Tag 13/14 - Neevend

Langeweile würde man generell als etwas gänzlich menschliches einstufen und so war die Feststellung, dass Götter um einiges besser darin waren als ihre Schöpfungen, wahrscheinlich um einiges sorgenerregender. Aber das Motto war nicht nur was die Langweile, sondern jegliche Laster und Tugenden der Menschheit betraf, dass sie uns nach ihrem Vorbild schufen.

Götter waren erschreckend menschlich unter all den Schichten an Glanz, Rum und Würde. Und obwohl sie eher solchen Lastern wie Hochmut zum Opfer fielen, so brachte die Langweile doch eine gewisse Gefahr mit sich. Wie Menschen neigten Götter zu allerlei möglichen Dingen, wenn das Nichtstun sie überwältigte.

Und das war oft, denn so gerne man glauben möchte, Götter hätten stets viel zu tun um das Geschehen im Universum im Gleichgewicht zu behalten, so scherten sie sich doch wenig darum, wer welche Fehler beging. Sie bevorzugten es, allem seinen Lauf zu lassen, nicht nur wegen dem Glauben, dass alles seinen freien Willen haben sollte, sondern größtenteils aus Faulheit.

Und mit der Faulheit kam auch die Langweile. Sie war etwas wie eine Droge, ließ einen Dinge tun, die man ansonsten nie machen würde, nur um sie loszuwerden. Außer natürlich die Faulheit überwiegte. Und legte man diese Verantwortung in nahezu allmächtige Hände, konnte man damit rechnen, dass Chaos vorprogrammiert war.

Die betroffenen Götter hätten unterschiedlicher nicht sein Können. Zwei Seiten der selben Münze, schwarz und weiß, wortwörtlich Tag und Nacht. Alles was sie taten war auf ihre Schöpfungen Acht zu geben und die Dämmerung einzuläuten. Ansonsten hatten sie nicht viel zu tun und schliefen während der jeweils andere dasselbe machte, nur zu einer verschiedenen Tageszeit.

Sie trafen sich ab und zu, während sich die Sonne dem Horizont näherte, entweder um zu verschwinden, oder das Leben mit ihren Strahlen zu wecken. Redeten, bevor einer von ihnen sich schlafen legen würde und der andere in der Langweile versank. Sie redeten meist über die, die sie dazu ausgewählt hatten, den Mond und die Sonne über den Himmel zu geleiten, obwohl sie mit ihren Kräften doch so viel mehr verdient hatten. In jedem Gott lag dieser Schimmer an Hochmut.

Sie waren einander Gegenteil, aber nicht auf die Art und Weise, wie man es wahrscheinlich erwartete. Der Gott des Tages war ruhig, scharfsinnig und behielt stets einen klaren Kopf, während der lebhafte Gott der Nacht jederzeit dazu bereit war, nur mit einem Fingerschnippsen die Eintönigkeit auf kreativste Weise zu vertreiben.

Sonst hätte der Gott des Tages gegen die fragwürdigen Ideen des Gottes der Nacht protestiert, ihm alle Gründe aufgezählt, warum er es lieber bleiben lassen sollte, aber zum Teufel auch, die Langweile gewann Oberhand.

Und so fand sich eines Tages die Welt in Chaos. Oder eines Nachts, denn genau da lag das Problem. Die Menschen starrten schockiert in den Himmel hinauf, Augen geweitet, Münder geöffnet und fragten sich, welchen Fehler sie begangen hatten, damit die Götter ihnen auf diese Weise drohten.

Der Himmel war getaucht in ein dämmerndes Blau, fast schon grau, an dem nicht nur die Sonne, sonder auch der Mond und alle Sterne des Firmaments funkelten. Die Götter selbst unterdessen, spazierten den Horizont entlang, über den Himmel hinweg, spielten Karten und mischten sich gemeinsam unter Menschen, endlich wissend, dass kein Morgen oder Abend kommen würde, der ihre kurze Zeit miteinander und damit die kurze Zeit, in der sie sich nicht langweilten, zu einem Ende kommen ließ.

Die Welt versank im Chaos. Menschen verfielen dem Wahnsinn, keiner wusste, wann es Zeit war um zu Bett zu gehen, keiner wusste, was die Menschheit falsch gemacht hatte. Alle waren sich nur sicher, dass es sich um das Werk der Götter handelte. Sie beteten, hauptsächlich zu denen verantwortlich, doch diese ignorierten sie mit vollkommener Absicht.

Doch die anderen Götter bekamen Wind von dem Ganzen. Und es hätte sie nicht gestört, würden die kleinen, eigentlich unbedeutenden Menschen nicht stetig um Hilfe schreien, weil alles auf der Erde ins Chaos verfiel. Die Götter warfen ihrer Obersten genervte Blicke zu und fuhren mit dem fort, was auch immer sie im Moment machten.

Die Allmächtige seufzte, erhob sich von ihrem Stuhl und machte sich auf zur Erde um Tag und Nacht zur Rechenschaft zu ziehen. „Die Menschen sterben, alle, einer nach dem anderen. Und das nur, weil ihr euch weigert eurer Arbeit nachzugehen", grollte sie und Tag und Nacht sahen ihr entgegen, nicht wirklich angsterfüllt aber eingeschüchtert.

Und die Allmächtige beschloss, dass sie genug hatten und vielleicht hatte auch die Faulheit ein Sagen, denn sie packte die beiden Götter beim Kragen und schleuderte sie hinaus, weg von der Erde, hin zu den Sternen am Himmel und befahl ihnen, nie mehr hinunter zu kommen.

Dann nahm sie die Sterne und den Mond und wies ihnen ihren vorgesehenen Platz, ließ die Sonne jeden Abend am Horizont versinken und setzte nachts den Mond an den Himmel.

Die beiden nun namenlosen Götter beobachteten sie vom Himmel aus, ließen Tag und Nacht vorüberziehen und grinsten sich an. Denn nun hatten sie alle Zeit und Freiheit der Welt, und am wichtigsten, Gesellschaft. Die Langweile würde keinerlei Chance mehr haben.

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