Tag 18 - Neevend
Irgendwo ganz am Rande des bekannten Universums gibt es einen Planeten. Er ist nur sehr klein, fast klein genug, dass man ihm seinen Planetenstatus entziehen könnte. Auf diesem Planeten, inmitten von orangenem Staub und Dreck steht eine Tankstelle, von den Zeiten zeugend, in denen die Regierung versucht hatte, auch die unbekannten Teile für Touristen und Reisende attraktiv zu machen.
Früher war sie geradezu eine Attraktion, Leute kamen von nah und fern, nur um dieses interessante Erdengebäude zu begutachten. Sie zeugte von einer längst vergangenen Zivilisation, und einem Erbauer, der vielleicht zu sehr von dieser besessen war. Die Materialien stammten aus allerlei Orten in vielen verschiedenen Galaxien, alle dazu da, um es möglichst aussehen zu lassen, als ob man sich auf der Erde befand.
Heute ist sie vergessen.
Ab und zu kommt ein Raumschiff um sich den Tank füllen zu lassen und die Fahrer wundern sich, um was für eine Architektur es sich handelt. Bei dem neonbeleuchteten 24h Schild hat die 4 schon vor Jahren den Geist aufgegeben, und die künstliche Sonne war bereits viel früher explodiert, alles in eine einheitliche Dunkelheit tauchend. Trotzdem brennt in der Tankstelle rund um die Uhr ein Licht, verirrten Raumschiffen signalisieren, dass sie geöffnet hatte.
Würde man einen Blick nach drinnen wagen, so würde man Regale über Regale mit menschlichen Lebensmitteln sehen. Es sind nicht die Originale, natürlich nicht, sondern vielmehr viel zu teure Nachahmungen, die in jederlei Hinsicht bis auf den Geschmack funktionieren. Der Erbauer lässt sich schon lange nicht mehr blicken, wer wusste schon ob er überhaupt noch lebte.
Durch die hellen Bodenfließen ziehen sich Risse, aus denen an schlechten Tagen giftige Dämpfe aufsteigen. Aber das Ganze lässt sich mit ein paar Streifen Panzertape reparieren. Sollte man es tatsächlich wagen nach drinnen zu gehen, wird man von einer Atmosphäre ähnlich zur irdischen Empfangen. Viele vertragen sie nicht, weswegen ein großes Warnschild an der Glastür hängt. Das „Vorsicht rutschig" Schild ist ausgebleicht und fast nicht mehr zu entziffern und die alte Kasse hat schon lange den Geist aufgegeben.
Dahinter sitze ich. Ich bin die einzige Vollzeitangestellte an der kleinen Tankstelle am Rande des bekannten Universums. Ich arbeite hier bereits so lange, wie ich mich erinnern kann und damit meine ich, dass ich keine Erinnerung an mein Leben vor der Tankstelle habe. Es kommt mir vor, als habe ich schon immer hier gearbeitet, rund um die Uhr.
Früher habe ich immer versucht sie zu verlassen, aber sobald ich die Türklinke berühre, geht sie nicht auf. Eine Hintertür gibt es nicht. Ich habe mein Schicksal akzeptiert und tue seitdem das, was ich für am Schlauesten halte. Mich nicht einmischen. Denn der Mangel an Kunden heißt nicht, dass hier nichts vor sich geht.
Die Tankstelle liegt am Rande des bekannten Universums, alles dahinter ist unerforscht. Und ein brennendes Licht zieht die Motten an wie sonst was. Ich verstand mehr als 90 Prozent nicht von dem, was tagtäglich hier vor sich ging, aber ich akzeptiere es ohne mir den Kopf darüber zerbrechen zu müssen. Solltest du einmal in diese Tankstelle gehen, sei nicht beleidigt, wenn ich nicht mit dir rede. Ich kann meist nicht sagen, ob du real bist oder nicht, also tu was du tun musst und stehle nicht.
Einmal stand eine Armee vor meiner Tür und verlangte alle meine Vorräte. Ein schweres Unterfangen, beachtete man, dass jedes Produkt, dass vom Regal genommen wurde, automatisch von einem neuen ersetzt wurde und das bis zur Unendlichkeit. Die Funktion wurde nicht von Anfang an dort eingebaut und ich weiß nicht woher sie kommt. Schließlich musste ich die Armee mit meiner Schrotflinte loswerden, nachdem sie mich bei meinem Mittagsschlaf gestört hatte.
Ich arbeite immer allein und so habe ich mich zum alleinigen Herrscher des kleinen Planeten ernannt. Er hat keinen Namen. Aber eine meiner am meist geschätzten Erinnerungen, war von der Zeit, als ein Diner neben der Tankstelle stand.
Es tauchte einfach irgendwann auf und stand dort, sauber und niegelnagelneu. Ich hatte es einfach eines Tages entdeckt, als ich aus dem Hinterfenster schaute. Und es tauchte nicht einfach nur so auf, es hatte auch Angestellte.
Eine junge Frau, vielleicht Ende zwanzig und eine etwas jüngere, beide verdächtig menschlich aussehend. Die eine trug eine blaue Schürze und stellte sich als Clara vor, die andere nannte sich einfach nur ich. Als ich nachfragte, meinte sie nur „Ich bin ich." und Clara verdrehte die Augen. Die beiden waren verheiratet, und das nicht nur einmal, wie sie mir mitteilten und leisteten mir für eine Weile Gesellschaft.
Sie waren wahrscheinlich meine einzigen Freunde neben dem schwarzen Loch, das ab und zu auftauchte und alles bis auf den kleinen Planeten verschlang und den kosmischen Nebel, der jedes Mal einen Weg hinein suchte, aber die beiden zählten nicht wirklich.
Aber Clara und ich verschwanden eines Tages, mit ihnen das Diner.
Vielleicht war ihnen langweilig geworden und ich zuckte mit den Schulter und räumte das „Diner nebenan" Schild in das Nebenzimmer.
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