27

Nathan war irgendwann nach seinem elften Bier eingeschlafen. Die Menge hatte gereicht, um das Gerede von Kyle und Josh, den Fernseher sowie unwillkommene Erinnerungen auszublenden.
Josh hatte nicht aufgehört, von seiner Mitbewohnerin zu sprechen. Nathan war nicht ganz dahintergestiegen, was genau bei den beiden lief. Joshua war letztes Jahr im Prinzip als Jungfrau an die Uni gekommen, hatte sich aber dank seines Schwimmerkörpers bald aussuchen können, welches Mädel er ranlassen wollte. Es war allerdings bei einer betrunkenen Aktion auf der Silvesterparty eines Kommilitonen geblieben, an die Joshua sich nach eigener Aussage auch nicht wirklich erinnern konnte. Umso mehr hatte es ihn geflasht, als diese Kleine - Amanda? Annabell? Lydia? - in der WG aufgetaucht war. Joshua hatte sich sofort in sie verschossen und nach ihrer Nummer im Badezimmer am ersten Abend, von der Joshua Kyle ganz ungentlemanhaft detailliert berichtet hatte, war er ihr verfallen. Und obwohl sie Joshuas Empfinden nach dauernd mit ihm geflirtet hatte, war zunächst gar nichts gelaufen.

„Bis ich dann den einen Abend mit meinem Kram bepackt vor der Wohnung stand, sie mir im Flur begegnete und gefragt hat, ob ich Hilfe bräuchte. Ich hab natürlich abgelehnt, aber da hatte sie mir schon die Tüte abgenommen und aufgeschlossen. Sie ist dann mit mir in mein Zimmer und als ich ihr die Tüte wieder angenommen hab, haben sich unsere Hände berührt. Nur ganz kurz, aber echt, da ist der Funke übergesprungen. Ihr könnt euch das nicht vorstellen, aber die Luft hat geknistert."

Joshua, Kyle und er hatten Tags darauf in der Mensa gesessen, als Joshua ihnen sein Herz ausgeschüttet hatte. Naja, eigentlich eher Kyle, aber Nathan hatte nunmal daneben gesessen und durfte sich das ganze mit anhören.

Die Kleine macht ihn völlig verrückt.

„Ihre Augen sind noch schwärzer als sonst geworden, ich sag's euch, diese Augen sind der Hammer... und naja, ich hab sie dann rangezogen. Und sie hat nichts gemacht, also sich nicht gewehrt oder gezickt oder so... dann hab ich sie geküsst und dann hat das eine zum anderen geführt..."

Kyle hatte aufgelacht und Joshua auf die Schulter geboxt. „Josh, du alter Casanova! Glückwunsch!"

„Ja, Glückwunsch... von wegen...", hatte Josh gegrummelt.

„Hä?"

„Sie schaut mich seit gestern nicht mal mehr an!", frustriert hatte Joshua seinen Kopf hängen lassen.

Autsch, kein großer Push fürs Ego.

„Oh... hast du... also... bist du dir sicher, dass das okay für sie war?", hatte Kyle gestammelt.

Idiot, was für ne beschissene Frage ist das denn?

„Ja man! Ist ja auch nicht so, als hätte ich nicht bestimmt zehn Mal nachgefragt. Aber sie war diejenige, die mich auf die Couch gedrückt hat und..."
„Hat sie vielleicht nen Freund?", hatte Kyle ihn unterbrochen.

Schon besser, Kyle.

Joshua hatte ihn mit erschrockener Miene angesehen. „Nen Freund? Äh... ich weiß nicht. Ich hab keinen Typen bei ihr gesehen oder so. Erzählt hat sie auch nix. ... Oh man ey, wieso kann das nicht einfach voll normal laufen bei mir?!"

Weil das Leben so halt nicht läuft.

In den nächsten Tagen hatte Joshua verzweifelt versucht, mit der Situation klar zu kommen. Doch seine Angebetete hatte ihm das Leben richtig schwer gemacht. Meist war sie ihm ausgewichen, praktisch unsichtbar geworden und wenn sie sich doch mal gesehen hatten, war immer das andere Mädel bei ihnen gewesen, sodass es zu keiner Aussprache hatte kommen können.

Joshua hatte Nathan echt leid getan. Er war ein netter Typ und hatte dieses Chaos nicht verdient.

Nach knapp einer Woche hatte er abends strahlend wie ein Honigkuchenpferd bei Kyle und ihm im Zimmer gesessen.

„...und dann hatte ich plötzlich ihre Hand in der Hose und ehm ja..."
Kyle hatte wissend gegrinst und ihm zugeprostet. „Na also, geht doch! Also seid ihr jetzt zusammen oder ist das nur so nen Bettding?"

Joshua hatte die Augenbrauen zusammengezogen und den Blick gesenkt.

Oh oh, was kommt jetzt?

Wieder einmal hatte Nathan nur als stummer Zuhörer daneben gesessen. Diese Gespräche waren nicht gut für ihn gewesen. Sie hatten ihn zu sehr an seine Zeit mit Angie erinnert.

„Ich hab keine Ahnung was das ist. Echt nicht... und ihr müsst mir was versprechen! Ihr dürft das echt keinem erzählen und euch auf keinen Fall vor ihr anmerken lassen, dass ihr das wisst! Ich glaub, sonst hab ich keine Chance mehr bei ihr!"

Ich weiß nichtmal, wie die Kleine aussieht - obwohl, laut Josh hat sie scheinbar schwarze Augen, dunkle Locken und ist heiß.

„Keine Sorge man, wir halten die Klappe.", hatte ihm Kyle versichert und Nathan hatte zustimmend genickt.

Auch nach der zweiten Runde hatte die Dame Joshua völlig ignoriert. Es war sogar so absurd geworden, dass sie in ihrem Zimmer gefrühstückt hatte und nicht rausgekommen war, bis Joshua die Wohnung verlassen hatte.

Also entweder weiß sie auch nicht, was sie will oder sie spielt ein ganz mieses Spiel.

Gestern Abend hatte Joshua dann erzählt, wie er die Initiative ergriffen hatte. Aber erneut hatten sie danach nicht sprechen können, denn sie war nach der Nummer in der Küche sofort auf ihr Zimmer verschwunden.
„Sie hat sich bedankt! Wofür verflucht nochmal hat sie sich denn bitte bedankt? Fürs ficken oder fürs Fresse halten?! ", hatte Joshua gestern Abend wütend geflucht, nachdem auch er schon ein paar Bier weg hatte. Kyle hatte versucht, ihn aufzumuntern und abzulenken, aber Nathan hatte Joshua angesehen, dass er völlig durch den Wind war. Die beiden hatten geredet und geredet, philosophiert und schließlich nur noch Stuss von sich gegeben. Wann genau Joshua dann abgehauen war, wusste Nathan nicht.

Nun lag er, etwas benebelt, wach und war zu faul aufzustehen, aber seine Blase drückte unangenehm. Seufzend schlug er die Bettdecke zur Seite und tapste zum Badezimmer. Das Licht des Fernsehers, auf dem nur noch der Bildschormschoner lief, reichte aus um das ordentlich aufgeräumte Zimmer zu sehen. Kyle lag auf seinem Bett und schnarchte leise vor sich hin. Nathan musste schmunzeln.

Selbst besoffen räumt der Typ noch auf. Bester Zimmernachbar ever!

Im Bad ließ er das grelle Licht aus und schlurfte zur Toilette. Er erleichterte sich und ging ans Waschbecken, wusch sich Hände und Gesicht und schlich ins Bett zurück. Auf dem Weg dahin schaltete er den Fernseher aus. Er legte sich hin und starrte im Dunkeln an die Zimmerdecke. Während Kyle friedlich vor sich hinschlummerte, war für Nathan nicht mehr an Schlaf zu denken. Genervt drehte er sich von rechts nach links und griff schließlich nach seinem Handy, um sich ein Video oder einen Podcast anzumachen.

3:32 Uhr - na super. Das wird ja nachher bestimmt ein spitzenmäßiger Tag. Um 9 Uhr die erste Vorlesung, dann ein Seminar, Tutorgruppe und dann noch Training. Vielleicht lass ich die Gruppe einfach ausfallen und hau mich vorm Training nochmal hin...

Er wusste, dass er das nicht machen können würde. Er war der Gruppe nur wegen Angie beigetreten.

Nach ihrem „Treffen" bei dem Willkommensfrühstück hatte er sie tagelang nicht gesehen. Sie war wie vom Erdboden verschluckt gewesen und er hatte keine Ahnung gehabt, wo und ob er nach ihr suchen oder fragen sollte. Seine erste Anlaufstelle war die Tutorengruppe gewesen, die das Frühstück organisiert hatte. Niemand dort hatte sie gekannt. Sie war ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen und er hatte bei jeder Blondine zwei mal hingeschaut, um sicher zu gehen, dass es nicht Angie war. Nachmittags war er auf dem Weg zum Training die Straßenecke abgelaufen, an der sie sich zum ersten Mal gesehen hatten. Keine Spur von Angie. Er hatte ihn Hörsäle gestarrt, war ziellos Gänge abgelaufen, hatte sogar einige Leute gefragt, ob sie eine Angie kannten. Nichts, gar nichts.

Dann, nach fast zwei Wochen, war ihm Dan in der Cafeteria über den Weg gelaufen.
„Hey, Nathan!", hatte er ihn begrüßt und zu ihm rüber gewunken.
„Äh... hallo... Dan.", hatte Nathan gemurmelt. Auf eine Unterhaltung mit dem Langweiler hatte er wirklich keine Lust.
„Ich hab gehört, du suchst nach Angie?"

Was zur Hölle?!

Mit großen Augen hatte Nathan auf den fast zwei Meter großen, etwas vollschlanken Riesen hinabgesehen, der auf einem der bunten Plastikstühle gesessen hatte und in ein Brötchen gebissen hatte.

„Ich kann dir da vielleicht weiterhelfen.", hatte Dan kauend und grinsend gesagt. „Aber dafür bist du mir was schuldig."

Das klingt nicht gut.

Nathan hatte gezögert. Der Kerl hatte alles mögliche von ihm wollen können. Er hatte praktisch einen Unbekannten vor sich.

„Ha, keine Angst, man!", hatte Dan aufgelacht. „Du schaust drein, als ob ich dich mit einem Mord beauftragen würde."

Man weiß ja nie.

Nathan hatte sich Dan gegenüber auf den Stuhl fallen lassen, sich zurückgelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und Dan misstrauisch angesehen.
„Ich höre?"
„Na, dich hat es ja ganz schön erwischt, was?"

Du hast ja keine Ahnung.

„Hmmm.", hatte Nathan gebrummt.
„Kann ich gut verstehen, sie ist ja auch echt heiß. Und auch nett, wirklich nett."

Und wie nett sie ist...

„Komm zum Punkt, Dan. Was willst du?" Nathans Stimme verwandelte sich in ein missmutiges Knurren.
„Whoa, schon gut, schon gut." Dan hatte abwehrend die Hände gehoben. „Also, pass auf:", hatte er angesetzt und dann erneut in sein Brötchen gebissen. Nathan hatte ungeduldig begonnen, mit dem linken Bein zu wippen und es hatte ihm eine Menge an Überwindung gekostet, Dan nicht das verdammte Brötchen aus der Hand zu schlagen.

Alter, sag mir, wo sie ist.

„Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen merkwürdig; vor allem, weil du ja noch ganz neu bist, aber du bist ein cleveres Kerlchen, Nathan..."

Wo ist sie??

„...und wir brauchen echt dringend Nachwuchs. Du bist schlau und wortgewandt und Dr MacCallen hält jetzt schon große Stücke auf dich. Deine Hausarbeit letzte Woche war echt gut, ich hab sie auch gelesen und..."

WO IST SIE??

„... Also, um es kurz zu machen: kannst du bitte der Tutorgruppe beitreten?"
Nathan hatte ihn angestarrt, als hätte Dan ihn doch mit einem Mord beauftragt.
„Ich... Äh... ich soll was?", hatte er ungläubig gefragt.
„Ja, ich weiß, du bist erst im ersten Semester und hast sicher viel um die Ohren, auch mit deinem Training und so...", Dan hatte zu Nathans Sporttasche geblickt. „...aber..."
„Ja, geht klar.", hatte Nathan schnell geantwortet. Ihm war absolut egal gewesen, was Dan noch gemeint hatte zu erläutern. Er hatte wissen müssen, wo sie zu finden war. Sofort.
„Boah, sehr cool, Nathan!", hatte Dan gestrahlt. „Also, das ganze läuft folgender-"
„Dan." Nathan hatte ihn über den Tisch hinweg fixiert. „Wo ist sie?"
Dans Lächeln war erstorben. Wahrscheinlich hatte er in dem Moment kapiert, dass Nathan die Tutorgruppe scheißegal gewesen war. Kurz hatte er gezögert, dann aber gesagt: „Kennst du diesen Club, das Lola's? Ist nicht weit von hier, direkt bei dem Laden an der Bushaltestelle. Da in der Straße gibt's so nen schniekes Häuschen, klassisch mit weißem Zaun und so, da wohnt sie."
Nathan war aufgesprungen und im Begriff zu gehen gewesen, da hatte Dan ihn nochmals zurückgehalten: „Hey Nathan, sei vorsichtig, ja? Angie ist nett, aber... ich würde die Finger von ihr lassen, wenn ich du wäre."

Bist du aber nicht. Und ich hatte schon mehr als nur die Finger an ihr...

Mit einem spöttischen Lächeln hatte Nathan sich umgedreht. Dans Rufen, was denn nun mit der Tutorgruppe sei, hatte er ignoriert.
Mit schnellen Schritten hatte er das Gebäude verlassen und war losgejoggt. Seine Gedanken waren gerast. Endlich hatte er gewusst, wo er Angie würde finden können. Endlich würde er eine Chance haben, sie wiederzusehen. Endlich würde er sie wieder spüren, riechen, schmecken, fühlen können. Endlich... Abrupt war er stehen geblieben.

Was, wenn sie da nicht alleine wohnt? Was, wenn sie einen Freund hat?

Zögernd war Nathan weitergegangen. Was hatte Angie bloß aus ihm gemacht? Er war nie der Romantiker gewesen, er war nie einem Mädchen hinterhergerannt und es war ihm auch immer egal gewesen, wer oder wieviele ihm nachrannten. Er war sich seines Aussehens durchaus bewusst gewesen, schließlich hatte er seit Jahren trainiert, war regelmäßig laufen gegangen, hatte Gewichte gehoben, um sich beim Turnen halten zu können und war außerdem mit den attraktiven Genen seines brasilianischen Vaters gesegnet worden. Nur seine hellen, eisblauen Augen hatten schon immer aus dem Bild des südländischen Playboys herausgestochen - oder es gerade dazu gemacht.
Und nun war er auf dem Weg zu einem Mädel gewesen, von der er nur den Vornamen gekannt hatte.

Und die dich angelächelt hat, nachdem du sie umgerannt hast. Und die sich hatte mitziehen und in einem Flur an der Wand von dir hatte nehmen lassen. So schlecht stehen deine Chancen nicht.

Entschlossen hatte er seinen Weg fortgesetzt. Das von Dan beschriebene Haus in der Straße zu finden, war kein Problem gewesen. Zwar waren fast alle Häuser in der Straße ganz „schnieke" gewesen, aber nur eines hatte einen weißen Zaun gehabt. Nathan hatte die Klingel gedrückt und ungeduldig gewartet, als ihm die Tür geöffnet wurde. Ein blonder Typ, etwa von Nathans Größe, aber mit deutlich schmalerer Statur und blaugrauen Augen, hatte vor ihm gestanden.

Fuck, sie hat einen Freund.

„Was gibt's?", hatte der Blonde gefragt.
„Ähm, hi. Ich bin Nathan. Ist... ist Angie da?"
Ein kurzes Funkeln war in die Augen des Kerls getreten, dann hatte er über seine Schulter gerufen: „Angela! Besuch für dich!"
Schweigend hatten die beiden Männer einander gegenüber gestanden. Nathans Herz hatte wild in seiner Brust gehämmert. Der blonde Typ hatte ihn mit Blicken taxiert. Dann waren Schritte zu hören gewesen - ihre Schritte, da war sich Nathan sofort sicher gewesen. Genauso hatte es sich angehört, als sie um die Straßenecke gebogen war. Dann war sie in den Türrahmen getreten: ihr blondes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden gehabt, ihre langen und schmalen Beine hatten in einer engen schwarzen Jeggings gesteckt, an den Füßen hatte er die bekannten spitzen Stilettos erblicken können und ihre wohlgeformten Brüste waren unter einem rosafarbenen Rollkragenpullover versteckt gewesen. Alleine ihr Anblick hatte für Unruhe in seiner Hose gesorgt.

Heilige Scheiße.

„Nathan?", hatte sie ungläubig gefragt. „Was machst du hier? Wie bist du hierhergekommen?"
„Gelaufen.", hatte er mit einem Zwinkern geantwortet.
„Ich... äh... willst du reinkommen?", hatte sie stotternd gefragt und Nathan war amüsiert gewesen, wie sehr seine Anwesenheit sie aus dem Konzept gebracht zu haben schien.
„Gerne. Also wenn dein Türsteher mich reinlässt.", hatte er erwidert und dabei mit dem Daumen auf den blonden Kerl gezeigt, der immernoch in der Tür gestanden hatte.
„Oh, sorry. Das ist mein Bruder, Miles. Miles, das ist Nathan, mein... ein Student von der Uni.", hatte Angie gestammelt.

Dein was, Süße?

Nathan hatte sich nicht anmerken lassen, wie erleichtert er gewesen war zu hören, dass der Typ nicht ihr Freund, sondern ihr Bruder gewesen war. Mit einem schiefen Grinsen hatte er sich an ihm vorbeigeschoben und hinter Angie das Haus betreten. Sein Blick war auf ihren mit jedem Schritt wackelnden Po gefallen und er hatte gespürt, wie er begann hart zu werden.

Diese Arschbacken bringen mich um.

„Okay, ich mach mich dann mal auf die Socken. Sehen wir uns später, Schwesterherz?", hatte er die Stimme des Typens vernommen.
Bevor Angie ihr „Alles klar, bis nachher, Miles!" hatte rufen können, hatte dieser Nathan eine Hand auf die Schulter gelegt und ihm zugeraunt: „Ich warne dich, Freundchen. Angela ist vielleicht nicht klar, warum du hier bist, mir schon. Bau ja keine Scheiße."

Zu spät Miles, ohhh, zu spät.

Nathan hatte stumm genickt und sich das Grinsen verkniffen. Dann war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen und er war Angie durch den Flur gefolgt. Er hatte sich in einem großen, mit weißen Fliesen, einem schwarzen Florteppich und einer schwarzen Ledergarnitur versehenen Wohnzimmer wiedergefunden. Gerade, als er ein höfliches Kompliment zur Einrichtung hatte äußern wollen, hatte Angie vor ihm gestanden und ihn aus ihren blauen Augen heraus funkelnd angesehen.
„Und ob ich nicht weiß, warum du hier bist.", hatte sie geraunt und ihm dann seinen Kapuzenpullover über den Kopf gezogen. Ehe er sich hatte rühren können, war sie vor ihm auf die Knie gegangen, hatte sein Shirt hochgeschoben und die Haut über seinem Hosenbund mit Küssen bedeckt während ihre Hände an den Innenseiten seiner Oberschenkel hochgefahren und über die Beule in seiner Jeans gestrichen hatten. Er hatte aufgekeucht.
„Angie..."
Bevor er dazu gekommen war, sonst noch irgendetwas zu sagen, hatten ihre Finger seine Hose geöffnet, diese mitsamt seiner Boxershorts ein Stück heruntergezogen und ihre Lippen hatten sich auf seine Eichel gelegt. Nathan hatte die Hände in ihre blonden Haare gekrallt und dabei ihren Zopf umfasst. Mit großen Augen hatte er auf sie hinab gesehen und sie hatte seinen Blick erwidert - lächelnderweise mit seinem Schwanz zwischen den Lippen. Sie hatte den Mund geöffnet und ihre Zunge spielerisch über seine Eichel fahren lassen. Er hatte seine linke Hand mit Griff an ihrem Zopf gelassen und mit der rechten seinen steifen Schaft umfasst. Kurz war er so verharrt, das sich ihm bietende Bild der vor ihm knienden Angie mit geöffnetem Mund war zu gut gewesen, um den Moment nicht auszukosten. Dann hatte er in ihren Mund gestoßen, ihren Kopf dabei so haltend, dass er den Winkel hatte bestimmen können, nicht sie. Sie hatte seinem Schwanz die Zunge entgegengestreckt und dann ihre Lippen darum geschlossen. Bestimmt, aber vorsichtig, hatte er sich tiefer in ihren Mund geschoben. Dann hatte er ihre Hände gespürt, wie sie seine gelockert und abgelöst hatten. Sie hatte die Führung übernehmen wollen und zu gerne hatte er ihr diese überlassen. Als ihre Finger sich um seinen Schaft geschlossen hatten und er zugesehen hatte, wie sie seinen Schwanz in ihren Mund aufgenommen hatte, hatte Nathan laut aufgestöhnt, die Augen geschlossen und seinen Kopf in den Nacken gelegt. Angie hatte das Tempo gesteigert, war gleichzeitig mit ihren Fingern und ihrem Mund an seinem Glied auf- und abgefahren. Diese Mischung aus umschlossener Enge und warmer Nässe hatte er so noch nicht gekannt. Nathans Erregung war so hoch gewesen, dass er das nicht lange ausgehalten hatte. Er war mit einem Schrei gekommen.

Keuchend setzte Nathan sich in seinem Bett auf.

Fuck.
Verzweifelt fuhr er sich mit den Händen durchs Gesicht.
Was für eine abgefuckte Scheiße!

Dieses ganze Gerede von Joshua und der dunkeläugigen Schönheit tat ihm eindeutig nicht gut. Dieses Gefasele vom Knistern, vom Hin- und Her, vom Sex waren zu viel für Nathan. Er musste hier raus, und zwar ganz dringend. Er schnappte sich seine Jacke, schlüpfte in Turnschuhe, griff nach Handy und den Kopfhörern und verließ das Zimmer. Noch auf dem Flur begann er zu joggen, während er seine Laufplaylist anschmiss. Die Uhr auf dem Display zeigte 4:16 - genug Zeit, sich abzureagieren.

Als Nathan fast zwei Stunden später völlig verschwitzt und mit zittrigen Waden zurück ins Zimmer kam, ging gerade die Sonne auf. Kyle lag friedlich schlummernd in seinem Bett. Nathan beschloss, duschen zu gehen und dann noch schnell Frühstück zu besorgen. Die kleine Bäckerei auf dem Campus hatte immer schon ab 6 Uhr morgens geöffnet und frische Brötchen, Kaffee und Eier zum Verkauf. Bestimmt würde Kyle sich freuen, ein kleines Katerfrühstück zu sich nehmen zu können und das war Nathan seinem besten Freund schuldig. Er hatte ihn in den letzten Monaten ertragen, war für ihn da gewesen und hatte nie Fragen gestellt. Zwar kannte Kyle nur eine Hälfte der Geschichte, aber diese Hälfte reichte völlig aus. Mehr musste er auch nicht erfahren, er würde sich nur Sorgen machen, sich einmischen wollen und am Ende wahrscheinlich für Nathans Dummheit Ärger kassieren. Und das würde Nathan nicht riskieren.

„Guten Morgen, Hübscher. Na, schon so früh auf?"
Nathan erstarrte beim Klang der Stimme, die ihm entgegenschlug, als er die Bäckerei verlassen wollte. Miles hatte sich vor ihm aufgebaut, einen seiner Jungs hinter sich.
„Frühstück für dich und eine neue Perle, oder hat Kyle dich jetzt doch endlich mal rumgekriegt? Weißt du, ich bin ja immer der Meinung, dass zwei Kerle, die alleine zusammen wohnen..."
„So wie du und Joshua eine ganze Zeit lang?", fiel ihm Nathan schnippisch ins Wort. „Komm schon, Miles, es ist zu früh für den Scheiß. Lass mich in Ruhe."
Miles' Miene verfinsterte sich. „Ich entscheide, wann ich mit irgendwelchem Scheiß ankomme, klar?"
„Jaja, schon klar.", antwortete Nathan, bemüht, ruhig zu bleiben. Er hatte wirklich keinen Bock auf Stress und war nach der kurzen Nacht auch viel zu müde dafür.
„Na also, geht doch, Nathan. Du denkst an unser Date am Freitag, ja?"
„Jo...", murmelte Nathan und wollte weitergehen. Doch Miles hielt ihn zurück: „Ach, und gute Arbeit da gestern mit dem Stunt. Montgomery war echt beeindruckt und freut sich schon, dich wiederzusehen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie von dem Sprung oder einfach nur von dir begeistert war. Hab ja kurz gedacht, du würdest mir vom Dach segeln. Aber das geht natürlich nicht, oder? Schließlich haben wir einen Deal. Du schuldest mir noch so einiges. Auch wenn ich nicht weiß, ob das je das Leben meiner Schwester aufwiegen wird, du scheiß Mörder."
Miles' Stimme war bei den letzten Worten immer leiser geworden, die Worte immer drohender. Nathan hatte den Rum in seinem Atem riechen können.

Er ist immernoch besoffen.

Stumm hatte er genickt und sich dann auf den Weg zurück in das stinkende Wohnheim gemacht.

Ich hasse mein Leben.

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