Prolog

LANGWEILIG. Irgendjemand hat dieses Wort in Großbuchstaben auf den Tisch gekritzelt. Mit Edding. Damit es bloß nie wieder weggeschrubbt werden kann. Die Putzfrauen werden sich freuen. Ich kann meine Augen nicht von dem Wort abwenden, lese es bestimmt zum hundertsten Mal. Wer auch immer für diese Schmiererei verantwortlich ist – ich bin mir sicher, Der-oder Diejenige hat sich im Unterricht genauso fehl am Platz gefühlt wie ich.

Überall wäre ich jetzt lieber als hier. Sogar draußen, obwohl es schon den ganzen Tag über regnet. Dicke Tropfen schlagen wütend gegen die Fensterscheiben, man sieht kaum noch etwas. Bristol im Februar. Wie könnte es anders sein. Das Prasseln des Regens vermischt sich mit dem leisen Gemurmel einzelner Schüler und einem unangenehmen, kratzenden Geräusch. Ich schaue auf und bemerke das Mädchen, das vorne an der Tafel steht, ein Stück weiße Kreide in der Hand.

Mit hochkonzentrierter Miene löst sie eine Aufgabe, die unser Lehrer ihr gestellt hat und deren Ergebnis mich ungefähr so sehr interessiert wie die Tatsache, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist. Ich beobachte sie beim Nachdenken, registriere die angedeutete Falte zwischen ihren feinen Brauen und die widerspenstigen Locken, die sich aus ihrem Zopf gelöst haben.

Als das Mädchen fertig ist, dreht sie sich zu unserem Lehrer um und lächelt ihn Beifall heischend an. Wie ein Hund, der ein Leckerli erwartet, nachdem er ein Kunststück aufgeführt hat. Ich kenne sie kaum, aber in diesem Moment wird mir klar, dass ich sie nicht mag.

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