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Alexis war mehr als zufrieden eingeschlafen, doch dies hatte nicht lange angehalten. Die halbe Nacht lag sie wach.

Oh man, was habe ich mir dabei bloß gedacht?!

Sie wälzte sich hin und her, konnte aber partout nicht wieder einschlafen. Genervt sah sie auf ihr Handy - 3:32 Uhr.

Na super. Wie soll ich denn morgen pünktlich rauskommen?

Alexis verschränkte die Arme unter ihrem Kopf und starrte im Dunklen an die Zimmerdecke. Das hatte sie ja ganz toll hinbekommen. Die ganze Mühe und Anstrengung der Woche war dahin. Sie war wirklich stolz auf sich gewesen, wie sie Joshua aus dem Weg gegangen war. Natürlich hätte es über kurz oder lang ihren Auszug bedeutet und das hätte ihr Becca sicherlich nicht verziehen, aber nun war das ganze unausweichlich. Wie sollte sie es denn jetzt bitte schaffen, sich Joshua vom Hals zu halten. Oder sich von ihm fern zu halten, nachdem sie ihm erneut eine Nummer gewährt hatte.

Du bist so eine verdammt dumme Idiotin! Und eine Schlampe! Eine kleine, dreckige, nichtsnutzige Schlampe!

Frustriert hob sie die Arme und schlug dann mit den geschlossen Fäusten kräftig aufs Bett.

Shit, shit, shit, shit!

Alexis war wütend auf sich. Ihr schossen Tränen in die Augen und sie setzte sich auf. Es hatte doch so gut angefangen. Vor knapp drei Wochen war ihre Welt noch in Ordnung gewesen. An dem Tag hatte sie, nachdem sie neben Becca im Bus Platz genommen hatte, gar nicht fassen können, dass das nette Mädchen tatsächlich auch noch ihrenWG Mitbewohnerin sein würde. Wie verrückt die Welt doch manchmal war! Genau wie sie selbst hatte Becca via Internet nach einem WG Zimmer gesucht, die Idee, im Wohnheim zu leben, war ihr zuwider gewesen. Alexis hatte sich das Wohnheim schlichtweg nicht leisten können, zumindest kein Einzelzimmer und sie hatte auf jeden Fall ein eigenes Zimmer gewollt. Der Gedanke, mit einem fremden Mädchen auf ein Zimmer zu müssen, das womöglich Kerle anschleppen würde, war ihr zuwider.

Sie hatte sich fest vorgenommen, das männliche Geschlecht links liegen zu lassen, egal wie schwer es ihr fallen würde. Doch sie wusste, dass das ganze nur übel enden konnte, wenn sie sich auch hier nicht würde zusammenreißen können. Sie würde wahrscheinlich wieder einem von ihnen hoffnungslos erliegen, nur weil er gut vögeln konnte. Und Joshua kam der Sache schon gefährlich nahe.

Bereits an ihrem ersten Abend vor etwa drei Wochen hatte er sie über den Tisch hinweg angestarrt. Sie hatte seine Blicke auf sich gespürt, sich aber strikt auf das Gespräch mit Rebecca und Miles konzentriert. Becca war wie sie eine Erstsemestlerin, Joshua war bereits seit einem Jahr an der Uni und Miles war schon fertig, schrieb aber an seiner Dissertation. Ihm gehörte die Wohnung und nachdem ihre vorherigen Mitbewohner im letzten Semester das Studium abgeschlossen hatten und ausgezogen waren, hatte er nach neuen Mitbewohnern gesucht. Becca und sie hatten sich am selben Tag gemeldet und er hatte beschlossen, dass es vielleicht ganz gut war, wieder zwei Frauen mit in die Wohnung zu holen.

„Jetzt nicht wegen des Putzens oder so.", hatte Miles gesagt und an seinem Rum genippt. „Dafür haben wir jemanden. Es geht eher so um das Leben in der Bude. Frauen machen Häuser halt erst zu einem Zuhause und das fehlt hier ein bisschen. Oder, Josh?"

Josh hatte Alexis' Hände beobachtet, die mit dem Stiel ihres Weinglases gespielt hatten. Sie hatten am ersten Abend Pizza, Pasta sowie Vorspeisen und Nachtisch bestellt und hatten nun schon seit mehreren Stunden in der gemütlichen Essecke zusammengesessen und gequatscht. Bei der Erwähnung seines Namens war er zusammengezuckt.

„Äh... ja, klar. Zuhause. ...", hatte er vor sich hingestammelt und schnell einen Schluck aus der Bierflasche genommen.

Himmel, war der Kerl niedlich, war es Alexis durch den Kopf geschossen. Schnell hatte sie nach einem der Pizzabrötchen gegriffen und diesem dann ihre gesamte Aufmerksamkeit geschenkt. Joshuas Blick hatte sie weiterhin gespürt und musste gegen das Verlangen ankämpfen, aufzublicken. Sie hatte sich auch so vorstellen können, wie er da in seinem grünen Hoodie und der schwarzen Jogginghose saß, mit seinen wuscheligen braunen Haarschopf und seinen haselnussbraunen Augen. Auch das leichte Sixpack unter dem Hoodie, das Tattoo auf seiner linken Brust, die Kuhle an seinem Schlüsselbein, die breiten Schultern, die etwas schmalere Taille auf der eine leichte V-Linie verlief und seine trainierten Arme hatte sie sich gut vorstellen können - all das hatten sie und Becca nämlich zu Gesicht bekommen, als er sie heute Nachmittag nur mit einem Handtuch um die Hüften begrüßt hatte.

Lexi, reiß dich am Riemen. Das ist dein Mitbewohner. Also so ziemlich der allerletzte Typ, mit dem du was anfangen solltest. Abgesehen davon, dass du ihn überhaupt noch nicht kennst.

Als ob dich das je zurückbehalten hätte.

Völlig egal. Du hast es dir versprochen.

Ja, und du weißt genau, dass du dieses Versprechen nie und nimmer halten kannst.

Doch! Kann ich! Werde ich! Muss ich!

Das einzige was du musst, ist mal wieder gevögelt zu werden.

Still! Sei still! Ich will das nicht mehr.

Aber du brauchst es.

„Entschuldigt mich kurz." Alexis war aufgestanden und ins Badezimmer geeilt. Sie und Rebecca hatten ein eigenes Bad, Miles und Joshua teilten sich das andere. Die Wohnung war wirklich ein reiner Glücksgriff gewesen und lag auch nur eine knappe halbe Stunde vom Campus entfernt. Es fuhr zwar ein Bus dorthin, aber so lange das Wetter mitmachte, hatte Alexis beschlossen zulaufen.
Im Badezimmer hatte sie sich eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet und dann frustriert ihr Spiegelbild betrachtet. Schwarzbraune Locken rahmten ihr herzförmiges Gesicht ein, ihre dunkelbraunen, fast schwarzen Augen hatten auf sie zurückgestarrt.

Was tu ich hier bloß? Wie soll ich mich daran halten, von den verfluchten Kerlen fernzubleiben, wenn ein ziemlich nettes Exemplar in meiner WG sitzt? Wie soll ich das schaffen?

Frustriert hatte sie aufgeseufzt und sich auf den Rand der Badewanne gesetzt.

Aber du brauchst es.
Alexis hatte die Augen geschlossen. Dann hatte sie die Knöpfe ihrer Jeans geöffnet, den Hintern etwas angehoben und die Hose abgestreift. Mit ihrer rechten Hand hatte sie ihre Brust umfasst und begonnen, ihre Brust zu kneten und an ihrem Nippel zu ziehen. Ihre linke Hand hatte sie in ihren Slip gleiten lassen und war zunächst mit der Hand über ihren Venushügel hinab zu ihren Schamlippen gefahren und bewegte sich dort auf und nieder. Sie war feucht geworden - oder es von Joshuas Anblick schon gewesen.Alexis hatte tief eingeatmet. Sie hatte sich vorgestellt, wie es seine Hand in ihrem Slip wäre. Ihre Hand hatte sich fester um ihre Brust geschlungen, sie hatte sie angehoben und ihre Lippen auf ihre weiche Haut gleiten lassen. Dann hatte sie an ihrem Nippel geleckt und sich gleichzeitig mit Zeige-und Mittelfinger die Clitoris gerieben. Wohlige Schauer waren über ihren Körper gezogen und sie hatte zu stöhnen begonnen. Sie hatte ein Bein auf den Wannenrand aufgestellt, den Slip zur Seite geschoben und begonnen, sich zu fingern. Erst langsam und spielerisch waren ihre Finger in sie hinein- und hinausgeglitten, ihr Daumen hatte dabei immer wieder ihre Clitoris geriebne, dann waren ihre Bewegungen schneller und tiefer geworden. Ihr Unterleib hatte sich dem Rhythmus angepasst und sie hatte sich ihrer Hand reibend entgegengeschoben. Sie hatte ihre eigene Nässe gefühlt; gespürt, wie sie begonnen hatte, zu zucken. Als sie ihren Orgasmus gehabt hatte, hatte sie den Kopf zurückgeworfen und vor Lust gewimmert.

Als ihre Augen sich geöffnet hatten, hatte sie in die haselnussbraunen Augen Joshuas gesehen.

Bei der Erinnerung an diesen Abend wusste Alexis nicht, ob sie auflachen oder losheulen sollte. Joshua hatte ein „Shit! Sorry!" gezischt und die Tür, durch die er gerade den Kopf gesteckt hatte, wieder zugeschlagen. Sie hätte echt abschließen sollen.

Tja, zu spät. Aber immerhin halte ich es jetzt wohl am Tisch aus.

Sie hatte sich hergerichtet und war zurück ins Esszimmer gegangen. Miles und Rebecca hatten sich gerade angeregt über eine Fernsehserie unterhalten, als Alexis wieder auf der Sitzbank Platz genommen hatte.
„Hey Lexi, alles ok?", hatte Becca sie gefragt.
„Mhm, alles in Ordnung. Bin nur ein bisschen fertig.", hatte Alexis gelächelt.
Von Joshua war keine Spur zu sehen gewesen.

Heute wusste Alexis, dass Joshua nach ihrem Anblick sofort unter die Dusche gesprungen war. Das hatte er ihr später erzählt als sie...

Alexis Lana Stevens! Es reicht!

Sie schaltete ihre Nachttischlampe an, sprang vom Bett auf und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. So konnte es verdammt noch einmal nicht weitergehen. Sie hatte doch nicht mühsam jeden Cent zusammengespart, heimlich ihren Schulabschluss nachgeholt und war aus diesem Drecksloch verschwunden, nur um dann hier an denselben Hürden zu scheitern wie vor vier Jahren! Sie wusste, dass Joshua ihr Verderben sein würde; ganz egal, wie ernst er es eventuell mit ihr meinte. Sie wusste, dass er für sie nur der Anfang vom Ende sein würde. Sie wusste, dass sie ihre Beine wahrscheinlich wieder und wieder breit machen würde.

Schlampe.

Nein, das würde sie nicht zulassen. Schon gar nicht, da sie Joshua nicht vertrauen konnte. Was, wenn er genauso war wie Adam oder die anderen? Die waren anfangs auch nett gewesen und hatten ihr die große Liebe vorgegaukelt. Aber der großen Liebe flößt man keine Tropfen ein... der großen Liebe erzählt man nichts von Schuld... Alexis schüttelte sich. Sie wollte die Vergangenheit lassen, wo sie hingehörte - in der Vergangenheit. Nicht umsonst war sie in ein anderes Land gezogen. Auch wenn es dabei nicht nur um ihr eigenes Wohl gegangen war.

So, nun reicht es, Fräulein. Lass dir was einfallen, wie du aus der Joshua-Grube kommst.

Alexis setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl, ein Bein unter dem Hintern, mit dem anderen stieß sie sich am Boden ab, sodass sie begann sich im Kreis zu drehen.

Auf gar keinen Fall körperlich rankommen lassen.

Mhm. Check.

Eine neue Bleibe suchen. Oder zur Not obdachlos werden.

Es wird Winter. Dumme Idee.

Also schnellstmöglich ausziehen. Vielleicht kommt Becca ja doch mit mir ins Wohnheim.

Aha, und wie erklärst du ihr das bitte?

Hmmmpf... scheiße. Ich muss Joshua auf Abstand halten. Vielleicht sollte ich mit ihm reden.

Ja klar, weil das dann mit dem Abstand auch so super funktionieren wird, du Blitzbirne. Ist doch wohl klar, was passiert, wenn du mit ihm alleine in einem Raum bist.

Oh man... beschissene verkackte Scheiße! Gut, dann halt einfach nur Abstand.

Und die anderen?

Welche anderen?

Na , die anderen Kerle. Als ob es bei Josh bleiben wird.

Alexis begann, sich auf der Unterlippe herumzukauen. Natürlich hatte sie recht. Es würde nicht bei Joshua als Verlockung bleiben. Nein, eigentlich war er erst der Anfang - und das nach nicht einmal drei Wochen. Sie würde mindestens drei Jahre hier studieren, wenn sie das Stipendium für das Praxissemester bekam, vielleicht sogar vier.
Wieso hatte sie nicht früher darüber nachgedacht? Wie hatte sie glauben können, dass sie all ihre Gewohnheiten, ihr Wesen, ihre Macken und Fehler, ihre gesamte Vergangenheit, hätte ablegen können? Wütend schnaubte sie. Sie brauchte einen Plan. Sie stoppte ihre Karussellfahrt und kramte Zettel und Stift hervor.
Abwehrplan 1.0
keine Parties; falls doch: kein Alkohol
nicht alleine mit Typen sein
in der Uni auf Unikram konzentrieren

Zufrieden blickte sie auf das Papier.

Na, das sieht doch ganz gut aus.

Zwar hatte sie da jetzt bestimmt nicht die ultimativen Regeln zur Kerleabwehr erfunden, aber es half ihr ungemein, solche Dinge aufzuschreiben. Es hatte etwas vertragliches, festes, verlässliches.
Sie blickte auf ihr Handy - 4:16 Uhr. Außerdem war da eine Nachricht. Von Joshua.

Schlaf gut.

Die war doch vorhin noch nicht da gewesen. Warum war Joshua noch wach? Bestimmt war er bei Kyle und dessen Zimmerpartner gewesen. Alexis verstand nicht, wieso Joshua lieber ins Wohnheim ging, statt die beiden in die Wohnung einzuladen. Sein Zimmer war riesig und er hatte eine eigene Couch und einen Fernseher darin. Die Couch war aus hellem Leder, das sich weich und warm auf ihrer Haut angefühlt hatte, als sie und Joshua...

HimmelHerrGottNochmal!!

Alexis sprang auf und wühlte aus ihrem Kleiderschrank frische Wäsche hervor. An Schlaf brauchte sie jetzt nicht mehr zu denken und eine Dusche würde ihr gut tun. Leise schlich sie ins Badezimmer, schloss die Tür ab - sie hatte dazugelernt - und stieg in die Duschwanne. Während erst das heiße, dann das kalte und anschließend das lauwarme Wasser über ihren Körper prasselte, überlegte sie, wie sie ihr Studium überstehen sollte. Ihr Hauptproblem bestand meist darin, dass jegliches Denken in Gegenwart von halbwegs attraktiven Kerlen aussetzte und sie sich nur darauf konzentrieren konnte, wie es sein würde, mit diesem oder jenen zu schlafen. Das führte dazu, dass sie Männer nur als Objekte ihrer Begierde wahrnehmen konnte und nie in der Lage war, zwischen wahren Gefühlen und Bettgeschichten zu unterscheiden. Mehr als einmal hatte sie das vertraute Menschen gekostet. Und auf gar keinen Fall wollte sie wieder was schlucken müssen, um das Verlangen abzuschalten. Es wurde Zeit, dass sie damit umgehen lernte.

Ich bräuchte sowas wie einen Timer. Eine Stoppuhr. Irgendetwas, dass mir die Möglichkeit zum Denken und Abwägen gibt, bevor ich mich Hals über Kopf auf einen Kerl stürze.

Sie überlegte, während sie ihr schwarzbraunes Haar shampoonierte. Dann kam ihr eine Idee.

30 Sekunden! Ha! Ich werde bis 30 zählen! Klappt es dann nicht und ich denke weiter nur an Sex, dreh ich mich um und gehe. Das muss reichen.

Zufrieden duschte Alexis sich ab, rubbelte sich mit dem Handtuch trocken, zog sich an und ging wieder auf ihr Zimmer. Es tat ihr gut, eine Entscheidung getroffen zu haben, mit der sie das Gefühl hatte, die Kontrolle zu behalten. Wer weiß, vielleicht musste sie ja doch nicht ausziehen?

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