicht mit zu meinen Freunden und mir setzen?", fragt er und hält auffordernd eine Hand entgegen. "Gerne." Sie ergreift seine Hand und folgt ihm zu dem Tisch, an dem besagte Freunde sitzen. Zögernd lässt sie sich an einen freien Platz fallen. "Darf ich nach dem Grund fragen, warum du mitten im Schuljahr gewechselt bist?", fragt der Junge plötzlich neugierig. Betreten sieht sie zu Boden. "Weil ich es an der alten Schule nicht mehr ausgehalten habe." "Dein Seelenverwandtenmal?", vermutete ein Mädchen, auf dessen Hals ein bunter Handabdruck schillert. "J-ja... woher?" "Glaub mir bei uns hat jeder einen sehr interessanten Ort für sein Mal... Ich habe meins am Hals hier. Jeder hat gedacht, dass mich mein Seelenverwandter eines Tages schlagen würde, aber es war viel süßer. Er hat mir die Hand an den Hals gelegt und mich danach geküsst", sie kichert und lehnt sich an den Jungen, der neben ihr sitzt. "Ich habe einen Handabdruck an meinem Arm", meint der Junge, der sie vorhin geholt hatte und zieht seinen Ärmel hoch. Auch sein Mal schimmerte in allen möglichen Farben. "Mein Seelenverwandter hat mich am Arm gepackt, als ich an ihm vorbeigestürmt bin. Er geht aber leider auf eine andere Schule. Aber die seltsamsten Male hat immer noch er", meint der Junge und deutet auf ihren Sitznachbarn. Dieser öffnet seine Hand und zeigt ihr, dass seine Fingerspitzen an dieser schwarz sind. "Und wo sind deine?", neugierig drehen sich alle zu ihr um. Mit zitternder Hand deutet sie auf ihr rechtes Auge, unter dem der Fleck normalerweise stecken würde. Ein kurzer erschrockener Ausdruck huscht über das Gesicht des Jungen, der ihr gegenüber sitzt. "Nein es ist kein Schlagmal..." seufzend zieht sie ein paar Abschminktücher aus ihrer Tasche und sie wischt die Schminke, die ihr Mal verdeckt hat weg. Eine Weile schweigen alle. "Sie hatten sich die 'tollsten' Spitznamen für mich ausgedacht. Panda, Veilchen und Pirat waren noch welche der Harmlosen", begann sie zu erzählen. Ihre neugefundenen Freunde lauschten ihr aufmerksam und bestürzt als sie hörten, was sie dazu gebracht hat zu wechseln.
Als sie sich dem Ende ihrer Geschichte näherte, konnte sie nicht mehr anders und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Ihr Sitznachbar bemerkte es und ohne groß darüber nachzudenken wischte er ihr mit dem Daumen die Tränen weg, während er seine Hand mit den Fingern hinter ihrem Ohr abstützte. Die Anderen sogen die Luft ein. Verständnislos sah sie zwischen ihren neugefundenen Freunden hin und her, bis sie ihren Blick zu ihrem Sitznachbarn wendete, der seine Fingerspitzen betrachtete. Denn diese und auch ihr Mal begannen sich zu verfärben.
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