12th Letter
L- Leverkusen besuchen
Brandt&Havertz
Für Sxlangelxfxrever
Ein aufgeregtes Kribbeln durchfuhr Julians Körper, als er den Wagen am gelben Ortsschild Leverkusens vorbei lenkte. Nun waren sie in Leverkusen.
Die Stadt, mit der sie so viel verbanden.
Die Stadt, in der alles angefangen hatte.
Als er an einer roten Ampel zum Stehen kam, glitt sein Blick zur Beifahrerseite und seine Mimik wurde augenblicklich weich.
Es war aber auch viel zu süß, um nicht zu grinsen, wenn man Kai so sah.
Seit sie im Stau gestanden haben, war Kai eingeschlafen. Sein Kopf hatte er an die Fensterscheiben gelehnt und hatte Jules Pulli, der so gut nach dem Blonden roch, als sein Kopfkissen genommen und ruhte seinen Kopf drauf aus. Seine Locken, mit denen er nach seinem Flug so gekämpft hatte, waren schon wieder durcheinander und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein friedliches Lächeln ab.
Am liebsten würde Jule seine Hand ausstrecken und Kai unaufhörlich über den Arm oder über die Wange streichen oder einfach nur seine kühle Hand halten, aber er musste ja fahren.
Eigentlich war es Kais Job zu fahren und Jules Job, seinem Freund auf die Nerven zu gehen, die Musik zu machen oder ihn falsch zu navigieren.
Oder, wie Kai jetzt, zu schlafen und die Hälfte der Fahrt und somit auch Kais Wutausbrüche zu verpassen.
Aber heute hatte er mal gedacht, als guter Freund, löste er Kai mal ab.
Aber als Jule den Wagen auf den Parkplatz ihres alten gemeinsamen Lieblingsrestaurants hatte rollen lassen, musste Jule Kai wohl oder über wecken.
Auch wenn er ihn am liebsten schlafen lassen wollte, denn Kai hatte nach dem Flug nach Dortmund nicht viel Schlaf abbekommen.
Am Anfang ihrer kleinen Flashback-Reise, wenn man das so nennen durfte, wollten sie das Suhsi essen, das sie, als sie noch hier gespielt hatten, fast jeden Tag gegessen hatten und dann wollten sie noch am Stadion vorbei fahren und am Trainingsgelände und an ihrer alten Wohnung, die ursprünglich nur Julians war und irgendwann aber zu ihrer gemeinsamen Wg geworden ist.
Es gab so viel, was sie machen konnten und wollten.
So viel, dass sie locker zwei oder drei Tage hier bleiben könnten...
Nahezu mit jedem Ort verbanden sie eine kleine Gesichte aus ihrer gemeinsamen Zeit hier. Wo sie noch beste Freunde waren oder wo sie schon zusammen waren.
Leverkusen war die Stadt, der sie das, was sie jetzt hatten, maßgeblich zu verdanken hatten.
Womöglich hätten sie sich gar nicht richtig kennengelernt, wenn sie nicht zufällig beide hier gespielt hätten und sie sich nur ein paar Mal im Jahr bei der Nationalmannschaft gesehen hätten.
Aber zum Glück war das nicht der Fall. Julian war auf jeden Fall sehr dankbar dafür, dass sie sich hier kennen lernen durften,
Leverkusen war der Ursprung einer engen Freundschaft und einer noch engeren Beziehung und Jule würde Leverkusen dafür immer auf eine Art dankbar sein, auch wenn es reichlich komisch klang, einer Stadt dankbar zu sein.
"Kai?"
Liebevoll streckte Jule eine Hand nach Kai aus und streichelte sanft über dessen Nacken, nachdem er den Motor abgestellt hatte.
"Hey, aufwachen, Harvy", flüsterte er grinsend," Wir sind da."
Wie konnte ein Mensch allein beim Aufwachen so unfassbar süß sein? Wie zur Hölle war das möglich?
Kai gab nur ein unverständliches und träges Geräusch von sich, ehe er sich wieder in Jules Pulli kuschelte, aber der Blonde ließ nicht locker.
"Kai, hey, aufwachen jetzt"; murmelte er nun etwas lauter als zuvor noch," Wir wollen doch jetzt Sushi essen; schon vergessen?"
Müde erhob Kai sich und sah in Julians blaue Augen.
"Sind wir schon da?"
"Ja", lächelte Jule liebevoll und nahm zärtlich Kais Hand in seine, um diese sanft zu drücken," Hab ich dir doch gerade schon gesagt, du Schlafmütze. Wir stehen schon vorm Restaurant."
"Oh", gab der Jüngere überrascht und nun auch etwas wache von sich, während er das Gebäude, in dem das Restaurant war, begutachtete," Hab ich gar nicht mitbekommen."
"Was du nicht sagst. Du warst ja auch in nem ganz anderen Universum unterwegs."
"Ich hab nur von dir geträumt, Julchen."
Spielerisch boxte Jule gegen Kais Schulter.
"Manchmal bist du ganz schön kitschig, weißt du das?"
"Ja"; grinste Kai, nachdem er sich nun ganz aufgesetzt und abgeschnallt hatte," Aber du würdest lügen, würdest du sagen, dass es dir nicht gefällt."
"Das hab ich auch nie gesagt und jetzt komm. Wir haben nen Tisch reserviert."
"Boah", staunte Kai, während er sich im Inneren des Lokal umsah," Das sieht hier ja noch genauso aus wie damals."
"Du tust gerade so, als wären wir beide achtzig Jahre alt und das letzte Mal zu unserer Hochzeit hier gewesen", amüsierte der Blonde sich kichernd, musste seinem Freund aber trotzdem zustimmen. Es hatte sich fast nichts verändert hier.
Es war die gleiche Einrichtung, die gleiche Tapete, auch wenn diese sicherlich mal gewechselt worden war; aber sie sah halt gleich aus.
Auch einen der Kellner erkannte der Blonde augenblicklich wieder.
Es war so verrückt irgendwie...
Und wie das Schicksal es eben so wollte, waren die beiden auch genau an den Tisch gekommen, an dem sie früher schon immer gesessen und nach dem Training ihr Sushi gegessen hatten.
Es war einfach ihr Tisch; der Kai-und-Jule -Tisch
Sie bestellten genau das, was sie damals auch immer bestellt hatten und selbst die freundliche, junge Kellnerin, die sie immer bedient hatte und immer schon wusste, was die zwei nahmen, bediente sie wieder und erkannte sie sofort wieder.
"Wie immer?", hatte sie grinsend gefragt und Kai und Jule hatten einfach nur genickt.
"Wie immer."
Es war blinde Kommunikation, fast so, als wären sie nie weg gewesen und kämen immer noch fast jeden Tag hierher.
Nun saßen sie da also mit Cola und Suhsi; immerhin war heute Cheatday; und redeten und redeten. Über ihre Zeit in Leverkusen und wie sie sich kennengelernt hatten und, und, und.
Dabei vergaßen sie sogar vollkommen die Zeit und bemerkten erst beim Bezahlen, dass sie über zwei Stunden da gegessen haben und geredet haben.
Es war einfach wie früher.
Die Gespräche waren so unbeschwert und frei und völlig... durcheinander.
Von belanglosen Dingen, über Witze und Insider gelangen sie zu den heftigsten Deep-Talk Themen und dann wieder zu ihrem Insider zurück.
Kai hätte noch Ewigkeiten hier sitzen können; mit seiner Cola, seinem Sushi und Jule.
Das war alles, was er brauchte, um glücklich zu sein.
Cola, Sushi und Jule.
Aber Jule war dabei natürlich am allerwichtigsten; natürlich.
Wer denn sonst?
"Und was machen wir jetzt noch so?", wollte Kai nahezu aufgeregt wissen, als sie wieder zusammen im Auto saßen.
"Ich weiß nicht"; zuckte Jule mit den Schultern," Wollen wir zu unserer alten Wg fahren? Mal sehen, wer da jetzt so wohnt."
"Willst du Klingelstreich machen, oder was?"
Julian ließ seine meerblauen Augen gekonnt nach hinten rollen, antwortete aber nicht weiter darauf.
Vielleicht weil er Kais Idee eigentlich gar nicht soo schlecht fand, es ihm aber nicht zeigen wollte, weil er Kais Ego nicht allzu sehr pushen wollte.
"Da hat alles angefangen", seufzte Kai wehmütig, als sie vor ihrem alten Haus standen. Im Fenster ihrer alten Wohnung, das sie wohlgemerkt sofort erkannt hatten, brannte Licht und hin und wieder lief jemand am Fenster vorbei.
Nostalgie durchflutete ihre Körper. Wie schön war es hier gewesen?
Klar, jetzt war es auch schön, aber damals konnten sie sich jeden Tag sehen und das fiel ja jetzt weg.
Damals hatte sich noch alles leichter angefühlt; nicht so ernst und gleichzeitig so wunderschön.
Vielleicht waren sie einfach erwachsen geworden.
Jule war sich gerade nur nicht so sicher, ob er dann überhaupt erwachsen sein wollte, wenn das sein unerwachsen war, aber was hatte er für eine Wahl?
Er konnte nicht nicht erwachsen werden und außerdem war es jetzt ja auch schön mit seinem Kai.
Halt nur anders.
"Weißt du noch unser erster Kuss?", fragte Jule leise und Kai musste nun wirklich lachen.
"Oh Gott, hab ich mich angestellt. Ich dachte erst, mein Leben endet, weil ich nen Mann geküsst habe."
"Dafür siehst du aber noch erstaunlich fit aus", lachte Jule und drückte dem Jüngeren einen zarten Kuss auf die rasierte Wange.
"Mein Leben ist ja auch nur schöner geworden, seit du da bist."
"Ohhh, ich weine ja gleich, Harvy."
"Küss mich lieber", forderte Kai trocken.
Jule ließ sich das wiederum nicht zwei Mal sagen und legte seine Lippen sanft auf Kais.
Wie damals, als sie sich wirklich zum aller ersten Mal geküsst hatten und somit den Grundstein für das gelegt hatten, was sie heute haben.
Und wer weiß, vielleicht führen ihre Wege sie ja irgendwann mal wieder nah Leverkusen und vielleicht würden sie ja auch ihre Hochzeit in ihrem Sushi-Restaurant feiern und vielleicht würden sie irgendwann in ihre alte Wohnung zurückziehen und sich dort ein zweites erstes Mal küssen.
Wer weiß, wer weiß, wer weiß....
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