5.

287 Tage

"Hey.", ließ ich meine Tasche auf dem Tresen fallen und lächelte John breit an. John war der langjährige beste Freund von meinen Eltern. Mom und er kannten sich ebenfalls seit ihrer Kindheit, Dad lernte ihn kurz vor Mum und Dads Hochzeit kennen. Danach waren alle drei unzertrennlich – bis zur Scheidung meiner Eltern. John sprach kein Wort mehr mit meinem Vater und half meiner Mutter wo er nur konnte. John hatte ein Café in unserer Gegend, wo ich manchmal nach der Schule aushalf. Das Café war sehr beliebt in unserem Ort. Nicht nur ältere Menschen kamen auf einen Kaffee, sondern auch jüngere.

"Tisch sieben.", schob mir John zwei Teller vor die Nase und warf mir dann meine Schürze zu. John nahm meine Tasche, die noch immer am Tresen lag, und legte sie in die Abstellkammer bei der Kasse. Ohne weitere Worte ging ich auf Tisch sieben zu und servierte dem älteren Paar das Essen. "Ein Wunder, dass du alleine bist. Grayson isst mir sonst immer die Vorräte weg.", grinste mich John an und druckte eine Rechnung an der Kasse aus.

"Er kommt noch.", lachte ich und nahm mir Stift und Notizblock. "Hast du die Sachen für Moms Geburtstag schon besorgt?", erst jetzt band ich mir meine Schürze um und sah zu John. Seit ich mich erinnern kann, war John für uns da. Nicht nur für Mum oder Dad, sondern auch für uns Kinder. Meine Geschwister, sowie ich vergötterten John. Als wir jünger waren, brachte er uns immer Süßigkeiten aus seinem Café – natürlich wusste meine Mutter nie etwas davon, er meinte immer es wäre unser Geheimnis. Nach der Scheidung meiner Eltern war er oft für Mum da, er half ihr im Haushalt und erledigte manchmal Einkäufe. Als John von der Scheidung meiner Eltern erfuhr, ließ er den Laden für einen Tag zugesperrt um für meine Mutter da zu sein. Wir waren zwar nicht eine reiche Familie, doch wir hatten das Glück, dass wir umgeben von tollen Menschen waren. Mit John verband ich nur gute Erinnerungen und deswegen mochte ich ihn so sehr.

"Du und deine Schwester – Kontrollfreaks!", zeigte er mit dem Finger auf mich, als ich durch die Kartons in der Abstellkammer stöberte. Ich fing an zu lachen worauf weitersprach: "Ich habe alles schon am Mittwoch besorgt. Deine Schwester war in der Woche drei Mal hier bei mir und hat nach den Sachen gefragt. Sie ist jedes Mal mindestens zwei Mal durch die Kartons durchgegangen – ja, ich habe alles Ave. Auch die Gummibären, die deine Mutter so sehr liebt."

"Hast du auch die Riegel, die ich so gerne habe?", fragte ich mit einem süßen Lächeln auf meinen Lippen. Er griff unter den Tresen und warf mir plötzlich einen Schokoriegel zu. Wie ein kleines Kind freute ich mich und machte ihn sofort auf: "Danke du bist der beste John!"

"Jetzt – arbeiten!", versuchte er streng zu sein. Doch als er mein Lächeln auf den Lippen sah, fing er an zu lachen und rollte dabei seine Augen. Ich biss einmal von meinem Riegel ab und steckte ihn dann in die Tasche meiner Schürze, danach machte ich mich auf den Weg zu den Kunden.

Die Arbeit bei John machte mir jedes Mal Spaß. John war ein toller Chef und kommandierte mich nicht herum. Er gab es zwar nie zu, aber ich wusste es, dass er meine Hilfe sehr schätzte. Den Laden besaß er schon sehr lange, früher schrieb ich oft an dem Tresen meine Schulaufgaben oder zeichnete irgendetwas. John hat heute noch alle Zeichnung auf der Wand bei der Kasse hängen. Darunter waren nicht nur die von mir, sondern auch die von meinem Bruder und meiner Schwester.

Als ich einige Personen, darunter auch alte Freunde von mir, in den Laden gehen sah, ging ich sofort hinter den Tresen und holte John aus der Küche. "Kannst du die bitte bedienen?", bat ich ihn. Er wusste, dass ich keine Freunde außer Grayson hatte. Den Grund dahinter wusste er nicht. John vermutete, dass Alex dahintersteckte, aber er respektierte mein Privatleben und hinterfragte nie die Situation. Ohne etwas zu sagen, nahm er meinen Notizblock und ging dann um den Tresen zu dem Tisch der Jugendlichen. Um nicht herumzustehen nahm ich mir einen Lappen und wischte den Tresen ab, daraufhin trocknete ich Teller ab und brachte sie in die Küche. Als ich wieder hervorkam, saß Dean am Tresen. "Na? Was bringt dich her?", grinste ich meinen Bruder an.

"Du auch hier?", stellte John ihm dieselbe Frage und warf mir den Notizblock zu, damit ich die Bestellung für die Jugendlichen herrichte. "Solltest du nicht in der Uni sein?", klang seine Stimme nun strenger.

Dean rollte seine Augen und antwortete: "Ich habe heute keine Vorlesungen." Danach griff er mit der Hand über den Tresen und schnappte sich einen Muffin, "Ich wollte nur herkommen um zu sehen, ob du alles für Moms Geburtstag besorgt hast?", er biss einmal ab und sah fragend zu John.

Ich verkniff mir mein Lachen und breitete vier Latte Macchiatos zu. John seufzte genervt und sah dann zwischen meinem Bruder und mir hin und her: "Sagt Mal, macht ihr das mit Absicht? Joe war schon einige Male hier, heute hat Ave danach gefragt und jetzt auch noch du? Ich bin doch keine unzuverlässige Person!"

Dean warf ich einen Blick zu worauf wir dann anfingen zu lachen. Denn wir beide dachten an dieselbe Geschichte. "Naja.", hob Dean lachend seine Augenbraue und schnappte sich nun auch einen Kaffee, den ich gerade für jemanden anderes zubereitet hatte. "Ich kann mich noch erinnern, als Mum dich darum gebeten hat für Aves Geburtstag die Torte aus der Konditorei zu holen. Anstatt mit einer Barbie Torte bist du mit einer Power Rangers Torte aufgetaucht."

John sah erneut geschockt zwischen Dean und mir hin und her und verteidigte sich: "Ich war total im Stress. Für Aves achten Geburtstag habe ich extra den Laden geschlossen und danach bin ich auf die andere Seite der Stadt gefahren um ihre Torte zu holen – ich habe vergessen nachzusehen ob es wirklich ihre war! Und hey.", nun warf er mir einen Blick zu und zeigte mit dem Finger auf mich: "Du kannst mir nicht sagen, dass du Power Rangers damals nicht gemocht hast!"

Ich fing an zu lachen und nickte: "Du hast recht. Ich habe sie wegen Dean gemacht, aber sowas hält man gerne vor den Freundinnen geheim. Ganz besonders in dem Alter ..."

Er atmete tief aus und verschwand dann in der Küche, dabei sagte er laut: "Ich habe keine Ahnung wie ich es so lange mit euch ausgehalten habe."

Ich richtete die Bestellung her und sprach mit Dean. Dabei erklärte ich ihm wieso John so aufgebracht war. "Ich geh danach noch zu Joe, Oliver hat sich nämlich ein gebrauchtes Motorrad gekauft und braucht meine Hilfe. Wie lange arbeitest du?"

"Da John gerade in der Küche seine Nerven wegen zu verliert, schätze ich, dass ich bis Ladenschluss arbeiten werde.", antwortete ich lachend als ich John aus der Küche gehen sah. "Hey John die Bestellung ist fertig.", meinte ich und deutete auf die Bestellung.

Er sah mich einige Sekunde fragend an, doch verstand dann wieso ich die Bestellung nicht selber hinbringe. "Eigentlich habe ich dich eingestellt, damit du mir Arbeit abnimmst. Seitdem du jedoch hier arbeitest, habe ich umso mehr zu tun.", meinte nun John lachend. "Bestellung aufnehmen.", sagte er kurz und deutete auf Tisch fünf.

"Okay Chef.", lächelte ich ihn an und sah dann zu Dean, "Ich komme gleich." Die Menschen an Tisch fünf kannte ich. Sie waren sehr gute Freunde von meinen Eltern, früher kamen sie sogar oft zum Abendessen zu uns und wir zu ihnen. Weswegen ich etwas länger bei ihnen am Tisch stand. Sie fragten mich nach der Schule, nach meinem Freund Alex – denn sie beide wussten nicht, dass wir getrennt waren. Danach meinte die Frau, dass ich schon bald wen besseren finden werde und ich ja nicht traurig sein solle. Jemand besseren als Alex? Nicht schwer zu finden. Nach den Fragen über mich und mein Leben löcherten sie mich über Joe und Dean aus, als sie Dean an dem Tresen sitzen sahen, sprachen sie dann darüber wie groß und attraktiv er geworden ist. Aus Höflichkeit hielt ich das Gespräch aufrecht, obwohl ich nebenbei mitbekam wie sich der Laden füllte und John im Stress war. Als sie mich endlich arbeiten ließen, brachte ich John schnell den Zettel mit der Bestellung in die Küche und machte mich auf den Weg zu den anderen Tischen.

"Uhm Ave?", rief plötzlich eine viel zu bekannte weibliche Stimme meinen Namen. Genervt atmete ich aus und drehte mich schließlich mit einem falschen Lächeln um – Scarlett. Sie rief mich zu ihnen am Tisch und deutete dann auf ihre Getränke: "Könnten wir vielleicht nochmal alle dasselbe haben? Bei mir aber bitte Latte Macchiato laktosefrei!"

"Gerne.", lächelte ich sie erneut falsch an und räumte ihr Tisch ab. Als ich zurück zum Tresen ging fing ich an zu lachen. John hat mir bei der ersten Bestellung nicht gesagt, dass ein Getränk laktosefrei sein soll.

"Sag Mal ist Scarlett noch mit ihrem Freund zusammen?", fragte nun mein Bruder mich als ich vor ihm die neue Bestellung zubereitete. Als ich hoch zu ihm sah, bemerkte ich wie er über seine Schulter zu Scarlett sah und sie anlächelte. Von früher wusste ich, dass Scarlett meinen Bruder schon immer attraktiv fand, nur fing sie aus Respekt zu mir nichts mit ihm an. Aus Respekt zu mir. Daran dachte sie wohl nicht, als sie mit Alex ins Bett sprang. "Komm schon sie ist heiß.", meinte nun Dean als er mein Gesichtsausdruck sah.

"Ekelhaft Dean.", verzog ich mein Gesicht. "Würdest du noch immer einen Kaugummi kauen, wenn du wüsstest, dass ihn jeder in deiner Klasse im Mund hatte? Nein? Dann würde ich mich von Scar fernhalten. In ihr war scho-"

Nun verzog Dean sein Gesicht, "Okay aufhören." Er machte ein Kotzgesicht und schüttelte dann seinen Kopf: "Du bist einfach adoptiert. Du kannst unmöglich meine Schwester sein."

"Stimmt. Ich bin intelligenter, hübscher und ... mh habe ich schon intelligent gesagt?", lächelte ich meinen Bruder an. "Vergiss es. Wir sind Geschwister. Dasselbe Blut, für immer vereint. Bis an unser Lebensende musst du mich ertragen."

"Nicht, wenn ich dich erschlage.", murmelte er leise vor sich hin und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. "Wie auch immer. ", Dean sah auf seine Uhr und dann über seine Schulter aus dem Fenster

"Wartest du auf wen?", hinterfragte ich seine Verhalten. Obwohl ich ziemlich im Stress war, sprach ich mit Dean. Die letzten Tage sahen wir uns immer weniger und weniger. Entweder war er in der Universität oder mit seinen Freunden unterwegs.

"Eigentlich warte ich auf Harry, der sollte schon längst hier sein.", aus seiner Hosentasche nahm er sein Handy heraus und checkte seine neuen Nachrichten.

Ich schluckte stark. Wusste Dean, dass Harry mich schon das zweite Mal ausgefragt hat? "Wieso auf Harry?", stellte ich ihm die nächste Frage. Plötzlich fiel mir die Sache ein, die mir Harry erzählte. Dass Dean darum gebeten hat auf mich aufzupassen. "Und bevor ich es vergesse. Du brauchst keinem deiner Freunde sagen, dass sie auf mich aufpassen sollen.", meinte ich nun ein wenig wütend.

Dean drehte sich zu mir um und runzelte seine Stirn: "Über was redest du? Ich habe keinem gesagt er soll auf dich aufpassen. Wovor auch?" Sofort veränderte sich meine Miene. Harry log mich an. "Wie auch immer. Ich gehe kurz auf die Toilette, wenn Harry kommt sag ihm, dass ich gleich komme." Mit den Worten verschwand mein Bruder und ließ mich alleine stehen. Wenn mein Bruder ihm nicht gesagt hat, dass er auf mich aufpassen soll, wieso tat er es dann? Wieso interessierte er sich plötzlich für mein Wohlbefinden? Wusste ... wusste er vielleicht was Alex mir antat?

"Tisch zwei.", holte mich plötzlich John aus meinen Gedanken und schmiss mir den Putzlappen ins Gesicht. Als er mein Gesichtsausdruck sah, fing er an zu lachen. Ich rollte meine Augen und fing ebenfalls an zu grinsen. Danach machte ich mich auf den Weg zu Tisch eins. Als die aus meiner Schule gingen, entspannte ich wieder. Die Arbeit ließ mich wieder alles um mich herum vergessen. Gegen späten Nachmittag wurde es auch wieder ruhiger im Laden und kurz vor Schluss, um neun Uhr, waren nur mehr ältere Menschen anwesend. Da die ganzen Jugendlichen heute alle zu einem Event in unserer Gegend gehen. Sogar Grayson mit seiner Freundin. Natürlich wollte er mich erneut mitschleppen, ich jedoch hatte absolut keine Lust auf seine Freundin und noch dazu ist der große Tag meiner Mutter. Sie dachte, dass wir, so wie jedes Jahr, zuhause sitzen und uns einen Film ansehen. Da neben Mums Geburtstag, Joe, meine Schwester, auch endlich ihre Schwangerschaft bekannt gibt, feiern wir ganz groß. Wir haben fast die ganze Stadt eingeladen, da meine Mutter so gut wie mit jedem hier befreundet ist.

"Schließt du den Laden in einer halben Stunde? Ich gehe die Kasse im Büro zählen und checke das Lager.", er warf mir den Schlüsselbund zu worauf ich ihn fing und nickte. Als er nachhinten ging, säuberte ich noch einige Tische und wartete bis die letzten Kund bezahlen wollen. Während die letzten sechs Gäste noch gemütlich ihren Kaffee tranken, wischte ich das Geschirr trocken und schlichtete sie zurück in die Regale. Danach säuberte ich die Kaffeemaschine und füllte auf jedem Tisch die Servietten nach.

"Wir schließen gleich.", meinte ich freundlich zur Person, die gerade in den Laden kam. Ohne hinzusehen wer es war, ging ich zu den nächsten Tischen und füllte dort ebenfalls die Servietten nach. Als ich mich umdrehte und zurück zum Tresen ging, sah ich Harry dort sitzen. "Bist du nicht mit meinem Bruder bei meinem Schwager?", fragte ich und legte die offene Serviettenpackung in ein Fach unter der Kasse.

"Wir waren, dein Bruder ist mit den anderen zu diesem einem Event gefahren.", meinte er und sah nachdenklich zur Kaffeemaschine, "Hast du sie schon geputzt?", fragte Harry schließlich nach.

"Eigentlich schon.", antwortete ich und nahm trotzdem ein sauberes Glas. Er sah irgendwie nachdenklich aus. Ansonsten würde ich ihm eine genervte Antwort geben, doch ich wollte seine Laune nicht noch verschlechtern. "Aber ich kann eine Ausnahme mache.", lächelte ich ihn an und machte ihm einen Kaffee. Erst jetzt realisierte ich, wie ich zu ihm war. Den Kaffee legte ich vor ihn hin und ließ ihn auch alleine am Tresen sitzen, da ich mich um die Gäste kümmerte. Die letzten sechs Gäste zahlten ihre Bestellungen und verabschiedeten sich. Während ich die Tische abräumte und das Geschirr säuberte, waren sowohl Harry als auch ich still. Die Musik, die sonst immer lief, drehte ich bereits vor einer Stunde ab, da John immer sagte, dass so die Gäste merken, dass der Laden bald schloss.

"Arbeitest du oft hier?", fragte Harry schließlich und unterbrach somit die angenehme Stille. Was hieß oft? Ich half John sehr meistens nach der Schule aus, jedoch nie so lange wie heute. Weswegen er mich auch wahrscheinlich nie hier sah.

Ich zuckte mit den Schultern und putze die Kaffeemaschine ein zweites Mal heute Abend und antwortete: "Meistens nach der Schule ein paar Stunden. Manchmal öfters manchmal seltener." Ich spürte seinen Blick auf meinen Rücken ruhen. Ein wenig fühlte ich mich doch beobachtet, doch ließ mir nichts anmerken und fuhr mit meiner Arbeit fort.

"Du hast heute Nachmittag auch gearbeitet? Ich habe dich gar nicht gesehen, als ich Dean von hier abgeholt habe.", nun drehte ich mich um und sah wie er mich fragend ansah – seine Tasse war unberührt.

"Da war ich wahrscheinlich in der Küche.", zuckte ich mit meinen Schultern und hielt den feuchten Lappen in meinen Händen, "Oder im Lager, keine Ahnung. Auf jeden Fall bin ich seit Schulende hier.", das Gespräch war irgendwie ... überflüssig? Aber aus irgendeinem Grund spürte ich, dass er gerade einfach reden wollte. Erst jetzt nahm er seinen ersten Schluck aus der Tasse. "Wieso bist du nicht mit denen? Also mit meinem Bruder und den ganzen?", fragte ich ihn schließlich. Normalerweise war Harry immer dabei, wenn die Jungs um die Häuser zogen, weswegen es mich nun umso mehr verwunderte.

Nun zuckte Harry mit seinen Schultern und meinte mit einer gerunzelten Stirn: "Ich hatte heute einfach keine Lust darauf.", mit seinem Löffel mischte er seinen Kaffee zum gefühlten hundertsten Mal und sprach weiter: "Wieso bist du nicht mit Grayson?"

"Er ist mit seiner Freundin unterwegs.", aus Gewohnheit verzog ich mein Gesicht. Sobald ich sie erwähnte oder nur an sich dachte, verzog sich meine Miene. Jeder wusste, dass ich sie kein bisschen leiden konnte. Aber Grayson schien etwas in ihr zusehen, weswegen ich sie schlussendlich akzeptieren musste.

Das erste Mal heute sah ich ein Lachen auf Harrys Lippen. "Du scheinst sie nicht sehr zu mögen?", der Satz hörte sich eher nach einer Frage an und nicht nach einer Feststellung.

Ich lachte und zuckte mit meinen Schultern – irgendwie tat ich diese Geste heute ziemlich oft. "Sie und ich sind nicht gerade die besten Freunde.", drückte ich es freundlich aus. "Grayson ist wie ein Bruder für mich und es ist einfach von Natur aus so, dass man die Freundin des Bruders nicht leiden kann. So war es bei Dean auch immer, ich konnte keines der Mädchen näherungsweise leiden.", ich atmete aus und sprach aus irgendeinem Grund weiter, "Aber ich akzeptiere sie – muss ich ja. Sie macht Grayson irgendwie glücklich." Bevor Harry antworten konnte, kam erneut jemand durch die Ladentür. Zuerst wollte ich rufen, dass wir geschlossen hatten, doch dann überkam mich plötzlich ein unfassbares, schönes Gefühl. "Brent!", rief ich lachend und rannte um den Tresen. Brent war der Sohn von John. Der zurzeit in San Francisco studiert. Ich fiel Brent um die Arme und lachte wie verrückt.

"Langsam Kleine.", lachte Brent und schmiegte ebenfalls seine Arme um meinen Körper. Brent ist wortwörtlich mit uns aufgewachsen. Bis sich dann John und seine Frau scheiden ließen und er mit seiner Mutter nach San Francisco zu ihrem neune Freund zog. Dort studierte er zurzeit Rechtswissenschaften. Brent war in ein Jahr älter als meine große Schwester Joe. "Du bist so erwachsen geworden.", lachte er in mein Ohr und hielt mich nach wie vor in seinen Armen. Brent war schon eine längere Zeit nicht mehr hier bei seinem Vater – vier Jahre, wenn ich mich nicht irrte.

"Unglaublich, dass du wirklich gekommen bist.", löste ich mich nun aus seiner Umarmung und sah ihm tief in die Augen. Ich konnte es tatsächlich nicht glauben, dass er wirklich hier war. Mum liebte Brent genauso viel wie sie Grayson liebte, wenn nicht sogar mehr. "Mum wird ihren Augen nicht trauen."

"Ich kann doch den Geburtstag meiner Tante Lou nicht verpassen.", lächelte er vor sich hin und hob nun seine Tasche vom Boden auf – die er, bevor er mich in seine Arme nahm, fallen ließ. "Wo ist John?", fragte er schließlich.

"Er ist hinten im Lager.", lächelte ich noch immer breit vor mich hin. "Geh ruhig, wir werden uns später sicher noch sehen.", meinte ich nun und deutete auf die Hintertür. Brent schenkte mir noch einmal ein Lächeln und verschwand schließlich. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass Harry ebenfalls im Laden war. "Tut mir leid.", entschuldigte ich mich bei ihm. Meine Freude darüber, dass Brent da war, konnte ich nicht verstecken – ich lächelte nach wie vor. "Das ist der Sohn von John, er ist extra wegen Mums Geburtstag hierhergeflogen.", ich sah zu Harry, der mich mit einem leichten Lächeln ansah. "Was?", fragte ich schließlich.

"Du magst ihn sehr oder?", nun nahm er einen Schluck aus seiner Tasse und behielt den Augenkontakt.

Aus irgendeinem Grund erzählte ich ihm die Geschichte von Brent und mir. "Vor einigen Jahren, als er noch hier lebte, habe ich ihn echt gemocht. Ich war ... zehn? Elf?", fing ich an zu lachen. "Jedes Mädchen hat diesen einen Jungen, den sie toll fand – und das war Brent bei mir. Er war der erste Junge den ich wirklich toll fand – leider wusste das irgendwie jeder.", lachte ich vor mich hin und legte meine Schürze auf ihren Platz, "Sie haben mich immer deswegen gehänselt, aber Brent nie. Damals war ich viel zu jung für ihn."

Harry lächelte und nickte, "Und jetzt? Was hält dich jetzt davon ab?" Harry erwartete sich sicher, dass ich Alex sage. Doch Alex war nicht der Grund.

Ich fing an zu lachen und zuckte mit den Schultern: "Es ist viel zu Lange her und seine Verlobte hält mich davon ab." Brent hatte seit seinem letzten Jahr auf der High-School eine Freundin, die nun ebenfalls in San Francisco studierte, seit zwei Jahren waren sie nun glücklich verlobt.

Harry atmete tief durch und sah auf die Uhr, die hinter mir hing. "Danke dir für den Kaffee, ich gehe lieber. Der Laden sollte eigentlich seit mehr als einer halben Stunde geschlossen sein.", er nahm seine Geldbörse aus der Hosentasche, doch ich hielt ihn auf.

"Lass stecken, geht auf mich.", lächelte ich ihn an und nahm seine leere Tasse, "Wobei ... eigentlich solltest du viel mehr zahlen. Ich habe extra für dich die Kaffeemaschine eingeschalten und jetzt stand ich auch für dich eine halbe Stunde länger im Laden." Harry wollte etwas sagen, doch tat es schlussendlich doch nicht.

"Dankeschön.", lächelte er mich an und ging auf die Tür zu, "Man sieht sich Naveen." nannte er mich beim Rausgehen bei meinem vollen Namen.

Ich verzog mein Gesicht und lehnte mich über den Tresen. "Dafür lasse ich dich das nächste Mal das dreifache zahlen!", schrie ich ihm hinterher. Durch die Glastür sah ich ihn lachend auf sein Auto zugehen. Ich konnte nicht anders, wahrscheinlich lag es an meiner übertrieben guten Laune, und fing ebenfalls an zu lachen.

Die Tür schloss ich nun von innen ab und ging dann in die Abstellkammer und holte meine Sachen ab. "Soooo erzähl mir, wer war das?", kam plötzlich Brent hervor und erschrak mich. Ich hielt meine Hand auf meinem Herz und atmete erschreckt durch. "Seit wann so schreckhaft?", lachte er und führte mich zu Tisch sechs. Vertief im Gespräch vergaß ich völlig die Zeit so, dass mich John schlussendlich nachhause fahren musste.

(hiii!!!! Wie fandet ihr das Kapitel? Ich weiß es geht ein wenig langsam voran aber es ist auch erst das fünfte kapitel :) in der story mag ich ienfach nicht überstürzen, weil es meine lieblingsstory sein wird und ich einfach kaum erwaten kann meine ideen hier einfließen zu lassen :) x)

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